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Weil ich kein Abitur habe, kann ich keine Karriere machen. Weil ich klein bin, nimmt mich keiner ernst. Weil ich zu schüchtern bin, werde ich nie einen Partner finden. Weil ich an meinen Fingernägeln kaue / einen Pickel habe / zugenommen habe / nicht unterhaltsam genug bin, muss ich mich verstecken. Endlos könnte man sie weiterführen, die Liste von Glaubenssätzen, die so viele von uns einschränken und von dem abhalten, was wir wirklich wollen. Solche Sätze bremsen Erfolg, Beziehungen, die Gesundheit, die Verwirklichung von Träumen aus – oder verhindern sie sogar ganz. Die gute Nachricht ist: es sind nur Glaubenssätze.

Diese kann man loslassen lernen. Du bekommst nun eine Technik in die Hände, mit der Du Dich befreien kannst von dem ganzen unliebsamen Gedankenmüll, der Dich vielleicht schon lange fertig macht. Die Technik entspringt einer Analyse der erfolgreichsten Psychotherapeuten und heißt „Reframing“. Sie könnte Dein Schlüssel zu einer neuen Realität sein, die Du Dir selbst baust – genau so, wie Du Dir die bisherige selbst gebaut hast. Die wahrgenommene Realität ist nämlich nichts anderes ein Haufen von Glaubenssätzen, nach denen sämtliche Erfahrungen verzerrt, eingeordnet und bewertet werden.

1. Einschränkende Glaubenssätze erkennen

Glaubenssätze sind Sätze, an die wir glauben. Sie sind größtenteils unbewusste Gedanken, die unser Bild von uns selbst, den Mitmenschen und der Welt prägen und damit unsere Entscheidungen, unser Verhalten und unser Erleben.

Ein Glaubenssatz hat die Form:

Aus X (Ursache) folgt Y (Ergebnis)
.

Also, wie oben gesehen:

Weil ich kein Abitur habe (X), kann ich keine Karriere machen (Y).

Oder – ganz ähnlich, statt mit „weil“ mit „wenn“:

Wenn ich die Prüfung nicht schaffe (Ursache), bin ich ein Versager (Ergebnis).

Es gibt darüber hinaus universelle Glaubenssätze, wie „Ich bin blöd“, die „Welt ist gut“ oder „Die Welt ist schlecht“. Dort zeigt sich die Form „Wenn X, dann folgt Y“ nicht. Sie liegt aber auch in diesen Fällen im Verborgenen dahinter. Wer glaubt, die Welt sei schlecht, hat Erfahrungen gemacht, die ihn „Die Welt ist schlecht“ haben verinnerlichen lassen. Man kann daher auch einen universellen Glaubenssatz aufdröseln und wird bemerken: hinter „Die Welt ist schlecht“ stehen Sätze wie „Weil ich im Job ständig schlecht behandelt werde, ist die Welt schlecht“ oder „Weil mir immer die Parkplätze weggeschnappt werden, ist die Welt schlecht“. Bei universellen Glaubenssätzen gilt es, sich dahinterstehende Aus-X-folgt-Y-Sätze bewusst zu machen, weil man mit diesen besser arbeiten kann.

Genug der Theorie.

Welchen Glaubenssatz möchtest Du loslassen? Welcher hindert dich, belastet Dich, schränkt Dich besonders ein?

Vielleicht musst Du Dir zunächst etwas Zeit nehmen, um Dir Deine einschränkenden Glaubenssätze bewusst zu machen.

Beobachte dazu Deine Gedanken. Was denkst Du über Dich, über die Menschen, über die Welt?

Bleiben wir beim Beispiel mit der Karriere und dem Abitur: Du würdest vielleicht über Deine Träume nachdenken, und Dir würde (mal wieder) klar werden, wie gern Du Karriere machen willst. Der Gedanke an die Karriere würde Dich vielleicht für einen Moment in kribbelige, freudige Aufregung versetzen. Schon kurz darauf würde der Aufregung eine Resignation folgen. Du würdest Dich dabei beim Gedanken „Ich werde nie Karriere machen“ ertappen können. Im nächsten Schritt würdest Du nach Gründen suchen, warum Du glaubst, nie Karriere machen zu können. (D)ein Grund dafür wäre „Weil ich kein Abitur habe, werde ich nie Karriere machen“. Damit hast Du einen Glaubenssatz aufgedeckt, der Dir im Weg steht.

