Wenn Du je ein Selbsthilfe-Buch gelesen oder ein Audioprogramm angehört hast, darüber, wie Du fitter werden kannst, dünner, reicher, erfolgreicher, selbstbewusster, attraktiver, gedächtnisstärker, spiritueller, einflussreicher, beliebter, bewusster, sinnvoller, biegsamer, unbeugsamer, entspannter, erfüllter, liebevoller, ruhiger oder was auch immer, dann kennst Du vermutlich das Gefühl: der Autor der kann das besser als ich. Er ist mir überlegen. Ihm gelingen die Dinge viel besser als mir. Ich lese seine Zeilen, will es genauso gut hinbekommen wie er, will seine Tipps umsetzen und alles schaffen, was mir das Programm verspricht, und ich schaffe es nicht. Also stimmt etwas nicht mit mir.
Ich beschäftige mich mit diesen Selbsthilfe-Themen jetzt seit … keine Ahnung … zwölf, dreizehn Jahren, und mir sind viele, sehr viele Produkte untergekommen, nach denen sich für mich nichts geändert hat, außer dass mein schlechtes Gewissen wuchs und wucherte. Mit jedem „Guru“, der immer glücklich, immer erfolgreich, immer fit und beliebt und überhaupt der Geilste ist.
Heute denke ich:
Leck’ mich doch, „Guru“.
Ich bin okay.
Heißt nicht, dass ich mich nicht weiterhin unheimlich gern mit den Themen auseinandersetze und weiterhin wachsen, will. Heißt auch nicht, dass ich nicht gern von Leuten lerne und mich inspirieren lasse, die in manchen Lebensbereichen (näher) dort sind, wo ich gern sein will.
Aber:
Wenn Du Dich als Guru positionierst, wenn Du behauptest, die einzige funktionierende Lösung für ein Problem zu kennen oder am besten gleich für alle Probleme, klappe ich Dein Buch zu oder schalte Dein Audioprogramm aus und werfe es in den Müll. Und wenn Du behauptest, erleuchtet oder immer gut drauf zu sein, dann erst recht. Sogar der Dalai Lama gibt zu, hin und wieder unfriedliche und unzufriedene Gedanken zu haben, also erzähl’ mir nichts.
Das Leben läuft nicht ohne Rückschläge, Krisen und Tränen ab.
Daran ändert Yoga nichts, Zen nichts, Qigong nichts, Kampfsport nichts, Ausdauersport nichts, Ziele setzen und visualisieren nichts, Zeitmanagement nichts.
Man kann dem Schmerz und den Niederlagen nicht entkommen, nicht für immer glücklich und erfolgreich sein.
Also ihr Dauergrinser, Ich-kenne-keine-Wut-oder-Enttäuschung-Proklamierer, Nie-Egoistischen, Erleuchteten … ihr Immer-Glücklichen, ihr Immer-Sieger und Immer-Positiv-Denkenden: wenn ihr wollt, dass ich euch anhöre, dann vergesst die Guru-Position und die Selbsthilfe-Lüge, man könne mit eurem Produkt sein Leben ohne Anstrengung für immer revolutionieren. Macht mir kein schlechtes Gewissen, sagt mir nicht, dass ich mich schuldig fühlen muss, wenn ich nach dem Lesen eures Buchs nicht sofort reich oder muskulös werde. Sagt es mir auch nicht indirekt, indem ihr eure Lösung als unfehlbar darstellt und mit mir etwas nicht stimmen muss, wenn ich’s nicht so hinbekomme wie ihr es angeblich tut.
„Kauf meinen Scheiß und ihr werdet für 24,95 € den Schlüssel des Erfolgs in die Hand bekommen – und wenn ihr zu blöd seid, ihn zu benutzen kann ich auch nichts für, dann kauft halt noch meine anderen Produkte“.
Diese Herangehensweise ist tot. (Zumindest liegt sie im Sterben.)
Gurutum ist eine längst überkommene Marketing-Strategie. Wir haben genug Überexperten und Heilsbringer gesehen, die uns nichts gebracht haben als weitere Selbstzweifel. Was wir wollen, sind echte, authentische Menschen, keine aalglatten, strahlenden „Götter“.
Ich lerne viel lieber und viel besser von jemandem, der sich zeigt, zugibt, die Höhen und Tiefen des Lebens zu kennen und einige bleibende Narben davongetragen hat, der seine Narben kennt und immer wieder mal spürt. Nur dann fühle ich mich mit ihm verbunden und kann wirklich offen sein für seine Ideen. Der „Guru“ dagegen erhebt sich über mich und kann mich daher nie tief erreichen.
Die Entfernung zwischen ihm, dem Guru, und mir ist einfach zu lang, um von ihm wirklich lernen zu können. Zwischen ihm und mir stehen seine Selbstdarstellung, die ich ihm nicht glaube und damit eine Wand, durch die er weder meine Hand nehmen noch mein Herz erreichen kann.
Wenn Du ähnlich fühlst und denkst wie ich, dann:
Lass’ uns die Gurus vergessen
und stattdessen
lieber ohne sie gemeinsam wachsen.
Photo: Nicholas A. Tonelli
Lieber Tim,
DANKE für diesen Beitrag! :-))
Als Frau, die sich schon lange mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt bin ich an einem ähnlichen Punkt wie du, und als Mensch die sich gerade selbständig gemacht hat, nervt mich diese Guru-Haltung (Mit MEiNEM Produkt wären Sie längst megabekannt, erfolgreich usw.) ganz besonders.
Niemand kennt DIE Erfolgsformel.
Als ich vor kurzem mit einem Ladenbesitzer sprach, und die Gelegenheit nutzte, ihn nach seinem Erfolgsgeheimnis zu fragen, antwortete dieser mir: „Panische Angst vor Armut.“ Wer hätte DAS gedacht. Von diesem Mann hab ich einiges gelernt. Diese Begegnung war vielleicht, nein bestimmt, kein Zufall. Und ich bin dankbar dafür. Ein „echter“ Guru ;-).
Schönen Sonntag und viele Grüße
Andrea
Hi Andrea,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe mal gelesen, dass 80% aller Menschen eher durch Angst als durch Freude/Sehnsucht getrieben werden (macht ja evolutionsbiologisch auch Sinn, der Tod ist nun mal schlimmer als der größtmögliche Gewinn schön ist). Und so unterscheiden wir uns sicherlich in vielen anderen Punkten auch noch, die über unseren Erfolg oder Mißerfolg, über Glück und Unglück bestimmen.
Was ist denn Deine persönliche Erfolgsformel – was funktioniert für Dich besonders gut?
Liebe Grüße
Tim
Moin Tim,
meine Erfolgsformel?
Neugier, Mut, Intuition und Authentizität.
In unterschiedlichen Mischverhältnissen, je nach Situation (an der „perfekten“ Mischung arbeite ich noch ;-)).
Die meisten Menschen werden von Angst geleitet? Je besser es uns geht, um so wichtiger ist Sicherheit, scheint mir. Aber Sicherheit lässt sich nicht erzwingen, kaufen oder herbei meditieren…
Liebe Grüße
Andrea
Hi Andrea, Danke für Deine Erfolgsformel – die leuchtet mir sehr ein 🙂 … und ist sicher besser als jeder Businessplan. Ich wünsche Dir einen freudigen Dienstag! Und danke Dir von Herzen, dass Du so eine regelmäßige myMONK-Leserin zu sein scheinst, ich freu‘ mich auch immer sehr über Deine Kommentare. LG Tim
Hallo Tim,
leider ist die Gurumasche nicht tot. Sie lebt wie eh und je. Möglich, dass vielleicht die besonders marktschreierischen Leute etwas weniger Zulauf haben.
Aber die Strunz läuft das Geschäft mit der täglichen Wunderheilung nach wie vor.
Ich habe den Eindruck, dass nicht wenige Mitmenschen sich gerne auf Gurus einlassen. Das scheint vom eigenen Denken zu entlasten. Und darum wird sich diese Erscheinung auch nicht ausrotten lassen.
Viele Grüße
Bernd
Hi Bernd,
Dankeschön für Deinen Kommentar! Hype und Gurutum werden sicherlich immer Menschen fangen können. Ich glaube allerdings, dass insgesamt eine Entwicklung hin zum Authentischen abläuft, dass immer mehr Menschen die Schnauze vom Oberflächlichen und von den billigen Tricks der Werbung voll haben. Da für mich persönlich ohnehin nichts anderes in Frage kommt, als ehrlich und langfristig zu denken, hoffe ich mal, dass diese Entwicklung noch weitergeht :).
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
Du schreibst mir aus dem Herzen. Es gibt soviele Wege wie es Menschen gibt. Un djeder Weg ist individuell und verschieden. Es gibt nicht nur ein Weg- wie es nicht nur ein super gutes Gericht gibt das alle Menschen gerne essen.
Hi Udo, mit den Ansätzen und Geschmäckern hast Du ganz sicher recht – war vorhin Mittagessen und fand mein Mahl viel besser als das meines Tischpartners (und anders herum). Der Koch war allerdings irgendwie schon ein Guru, denn immerhin konnte er uns beide sehr zufriedenstellen :). LG Tim
Wie wahr, wie wahr, doch leider sehnen wir uns immer wieder nach so einem Heilsbringer. wir möchten so gerne glauben, auch, wenn es dann nicht klappt und so suchen einige, auch ich, immer unermüdlich, meist am falschen Platz.
