Teile diesen Beitrag "Soll ich aufgeben oder weiterkämpfen? 2 Fragen, die Dir helfen können"
Gehen oder bleiben? Der Beziehung noch eine zweite (dritte/vierte…) Chance geben? Den Traum vom Business noch mal wiederbeleben oder doch in Frieden ruhen lassen?
Schwierig, solche Entscheidungen. Und ich denke, es gibt keine glasklaren Regeln. Dafür aber ein paar Fragen, die uns helfen können. Hier zwei davon.
1. Bewegt sich irgendwas vorwärts?
Plateaus, in denen scheinbar oder tatsächlich alles stagniert, sind ganz normal (dazu gibt’s übrigens ein sehr gutes Buch von George Leonard, Der längere Atem). Doch wenn sich über längeren Zeitraum gar nichts vorwärts bewegt, ist das ein ernstes Zeichen.
Vorwärtsbewegung meint hier:
Du hast mehr Ressourcen als vor ein paar Monaten oder Jahren. Vielleicht mehr Fähigkeiten, mehr Kunden, bekommst mehr positives Feedback, die Besucherzahlen Deines Blogs steigen (und nicht nur, weil Du selbst 50x am Tag drauf bist).
Gibt’s da etwas bei Dir, geht etwas voran? Etwas, das berechtigte Hoffnung macht? Vielleicht ist’s noch nicht das Geld, aber dafür irgendetwas anderes?
Eine fehlende Vorwärtsbewegung kann auch noch etwas anderes bedeuten. Du kannst nicht mehr wachsen, weil Du das Gefühl hast, alles gelernt zu haben auf diesem Gebiet.
2. Würdest Du das Projekt heute noch mal neu starten?
Diese Frage hab ich aus einem Buch von der Management-Legende Peter Drucker, Effective Executive.
Mit allem, was Du inzwischen weißt:
Würdest Du das Projekt oder die Beziehung heute noch mal neu beginnen, bei Null anfangen?
Oder hast Du zum Beispiel gelernt …
- dass Deine Annahmen falsch waren? Dass sich doch viel zu wenige Menschen für Dein Produkt interessieren, der Markt völlig tot oder vollgestopft ist oder sogar überflüssig ist oder geworden, was Du anbietest?
- oder es Dir viel weniger Freude macht als gedacht, dafür aber eine zuvor unterschätzte Last ist?
- oder dass Dir andere Dinge viel wichtiger sind, weil Du jetzt Frau und Kind hast und deshalb gar nicht mehr jede zweite Nacht in einem Hotel pennen willst, um die 76-bändige Brockhaus-Ausgabe deutschlandweit an der Haustür zu verkaufen?
Wenn Deine Antwort ist: „Nein, ich würde heute nicht noch mal ganz neu damit anfangen?“ … warum hältst Du dann daran fest?
Aus Angst, doof dazustehen vor anderen?
Weil Du glaubst, Dir oder Deinen Eltern oder Freunden was beweisen zu müssen?
Aus dem Glaubenssatz, dass „Gewinner niemals aufgeben“
Weil Du schon so viel Zeit und Mühe und Geld investiert hast?
Auch diesen Grund kann ich sehr gut nachvollziehen, und gleichzeitig ist es der denkbar schlechteste Grund, irgendetwas weiterzumachen. Wirtschaftsleute sprechen da von „versunkenen Kosten“, also Kosten, die ohnehin schon entstanden sind, egal, wie Du Dich jetzt entscheidest. Und die deshalb bei der Entscheidung hier und heute überhaupt keine Rolle spielen. Nur weil wir schon eine Kinokarte gekauft haben, müssen wir nicht hingehen, wenn uns dann gerade doch nicht mehr nach Transformers vs. Schmuckdesigner Teil 2 sein sollte.
Jedenfalls gibt’s eine Menge schlechter Gründe, weiter in eine Richtung zu laufen, die ins Nirgendwo führt.