Nicht alle Glaubenssätze kann man allein aufdecken, manchmal sind sie zu verdeckt und verborgen – dann  benötigt man dazu die Unterstützung eines Coachs oder Psychotherapeuten. Nach meiner Erfahrung kann man sich viele hinderliche Glaubenssätze jedoch auch ohne fremde Hilfe bewusst machen, wenn man die eigenen Gedanken achtsam beobachtet (vieles über Achtsamkeit findest Du im kostenlosen Buch zum Downloaden „Die myMONK-Essenz“).

2. Wie man sich von einschränkenden Glaubenssätzen befreit in 30 Minuten

Du hast einen Glaubenssatz, von dem Du Dich befreien möchtest?

Dann beginnt nun das Reframing, das Auflösen des Glaubenssatzes.

Die 30 Minuten für die Übung sind nur ein Richtwert. Manchmal können Sekunden reichen, um alte Glaubenssätze loszulassen, manchmal sind es Minuten, manchmal auch mehr als 30 davon. Nimm Dir so viel oder so wenig Zeit, wie Du brauchst. Ich habe die Technik manchmal schon so lange genutzt, dass mir schwindlig wurde, das muss aber meistens nicht sein. Anstrengend ist es aber eigentlich immer, weil mehr oder weniger tiefe Überzeugungen aus allen möglichen Winkeln attackiert werden.

Ziel des Reframings ist, etwas anders zu sehen als bisher, sodass der alte Glaubenssatz den neuen Erkenntnissen nicht mehr standhalten kann und verschwindet. Der Mensch mit dem Ich-werde-nie-Karriere-machen-ohne-Abi-Beispiel würde nach einem erfolgreichen Reframing vielleicht denken und glauben: „Ich kann Karriere machen. Ja, ich habe kein Abi, aber es gibt viele Menschen, die es weit gebracht haben und nie zur Schule gegangen sind, dann kann ich es ja wohl auch schaffen“. Die alte, behindernde Logik „Kein Abi, keine Karriere“ würde einfach nicht mehr standhalten. Das Loslassen geschieht dann automatisch.

Ich werde Dir das Reframing gleich anhand zweier Beispiele zeigen.

Stell Dir vor, Dein Glaubenssatz wäre gewöhnlicher Stuhl mit gewöhnlichen Stuhlbeinen. Und stell’ Dir vor, dass das Reframing ein hungriges, schlaues Tier ist, das am Holz der Stuhlbeine nagt. Und zwar so lange, bis der Stuhl umkippt. So wird auch der Glaubenssatz „umkippen“, wenn wir mit den Fragen des Reframings an dessen Glaubwürdigkeit und Logik nagen.

Die folgenden Ansätze zum Reframing sind angelehnt an jene aus den Büchern „Die Magie der Sprache“ von Robert Dilts und „Mind lines“ von Michael Hall.

Beispiel 1

Wir wenden die Technik nun gleich auf unser Beispiel an, das ja lautet:

„Weil ich kein Abitur habe (X), kann ich keine Karriere machen (Y).“

Manche Ansätze überschneiden sich und kommen Dir vielleicht überflüssig vor. Sie sind es aber nicht. Sie haben vielleicht nur einen leicht anderen Winkel, in dem sie an den Stuhlbeinen des Glaubenssatzes nagen, aber die kleine Änderung kann entscheidend sein, um den Stuhl zum Einsturz zu bringen.

Nimm also Deinen Glaubenssatz – münze die Fragen entsprechend auf ihn um und versuche, die Fragen so konzentriert wie möglich zu bedenken und zu beantworten.

