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Rolf Münch kann auf eine lange, vielfältige und erfolgreiche Karriere zurückblicken: angefangen vom Fabrikarbeiter und Kellner über verschiedene Positionen in Marketing und Vertrieb bis hin zur Geschäftsführertätigkeit beim Konzern Henkel und bei Schwarzkopf erlebte er sämtliche Hierarchiestufen in großen Unternehmen. Heute hilft Rolf Münch als Coach und Mediator Menschen, sich neu zu orientieren, erfolgreicher zu sein und Konflikte zu lösen. Wie er inneren Frieden gefunden hat, was er Berufseinsteigern rät und über vieles mehr spricht Herr Münch mit mir im myMONK-Interview.

Sie waren viele Jahre Geschäftsführer bei Henkel und bei Schwarzkopf. War Business damals für Sie „Krieg“? Oder haben Sie während Ihrer hohen Positionen in der Wirtschaft inneren Frieden erfahren, und was heißt „innerer Frieden“ überhaupt?

Für mich bedeutet innerer Frieden, Abstand in sich selbst zu haben.

Was meine ich damit. Nun, wir alle haben in uns eine Instanz, die es uns – während und obwohl wir am Denken sind – ermöglicht, dass wir gleichzeitig diese „denkenden“ Gedanken beobachten können; und die ermöglicht, dass – während wir in einem Gefühl sind (sogar Wut) – wir gleichzeitig dieses Gefühl wahrnehmen können, und – obwohl wir im unseren Körper sind, diesen als Ganzes und/ oder auch einzelne Teile innerhalb unseres Körpers wahrnehmen können. Wenn wir aber dieses „Denken, Fühlen und Körper wahrnehmend beobachten können, obwohl wir denken, fühlen und im Körper sind, dann muss es in uns eine Instanz geben, die hinter diesem Denken, Fühlen und Körperlichem ist. Diese Instanz nenne ich „Höheres Selbst“. Sobald wir uns mit diesem „Höherem Selbst“ aktiv (also bewusst) verbinden, wird es in sich selbst ruhig. Das heißt, der vielleicht vorher intensive Gedankenfluss – also unsere inneren Stimmen und/ oder die oft wirren Gedanken – kann unterbrochen werden und in uns entsteht innerer Frieden (Ruhe und gleichzeitig eine Form von Erholung, ähnlich dem Tiefschlaf).

Dieser innere Frieden wird also dank einer Form von Achtsamkeit erfahren und – je mehr und je öfter wir uns diesem Frieden gewahr werden, desto weniger und leiser werden die Gedanken. Innerer Frieden ist also durch spezifische Achtsamkeit-Übungen erfahr- und erlebbar.

Persönlich habe ich als gut 30-Jähriger angefangen zu meditieren. Ich nannte dies damals „meinen Abfallkübel leeren“. Diese Meditationen haben mir dann über die Jahre geholfen, mich mit meinem Höheren Selbst aktiv zu verbinden und zu lernen, aus ihm heraus mich selbst (wertfrei) zu beobachten. Dadurch gelang es, innerlich mehr und mehr Abstand zu entwickeln (Gelassenheit).

Zu Beginn meiner Arbeitstätigkeit war dies überhaupt nicht so. Da hatte ich sehr viel Druck, Stress, Angst erlebt; z.B. dass ich scheitern könnte, es nicht richtig machen würde, nicht genügen könnte usw.  und ich erlebte das Außen oft als eine Form von Krieg. Je länger ich aber meine Übungen machte, desto weniger und desto leiser wurden diese Stimmen.

Heute verfüge ich über Übungen, die niemandem mehr jahrelanges meditieren abverlangen, um bei sich selbst diesen Frieden erfahren zu können. In meinem Coaching biete ich solche Übungen an (falls es nicht möglich ist, diese bei und mit mir vor Ort zu machen, sind sie auch über Skype und/oder das Telefon machbar), sodass jede Person bereits in einer Sitzung diesen Frieden unmittelbar erleben kann und – falls diese (sehr einfachen) Übungen anschließend zuhause wiederholt werden, diesen Frieden auch jederzeit wieder erfahren kann.

