„Wir können Probleme nicht auf derselben Ebene lösen, auf der sie entstanden sind“, sagte Einstein.
Geht klar, Herr Einstein, von mir aus gern. Nur: Wie kommen wir auf eine andere Ebene und was soll das überhaupt bedeuten?
Mitte der 1980er schrieb Michael Beckwith, Gründer des Agape International Spiritual Centers, erstmals von den vier Phasen (oder „Stadien“) des spirituellen Wachstums. Dieses einfache Modell kann uns sehen helfen, wo wir gerade stehen und warum. Und was wir vielleicht brauchen, um unsere aktuellen Schwierigkeiten zu bewältigen.
In jeder dieser Phasen lernen wir, etwas loszulassen. Haben wir es gelernt, treten wir in die nächste ein. Allerdings ist das Leben eben keine Gerade. Und so wechseln wir in unterschiedlichen Bereichen gelegentlich in die eine oder andere Phase. Doch dominiert eine bestimmte und zieht uns immer wieder magnetisch zu sich, bis wir sie gemeistert haben.
1. Phase: „Mit mir“
In der ersten Phase fühlen wir uns wie ein Kind. „Die Welt macht etwas mit mir.“ Versorgt mich oder auch nicht, ist liebevoll oder böse, in jedem Fall aber verantwortlich für unser Glück. Das macht uns zum Spielball fremder Mächte. Wir sind ausgeliefert und im schlimmsten Fall Opfer der Umstände unseres Lebens.
Ich wette, dass es nicht nur mir manchmal so geht, sondern auch vielen anderen. Ein Schlag vom Leben, ein Tritt daneben, und eine Frage wächst in mir wie ein Monster, das mich aufzufressen droht: Warum ich? Warum tust Du mir das an, Gott / Schicksal / Karma / Zufall?
Zwischen uns und dem nächsten Stadium unserer Entwicklung, so Beckwith, steht das Loslassen von Schuldzuweisung. Dahinter beginnt das Leben, in dem wir uns verantwortlich fühlen für uns und unsere Angelegenheiten. Passives Reagieren macht Platz für aktives Agieren. Entscheidungen werden möglich – und nötig.
2. Phase: „Wegen mir“
Wir haben eingesehen, dass niemand den Job für uns übernehmen wird. Dass wir die Dinge in den Händen halten, größtenteils, und uns selbst kümmern müssen. Dass wir viel mächtiger, fähiger und stärker sind, als wir dachten. „Ich kann das! Ich lern das! Ich mach das!“ Also zeigen wir uns verantwortlich und ziehen los. Wir beeinflussen, gestalten, erschaffen und erreichen. Fühlen uns zugleich wie König oder Königin, Bob der Baumeister und ein kräftiger Gott mit dem Zepter in der Hand.
Schade ist nur, dass Bob früher oder später merken muss, dass er vieles nur auf Sand gebaut hat. Unwetter kommen und fegen weg, was so stabil und sicher schien. Karrieren, Beziehungen, Schönheit vergehen. Wir stoßen an die Grenzen unseres Einflusses.
Was wir in dieser Phase loslassen lernen sollen: den Wunsch, alles zu kontrollieren. Im Tausch dagegen erfahren wir Vertrauen in etwas, das größer ist als wir selbst.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
3. Phase: „Durch mich“
Was in Phase zwei (anscheinend) durch unseren nackten Willen geschah, hinter dem spüren wir nun eine andere Kraft. Wie bei einem Musiker, der konzentriert übt, spielt und spielt … und irgendwann kommt er in den Fluss und die Töne einfach aus ihm heraus, durch ihn hindurch. Als wäre er selbst das Instrument, das gespielt wird. So geht es einem in dieser Phase laut Beckwith mit allem. Dem Schriftsteller, der einer Antenne gleich die Worte empfängt und aufs Papier bringt. Dem Surfer, den die Welle reitet. Uns, die wir ihre Aufgaben auf der Erde erledigen.
Der Stolz auf unsere Erfolge weicht einer Demut und der Dankbarkeit, dass es etwas Größeres gibt.
Was es loszulassen gilt: Trennung. Dafür bekommen wir: Eins-Sein.
4. Phase: „Als mich“
Die vierte Phase setzt die dritte fort. Hier soll erfahrbar werden, dass nicht etwas Großes uns als Instrument (uns) benutzt, sondern wir selbst das Große sind. Kein getrenntes kleines Ich, sondern eins mit dem unendlichen Universum. Dass der Regentropfen den ganzen Ozean enthält, alles in uns ist. Dass alles, was wir tun, Ausdruck des Großen ist. Auch der Tod ist dann einfach so, als ginge eine Puppe aus Salz ins Meer.
Wie auch immer wir die Phasen nennen oder aufteilen, wir sollten kein Rennen draus machen, sondern eine Reise.
Gibt es einen Bereich in Deinem Leben, dem ein Loslassen – und Einlassen auf die nächste Phase – gut tun würde?