1) Die Absicht des Glaubenssatzes gegen den Glaubenssatz verwenden Mit dem Glaubenssatz willst Du Dich vor Enttäuschungen schützen – Du glaubst, wenn Du versuchst, ohne Abi Karriere zu machen, kannst Du nur scheitern. Aber haben nicht nur Leute, die sich nie eine Karriere zugetraut haben, so einen Glaubenssatz? Ist nicht die größte Enttäuschung die, es nie zu versuchen, das größte Scheitern, sich selbst so klein zu machen?  Ist dieser Glaubenssatz nicht eine Karriere der Selbstentwertung?
2) Konsequenz des Beibehaltens Wenn Du an diesem Glaubenssatz festhältst, wirst Du definitiv nie Karriere machen können. Und weil ein Selbstzweifel zum nächsten führt, wirst Du Dir womöglich mir immer weniger zutrauen und Dich immer weiter einschränken. Willst Du das? Und willst Du am Lebensende zurückschauen und Dir eingestehen müssen, dass Du so viele Chancen hattest, sie aber eines Glaubenssatzes zuliebe nie genutzt hast?
3) Andere Konsequenz (Y ändern) Könnte es sein, dass Dein „fehlendes“ Abi Dich nicht einschränkt, sondern befreit? Dass Du so leichter das tun kannst, worauf Du wirklich Lust hast, als das, was „fürs Karrieremachen“ der nächste und übernächste Schritt gewesen wäre (BWL-Studium? Praktikum in einem Konzern?), dass starre Erwartungen Deiner Mitmenschen ohnehin nicht mehr erfüllbar sind (Medizinstudium, Jura-Studium, …)?
4) Umdefinieren (X ändern) Nicht das fehlende Abi, sondern fehlender Mut und fehlendes Selbstbewusstsein verhindern Deine Karriere. Karriere machen Macher, keine Ausredensucher.
5) Konkretisieren Was GENAU bedeutet Karriere? Woran würdest Du erkennen, dass Du Karriere machst – und woran, dass Du sie nicht machst? Welche Bilder und Stimmen hast Du im Kopf, wenn Du darüber nachdenkst? Wer entscheidet darüber, dass man Abitur haben muss, um Karriere zu machen? Welche Rolle spielt die Abschlussnote dabei? Außerdem: man kann doch an Fachhochschulen sogar ohne Abi studieren – heißt das dann, das ein Studium weniger wert ist als ein bestimmter Schulabschluss?
6) Verallgemeinern
Willst Du damit sagen, dass jemand NIE und NIRGENDS jemand Karriere machen kann, wenn er kein Abitur hat?
7) Gegenbeispiel Hat noch nie jemand ohne Abitur Karriere gemacht? Steve Jobs zum Beispiel hat die Schule abgebrochen – hatte er keine Karriere? Gibt es nicht heute immer mehr Menschen, die ohne Abi bewundernswerte Karrieren hinlegen?
8 ) Rahmengröße verändern Was würde der Welt fehlen, wenn Du aufgrund des fehlenden Abiturs nie wagst, Deine Karriere anzustreben? Was würde passieren, wenn sich alle Menschen so von ihrem Schulabschluss einschränken ließen? Und würdest Du wollen, dass Deine Kinder auch glauben, ohne Abitur niemals eine Chance auf beruflichen Erfolg zu haben?
9) Prioritäten überprüfen Ist Selbstverwirklichung und ein erfülltes, erfreutes, buntes Leben nicht viel wichtiger als Karriere? Vielleicht ist es wichtiger, seinen individuellen Beitrag zur Welt zu leisten, statt irgendeiner Karriere  hinterher zu hetzen? Was ist Dir wichtiger als „Karriere“ – und braucht man dafür stets ein Abitur?
10) Entstehung hinterfragen Woher kommt Dein Glaubenssatz? Wollte Dir nur jemand einreden, dass Du es ohne Abi nicht schaffen kannst, um sich selbst besser zu fühlen? Oder hast Du ihn von jemandem aufgeschnappt, der überhaupt keine Ahnung davon hat, was für eine Karriere notwendig ist und was nicht?

 

Beispiel 2

Lass uns das Reframing noch für ein weiteres Beispiel einsetzen. Manchmal werden einzelne Reframing-Ansätze deutlicher, wenn man sie in mehr als einem Fall angewendet werden.

Nehmen wir für Beispiel 2 einen weit verbreiteten Glaubenssatz, der einem Virus gleich die Köpfe junger und älterer Menschen infiziert, um deren Lebendigkeit und viele individuelle Träume zu zerstören.