Welche drei Tipps würden Sie einem Absolventen geben, der auch eine Konzern-Karriere anstrebt?

Als ich jung war, war der Eintritt in einen Konzern oft der Eintritt in das gesamte Arbeitsleben. Der Konzern förderte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und besetzte die eigenen Führungspositionen quasi ausschließlich mit seinem eigenen Nachwuchs. Sogenannte Quereinsteiger waren eher selten. Dies hat sich in den letzten Jahren in den meisten Konzernen stark verändert. Heute ist es immer häufiger, dass Führungskräfte außerhalb der eigenen Struktur gesucht werden, ja sogar immer öfter  Führungskräfte von direkten Marktwettbewerbern abgeworben werden.

Nach wie vor wichtig bleibt aber, dass Nachwuchskader sich im Vorfeld schlaumachen, wie denn die einzelnen Konzerne (in welchen Dimensionen) im Außen wirken. Also welchen Ruf sie ausstrahlen. Wenn für den Einzelnen also hauptsächlich die Karriere im Vordergrund steht, ist es sinnvoll, den Konzern zu wählen, der auf dem Markt als der „Professionellste“ und/oder als der „Erfolgreichste“ gilt. Sind auch andere Werte wichtig (z.B. Nachhaltigkeit, ethisches Verhalten usw.), dann sollten  diese Werte entsprechend (mit-) geprüft werden und anschließend in Bezug auf seine eigenen Prioritäten (wo möchte ich mich aus Sicht meiner Werte) ausrichten.

Wenn irgend möglich, wäre es auch von Vorteil, wenn der Suchende die potentiellen Unternehmen persönlich besser „spüren“ könnte. Jede Form von „schnuppern“ oder  – falls machbar  – von „Praktika“ hilft einem, den internen Stil des einzelnen Konzerns viel konkreter erfahren zu können. Oft ist es nämlich so, dass die Werte, die in Broschuren auf glänzendem Hochglanzpapier, oder auf golden, glänzenden Tafeln gedruckt sind und im Eingangsbereich der Firmen hangen und/oder aufgelegt werden, im Unternehmen nicht oder nur sehr bedingt gelebt werden.

Als Drittes scheint es mir wichtig, – im Sinne einer längerfristigen Karriereplanung – mich anfänglich nicht allzu stark aufs Geld zu fokussieren. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich am Anfang meiner Karriere an einem Arbeitsplatz arbeitete, an dem ich weniger verdiente wie meine damalige Sekretärin. Als ich meinen Chef damit konfrontierte, meinte er lakonisch; „sie können gerne die Position der Sekretärin übernehmen, ich würde Ihnen sogar noch mehr bezahlen …“. Da ich damals in meinem Job sehr viel lernen konnte, habe ich es natürlich nie bereut, dieses „Angebot“ nicht angenommen zu haben.

Würden Sie diesem Absolventen vielleicht lieber raten, gleich seinen eigenen Träumen zu folgen, die er vielleicht jenseits der klassischen Karrieregedanken seit Jahren hegt – ein Autor zu werden zum Beispiel, oder sein eigenes Geschäft aufzubauen?

Den eigenen Träumen folgen zu wollen, ist – falls diese Träume stark genug sind – aus meiner Sicht für sich selbst immer von Nutzen.