Hi Alfred, die Heilsbringer-Sache kenn ich auch von mir selbst. Leider ist diese Suche, wie Du schon schreibst, von vornherein zum Scheitern verurteilt.
hi leute!
tja. der selbstkreierte wahsinn vom schnellen erfolg einer kollektiv verankerten fastfoodgesellschaft-nicht nur bei der nahrungsauswahl. alles ganz schnell, jetzt, hier und sofort und dann werden diese tollen tips aus den büchern,unbeachtet von den eigenen jahrelang einstudierten verhaltensweisen als unbrauchbar erklärt. wer als erwachsener 30jähriger solches glaubt/träumt hat selbst schuld. wahre gurus lassen sich erst gar nicht auf fragen nach erfolg und…ein,denn sie wissen das jedes wesen seine individuelle mischung der elemente in sich trägt, die in harmonie gebracht werden muss,um wirklich erfolgreich zu sein,welcher meistens ziemlich wenig mit der vorstellung vom erfolg zutun hat. und es dauert meistens jahre bis jemand sein unterbewusstsein gereiningt hat,um die versteckten programme hinter der in der not angenommennen „guten“ absicht erkennt. heutzutage wünscht sich ja jeder eso-suchender eine heile welt und bemerkt dabei nicht,wie er innerlich verhungert,weil er sein „unheil“ in der tiefe nicht erkennt und wundert sich,wieso die welt so „schlecht“ ist und es sich im GRUNDE nichts ändert. es wirkt immer nur die stärkste kraft in einem und wenn das,dass nicht gesehene ist bleibt der wunsch von heiler welt und erfolg nur ein schein. jede gute und schlechte geste ist ein faden im wurzelwerk,die wenn sie stark genug ist, die mauer durchbricht und durch das licht-die annerkennung unaufhaltsam wird. selbstsucht ist z.b.ein großes hindernis,um wirklich und dauerhaft erfolgreich zu sein. und wer ehutzutage denkt,er würde es alleine gegen das kollektiv schaffen,irrt sich gewaltig. frohe weihnacht euch allen
Hi Pinaki, danke für Deine Zeilen. Ich hänge hier gerade noch ein bisschen in den Seilen, wollte Dir aber trotzdem kurz antworten. Für ‚was Qualifiziertes bin ich nur gerade noch zu müde :). LG Tim
Danke Tim für diesen Beitrag, ich setze auch auf Authentizität :-), wenn Du magst schau mal in meinen letzten Artikel von meinem Selbstliebe BLOG
„Perfektion ist Illusion“, marika-gonschorek.com/blog, Viele Grüße, Marika
Lieber Tim,
ein wirklich, wirklich toller Beitrag, den hoffentlich noch viele lesen. Im Moment ist ja das Wort „Transformation“ sehr aktuell. Mit Psychologie und einem gigantischen Marketingaufwand werden Hunderttausende von Menschen in den Sog genommen. Es verbreitet sich immer mehr. In dem schnellen Zeitalter des Internets ist es ein Leichtes immer mehr Menschen zu erreichen. Hier werden Millionen damit verdient und manche verzweifelte alleinerziehende Mama kratzt den letzten Groschen zusammen um auch „dazuzugehören“. Das ist so traurig… Nichtzuletzt, weil diese Menschen nicht nur ihr Geld aufs Spiel setzen, nein – sie entscheiden sich in dem Moment auch für das Kostbarste, was sie ohnehin schon haben. (Es nur nicht sehen, weil sie von irgendeinem „Guru“ verblendet worden sind. Dieser sagt ihnen auch: Wundere dich nicht, wenn sich deine Familie und Freunde von dir abwenden. Sie haben einen anderen Weg und du solltest das respektieren. Ich nenne das einfach nur perfide.
Trotzdem, wenn man so Geschichten hört, möchte es einem das Herz zerreissen.
Danke Tim, für dein Licht, was du in diese dunkle Welt bringst! (Um es mit den Worten der „Gurus“ zu sagen.
Ganz liebe Grüße, mach weiter so!
„Jenseits von richtig und falsch ist ein Ort, ich treffe dich dort.“ (Rumi)
Ein tolles Buch zu diesem Thema des ‚OK-Seins‘, so wie man momentan ist:
http://www.seeleundsein.com/index.php?option=com_content&view=article&id=48&Itemid=115&phpMyAdmin=6160c4fdddf96t758dr3b6c
Find deine Website und die Beiträge, die mich immer sehr ansprechen und mir gut tun, toll!!
Hallo Tim,
danke dir für deine inspirierenden Beiträge. Auch ich bin „gesättigt“ von den ganzen Ich-weiß-wies-geht-Büchern und Seminaren. Ich habe erkannt, dass ich nicht falsch bin, weil ich nicht den Weg gehe den Guru/Lehrer XY beschreibt, dass ich meinen eigenen Weg auf meine Weise gehen kann, dass ich okay bin. Um zu dieser Einsicht zu gelangen brauchte es aber den Weg über die Gurus und Bücher. Sie haben mir geholfen, das zu werden was ich jetzt bin. Weil die Veränderungen, das Erlernte zur Normalität geworden sind, glauben wir oft, dass sich nix getan hat. Wir haben einen neuen „Level“ erreicht und realisieren das aber nicht. Weil es in unser Leben integriert wurde. Deshalb fühlen wir manchmal Ernüchterung und glauben, dass entweder der Lehrer nix taugte oder wir alles falsch gemacht haben.
@Lena: Du hast bestimmt den heutigen Blogbeitrag von Robert Betz gelesen? ;-)Er bietet uns kostenlose! Hilfestellung an mit seinen Beiträgen und das täglich. Warum findest du das traurig? Du musst es ja nicht annehmen.
Ebenso wie Tim uns mit seinem Blog Informationen und seine Erfahrungen zur Verfügung stellt…Das sind alles Angebote von denen wir uns inspirieren lassen können wenn wir wollen.
Danke dafür Tim
Der Artikel bringt es auf den Punkt, Menschen die einen gewissen Punkt in ihrer persönlichen Entwicklung erreicht haben, durchschauen diesen Guru-Schwachsinn. Aber es ist leider so, dass über 90% immer noch die magische Pille suchen und nach der ersten Pille wird ihnen dann die nächste angedreht. Als Bauernfänger hat man immer gute Karten, denn Menschen sind von Natur nun mal faul und wenn das erste Produkt nicht funktioniert, dann wird das nächste angedreht und das nächste …
Gruss
Eugen
Lieber Eugen, genauso ist es. Aber manche Menschen müssen eben erst „Lehrgeld“ bezahlen, damit sie in der Lage sind das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Manche Menschen erreichen diesen von dir genannten gewissen Punkt der Entwicklung leider erst spät oder gar nicht… in meinem Bekanntenkreis führte das bis zum Selbstmord.
Also Leute! So wie Tim schon sagt: Ihr seid okay! (Und wer was anderes meint, der kennt euch nicht!)
Lieber Tim, deine Worte sind klar und inspirierend, vielen Dank. Ich kann das mit dem Guru-Ding nachvollziehen. Schade find ich aber, dass da kein Herz für Gurus bleibt. Das sind doch auch Menschen mit Herz! Ich reise jährlich nach Indien und hab schon viele Gurus gesehen, nicht alle gemocht, mir aber immer wieder gesagt: Hut ab! Dieser Job wär mir zu anstrengend! Ich kenne einige „Gurus“- so lautet nun mal der Begriff in Indien… und da hab ich noch nie so ein Geläster über diesen “ Beruf“ oder diese „Berufung“ gehört…-die einfach seit ihrer Kindkeit oder auch später ein grosses Verlangen nach Gott spürten. Durch dieses Verlangen haben die Menschen eine gewisse Ausstrahlung entwickelt, was wiederum andere Menschen anzog. So wird jemand zum Guru. Man ist doch vollkommen frei, einem Guru hinterher zu laufen oder es bleiben zu lassen. Aber sie für ihr Engagement, ihre Liebe zu Gott zu verurteilen, nur weil man sie Guru nennt, kann ich nicht verstehen. Guru heisst einfach „Licht auf Schatten werfen“- nicht mehr und nicht weniger. Der Guru gehört zur indischen Kultur, ob das gut ist oder nicht, sei dahingestellt. Ich denke, man sollte diesen Begriff in Indien lassen. Ach ja, und „der Guru ist mir zu weit weg“ ist im Kopf! Diejenigen, die sich einen Guru suchen, sollten sich bewusst sein, wofür ein Guru da ist: er soll dir bei deiner „Entwicklung“ bei deiner Wegfindung helfen. Wenn du aber denkst, er ist besser als ich, so einen tollen Menschen wie ihn gibt es nicht noch einmal, dann sollte man gleich das Guruding aufgeben… denn jeder von uns will doch glücklich und toll sein und die Ziele sollen ja erreichbar sein. Ich denke, wenn du dich von einem Guru inspirieren läßt und eine gewisse Strecke mit ihm gehst, ist da nichts schlechtes daran. Ich hatte auch mal eine Frau als Guru. Hat mir nicht geschadet. Ich bin dankbar für alles, was ich durch Begegnungen gelernt hab- egal ob von nem Guru oder von nem Penner. In allen von uns schlägt ein Herz. Ich wünsche dir bei deiner Arbeit ganz viel Energei, Licht, Liebe und Genuß. Kavita
Hallo Tim, sehr humorvoll geschrieben, das gefällt mir gut 🙂 Ein Guru wird sich so lange von „heiliger Scheiße“ ernähren können, wie es Menschen gibt, die Verantwortung ablehnen. So lange es Menschen gibt, die ihr Wohlergehen von anderen abhängig machen, davon ausgehen, dass „Glück“ erst etwas ist, was man suchen muss, wird es Gurus geben, die davon leben. So war es schon vor 2000 Jahren und wahrscheinlich wird das auch noch eine ganze Zeit lang so weitergehen. Nach dem Lesen Deiner Leserkommentare bin ich aber guten Mutes, dass es doch jede Menge Leute gibt, die das nicht so sehen 🙂 Wie schön 🙂 Schönes Restwochenende Dir!