Es ist der Glaubenssatz:

„Wenn ich nicht viel Geld verdiene, bin ich weniger wert.“

Los geht’s:

1) Die Absicht des Glaubenssatzes gegen den Glaubenssatz verwenden Vielleicht willst Du Dich mit dem Glaubenssatz dazu antreiben, im Beruf genug zu erreichen, um Dich selbstbewusst zu fühlen und Deinen Wert als Mensch, Mann/Frau, Partner, Vater/Mutter/Tochter/Sohn zu bestätigen. Doch Menschen, die ihr Selbstwertgefühl so stark von etwas Äußerlichen wie Geld abhängig machen, haben in Wahrheit nur ein sehr geringes Selbstwertgefühl.
2) Konsequenz des Beibehaltens Wenn Du an diesem Glaubenssatz festhältst, wirst Du Dein ganzes Leben lang so beschäftigt nur mit dem Geldverdienen sein, dass Du keine Chance hast, echtes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Und auch kaum Zeit, wirklich wertvoll für Dich selbst und Deine Mitmenschen zu sein – als saugender, nur auf Geld fixiertes, sein Lebenselixier aus dem Geld ziehender Zombie ist das nämlich nicht möglich.
3) Andere Konsequenz (Y ändern) Könnte es sein, dass Du Dich mehr auf das wirklich Wichtige konzentrieren kannst, wenn Du weniger Geld hast, weil Du keine Angst haben musst, weniger zu verdienen oder die Ersparnisse zu verlieren?
4) Umdefinieren (X ändern) Nicht ein geringeres Einkommen lässt Dich wertlos fühlen, sondern der irreführende Gedanke, dass Dein Wert vom Geld abhängt.
5) Konkretisieren Was GENAU bedeutet „viel Geld“? Wie viel im Monat? Brutto? Netto? Wie viel auf dem Konto? In welcher Zeit? Und was GENAU bedeutet „weniger“ wert sein? 10%, 20%, 99% weniger wert? Und woran erkennst Du, wie viel Prozent weniger Du wert bist? Oder entscheidet das jemand anderes? Wenn ja, wer? Was heißt außerdem „verdienen“?
6) Verallgemeinern
Willst Du sagen, dass JEDER weniger wert ist, wenn er nicht viel Geld verdient? Und willst Du auch über meinen Wert richten oder über den Deiner anderen – anhand des Einkommens? Liebst Du Deine Kinder auch weniger, wenn sie als Erwachsene nicht viel Geld verdienen?
7) Gegenbeispiel Wenn Dein Glaubenssatz stimmt, dann wären Gandhi und Jesus und Werweißnichtnoch aber ziemlich wertlos gewesen. Welche von Dir geschätzten und geliebten, aber nicht viel Geld verdienenden Menschen sind danach auch weniger Wert?
8 ) Rahmengröße verändern Wie wäre die Welt, wenn sich alle Menschen weniger wertvoll fühlen würden, wenn sie weniger Geld verdienen? Oder andersherum: wie wäre die Welt, wenn kein Mensch mehr seinen Selbstwert vom Einkommen abhängig machen würde? Da nicht jeder viel Geld haben kann – sind also die meisten Menschen wertlos? Würde es Dich traurig machen, wenn Deine Kinder Deinen Glaubenssatz adoptieren (Kinder nehmen derartiges ja sehr intensiv selbst auf)?
9) Prioritäten überprüfen Was entscheidet wirklich über den Wert eines Menschen? Was ist Dir wirklich wichtig? Zeit mit Deiner Familie, Deinen Freunden, Zeit für Dich und Deine Leidenschaften?
10) Entstehung hinterfragen Woher kommt Dein Glaubenssatz? Von Menschen, die so leben und für sich auch im Inneren das erreicht haben, das Du selbst erreichen möchtest – oder von solchen, die Du wegen ihrer Abhängigkeit vom Geld bedauerst?

 

Wenn Du das Reframing ernsthaft durchführst, kann es sich so anfühlen, als würde Dein Kopf qualmen. Das ist meiner Erfahrung nach ein gutes Zeichen, ein sehr gutes sogar. Denn nach dem Qualm kommt beim Reframing die Leere und nach der Leere eine neue Freiheit sowie neuer Mut.

 

Photo: Minoru Nitta