Einem Traum nicht zu folgen, kann nämlich bedeuten, dass der/die Betroffene sich im Nachhinein (meist erst viele Jahre später) große Selbstvorwürfe macht, sein Leben nicht gelebt zu haben weil er/sie den Traum nicht umgesetzt, oder zumindest es nicht einmal „versucht“ habe. Den Träumen nachleben zu wollen, bedeutet aber meistens, dass das Leben dann nicht so gradlinig (nicht so  berechenbar) verläuft. Dies muss ausgehalten werden. Dem Traum also auch längerfristig folgen zu können, hat so gesehen hauptsächlich damit zu tun, wie stark an diesen Traum, an die eigene Vision geglaubt wird. Denn, wirklich dafür leben zu wollen, kann bedeuten, dass auf vieles, das allgemein als erstrebenswert gilt, verzichten zu müssen. Umgekehrt wird dafür meistens „tiefere“ Zufriedenheit erfahren, die – wenn den eigenen Träumen nicht gefolgt wird  – oft verloren geht.

Glauben Sie an die persönliche Mission, die Berufung?

Ja, für mich ist die Berufung sehr wichtig. Allerdings ist es aus meiner Sicht nicht zwingend, dass diese, also meine Berufung mit dem (dann) ausgewählten Beruf übereinstimmen muss. Für mich ist die Berufung viel mehr eine, bzw. „die“ persönliche Qualität, die mich „einzigartig“ macht. Oder noch einfacher und besser ausgedrückt; es ist die Qualität die, wenn sie eingesetzt wird, einem Selbst am meisten Freude bereitet.

Um diese Berufung zu erkennen, ist es daher sehr nützlich sich zu hinterfragen, was denn genau „mir selbst“ am meisten Freude bereitet. Hinter dieser Freude steht nämlich immer eine Qualität und diese kann herausgearbeitet werden. Kennen wir sie, kennen wir unser „Berufenes“ und können dieses in alle Lebensbereiche und Lebensphasen einbringen und ausleben. Und genau dieses „Einbringen“ – also diese meine „höchste“ Qualität ins zu Leben tragen ist meine persönliche Mission, die sich so erfüllen darf. Zum Nutzen von mir selbst (mehr Freude) und zum Nutzen vom allem Leben insgesamt (Bereicherung dank dem Einbringen des Einzigartigen).

Was raten Sie jungen Menschen, die sich nach dem Studium ganz unsicher sind, was sie mit Ihrem Leben anfangen sollen?

Nicht ungeduldig zu werden und nicht zu glauben, dass sie etwas falsch machen oder sogar Versager(innen) seien, weil sie (noch) nicht (genau) wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten. Es besteht nämlich die Gefahr, dass in dieser Lebensphase der eigene Selbstwert an Status oder materiellen Erfolg gebunden wird und – da dieser im Moment ja nicht gegeben ist – jetzt sofort etwas gemacht wird, das diesem falsch verstandenen Bild von Selbstwert entspricht.  Oft wird dieser selbst auferlegte Erfolgsdruck auch noch durch das „Außen“ verstärkt (bspw. durch die Eltern, durch Vorbilder die es vermeintlich geschafft haben, durch Freunde der Eltern, wichtige Bezugspersonen usw.), die  ja immer „nur das Beste“ wollen.  Leider ist „das Beste wollen“ zwar meistens gut gemeint, aber oft das Gegenteil von „gut“.

Wichtig wäre aus meiner Sicht viel mehr, ins und dem Leben zu vertrauen und den Möglichkeiten, die einem das Leben zeigt, einfach mal zu folgen. Also vielleicht verschiedene Praktika (die sich mir zeigen) zu machen, oder sich durch Reisen inspirieren zu lassen usw.

Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Sie sehr viel an sich gearbeitet haben, um so ruhig, ausgeglichen und zufrieden zu werden, wie Sie es heute sind. Welche Veränderungen haben den größten Unterschied gemacht?

Für mich der größte Unterschied erfuhr ich, als ich für mich erkannte, dass vieles von dem was ich als „meines“ betrachtete, gar nicht meines sein konnte.