Hallo Tim,
ich kann echt mittlerweile darüber lachen. Es ist angenehm, durch einen Buchladen zu laufen und nichts zu brauchen.
Ein bisschen möchte ich den Namen „Guru“ in Schutz nehmen, denn so wurde ursprünglich ein Mensch genannt, der nur durch sein „Sein“ andere zu einer Entwicklung angeregt hat. Ohne Geld, ohne Versprechen, einfach nur als Geschenk. Wie die Liebe eben auch. So einem Guru zu begegnen ist wundervoll. So als ob sich zwei Menschen gegenüberstehen und beide das Gefühl haben: „Ich bin okay“.
..man tut das gerade gut..DANKE..werde mir das noch ein paar mal durchlesen
Ja, ja, ja, ja, jaaaa und noch tausendmal ja!! <3
Wissen wird durch den Geist erlangt,
der das Leben beobachtet.
Weisheit wird durch das Herz erlangt,
das das Leben erfährt.
Wer glaubt etwas besser zu wissen, stellt sich nur über alle anderen. JEDER sollte sein eigener Guru sein und durch aktives beobachten das Leben erfahren.
Lieben Gruß
Sehr schön geschrieben – vielen Dank Matthias!
Riskant, es einfach so hier einzustellen, aber da es schon mal virtuell veröffentlicht ist, tue ich es. Passt eben gut, finde ich.
Geschenke des Augenblicks
Als Vico sich seiner Gaben bewusst wurde, war er bereits achtunddreißig Jahre alt und Vater von zwei Kindern. Außerdem fühlte er sich auf seiner Arbeitsstelle durchaus wohl, denn er war ein kundiger Programmierer und wurde überdurchschnittlich gut bezahlt. Seine Frau Regine, die seit ihrer Mutterschaft zu Hause geblieben war, liebte ihn vor allem dafür, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, und obwohl sie zusehends von Langeweile geplagt wurde, bereitete sie ihm regelmäßig schmackhafte Mahlzeiten und hielt sein Bett warm. Nicht einmal die Rebellion der beiden Jungen, die ins schwierige Alter gekommen waren, vermochte diesen nahezu idyllischen Zustand zu ändern.
„Ich muss Menschen helfen, gesund zu werden und ihren Weg zu finden“, erklärte Vico eines Tages rundheraus, als er allein mit Regine am Abendbrottisch saß. „Heute hatte ich eine Vision.“
Fassungslos starrte die Frau ihren Mann an.
„Eine Vision?“ vergewisserte sie sich. „Vor dem Computer oder was?“
„Nicht vor dem Computer“, stellte er richtig. „Auf dem Klo.“
„Du bist nicht etwa übergeschnappt?“ Regine begann unwillkürlich zu zittern. „Oder willst du mich bloß verarschen?“
„Nichts dergleichen“, widersprach er und lächelte sie freundlich an. „Ich weiß nur, dass ich damit aufhören soll, elektronische Systeme zu programmieren. Damit ich Menschen helfen kann, ihr Leben erfüllender zu gestalten.“
Das Blut wich aus Regines Gesicht.
„Heißt das, du willst kündigen?“ krächzte sie heiser. „In diesen Zeiten? Du findest nie wieder einen so guten Job!“
„Darüber habe ich schon nachgedacht“, meinte er ruhig. „Ich stelle so viel Blödsinn an, dass ich gekündigt werde. Da kommen wir eine Weile mit meinem Arbeitslosengeld über die Runden, bis sich mein neuer Weg gefestigt hat.“
„Den Gürtel müssen wir trotzdem enger schnallen“, versetzte Regine missmutig. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich da mitspiele!“
Sie erhob sich von ihrem Platz und ging hinaus.
Und zum ersten Mal seit vielen Jahren verbrachte Vico die Nacht allein.
Nichtsdestoweniger stand sein Entschluss fest. Nachdem in mehreren Firmen die elektronischen Netzwerksysteme dank seiner Eingriffe völlig zum Erliegen gekommen waren, wurde er fristlos entlassen.
„Vielleicht ist es das Alter“, hatte er sich bei seinem Chef zu entschuldigen versucht. „Von einem Tag zum anderen konnte ich keine Zahlen mehr im Gedächtnis behalten.“
„Bei mir ist es noch viel schlimmer“, entgegnete ihm der verärgerte Mann. „Ich vergesse doch glatt, mit welchem meiner Mitarbeiter eine Abfindung vereinbart worden war und mit welchem nicht.“
Somit wurde Vico sang-, klang- und entschädigungslos gefeuert. Er bekam von nun an monatlich seinen Arbeitslosenregelsatz und täglich das missbilligende Schweigen seiner Frau. Philipp und Marco, die Söhne, tippten sich vielsagend mit dem Finger an die Stirn, sobald sie ihres Vaters ansichtig wurden.
Obwohl ihn all diese Umstände hinreichend verunsicherten, begann Vico, der Vision zu folgen, die ihn gerufen und die felsenfeste Überzeugung in ihm ausgelöst hatte, er sei dazu ausersehen, vielen Menschen zu helfen, auf welche Weise auch immer. Da seine Familienmitglieder nicht mit ihm sprachen, schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr aus der Stadt hinaus ins Grüne. Als ihm eine besonnte Wiese gefiel, hielt er an, stieg ab und streckte sich im Gras aus. Auf diese Weise fühlte er den Puls der Erde und wusste, dass alles, was für sein neues Leben nötig war, von selbst zu ihm kommen werde. Und er genoss die Spannung, die daraus entstand, dass er seine Zukunft nicht kannte, nicht einmal die des kommenden Tages.
Stattdessen stellte er fest, dass er sich gelegentlich gedrängt fühlte, Prognosen abzugeben, die andere Menschen betrafen. Das erschütterte ihn nicht wenig, denn er fürchtete, dadurch mitverantwortlich für deren Leben zu sein. Mehrere Wochen lang ließ er einen Entschluss in sich reifen und danach mietete er billig eine stillgelegte Sporthalle und gründete seine eigene Yoga-Schule.
Da er sich bis zu diesem Tag noch nie für fernöstliche Meditationstechniken interessiert geschweige denn solche betrieben hatte, genügte all das für Regine, um sich endgültig von ihm zu trennen. Sie glaubte, ihr Mann sei das Opfer ausufernder Wahnvorstellungen geworden, und da er sich standhaft weigerte, ein psychiatrisches Gutachten über seinen Geisteszustand erstellen zu lassen, blieb ihr nichts Anderes übrig, als ihre eigene Haut und die ihrer Söhne zu retten. Denn ein dermaßen Durchgeknallter endete zweifelsfrei in der Gosse und sie hatte keine Lust, ihm dort Gesellschaft zu leisten.
Also nutzte Vico die alte Sporthalle nicht nur für die Yoga-Stunden, die er zu geben gedachte, sondern auch, um darin zu wohnen. Er stellte zwei Schränke so auf, dass sie Ersatzwände bildeten und schuf damit ein behagliches Refugium, das er nach seinem persönlichen Geschmack einrichtete. Einer seiner alten Freunde – der zu den wenigen zählte, die ihn nicht für verrückt hielten – erklärte sich bereit, ein großflächiges Plastikschild für ihn herzustellen, das die auf der Straße Vorübergehenden dazu einlud, nach neuen Horizonten zu suchen.
Es war ein vielversprechender Neuanfang, der Vico auf diese Weise gelang. Denn nur wenige Tage vergingen, bis die ersten Lernbegierigen vor ihm standen. Sie hatten davon gehört, dass Yoga ihr Leben rundum verändern könne und erwarteten den größten Teil dieses Wunders von dem neuen Lehrer. Einigermaßen enttäuscht schluckten sie seine Prophezeihung, sie kämen am Ende nirgendwo anders an als bei sich selbst.
„Ganz gleich, was euer Problem ist“ – lehrte er –, „so wird es hauptsächlich der Atem sein, der euch mit eurem Ursprung verbindet. Und wenn ihr bewusst atmet, werdet ihr erkennen, dass es niemals so etwas wie ein Problem gegeben hat.“
Natürlich verstanden sie kein Wort davon und das war auch nicht nötig. Einige von ihnen würden ohnehin kein zweites Mal kommen. Doch er war sicher, dass die anderen blieben. Für diese zumindest kam früher oder später der Tag, an dem sie erkannten, was sie getrieben hatte und was es bedeutete, den Mittelpunkt zu finden. Den einzigen Ort, an dem Leben gelang.
Für das, was Vico ihnen gab, forderte er nichts. Nirgendwo hatte er eine Preisliste aufgehängt und wenn ihn jemand fragte, erwiderte er, man solle geben, was einem die Sache wert sei. Und so drückte ihm einer einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand, während ein anderer nur ein Fünfzig-Cent-Stück in eine bereitgestellte Schüssel warf. Eine der Schülerinnen fragte ihn sogar, ob er sich beschenkt fühle, wenn sie ihn küssen würde.
Das bejahte Vico, der zu diesem Zeitpunkt seine Frau bereits zu entbehren begann. Und der Kuss, den er daraufhin erhielt, brachte all seine Vorsätze ins Wanken und zwang ihn, eine ganze Nacht hindurch zu meditieren.