Es gab mal ein altes Ehepaar, beide über 80, die sich haben scheiden lassen, und als sie gefragt wurden, warum denn das nach so vielen Jahrzehnten zusammen, sagten sie: „Wir sind eigentlich nur wegen der Kinder zusammengeblieben. Und sie sind jetzt alle tot.“
Vielleicht ist die Zeit für eine Veränderung schon etwas eher da …
Dieser Text ist ein Auszug aus der Folge des myMONK-Podcasts mit dem Titel „Wann Du aufgeben solltest (und wann nicht)“. In diesem Podcast findest Du zwei weitere Fragen, die Dir bei Deiner Entscheidung helfen können:
- Zum Streamen klicke einfach auf Play (oder hier)
- Hör Dir den Podcast bei iTunes an
- Lade den Podcast als MP3 herunter, indem Du hier rechts klickst und dann „Speichern unter“ wählst
- Alles zum myMONK-Podcast und alle Folgen findest Du hier
Mehr auch unter 10 Wege, Dich von Perfektionismus zu befreien.
Photo: Tired von Antonio Guillem / Shutterstock
Hallo Tim,
aufgeben oder loslassen !?
Ich bin 55 J., gelernte Bürokauffrau, habe über 20 Jahre in dem Beruf gearbeitet, obwohl es nie mein Traumberuf war, denn ich bin eher der kreativ veranlagte Mensch.
Nun bin ich seit 1 Jahr arbeitslos, nach 6 quälenden Jahren, mit 4 verschiedenen befristeten Jobs. Ich hatte vor ein paar Wochen ein Vorstellungsgespräch und sollte daraufhin Probearbeiten, musste aber 5 Wochen auf eine Antwort warten, wann es losgehen sollte. Dann kam die Antwort – eine Absage !
Ich schaffe es mental nicht mehr, immer wieder Hoffnung geweckt zu bekommen und dann doch wieder Absagen verkraften zu müssen. Wenn ich die Stellenanzeigen lese, könnte ich nur noch k……..und alles, aber auch wirklich alles in mir sträubt sich dagegen, weiter Bewerbungen zu schreiben. Ich möchte soooo gerne loslassen dürfen, aber wie soll ich das machen, wenn ich vom Jobcenter gezwungen werde, weiter zu machen?
Lien Grüße sendet dir Klaudia
Liebe Klaudia,
ich bin zwar nicht Tim aber möchte Dir trotzdem antworten. Ich habe eine Ähnliche Erfahrung gemacht, vielleicht bringt Dich mein Tipp weiter: Wenn Du eher kreativ veranlagt bist aber so lange Erfahung im Büro-Bereich hast, dann könntest Du versuchen beides miteinander zu verbinden. Ich meine folgendes: Auch in kreativen Bereichen werden Bürokräfte gebraucht. Vielleicht schaust Du mal, ob es in der Region, wo Du Arbeit suchst größere Galerien, Museen, Kunstschulen oder Filmschaffende gibt und dann schlappst Du einfach da hin und fragst nach, ob dort jemand mit viel Erfahrung im Büro gebraucht wird?
Dann bist Du zumindest schon im richtigen Umfeld und kannst die kreative Luft schnuppern. Und vielleicht wird auch dort Dein Talent entdeckt und Du kannst mit der Zeit wechseln oder das eine mit dem anderen verbinden?
Bei mir hat das geklappt und ich bin megaglücklich damit.
Viele liebe Grüße und viel Erfolg. Du wirst irgendwo gebraucht, Du musst es nur finden 🙂
Julia
Klasse, sehr gute Antwort. Da bekomm ich Gänsehaut und kann da nur zustimmen,weiter so!
VG
Hey Tim,
Ich habe mir heute zum ersten Mal eine Folge von dir angehört und ich finde du machst das sehr gut.
Deine Stimme ist sehr angenehm und du sprichst in einem guten Rhythmus.
Ich persönlich bin eher der visuelle Typ und verinnerliche mehr, wenn ich Dinge lese aber ich verstehe, dass es genug Leute gibt,die gerne zuhören.
Wie auch immer, auf den Inhalt kommt es an und der ist in deinem Fall eine echte Bereicherung.
Mach weiter so!
LG Vera