Teile diesen Beitrag "Von Anspannung, Ärger und Enttäuschung befreien in 2 Minuten"
Aufgeregt? Verärgert? Enttäuscht? Entmutigt? Ein Tag wie ein unfreiwilliger Besuch im Keller des sympathischen Hobby-Zahnarztes mit dem irren Grinsen?
Im Buddhismus heißt es oft, dass wir nicht kontrollieren können, was in unserem Kopf vorgeht. Das alles entsteht aus einer geheimnisvollen Leere heraus oder wie aus einer Windmaschine, angetrieben von den Erfahrungen der Vergangenheit. Und oft bringen wir viel Zeit damit um, uns selbst für Gedanken und Gefühle zu kritisieren, obwohl wir sie womöglich nicht hervorgerufen haben.
Vor allem Gefühle können wir in der Regel nicht (direkt) beeinflussen. Was wir aber beeinflussen können, ist unser Umgang mit ihnen.
Von Tara Brach, die das Buch „Radical Acceptence“ geschrieben, hab ich die RAIN-Formel gelernt – Rain wie Regen. Sie kann uns helfen, hier und da ein bisschen besser klarzukommen mit dem, was so auftritt in unserem Kopf und in unserer Gefühlslandschaft.
- R steht für Recognize – erkennen
- A für Allow – erlauben
- I für Investigate – untersuchen
- N für Non-identification – nicht identifzieren
Nehmen wir mal eine typische Situation aus dem Alltag: Wir sind unterwegs auf der Autobahn (hoffentlich im Auto und nicht zu Fuß). Da ist ein Typ auf der mittleren Spur, der langsamer fährt als alle auf der rechten Spur und also eigentlich rechts rüber müsste. Aber er tut nicht dergleichen, sondern blockiert und behindert den normalen Verkehrsfluss und schon aus 100 Metern Entfernung vermuten wir, dass da in dieser B-Klasse ein 87-Jähriger sitzt, der’s entweder nicht mehr checkt oder dem inzwischen alles egal ist. Hauptsache er kann da auf der mittleren Spur tuckern auf dem Weg zum Kompressions-Strümpfe-Fachmarkt.
Und wir sitzen dahinter, kommen nicht so ohne weiteres vorbei und ärgern uns. Jetzt könnten wir uns entweder endlos reinsteigern und aufregen und ihm dicht auffahren und darüber fantasieren, dass wir ihm gleich volle Kanne so in die Seite rammen, dass ihm die André Rieu CD aus m Autoradio springt. Oder wir können auch versuchen, unser Gefühl wegzudrücken, was so ist, wie wenn man einen Wasserball unter die Wasseroberfläche drücken will – es kostet Kraft, bringt auf Dauer aber nicht viel.
Eine Alternative bietet RAIN:
- Erkennen: Kurz innehalten und merken, was gerade passiert, also welches Gefühl am Start ist: „Ah, da ist Ärger“.
- Erlauben: Wir lassen das Gefühl da sein – genau das meinen Buddhisten übrigens mit Loslassen. Loslassen meint eigentlich da sein lassen, nicht loswerden oder wegmachen. Das heißt, wir erlauben dem Ärger, da zu sein.
- Untersuchen: Hier untersuchen wir, was genau wir im Körper spüren. Wird unser Kopf warm, verkrampft unser Bauch, kribbelt es irgendwo, ist da ein Druck? Brennen meine Wangen? Schwirrt mir der Kopf? Oder auch: Bin ich irgendwie erregt? (was jetzt weniger zum Beispiel passt, weil 87 jährige Opas auf der Mittelspur gerade mal nicht zu meinen Fetischs gehören). Dieser Schritt lässt uns zum einen auf das Gefühl konzentrieren und genau das wollen Gefühle, dass wir sie fühlen. Und zum anderen lässt es uns automatisch auch im Hier und Jetzt sein und bei der Realität bleiben, statt uns in Gedanken und Fantasien zu verlieren.
- Nicht identifizieren: Wir machen uns klar: Okay, da ist das Gefühl von Wut … aber das bedeutet nicht, dass ich ein zorniger oder wütender Mensch bin … nein, Ärger ist ein ganz normaler menschlicher Geisteszustand, der genauso wieder vorüberzeiht wie alle anderen Gefühle auch und wie Wolken am Himmel. Da ist Ärger, aber ich bin nicht dieser Ärger.
Loslassen lernen
Gibt’s etwas, das Du gern loslassen möchtest, um freier und leichter zu leben? Die längst vergangene Beziehung zu Deinem Ex? Die ewigen Sorgen um Deinen Job, Deine Gesundheit, Deine Lieben? Den Druck, den Du Dir machst, tagein, tagaus? Oder vielleicht Selbstzweifel, die Dich schon viel zu lange klein halten?