Sein Dasein als Yoga-Lehrer gefiel ihm von Tag zu Tag mehr. Allein dass er an jedem Morgen ausschlafen durfte, war etwas Wunderbares. Und was er seinen Schülern mitteilte, entnahm er seinem Bauchgefühl, so dass er ganze Bücherregale einsparte. Er weitete seine Angebote aus und lehrte außerdem Zen-Meditation und Qi Gong.
Sich Namen und Gesichter derjenigen zu merken, die zu ihm kamen, gelang ihm allerdings nicht. Das aber verziehen sie ihm und obwohl er weiterhin keine festen Beträge einforderte, lebte er ausgesprochen gut. Gelegentlich überwies er sogar kleinere Summen an Regine, die ihm mit Unterhaltsforderungen gedroht hatte. Die atemberaubende Küsserin aber – Christina hieß sie – zog drei Wochen nach ihrem überraschenden Einstand bei ihm ein und bot ihm die gesamte Palette ihres Könnens.
Zuweilen erhielt er Briefe, Danksagungen von Teilnehmern seiner Kurse. So mancher war außerordentlich schnell von einer chronischen Krankheit genesen und hatte aus dem Wust seines Lebenschaos in überschaubares Fahrwasser gefunden. Über solche Nachrichten freute sich Vico am meisten, denn er hatte noch nie jemandem ein Wunder versprochen. Seine Belehrungen – falls man sie überhaupt so nennen konnte – fielen knapp aus und waren personenbezogen, so dass er dem einen riet, häufiger zu lachen, während er einem anderen die zahlreichen Möglichkeiten einer „ausweglosen“ Situation vor Augen hielt. Obwohl er die unmittelbare Zukunft eines jeden seiner Schüler zu sehen vermochte, schwieg er darüber, es sei denn, man stellte ihm geradeheraus Fragen.
Da ihn die Leute bald in Scharen bedrängten und ihm nur noch wenige Stunden pro Woche Freizeit blieben, ärgerte sich Christina darüber, dass er seine „Unternehmensstrategie“ nicht änderte, wie sie das nannte, und noch nicht einmal nach einer „anständigen Wohnung“ Ausschau hielt. Obwohl in nur zweihundert Meter Entfernung von seinem Wirkungsort eine Yoga-Schule gegründet worden war, die mit seiner Sporthalle zu konkurrieren drohte, ernährte er sich hartnäckig weiter von freiwilligen Gaben und nahm dabei sogar in Kauf, dass sich nicht wenige seiner Schüler wieder davonstahlen, ohne auch nur einen einzigen Cent zurückzulassen.
„Wenn ich selber keine Arbeit hätte, wärest du schon längst pleite und ruiniert!“ schimpfte Christina voller Zorn darüber, dass er ihre Ratschläge in den Wind schlug. „Verlang gepfefferte Preise, besteh auf Vorauszahlung und du wirst sehen, dass noch mehr Leute zu dir kommen! Bei Ansgar drüben klappt es auch, die Zeiten sind jetzt so und die Leute fahren auf Esoterik ab, als ob es Hasch wäre. Yoga, Tarot, Astrologie, Schamanismus, die ganze Palette! Biete an, was du drauf hast und lass sie ordentlich blechen!“
„Es ist ein Geschenk, eine Gabe“, widersprach Vico gelassen. „Dafür nehme ich eben auch nur Geschenke. Mit Kommerz würde ich alles kaputt machen.“
„Kommerz, Kommerz, was soll denn das heißen, du Idiot?!“ tobte Christina außer sich. „Wo ist denn der Unterschied? Willst du nicht begreifen oder bist du tatsächlich so dämlich? Du gibst und sie geben, aber es geht nicht an, wenn du gibst und sie nichts geben! Deshalb musst du klare Ansagen machen! Das ist normal, das ist gut, das gehört einfach dazu!“
„Hätten wir uns sonst auf so angenehme Weise kennengelernt?“ konterte er lachend. „Das ist auch nur geschehen, weil ich auf das verzichtet habe, was du ,klare Ansagen‘ nennst.“
„Ja, und so wie ich gekommen bin, gehe ich wieder, wenn du weiterhin darauf verzichtest“, kündigte sie mit düsterer Miene an. „Ich konnte nicht wissen, dass du lebensunfähig bist.“
Darauf antwortete er nicht, doch ihr Vorwurf fraß an ihm und raubte ihm gelegentlich den Schlaf.
Niemals hatte er Not gelitten und immer alles gehabt, was er brauchte. Es gelüstete ihn nicht nach aufwendigen Weltreisen und den Unterschied zwischen einem MERCEDES der S-Klasse und seinem alten VW fand er kaum der Rede wert. Wieso war er dann nicht lebensfähig? Schließlich tat er rund um die Uhr das, was ihm gefiel.
Doch als er merkte, dass Christina ihn mied, versuchte er sie erneut zur Rede zu stellen, um ihr seine Position zu erklären. Sie aber bedachte ihn mit verächtlichen Blicken.
„Morgen bin ich nicht mehr hier“, versprach sie. „Dann ist es mir egal, was du tust.“
Und sie hielt Wort und ließ ihn allein am Frühstückstisch sitzen. Ins Nirgendwohin verschwand sie und hatte ihn nicht einmal für wert erachtet, ihren neuen Aufenthaltsort zu erfahren. Obwohl er sich auf die Kunst des Loslassens verstand, traf ihn dieses Ereignis schwer.
Die Bauchschmerzen, die es ihm bereitete, hielten einige Tage an und drohten sogar, in blanke Verzweiflung umzuschlagen. Deshalb beschloss er die Flucht nach vorn und besuchte Ansgar, seinen Konkurrenten.
„Was verschafft mir die Ehre?“ fragte dieser ihn mit steifer Miene. „Gibt es Beschwerden?“
„Keineswegs“, erwiderte Vico und räusperte sich. „Ich wollte nur fragen, ob ich mal an einer deiner Veranstaltungen teilnehmen dürfte.“
„Wozu?“ Ansgar wurde zu Eis.
„Ich fürchte, ich muss was lernen“, erklärte Vico. „Anscheinend mache ich grundsätzlich etwas falsch.“
„Wenn du mich verarschen willst, musst du früher aufstehen“, versetzte Ansgar feindlich. „Was willst du herausfinden, was spionieren, sag’s?!“
„Quatsch, spionieren!“ brummte Vico irritiert. „Du bist Yoga- Lehrer und ich auch; wir sind Kollegen und sollten einander verstehen. Und wenn möglich, voneinander lernen können.“
Daraufhin schwieg Ansgar eine Weile, doch sein Misstrauen wich keineswegs.
„Pass auf“, begann er endlich. „Ich lasse dich zwei Stunden lang ansehen, was bei mir läuft. Aber nur, wenn du mir konkret sagst, was dein Problem ist. Und sollte ich merken, dass du irgendwas abkupferst von dem, was ich mache, dann bist du geliefert. Ich habe gute Anwälte, das darfst du mir glauben.“
„Ich will wissen, was es verändert, wenn man feste Preise für die Kurse und Seminare nimmt“, bekannte Vico. „Denn das wollte ich bisher nicht tun und …“
„Ach, daher weht der Wind!“ Ansgars Miene entspannte sich mit einem Schlag. „Kannst du das nicht gleich sagen? Von mir aus setz dich tagelang in einen meiner Kurse, meinen Segen hast du! Aber ich sag’ dir auch ohne das: Du bist ein Blödmann! Verlange einen ordentlichen Preis, biete eine anständige Leistung und dein Yoga ist besser als je zuvor! Leute, die es lernen wollen, gibt es heutzutage genug, die klinken sich deswegen bestimmt nicht aus! Geld ist Energie und die muss fließen, hin und her, Geben und Nehmen, klar? Was bist denn du für ein Yoga-Lehrer, wenn du nicht mal das weißt?“
„Ich denk drüber nach“, murmelte Vico unüberzeugt, aber eine Woche später hängte er ein Entschuldigungsschild vor den Eingang seiner Sporthalle und nahm voller Neugier acht Stunden lang an mehreren Kursen teil, die in Ansgars Einrichtung angeboten wurden.
Und dabei machte er einige überraschende Entdeckungen.
Statt endlos langer Meditations- und Atemübungen bildeten die Yoga-Techniken der protzigen Konkurrenzschule nur einen Auftakt für ausufernde Motivationsveranstaltungen, die man auf Leute zugeschnitten hatte, die sich aus der Arbeitslosendepression herauskatapultieren wollten. Gehirnwäschen gab es hier, die dazu dienen sollten, bis in die Vorstandsetagen großer Konzerne vorzudringen oder eigene Geschäfte mit überdimensionalem Erfolg zu betreiben. Eine ganze Anzahl von Trainern und Lehrern war unter Ansgars Leitung beschäftigt und unter ihrer Aufsicht spielte der Atem eine wahrlich geringe Rolle. Vielmehr mussten sich die Suchenden den Predigten der unausgesetzt lächelnden Krawattenträger aussetzen, die immer die gleichen Texte mit nur wenigen Variationen abspulten.
„Sie können alles erreichen, was Sie sich nur vorstellen!“ lehrte Ansgar selbst, indem seine Augen den Weiten des Universums zuwinkten. „Sie brauchen nur eine klare Vision! Sie stellen sich vor, was Sie sein wollen und genau das werden Sie auch sein und manchmal sehr, sehr schnell! Fokussieren Sie Ihren Geist auf das gewünschte Ziel und es wird sich unweigerlich einstellen! Zögern Sie nicht, zweifeln Sie nicht! Lassen Sie alles Alte hinter sich, all Ihre negativen Lebensbetrachtungen, all Ihre Komplexe! Sie brauchen sie nicht mehr, Sie gehen jetzt einer leuchtenden Zukunft entgegen! Einer Zeit der Fülle und des Glücks! Sie wissen jetzt, dass Ihnen nur Gutes widerfahren wird …“
„Das funktioniert nicht!“ warf ein Zwischenrufer ein. Ansgar hielt inne und sein Gesicht lief rot an.