Nun, was meine ich damit. So verrückt es jetzt tönen mag; für mich gilt, dass ich den, den ich kenne – also meine Person, mein Ego -, eigentlich gar nicht bin, sondern dass dieses Ego, mein (jetziges) „Ich“ nur das Werkzeug (ein Teil/die Folge) von dem/meinem dahinterliegenden „Undefinierbarem/Unfassbarem“ bin, also von dem, den/das ich nicht kenne. Also anstelle des Satzes von René Descartes, der sagte: „Ich denke, also bin ich“, gilt für mich der Satz umgekehrt, nämlich: „Ich bin, also denke ich“.

Denken, Fühlen und das Körperliche – also vieles, das meine Person ausmacht, sind für mich die in dieses Leben gebrachte Manifestation/Schöpfung von dem „der ich bin, war und immer sein werde. Ich habe bereits bei Ihrer Eingangsfrage beschrieben, dass es ohne Schwierigkeiten möglich sei, sich mit diesem „Unbekanntem“ aktiv zu verbinden (sich erinnern, wer wir wirklich sind). Es ist mir zwar nicht möglich dieses mir Unbekannte“ zu denken, aber ich kann es „erfahren“. Dies bezeichne ich dann als „innerer Frieden erfahren“.

Ich kann diesem, meinem „Höheren Selbst“, dem „Göttlichen in mir“, aber auch meine Fragen/Aufgaben übergeben und kann – wenn ich mich traue, diesem meinem wahren, höherem Sein vollständig zu vertrauen – die entsprechenden Antworten immer genau rechtzeitig durch mich herausfließen lassen/bzw. die nötigen Optionen/Umstände/ Angebote die nötig sind um die Aufgabe/Vision/Vorstellung zu erfüllen immer im für mich genau richtigen Zeitpunkt im Jetzt (in dem was mir als Gegenwart entgegen-kommt) erkennen und nutzen. Wir alle kennen das Erlebnis, wenn es einfach zu uns hinfließt was gerade jetzt nötig ist und wie wunderbar sich in diesen Momenten dieses Gefühl „im Fluss zu sein“ jeweils anfühlt.

Seit dieser Erkenntnis wurde das Leben für mich sehr viel leichter und viel, viel vielfältiger. Ich staune immer wieder über die vielen „Wunder“, die ich erfahren  darf, nur weil ich dieses oder jenes Problem losgelassen habe und dann das Wunder zuließ, ja diese Wunder sogar aktiv begrüßte.  Ich meine damit, dass ich seither mein Leben so verändert habe, dass ich viel mehr Zeit damit verbringe, zu versuchen das zu beobachten, was mir das Leben genau „jetzt“ zeigt und mir dieses – was sich mir zeigt – so gut wie möglich bewusst mache. Und – wenn sich das mir „Zugefallene“ offenbart – dann auch bewusst nutze, also mit ihm gehe. Und zwar auch dann, wenn es vielleicht meinen bisherigen Erfahrungen oder Prinzipien widerspricht. So empfand ich es doch z.B. als superspannend, dass ausgerechnet mir – als erstem Coach aus der Schweiz – es zugefallen ist, dieses Interview zu machen, obwohl ich bisher – mit Ausnahme meiner Webseiten und einem Profil bei Xing und LinkedIn – sehr wenig ins Internet stellte. Aber weil es eben so zugefallen ist, war mir auch völlig klar, dass ich mich auf die Fragen einlasse.

Wo können die Leser mehr über Sie und Ihre Arbeit erfahren?

Ich habe zwei Webseiten, in denen ich mich selbst und meine Arbeit vorstelle. Hier die beiden Links: www.quantenschritte.ch und www.upright-body-mind.ch und ein Profil unter www.xing.com. Seit Ende Juni habe ich mir auch einen Blog eingerichtet, in dem ich zukünftig Artikel veröffentlichen werde. Diejenigen, die mal reinschauen möchten, oder diesem Blog folgen möchten finden ihn unter der Adresse: http://quantenschritte.blogspot.ch.

Herzlichen Dank!

 

Photo: Vinoth Chandar