Ungezählt die Zeiten, an denen ich versucht habe, etwas zu machen. Und zwar das, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, morgens, oder gestern schon, oder seit Wochen oder Monaten. Stattdessen: Trägheit, Ausreden, Nichtstun, Reue. Tage, an denen höchstens die Uhr richtig tickt.
Wie können wir die wichtige Arbeit bewältigen, mit dem Lernen für die Prüfung beginnen oder uns endlich mal um unsere Gesundheit kümmern, bevor wir uns um eine Krankheit kümmern müssen.
Eine Antwort (an die ich mich immer wieder selbst erinnern muss):
Mach den Schritt so klein, dass Du nicht Nein sagen kannst.
So klein, dass es lächerlich wäre, Angst zu haben oder dich überfordert zu fühlen.
Klar, dir gleich den ganzen Abwasch vorzunehmen ist vielleicht wirklich zuviel nach all den Wochen. Aber wie wär’s mit einer Gabel oder wenigstens einer von drei Gabelspitzen?
Ein Buch zu schreiben oder auch nur ein Kapitel oder eine Seite … da bekommen wir Angst, vor allem, wenn es angeblich sofort Hemingway-Qualität sein muss … aber wie wär’s mit einem Absatz oder einem Satz?
Allein beim Gedanken an eine Stunde Sport schwitz ich mich halbtot … aber zu drei Liegestützen kann sogar ich mich motivieren
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Wenn wir einmal in Bewegung sind und das erste Mini-Erfolgserlebnis haben, ist es oft viel, viel einfacher, noch ein bisschen mehr zu machen. Wir haben die träge Masse in Schwung gebracht.
Anne Lamott in ihrem Schreibratgeber „Bird by Bird“:
Vor dreißig Jahren versuchte mein älterer Bruder, er war damals zehn Jahre alt, einen Aufsatz über Vögel schreiben, für den er drei Monate Zeit hatte, und der am nächsten Tag fällig war.
Wir waren in unserer Familienhütte in Bolinas, er saß am Küchentisch, den Tränen nahe, umgeben von Papier, Stiften und einem Stapel ungeöffneter Bücher über Vögel, bewegungsunfähig wegen der gigantischen Aufgabe, die vor ihm lag.
Dann setze sich mein Vater neben ihn, legte seinen Arm um die Schultern meines Bruders und sagte: „Vogel für Vogel, mein Freund. Mach’s einfach Vogel für Vogel.“
Eigentlich ist das schon die ganze Technik: Konzentriere Dich auf einen kleinen Schritt, einen nur.
Vogel für Vogel, mein Freund. Mach’s einfach Vogel für Vogel.
Welchen einen kleinen Schritt könntest Du heute gehen?
Diese Text ist ein Auszug aus der Folge des myMONK-Podcasts mit dem Titel „Wie man den ersten (oder nächsten) Schritt geht.“ In dieser Folge erfährst Du auch, wie Du endlich ins Tun kommen kannst:
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Mehr auch unter 10 Wege, Dich von Perfektionismus zu befreien.
Photo: Starting von Andrey_rage / Shutterstock
Lieber Tim,
mal wieder ein Artikel, der mir aus der Seele spricht.
Gerade ein kreativer Chaot, wie ich einer bin, verzettelt sich gern in sooooo viele Aufgaben, dass man vor lauter Post-Its den Organizer nicht mehr sieht (wenn man den überhaupt griffbereit hat). Und bevor man an einer großen Aufgabe scheitert – macht man es meist gar nicht. Gefahr der Niederlage sowie der begonnenen und nie fertig gestellten Dingelchen gebannt. Man kennt das.
Und auch wenn es abgedroschen klingt – gerade um einen Überblick über alle Teilaufgaben zu bekommen und zu sehen, welche Teilaufgaben man angehen könnte, lohnen sich To-Do-Listen. So kann man, wenn man mal eine halbe Stunde über hat, die Liste checken und findet bestimmt eine Aufgabe, die ganz gut in diese halbe Stunde passt. Mal ehrlich: Gibt es etwas Befriedigenderes als das Durchstreichen einer erledigten Aufgabe?
Für alle, die sich zukünftig nicht mehr so viel „verzetteln“ möchten ein kleiner Tipp einer Berufs-Verpeilten: Post-Its in verschiedenen Farben für verschiedene Projekte/Lebensbereiche. Auf jedes Post-It kommt eine Teilaufgabe. Diese kann man dann nach Wichtigkeit/Länge der Aufgabe/Priorisierung in den Terminplaner, an den Kühlschrank etc. hängen und hat so immer einen Überblick. Jetzt fehlt nur noch der kleine intrinsische Schubs, diese Post-Its regelmäßig abzuarbeiten. Aber du hast recht – Stück für Stück ist es kein Berg mehr, sondern nur ein Haufen Steine, den man aus dem Weg räumen muss.
Mein kleiner Schritt für heute und das ganze Wochenende: meinen Rechner nach einem Crash wieder zum Laufen zu bekommen, damit ich meine To-Do-Liste abarbeiten kann. Denn manchmal muss man Schritt eins machen, bevor man auch nur an Schritt zwei oder drei denken kann.
Was ist denn dein heutiger Schritt?
Viele Grüße,
Tanja
Danke! Genau so! 🙂
Sowohl im Positiven (ich sage mir jedes Mal, wenn ich zum Sport gehe, dass ich es ja nicht voll durchziehen muss), wie im Negativen (die Steuer, oh mein Gott, wie lange habe mich geziert, gedrückt geschämt… und das alles wegen konkret 2-3 Tagen Arbeit…) nächstes Jahr wird das anders ! 🙂
Danke für diesen wunderbaren Artikel, der mir im Moment total aus der Seele spricht.
Mein Mann und ich haben uns vor einigen Wochen dazu entschlossen, uns beruflich zusammen zu tun. Wir werden nächstes Jahr Urlaubsseminare zur Stressbewältigung anbieten.
Der riesengroße Berg an Aufgaben, der nun vor uns liegt lässt meine Motivation immer mal wieder ins Schwanken kommen. Manchmal fühle ich mich auch einfach überwältigt von Ängsten und Sorgen, ob wir denn auch alles schaffen werden und dann möchte ich mich einfach nur verkriechen.
In solchen Momenten hilft es, sich eben nicht auf den ganzen Berg zu konzentrieren, sondern nur auf die nächsten paar Meter direkt vor mir. Und dann die nächsten. Und die nächsten.
Vogel für Vogel.
Viele Grüße
Julia
❤️Ich geh jetzt laufen und versuche mich nach vielen Kurzstrecken an einer längeren!
Ich mag deine Seite sehr. Sie trifft bei mir immer den Kern der Sache.
Liebe Grüße
Gaby
Hallo Tim,
der Artikel ist wirklich gut, weil man sich selbst darin wiederfinden kann. Bei uns gibt es ja auch den Spruch:“Eins nach dem Anderen.“, aber gerade wenn ich viel zu tun habe, ist es schwer, entspannt zu bleiben und nicht alles ein bisschen anzufangen.
Durch den Stress, den man sich selber macht, steckt der Kopf dann schnell auch mal im Sand. 😉
Ich glaube, das kleine Zitat hilft mir sehr gut, sich wieder auf das Wichtige zu konzentrieren und überhaupt erstmal anzufangen.
Alles einfach Schritt für Schritt!🙂
Viele Grüße
Pia