„Es funktioniert, glauben Sie mir!“ bekräftigte er. „Ich selbst
bin das beste Beispiel dafür. Früher arbeitete ich als Zugschaffner …“
„Bei Ihnen vielleicht, aber bei mir nicht“, widersprach der Zwischenrufer hartnäckig. „Das ist alles Tinneff, Bauernfängerei! Mein Freund, der mir das hier empfohlen hat, ist kurz davor, wahnsinnig zu werden und ich wollte mal sehen, was ihn so weit bringen konnte. Jetzt weiß ich ganz gut, wie ich mir das vorstellen muss …“
„Merken Sie etwas, meine Damen und Herren?“ wandte sich Ansgar an die zirka zwanzig Personen – Vico eingeschlossen –, die ihn gespannt musterten. „Was fühlen Sie jetzt? Was geht in diesem Augenblick in Ihnen vor?“
„Es kribbelt ein bisschen“, sagte eine blonde, höchstens dreißigjährige Frau. „Denn jetzt würde ich nur zu gern wissen, wer recht hat.“
„Wir alle kreieren unsere eigene Welt“, lehrte Ansgar siegessicher. „Auch der Herr, der mich soeben unterbrochen hat, ohne seinen Namen zu nennen. Es ist nämlich sein eigenes Denken, sein persönlicher Glaube, der ,es‘ nicht funktionieren lässt. Er hat sich genau die Welt geschaffen, in der die Dinge eben nicht zueinander passen. Da er es so will, ist es auch in seiner Verantwortung. – Wie ist es mit Ihnen, wollen Sie, dass Ihr Leben ,funktioniert‘, um bei diesem Wort zu bleiben?“
„Das möchte ich schon“, meinte die Blonde verunsichert. „Aber …“
„Streichen Sie jedes Wenn und jedes Aber aus Ihrem Wortschatz!“ predigte Ansgar lautstark und salbungsvoll weiter. „Die Wenns und Abers sind es, die uns bremsen, die uns davon abhalten, das zu erreichen, was uns zusteht, Reichtum, Gesundheit, Liebesglück, alles! – Sagen Sie niemals: ,Es funktioniert nicht!‘ Streichen Sie diesen Satz unbedingt! Wenn Ihre Gedanken so etwas sagen, bringen Sie sich dazu, das ,nicht‘ wegzulassen! Stellen Sie sich vor Ihren Spiegel zu Hause und üben Sie das …“
Szenen wie diese spielten sich während des gesamten Tages mehrmals ab. Und als Vico nach Hause ging, fühlte er sich benommen und ziemlich weit entfernt von sich selbst.
Die tatsächliche Krise aber begann erst am nächsten Morgen. Denn seine Schüler lachten über ihn, als er den „Baum“*(* Anm. weggelassen) demonstrierte und zum ersten Mal dabei sein Gleichgewicht verlor. Von diesem Augenblick an folgte Panne auf Panne. Keine einzige Übung gelang ihm mehr und wie er denen, die voller Hoffnung zu ihm gekommen waren, das erklären sollte, wusste er erst recht nicht. Den Rest aber gab ihm die gähnende Leere im Spendentopf am Ende des Tages.
Innerhalb von zwei Wochen verlor er all seine Klienten und Schüler. Da er mit seinen Einnahmen keine Vorratswirtschaft betrieben hatte, musste er sich darauf gefasst machen, nun auch die Sporthalle mit seiner kleinen Wohnung darin zu verlieren. Die Panik und Verzweiflung, die ihn bei dieser Erkenntnis überfielen, ließen ihn an allem zweifeln, was er je in seinem Leben getan hatte.
Wütend schmetterte er sein Meditationskissen an die Wand.
„Alles Scheiße!“ schrie er sinnlos, zumal ihn keiner hören konnte. „Alles für’n Arsch! Wozu habe ich bloß mit diesem Mist angefangen? Was ist in mich gefahren? Hätte ich nur auf die Weiber gehört, sie haben ja meistens recht! Von wegen innere Stimme! Nichts als Lug und Trug ist das! Ich dämlicher Hund bin auch noch so verrückt und bilde mir ein, ich wäre ,berufen‘?! Hat man je so einen Blödsinn gehört? Berufen! Das ich nicht lache!“
Vom Lachen war er allerdings ziemlich weit entfernt. Ratlos und alleingelassen fühlte er sich und ihm dämmerte nicht die leiseste Idee einer Lösung.
„Die Geldgeier machen eh alles viel besser!“ murmelte er grimmig vor sich hin, während er sich zur nächstbesten Kneipe aufmachte. „Ist ja alles richtig, was Ansgar gesagt hat. Dumm bin ich gewesen, strohdumm und nicht zurechnungsfähig! Christina hatte den Finger drauf, die wusste, was mit mir los ist.“
Das Lokal, das er wenig später betrat, war halb leer und die leise Gitarrenmusik, die aus mehreren Lautsprechern erklang, versetzte seinen aufgewühlten Geist in vorsichtige Entspannung. Er ließ sich an einem einsamen Tisch in Fensternähe nieder und bestellte ein Bier.
Nachdem man es ihm gebracht hatte, trank er jedoch nicht, sondern starrte minutenlang auf den weißglitzernden Schaum. Deshalb schrak er zusammen, als plötzlich ein Mann neben ihm stand und fragte, ob er sich zu ihm setzen dürfe. Zerstreut nickte Vico, doch nachdem sich der Ankömmling niedergelassen hatte, begann sein Gedächtnis zu arbeiten.
„Wir haben uns schon mal irgendwo gesehen“, stellte er fest.
„Ganz recht“, erhielt er als Antwort. „In einem Motivationskurs bei Ansgar Moorhauer. Ich wollte diesem Schnösel auf den Zahn fühlen und habe behauptet, dass es nicht funktioniert.“
„Ja“, erinnerte sich Vico entsetzt. „Auch das noch!“
„Wieso ,auch das noch‘?“ fragte sein Gegenüber verständnislos. „Übrigens: Ich bin Otte. Heiße eigentlich Ottokar, aber das klingt so bescheuert, dass ich mich lieber Otte nennen lasse.“
Er lächelte schräg. Sein langes, tiefbraunes Haar fiel ihm über die Schulter und teilweise auch in sein offenes Hemd, das eine behaarte Brust zeigte.
Ein Künstler! dachte Vico unwillkürlich. Er sieht aus wie ein Künstler.
„Nenn mich Vico“, bot er seinerseits an. „Obwohl es nichts mehr bedeutet, ich bin nämlich eine gescheiterte Existenz.“
„Also haben die Sprüche von dem Yoga-Idioten dir auch nicht geholfen!“ stellte Otte mit sichtlicher Befriedigung fest. „Der ist eine faule Nuss, das habe ich gleich am ersten Tag gemerkt. Aber wenn du so viel bezahlt hast, ziehst du dir den ganzen Scheiß eben rein. Mein Fehler ist immer meine Neugier und wenn mir einer was empfiehlt, da bin ich sofort dabei und genauso schnell bereue ich es dann wieder.“
Er hatte sich sein Bier offenbar vom Tresen her mitgebracht und nahm einen tiefen Schluck.
„Diese Schweinepriester sülzen alle so rum“, fuhr er fort. „Mach dir nichts draus! Das ist voll im Trend und sie verdienen sich eine goldene Nase damit und nicht bloß eine. Aber sie verarschen die Leute, das steht fest. Und das kotzt mich an!“
„Denkst du nicht, dass irgendwo was Wahres dran ist an dem, was sie sagen?“ warf Vico ein, dessen Spannung gewachsen war. Um keinen Preis durfte er diesem Mann offenbaren, was er selbst bisher für seine Berufung gehalten hatte.
„Natürlich gelingt Optimisten alles besser, das ist ein alter Hut“, meinte Otte leichthin. „Aber diese Hundesöhne machen ein Rezept für alle Leute draus, jedenfalls für alle, die zu ihnen hin gehen. Die tun so, als würde jeder, der es so macht wie sie empfehlen, innerhalb von drei Tagen steinreich und kerngesund. Vielleicht kann er sich, wenn er die Positiv-denk-Schablone geschickt genug handhabt, noch einen ganzen Harem zulegen. Vor Jahren, als ich meinen Job verloren hatte, bin ich schon mal so einem auf den Leim gegangen. Richtig zum Affen habe ich mich gemacht. Jeden Morgen vor dem Spiegel stehen und siebenmal wiederholen: ,Ich bin reich und glücklich.‘ Da kriegst du die Meise, sage ich dir. Der Visage, die dich dann angrinst, könntest du glatt eins aufs Auge drücken. Kein Wunder, dass meine Frau davongelaufen ist.“
„Vielleicht ist sie gegangen, weil du zuwenig Geld verdient hast“, mutmaßte Vico, an seine eigene Geschichte denkend.