Dabei kann Dir die Achtsamkeit sehr helfen, diese aus dem Buddhismus stammende Technik.
Wie Du loslassen kannst, was Dich runterzieht, erfährst Du im neuen myMONK-Buch … und zwar ganz konkret, Schritt für Schritt über 6 Wochen:
Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt – Ein 6-Wochen-Kurs in Achtsamkeit
Gemeinsam geschrieben von der buddhistischen Autorin und Psychologin Jessica Wilker und von mir.
Das E-Book kannst Du, wie immer bei myMONK, auf jedem Computer, Tablet, Smartphone und E-Book-Reader lesen, und natürlich auch ausdrucken.
Alle Infos zum Buch und eine kostenlose Leseprobe findest Du hier.
Dieser Text ist ein kurzer Auszug aus Folge des myMONK-Podcasts „Wie man 10% entspannter wird“, die viele weitere Tipps für mehr Gelassenheit für Dich bereithält:
- Zum Streamen klicke einfach auf Play (oder hier)
- Hör Dir den Podcast bei iTunes an
- Lade den Podcast als MP3 herunter, indem Du hier rechts klickst und dann „Speichern unter“ wählst
- Alles zum myMONK-Podcast und alle Folgen findest Du hier
Photo: Monk von NinjaSS / Shutterstock
Vielen Dank für diese Methode. Ich habe das loslassen wohl immer falsch interpretiert. Häufig fresse ich meine Ärgernisse und Sorgen in mich hinein, obwohl ich sie aus mir heraus haben will. Vielleicht ist zulassen der bessere Weg.
Hi Tim,
ein großartiger Artikel. Die Anleitung funktioniert wunderbar und ist eine echte Bereicherung. Ich bin auch ein großer Fan von der Sedona-Methode. Sie hilft einem belastende Gefühle sehr rasch loszublassen.
Alles Liebe und Gute,
Christian
Hi Tim, sehr interessanter Artikel, auch wenn loslassen mir oft schwer fällt, hilft mir die Methode es immer besser zu üben.
Das ist eine sehr gute Methode, gefällt mir. 🙂
In meinen Kursen unterrichte ich einfache Atem-Meditationen, die man ganz leicht überall in seinen Alltag integrieren kann. Dazu gehört auch das bewusste Ausatmen innerer Spannungen.
Die Teilnehmer sind immer wieder fasziniert, wie gut das funktioniert, und berichten mir wo und wie sie das erfolgreich nutzen. Und ich freue mich jedes Mal wie ein Schneekönig, wenn so ein Erfolgsbericht seinen Weg zu mir findet.
Es ist einfach klasse, wenn jemand entdeckt, wie einfach es teilweise ist, die eigene Stimmung bewusst zum Positiven zu verändern. Niemand muss sich seinen Stimmungen ausgeliefert fühlen.
Danke für die tollen Beiträge!
Hallo
Mir hilft dann oft auch die Sichtweise bewusst umzukehre in positive Gedanken :
Ja, da fährt einer langsam vor mir und bringt mich evtl sogar in Zeitnot, aber vielleicht verhindert das abgebremst zu werden das ich sonst in einen Unfall verwickelt worden wären, der wäre ich ein paar Minuten schneller unterwegs passiert wäre…
oder es als gewonnene Zeit sehen, wie zb wenn Man im Stau steht: mehr Zeit zum nachdenken, Gedanken schweifen lassen, im Auto Musik hören gerade gewonnen haben usw. …
Oder einfach das das Leben einem grad zeigen will wieder langsamer und gelassener zu werden.
Das funktioniert auch in andren Situationen.
Besser wäre in solch einer Situation zu denken: „dieser alte Mensch werde auch ich mal sein und nicht merken, dass ich Jüngere behindere.“ Was bringt es letztlich, ein paar Minuten früher am Ziel zu sein.
Hey,
ich mag Tara Brach sehr und meditiere mlt ihr nahezu täglich seit längerem. Meines Wissens steht N von RAIN vor allem für nourish! Welches ich als nähren, wohltuendes dem mir tun übersetze Was brauche ich jetzt? Was würde mir helfen/ gut tun wie zB „I am here sweetheart, I don’t leave you, I love you „….. ein sich sanft berühren….. (Tara Brach) Es sind ihre Worte u Vorschläge, die ich da jetzt weiter gegeben habe.
Mag die monk Artikel sehr. Aber nourish halte ich für einen so wichtigen, schönen Teil. Er ist mir von den vier Teilen fast der liebste, den ich oft gerne länger und die anderen kürzer hätte. Tara Brach hat eine ganz wundervolle Homepage.
LG und Gesundheit, Ena