Mehr unter Warum Du nicht loslassen kannst (das größte Missverständnis), unter 3 buddhistische Sichtweisen, die Deine Welt auf den Kopf stellen sowie im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.
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Sie ist eine der vier Linien der Entwicklung nach Ken Wilber, neben der Wahrheit, dem Gefühl und den Werten. Und die spirituelle Linie stützt sich auf diese anderen drei Linien (nicht nur auf Dogmen, Fühlen oder Ethik allein).
Den Agape International Spiritual Center finde ich auch erfrischend und absolut wichtig. Z.B. als Brücke zwischen Religionen und auch als Brücke der hauptsächlich „Vernunftdenkenden“ zurück zur Spiritualität. Der Artikel erinnert mich auch an die „drei Gesichter Gottes“. Gott zu sehen als
1) ein Es – Gott ist alles, das Universum, Gaia, Energie in allem, Akasha, „durch mich“
2) ein Du – Gott als Ansprechpartner, du sollst gehorchen, „wegen mir“
3) ein Ich – der Gott, von dem ich selbst ein Teil bin, „als mich“
Ich finde auch, dass alle drei Aspekte wesentliche Bedeutung haben. Selbst im theistisch ausgerichteten Christentum haben Mystiker 3) erfahren und tatsächlich wird diese Sicht auch reichhaltig in der Bibel gestützt. Ist nur leider immer noch völlig außerhalb der Dogmatik. Unter 2) haben wir vielleicht einmal den Mann mit dem weißen Bart auf der Wolke gesehen. Im Zeitalter der Vernunft können wir hier auch noch ein Gegenüber sehen, wenn auch nicht in menschlicher Gestalt. Aber wir senden etwas hinaus und sprechen etwas an. Und das Gesendete bewirkt eine Resonanz, woher auch immer. Manche stellen sich Engel oder aufgestiegene Meister in einer uns nicht leicht zugänglichen Energieform vor oder die höchste Energie selbst. Andere sehen nach wie vor einen Jemand. Entscheidend ist wohl, dass die Seele immer noch eine Form eines Gegenübers braucht. Dennoch gibt es auch im Christentum die Stimmen, die mit zunehmender Hingabe an dieses Du eine Verschmelzung von ich und Du ankündigen. Die Hinwendung zum Du bedeutet das Abbauen von Ego. Und ohne Ego könnten wir ankommen mit unserer Bewusstheit, beim Gott, der auch Ich bin. Beim „Ich Bin“. Wie es auch schon Jesus ausdrückte. Und z.B. im Buddhismus schon immer verstanden wird. Viele Menschen verstehen auch 1) als den Heiligen Geist, 2) als den Sohn und 3) den Vater. „Der Vater und ich sind eins“.
LG Richard
Solange für ein persönliches Gottesbild eine Erklärung benötigt wird, solange benötigt der Verstand etwas logisches.
Das eigentliche Theaterstück, in dem nicht nur die Frage nach Gott immer wieder auftaucht, ist die Frage wer bin ich eigentlich und was soll das eigentlich alles hier.
Auch in 1000 Jahren noch.. 🙂
Mag sein, daß die Dinge in dem einen oder anderen Leben so laufen – aber der von der Schöpferkraft vorgesehene Weg lautet anders:
Durch den „Aufstieg“ zur höheren Seins- / Bewußtseins-Ebene, zum „höheren / wahren Selbst“, wechselt der „Proband“ – regelhaft in der Pubertät – sein Identitätsverständnis – von „grobstofflich“ / materiell zu „feinstofflich“ / spirituell (geist-seelisch) – und erwirbt damit die wahren spirituellen Fähigkeiten.
Vom Wissen darüber ist die „zivilisierte Gesellschaft“ entfremdet – durch die „Kollektive Zivilisations-Neurose“.
Da wäre ich eher vorsichtig, Heureka. Das Feinstoffliche wahrzunehmen und damit etwas zu tun ist aus meiner Sicht nicht alles, auch wenn so mancher sich damit als nahezu erleuchtet sehen mag. Es betrifft aber nur die Entwicklungslinie des Fühlens. Die Entwicklung in den Bereichen der Wahrheit und der Werte kann dennoch zurückgeblieben sein. Man denke nur an gealterte Gurus und deren Sexualverhalten.
Wenn Schöpferkraft einer göttlichen Eigenschaft zugesprochen wird, dann lebt der Mensch in der Wahrnehmung es gäbe eine höhere Instanz.
zitiere:
Mag sein, daß die Dinge in dem einen oder anderen Leben so laufen – aber der von der Schöpferkraft vorgesehene Weg lautet anders:
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wie kann ein Leben eines anderen, anders sein, wenn das Leben jedoch genau so ist wie es im Moment ist, wie es ist? – für den anderen. Nur in Abspaltung seiner eigenen Wahrnehmung, existiert der Vergleich, es sei in Wahrheit anderes als wie es ist.
Im übrigen auch bezüglich meiner Wahrnehmung. Und die der Anderen.
Es ist die ewige Suche.
Der der sich Sucht, will sich gleichzeitig finden. Dies ist unmöglich.