„Quatsch!“ wehrte Otte ab. „Weil sie gedacht hat, ich drehe durch, bloß deshalb. Kann ich ihr auch nicht verdenken. Ich war zwar weiter nichts als ein popeliger Buchhändler, aber es gab Zeiten, da ist das Geschäft gut gelaufen. Als ich es aufgeben musste, wollte ich endlich das machen, was mir schon als Kind immer vorschwebte: Musik! Gitarre kann ich und sogar Schlag- zeug habe ich drauf, aber selber richtig gute Instrumente kaufen, dazu reichte es eben bisher nicht. Ich bin ein Idiot und hätte das Geld für dieses Scheiß-Seminar für gediegene Sachen anlegen sollen, so ist das nämlich.“
„Und was hast du jetzt vor?“
„Ich sammle bloß noch eine Portion Mumm“, brummte Otte und fixierte die Tischplatte. „Dann kotze ich diesem Moorhauer in seine grinsende Fratze, das sage ich dir! Ich halte es nicht mehr aus, ich kann da nicht länger hingehen!“
„Dann geh nicht mehr hin!“ schlug Vico vor. Otte schwieg eine Weile. „Es ist eine dumme Sache“, sagte er schließlich langsam. „Du
hoffst jeden Tag, dass sich was verändert und du weißt nicht so richtig, was du anders machen müsstest. Damit du vorwärts kommst, verstehst du? Damit ich mir endlich die Instrumente leisten kann, die ich mir wünsche. Meine Ersparnisse sind längst über den Jordan. Was willst du machen, wenn du bloß Hartz Vier kriegst? Irgendwie willst du da raus, aber wie? Und wenn du dann noch siehst, dass du dein Geld aus dem Fenster geschmissen hast, könntest du dich selber in den Arsch beißen vor Wut! Die Hoffnung ist der große Verführer, die lässt dich einen Fehler machen nach dem anderen. Ich habe mir eingebildet, ich kann was lernen von diesem Arschloch, ob du’s glaubst oder nicht! Ist ja kulant und nimmt Ratenzahlung, die Ratte! Denkst du, er sagt mir jemals was Brauchbares, wenn ich ihn provoziere? Wenn ich sage, es funktioniert nicht? Er wiederholt nur jeden Tag, dass ich selber schuld bin. Da hätte ich auch meine Mutter fragen können, die war meistens genauso drauf. Ich schätze sogar, dass er überhaupt nichts kann, dass er bloß von unserer Dummheit lebt. Er hat eine von diesen dämlichen Schwarten gelesen, ,Das Geheimnis‘ oder wie sie alle heißen. Und was da drin steht, plappert er nach, das ist alles.“
„Ich weiß, wie du dir helfen kannst“, sagte Vico plötzlich und fragte sich im selben Augenblick, ob er gerade den allergrößten Fehler seines Lebens beging.
„Hää?“
„Komm zu mir, morgen früh“, lud er Otte ein. „Die Sporthalle unten am Park.“
„Du hast sie wohl nicht mehr alle?“ rief der Verdutzte aus. „Da ist auch eine Yoga-Schule drin! Ich soll wohl vom Regen in die Jauche kommen. Bist du etwa …?“
„… ein Yoga-Lehrer, ja. Aber ich lehre, ich predige nicht.“
Otte kniff sein linkes Auge zusammen. „Und wieviel willst du abzocken? Raus mit der Sprache, ich hab nichts zu verlieren, aber eine in deine freche Schnauze kann ich dir geben, da habe ich kein Problem damit!“
„Ich nehme kein Geld von dir“, erwiderte Vico und zum
ersten Mal seit Tagen spürte er, wie seine vertraute Gelassenheit zurückkehrte. „Sehen wir erst mal, ob ich dir etwas geben kann.“
„Mut hast du, das muss man dir lassen“, murmelte Otte. „Und weiß du was? Ich komme.“
Tatsächlich stand er am Folgetag zur vereinbarten Zeit vor dem Eingang der Sporthalle. Vico empfing ihn freundlich, bot ihm Tee an und war auch zu weiteren Gesprächen bereit. Otte aber verhielt sich einsilbig und konnte die Spannung kaum verbergen, die die merkwürdige Einladung in ihm ausgelöst hatte.
Mit einem Schlag verwandelte sich Vico in den Yoga-Lehrer zurück, der er gewesen war. Er verbot seinem einzigen Schüler jedes weitere Wort und versetzte ihn in die Trance eines tiefen und belebenden Atemrhythmus.
Als Otte spürte, wie sein gesamter Körper sich mit Elektrizität auflud, verfiel er in ekstatisches Stöhnen. Das war für Vico das Zeichen, eine Pause einzulegen.
„Komm zu dir und nimm jetzt Zettel und Stift“, sagte er. „Ich diktiere nur ein paar Fragen.“
Otte gehorchte ohne nachzudenken und schrieb schließlich, was ihm Vico vorgab:
Liebe ich den, der ich bin?
Liebe ich das, was ich tue?
Liebe ich zu sein, wo ich bin?
Liebe ich, mit wem ich bin?
„Und jetzt?“ fragte Otte und blickte auf, nachdem das Diktat
beendet war.
„Nimm den Zettel mit nach Hause und lege ihn irgendwohin, wo du ihn auch siehst“, war Vicos Antwort.
„Und dann?“
„Nichts dann. Es ergibt sich.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Hab ich gesagt, dass du es verstehen sollst? Ich habe gesagt, es ergibt sich.“
„Und alles sonst: Geld, Erfolg, Liebe, was ist damit?“
„Keine Ahnung, was damit ist“, versetzte Vico, ohne seine Stimmlage im mindesten zu verändern. „Es ergibt sich.“
„Ich muss nichts tun?“
„Stell dir die Fragen, die du aufgeschrieben hast“, wiederholte der Yoga-Lehrer. „Und wenn du Lust hast, einfach ein bisschen zu atmen und deinem Denkapparat Erholung zu gewähren, komm wieder her.“
„Und das kostet auch dann nichts?“
„Nein.“
„Wovon lebst du denn, wenn ich mal so indiskret sein darf,
diese Frage zu stellen?“
„Von den Geschenken des Augenblicks.“
„Ich verstehe nicht.“
„Mancher legt mir einen Geldschein in die Kasse. Andere
drücken mir ein Buch in die Hand oder eine CD. Eine Frau gab mir mal einen Kuss. Es ist alles in Ordnung, was mich stärkt und mir Freude bereitet.“
„Danke!“ sagte Otte ehrlich, als er ging. „Du hörst von mir.“
Und dieses Versprechen löste er nach zwei weiteren Tagen ein. Da kam er mit zwei Männern und drei Frauen, die er als seine „besten Freunde“ vorstellte. Und diese wollten nichts Anderes als Vicos „außergewöhnlichen“ Yogakurs erleben.
Der überrumpelte Lehrer bot ihnen ein dreistündiges „Schnupperseminar“ und fand danach eine beachtliche Summe in seiner Sammelschüssel.
„Was ist denn nun eigentlich passiert?“ fragte er Otte bei der nächsten Begegnung.
„Schwer zu sagen“, gestand der Langhaarige schulterzuckend. „Vielleicht liegt es daran, dass ich bei dir gewesen bin und einen halben Tag später ein Geschenk bekommen habe: Ein vollständiges Schlagzeug! Von wem, tut nichts zur Sache und es hat bestimmt auch kaum was damit zu tun, dass ich bei dir war; aber mir kam es so vor, als wäre das alles trotzdem ein Dankeschön wert.“
Von nun an ließ sich Vico nicht mehr beirren. Wohl war die Welt ein Chaos, trieben zahlreiche Geschäftemacher Schindluder mit den Bedürfnissen der Gestrandeten und verdienten damit gewaltige Summen, wohl verkauften sie Scharlatanerie und Manipulation und wurden dafür hochgeehrt, aber das änderte nichts an dem, was ihn selbst erfüllte. Und deshalb interessierte ihn nicht länger, was Ansgar tat und verdienen mochte, sondern er atmete mit seinen Schülern lustig dahin und genoss es, wenn diese sich ehrlich bedankten.
Als selbst Christina zu ihm zurückkehrte, erschien sein Glück vollkommen und er fragte sie nach der ersten leidenschaftlichen Nacht des Wiedersehens, ob sie denn nun immer noch auf einen Umzug in eine „anständige“ Wohnung drängen werde.
„Glaube ich kaum“, meinte sie und schüttelte mit dem Kopf.
„Willst du denn nicht mit mir leben?“ rief er verdutzt aus. „Bis dass der Tod uns scheidet oder so ähnlich?“
„Bestimmt nicht“, erklärte sie energisch. „Denn ich bin weiter nichts als ein Geschenk des Augenblicks.“
(Aus: Andreas H. Buchwald, 3 von 11 – Erzählungen aus dem Hut; E-Book (AmazonKindleShop) AndreBuchVerlag 2013)
Hi Andreas,
Danke, dass Du Deinen Text mit uns teilst – da geht wohl der Preis für den längsten Kommentar auf myMONK ever an Dich! 🙂
Hab noch gar keine Zeit gefunden, ihn in Ruhe zu lesen, aber das hol ich noch nach.
LG
Tim
Hm. Ich finde es schade, dass wir in der westlichen Welt einen Begriff (Guru) entlehnen, eine Bezeichnung/einen Titel für Lehrer, die in anderen Ländern der Welt ein sehr hohes Ansehen und Bedeutung haben. „Menschen“, mit denen die wenigsten aus unserem Kulturkreis jemals Kontakt hatten, und benutzen ihren Titel pejorativ, abwertend. Ich finde es sollte da eine Unterscheidung geben. Ohne wahre Meister würde dieser Planet sehr dunkel aussehen. Übrigens war Jesus auch ein Guru, nur scheinbar sind sich die wenigsten darüber bewusst…
Hi Sati,
ja, das stimmt wohl. Guru ist hierzulande einfach negativ besetzt. Aber das Wort „Meister“ zum Beispiel scheint mir weniger in Mitleidenschaft gezogen wurden zu sein. „Meister“ finde ich schön, das würde vielleicht auch Jesus und anderen echten Wegweisern gefallen.
LG
Tim
Wohl gesprochen, TIM.
Meine 30-jährige Erfahrung mit solcher Literatur ist, dass 95% nur dem Guru und seinem Konto helfen, allerdings gibt es durchaus (5%) wirklich existenziell wichtige und helfende Bücher. Vielleicht muss man einfach lernen, 95% im Osterfeuer zu verbrennen um die 5 % dann zu finden.
Hi Arnd,
ja, auf jeden Fall, ich lese auch immer wieder richtig gute Bücher, bei denen ich einiges für mich mitnehmen kann.
Hast Du denn Kriterien für ein Buch, das es wert ist, gelesen zu werden von Dir?
LG
Tim
…“Persönlichkeitscoach“, oder „spiritueller Lebensberater“ fände ich da angemessener… Und auch die können für viele Menschen sehr hilfreich und gut sein. Also warum auch die abwerten?! Man muss ihre Lehre ja nicht annehmen. Ich bin für alle dankbar, die mir begegnet sind. Alles wunderbare Menschen, Eckpfeiler und Wegweiser in meinem Leben. Und jeder selbst auf der Suche, keiner von ihnen hat sich für Gott gehalten. Vielleicht stellen nur wir sie auf ein Podest, um sie dann im Anflug einer Persönlichkeitskrise wieder herunterzustoßen?!
Ein guter Punkt! Ich persönlich störe mich nur an selbsternannten Gurus … die sich oft wahrscheinlich auch nicht selbst für Gott halten, aber ihr Marketing gern in diese Richtung auslegen.
Schnell und unverbindlich sind die Ergüsse dieser Gurus. Coaching braucht Zeit und individuelle Betreuung, einfühlsam und kompetent. Diese Zeit muss man bereit sein zu investieren, ansonsten ist es nur wie eine Schnell-Fresse für die Seele. Oberflächlich und genauso gut wie der grüne Hustensaft, der nur aus Alkohol und Chemie-Mist besteht. Kann helfen, muss aber nicht. Ist wohl der Zeitgeist. Ich freue mich über jeden Klienten der ernsthaft an sich mit meiner Hilfe arbeitet und bereit ist, einen auch mal unbequemen Weg zu gehen.
Es ist auch kein Wunder, dass das dem Zeitgeist entspricht, in dem permanent alles versprochen, aber auch gefordert wird. Da braucht es schon einige Menge Bereitschaft zum Unbequemen, und das inmitten eines Lebens, das vielen von uns ohnehin schon zu viel abverlangt.
Hallo Tim 🙂
Du hast wirklich Recht.
Und genau deshalb liebe ich mein Studium! Ich studiere nämlich sozialpädagogik und da lerne ich Sachen, die WIRKLICH helfen. Nach meiner persönlichen Erfahrung.
Die rational-emotive Verhaltens-Therapie zum Beispiel. Oder die lösungsorientierte Beratung. Bei letzterer konnte eine Kommilitonin von mir von einem auf den anderen Tag mit dem Rauchen aufhören.
Das Gute daran ist: Wir werden immer dazu angehalten, ganz eindeutig zwischen Fakten und Vermutungen zu unterscheiden. Das ist professionell. Durch Studien abgesichert.
Dabei ähneln die Inhalte teilweise den Erkenntnissen der Bücher der Lebenshilfe. Nur dass viele Leute sie schon ausprobiert und als nützlich empfunden haben. Es hat einfach mehr Qualität. Auch NLP – ein Raster für Methoden – besteht aus vielen Aspekten, die über die Jahre erforscht und als nützlich empfunden wurden.
Ich möchte nicht einfach nur werben hier, sondern ich bin einfach ehrlich begeistert 😀
LG
Genial.. einfach nur – GENIAL.
Dankeschön Rosina, freut mich sehr, dass der Text so gut bei Dir ankommt!
LG
Tim
Hei Tim
ich stimme dir zum größten teil zu, mir selbst ist es seit meiner kindheit unverständlich, zu anderen menschen aufzuschauen, hatte keine idole. doch gab es einige wenige welche mein herz berührten. aber ich bin auch seit dem ich mich erinnern kann davon überzeugt, das dem menschen alles möglich ist ohne ausnahme, was er in der lage ist zu denken. nur unser begrenzter verstand unsere angst hält uns zurück. Jiddu Krishnamurti sagte einst. vergesst alles was ich je sagte. für mich die weiseste aussage welche ich bis jetzt hörte. es ist jeder herzlich dazu eingeladen seine eigene wahrheit zu finden. es gibt text dokumente von menschen welche einig hundert jahre leben sollen. erzählungen wie sich welche teleportieren konnten. und warum zum kuckuk eigentlich nicht, wer sagt das das nicht möglich ist, wer ist das. ich versuche meistens logisch zu denken, und wenn alles NUR energie ist, ist für mich die logische schlussfolgerung, das wir noch, nur zu beschränkt sind, diese energie bewusst zu lenken. DANKE.liebe Grüße Patrick
Hi Patrick,
ein ähnliches Ding gibt’s im Buddhismus: „Wenn Du Buddha triffst, töte ihn“ oder „Wenn meine Lehre Deinen Erkenntnissen widerspricht, dann höre nicht auf mich.“
LG!
Tim
Servus Leute, Hallo Tim,
ich bin 26 Jahre jung und hatte ebenfalls ein paar wenige ¨Selbsthilfe¨-Bücher in der Hand.
Glücklicherweise hab ich relativ früh feststellen können, dass es letzten Endes immer um die selben Grundprinzipien geht. Es mag gut sein, dass der Eine oder Andere mehr Ehrgeiz, Motivation usw. besitzt, hängt vermutlich mit der Einstellung zum Leben und der Zielsetzung (bitte schriftlich machen) ab.
Grundprinzipien wie z. B. Ausdauer, Selbstdisziplin und der feste Glaube an sich selbst, sind bekannt und zeitlos!
Schaut nach Grundprinzipien. Jeder von uns findet, vorausgesetzt man sucht, seine eigenen Prinzipien.
Anschließend beherzigen und ausleben.
Zum Schluss möchte ich euch noch das Thema ¨Autodidakt¨ ans Herz legen. Dr. Google weiß Bescheid 😉
Habt euch lieb,
veNoMen
Hi veNoMen,
Danke für Deine Zeilen!
Ich denke (und mir gehts manchmal so), dass eine Klarheit über die eigenen Grundprinzipien zwar sehr wichtig und hilfreich ist, aber oft nicht ausreicht. Nämlich dann, wenn man es aus unbekannten oder bekannten Gründen nicht schafft, ihnen entsprechend zu leben – weil man eben nicht diese Disziplin hat oder an seine Ressourcen kommt oder von alten Mustern gesteuert wird.
LG
Tim
hallo Tim
du sprichst mir aus der Seele- ich halte es nicht mehr aus überall,wo ich hinschaue diese grinsenden Alleswisser zu sehen-jeder der irgendein Buch gelesen hat ,weiß nun über alles bescheid-am besten er sucht er sich gleich Jünger um es zu verbreiten- Wenn du eine kritische Frage äußerst-bist du gleich unten durch-du musst alles glauben sonst bist Du einfach noch nicht so weit- Ihhhh Dann die „Freunde“ die einen mit rein ziehen wollen und wenn Du nicht willst,dann sind sie beleidigt. Dann die blöden abgedroschenen Sprüche überall in Facebook-ich kann es wirklich nicht mehr sehen… Von der Geldmacherei will ich gar nicht reden: denn nur wenn du Dir diesen Stein,oder dieses Auralesen oder was weis ich kaufen kannst ,bist du auf dem richtigen Weg-Wenn nicht? Pech gehabt- naja also auf in einen neuen Tag ohne Guru den ich bestimmt meistern werde 😉 liebe Grüße
Hi Fili,
Danke für Deinen Kommentar. Ich hab ja nun inzwischen auch was zu verkaufen, wenn auch kein Aura-Spray. 🙂
Und ich denke, dass es tatsächlich weniger das Verkaufen selbst, sondern die Qualität des Verkauften ist und das im Vorfeld Versprochene, dass da manchmal sehr kritisch ist.
LG
Tim
VIELEN Dank für diesen Artikel, Tim, den ich obwohl schon vor 2 Jahren veröffentlicht, jetzt erst gelesen habe. JAAA!
Worüber ich mich spontan mitteilen möchte:
Wenn man wie ich Hilfestellung anbietet – in meinem Fall als Coach und als Autorin – und dabei so zurückhaltend ist, eben KEINE Heilsversprechen zu machen, sondern sich z.B. der Formulierung „möglicherweise hilfreich“ bedient und ansonsten auf Einladung zu anderen Denkweisen, Inspiration und Ermutigung setzt, braucht es ganz viel innere Größe, es auszuhalten, dass andere Anbieter mit vollmundigen Versprechungen teilweise astronomische Preise für ihre Dienste erlangen und wie ein Magnet Kundschaft anziehen.
Dennoch: einen „Guru“-Status anzustreben, kommt für mich einfach nicht in Frage.
Also wünsche ich mir, dass gaaanz viele Menschen so (beginnen zu) denken, wie du es in deinem Artikel zum Ausdruck bringst. Und sich in der Folge eben bei Bedarf auch Coachs wünschen, die zu ihren eigenen Unzulänglichkeiten ohne Weiteres stehen (wir sind alle unterwegs!) und ihren Coachees auf Augenhöhe begegnen.
Danke liebe Ulrike!
Ich denke, dass entsprechendes Marketing eben auch entsprechende Kunden anzieht … wer alles verspricht, bekommt Kunden, die sich von dem Angebot alles versprechen und dann vermutlich oft enttäuscht sind (Stichwort: verbrannte Erde).
Insofern gibt es vielleicht gar nicht so viel Grund zum Ärger … aber ich könnte mich auch täuschen, eventuell suchen die Menschen, denen zu viel versprochen wurde, die Schuld auch eher bei sich und die „Gurus“ kommen bestens damit durch …
Ist das nicht auf eine Weise auch eine Art zu sagen „Meine Strategie ist besser als die der anderen (Gurus)“ – eben indem die ganzen „Guru“-Techniken und -Weissagungen, Hilfsmittel, Ratgeber, … in einen Sack gesteckt werden, um drauf zu hauen?!
Es sind ja keine Namen oder Beispiele genannt worden, von daher…
Mir haben diese „Gurus“ – die ich dem Text nach nun in diesem Sack vermute – bis hierher tatsächlich geholfen; natürlich nicht ohne Eigenerfahrung und Hilfe von „echten“ Menschen, aber es wurde immer begleitet von Ratgebern (…) wie den angesprochenen.
Um das zu verdeutlichen/erklären:
Ich bin im März arbeitslos geworden und habe kurz darauf erfahren, dass meine Familie… die gesamte Kindheit/Jugend mit Missbrauchs- und Misshandlungserfahrungen bestückt war – Erfahrungen/Traumata, die teils vollständig verdrängt wurden und dank einer meiner Schwestern wieder hervor geholt waren.
Zur selben Zeit bin ich in Reiki eingeweiht worden – weil ich im Jahr zuvor selbiges über Massagen mitgekriegt habe und allein damit schon viel Heilung erfahren habe – und ich weiß, dass ich OHNE das… diesen Schock (Arbeitslosigkeit UND Traumata-Rückführungen) nicht überlebt hätte. Und ich hatte auch danach noch mit sehr vielen Dingen zu kämpfen… und bin noch lange nicht „am Ende“ (gottseidank mag ich heute sagen, denn es gibt nichts Schöneres, als an und mit mir selbst zu lernen.)
In der Zeit las ich Bücher undd hörte ich Audios von Louise Hay und Rüdiger Dahlke, kam darüber zu Safi Nidiaye und Robert Betz; und konnte damit wirklich sehr viel anfangen und in Bewegung bringen. Ich bin heute ein gänzlich anderer Mensch als vorher – eigentlich… sogar so jemand, wie ich HIER immer wieder finde (wie man „sein sollte“, denn hier werden genauso Empfehlungen ausgesprochen wie bei den anderen – die übrigens auch nicht für alles Geld verlangen.)
Entsprechend denke ich, ist es „falsch“, alle in einen Sack zu hauen. Es führen einfach viele Wege nach Rom…
Für jeden Menschen gibt es einen „Guru“ oder mehrere, der wirklich hilft. Denn genauso wie nicht jede Diät jedem hilft, weil jeder eine andere Lebensweise verfolgt, hilft auch nicht jeder „Guru“ jedem… man muss einfach den/das Richtige(n) finden!
(Ich hatte eine Freundin, die vor einem Jahr nichts von Betz & Co. wissen wollte. Sie fand, dass der Mann selbstherrlich und wie ein Guru allen das Geld aus der Tasche ziehen will. Vor ein paar Monaten kam sie zu mir und redete begeistert nur noch von dem Kerl. Ihre Lebensweise / Entwicklung war ihm einfach näher gekommen. Und das ist es, glaube ich, was du EIGENTLICH sagen willst…
Nicht die „Gurus“ sind „verkehrt“. Es ist nur verkehrt, jedem (blind) zu vertrauen oder nachzueifern bzw. nach der Krone fassen zu wollen, wenn man sich am Boden befindet. 😉
Hi Ka,
Danke für Deine offenen Zeilen!
Ja, so ganz abstreiten kann ich nicht, dass mein „Diss“ nicht in eine ähnliche Richtung interpretierbar ist wie das, gegen das ich mich hier ausspreche.
Es kommt eben auch darauf an, was man unter einem „Guru“ versteht. Für mich sind das nicht die altehrwürdigen indischen Meister, sondern eher die Vermarkter von „Wahnsinns-Wahrheiten / Schlüssel zum ewigen Glück!!“ versprechen.
LG
Tim
oh Gott, ich hoffe, dass ich jetzt nicht Alle nerve, wenn ich mich auch hier nochmal äußere, aber ich finde das gerade so spannend, weil ich mich mit den „Gurus“ so lange beschäftigt habe, ich komme sozusagen aus einer Guru-Kindheit / Umgebung; in Sekte aufgewachsen, da war schon allein die Gründerin „DER Guru“ und dann gab es auch noch viele andere „Unter-Gurus“ – und man selbst hat sich natürlich auch immer bemüht, einer zu werden. Aber meiner Meinung nach verhalten sich auch die meisten Eltern wie Gurus, und auch Lehrer / Erzieher. Auch die Religionen sind ja richtige Guru-Vereine. Jeder hat DIE Wahrheit und DEN Schlüssel zum Glück. Und wie ist es in Firmen, in der Politik? Und trotzdem ist es ja so, dass mal Jemand einen geilen Ratschlag hat, also, das ist ja nicht grundsätzlich verkehrt. Ich habe mich also immer gefragt: „was ist der Unterschied, was ist authentisch und was ist ein Fake?“ Eine ganz schlichte Antwort ist wohl: das spürt man. Man spürt es einfach, ob etwas echt und authentisch und ehrlich ist, oder ob der Andere sich nur aufgeilen will. Und dann kann man das, finde ich, aber auch sehr leicht prüfen: will der Lehrer wirklich, dass ich mich verbessere, oder fühlt er sich dann auf einmal in seiner Kompetenz bedroht? Will mein Vater wirklich, dass ich Zeitung lese und mich für die Geschehnisse in der Welt interessiere oder muss er neuerdings auf einmal ganz wichtige Dinge woanders erledigen, wenn ich dann mal drüber reden will? Will mein Freund wirklich, dass es mir gut geht (wie er es ja immer wieder sagt) oder bekommt er auf einmal Angst, dass ich auch ohne ihn super zurecht komme? Ist Zweiteres der Fall, so werden diese Leute versuchen, dir das Leben schwer zu machen – sie kommen auf einem mit irgendwelchen Problemen oder Fragestellungen, über die DU dir Gedanken machen sollst oder mit absurden Argumenten, warum was nicht geht – damit sie dann wieder als Retter und Antwort auftreten können. Wenn man das durchschaut, kann man genüsslich zusehen, wie diese Menschen sich selbst entlarven und sich selbst von den Anderen trennen. Ein Guru also, der „ewiges Glück“ verspricht, sollte einer sein in dessen realer oder verbaler Gegenwart ich mich immer (da EWIGES Glück) glücklich fühle. Denn selbst, wenn ich einmal nicht glücklich mit mir selbst bin, so kann mich der Andere dann doch zum Lachen bringen und mir zeigen, wie tollpatschig er selbst ist. Ehrlich gesagt: das fände ich wunderbar! Also her mit euch, ihr ewigen Glücks-Gurus!
hihihihi, ich mag es, wenn du so rumschimpfst
mir ist noch etwas eingefallen: ich finde, diese „gurus“, die sind auch im normalen Leben sehr oft anzutreffen. Also genau genommen sehr, sehr (,sehr) oft. Vielleicht existieren sogar in jedem von uns, in Jedem, der noch nicht vollkommen frei ist, diese Guru-Anteile. Das sind die, die alles wissen, immer eine Antwort und einen Ratschlag parat haben. Die trennen anstatt zu verbinden. Die sich im Grunde wahnsinnig freuen, wenn du ein Problem hast, denn dann können sie dir mal wieder den „Weg zum Licht“ zeigen (und darüber hinwegtäuschen, dass sie selbst gerade im Dunkeln herumstochern und gar nicht wüssten, was sie mit sich anfangen sollen, gäbe es da nicht dieses wunderbare Problem DES ANDEREN). Diesen Menschen dann lächelnd, ja geradezu freudestrahlend begegnen und „mir geht´s gut“ ausstrahlen (egal, wie scheiße es dir gerade geht – allein die Tatsache, dass du jetzt einen Grund hast, es vorzuspielen, hebt deine Stimmung enorm, versprochen!), ist ein wahrer Genuss. Sie wollten doch, dass es dir gut geht, waren immer ganz besorgt, haben nachgefragt und waren so sehr an deinem Schicksal beteiligt! Und jetzt? Schwebst du genauso wie sie. Lächelst und alles ist supi. Und jetzt schau dein Gegenüber an. Bricht die strahlende Lächelmaske zusammen? Oder blüht der Andere tatsächlich auf, weil er sich mit dir freut? Haben wir uns überhaupt etwas zu sagen? Oder ist jetzt erstickende Stille da? Ein Mensch, der ein wirklicher Mensch ist (und kein Guru-Fake), mit dem kannst du sein, wenn du traurig und wenn du froh bist, wenn du erfolglos und wenn du erfolgreich bist. Bei diesem Menschen hast du weder das Gefühl, etwas sagen zu müssen, noch, etwas nicht erzählen zu müssen. Denn dieser Mensch ist interessiert: an deiner Stille, deiner Traurigkeit, deinen Erlebnissen, deinen Freuden und Sorgen. Er ist verbunden, mit sich und mit dir
Verbesserung: „… noch, etwas nicht erzählen zu dürfen“
Für den Anfang finde ich es gar nicht so schlecht einem „Guru“ zu folgen,
solange wir irgendwann den Absprung schaffen und unseren eigenen Weg
der persönlichen Entwicklung finden.
Heutzutage ist es so leicht an gutes Wissen zu kommen.
Sehr schöner Artikel!
Weiter so