Teile diesen Beitrag "Für Angespannte und Ungeduldige: Diese kleine Übung wird Dir helfen"
Dieser Text kann Dir helfen. Wenn Du oft unruhig bist, angespannt, gestresst, fahrig. Ungeduldig. Zu Deinem Handy greifst, immer wieder, wie automatisch (oder, wenn Du ein Mann bist: in Deinen Schritt). Dein Geist ständig nicht nur wandert, sondern rast, von hier nach dort, von gestern nach überübermorgen.
Bevor Du sagst „ach, komm, Blogger, lass mich ihn Ruhe, das wird mir nicht helfen“ … lies ihn doch vielleicht. Lies ihn langsam. Lies ihn von vorn bis hinten. Jede Zeile. Das könnte umso wichtiger für Dich sein, je weniger Lust Du da gerade drauf hast. Je mehr Deine Augen springen und Deine Gedanken. Je gelangweilter Du schon jetzt bist.
Wir alle haben einen akzeptablen Bereich für Emotionen, ein „window of tolerance“. In diesem für uns akzeptablen Bereich operiert unser Gehirn am liebsten. Fallen die Emotionen ab, werden wir gelangweilt, lethargisch, taub, womöglich schwermütig. Schießen die Emotionen über die Obergrenze hinaus, will uns das Adrenalin aus der Bahn werfen. Wir werden ängstlich, panisch oder manisch, es ist (scheinbar) einfach ZUVIEL für uns.
Unser Gehirn tut alles, um im Toleranzbereich zu bleiben. Alles, damit wir uns nicht unwohl fühlen. Meistens unbewusst. Was ist mit Dir. Ödet Dich der Text schon an? Frustriert er Dich? Oder regt er Dich auf?
Wenn ja, wird Dein Gehirn längst Gedanken produziert haben („Ich hab echt besseres zu tun als das hier!“) oder Gefühle oder körperliche Empfindungen oder Bewegungen, um Dich abzulenken. Um Dich zurückzubringen in den Toleranzbereich, damit Du ja nichts Unangenehmes aushalten musst. Könnte sein, dass Du schon begonnen hast, den Text zu überfliegen. Obwohl Du es Dir anders vorgenommen hattest – das Unbewusste hat die Kontrolle übernommen.
Das ist absolut menschlich. Und bei diesem Text hier natürlich auch nicht weiter schlimm – außer, dass es uns in hektischem Verhalten gefangen hält. An anderen Stellen im Leben ist es jedoch noch weniger hilfreich für uns. Wenn wir allen unangenehmen Gefühlen, sei es Langeweile, Traurigkeit, Aufregung oder Angst ausweichen (und deshalb nie wirklich von ihnen losgelassen werden). Wenn wir die Zeit mit unseren Lieben nicht mehr aufmerksam verbringen können. Wenn wir gleich zur Schokolade greifen oder zur Flasche oder zu Pillen.
Dann schrumpft der Toleranzbereich immer weiter und weiter. Dann werden wir zu Sklaven, beherrscht von den Emotionen.
Das Gegenmittel ist einfach. Aushalten. Erkennen, dass wir nicht immer gleich etwas tun müssen, um Unangenehmes „zu reparieren“. Dass wir stark genug sind und uns kein ödes oder ängstliches Gefühl etwas anhaben kann. Dass wir stärker sind als die Impulse, die das Gehirn produziert, um uns aus dem Moment, dem Hier und Jetzt zu treten.
Wie fühlst Du Dich gerade? Kannst Du das Gefühl benennen und es einfach nur wahrnehmen, ohne etwas dagegen unternehmen zu müssen? Kannst Du es aushalten, eine Sekunde länger als sonst, oder sogar zwei?
Ich weiß, dass Du es kannst.
Der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh drückt es so aus:
„Statt zu sagen: Sitz nicht einfach nur da – tu irgendetwas, sollten wir das Gegenteil fordern: Tu nicht einfach irgendetwas – sitz nur da.“
Je häufiger wir das üben, desto größer wird unser Toleranzbereich, desto mehr Kontrolle haben wir über unser Leben. Und desto freier werden wir.
Wenn’s Dir so geht wir mir, bietet der Alltag reichlich Gelegenheiten zum Üben, genügend Situationen, in denen uns das Gehirn ablenken will und uns unruhig umherspringen lassen will.
Nutzen wir sie. Halten wir inne, halten wir’s aus.
(Hausaufgabe für die Streber: diesen Text noch mal lesen von Anfang bis Ende.)
Mehr unter Warum Du nicht loslassen kannst (das größte Missverständnis), Resilienz: Diese 6 Dinge machen Dich robuster und im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.
Photo: Heidi | Inspiriert von: Nick Averbuj
guten morgen tim,
gibts nen herrlichen witz dazu:
fragt der eine den andern: na, was machst du heute so?
der andere: na, nix!
sagt der eine: na, das hast du doch schon gestern gemacht.
darauf der andere: bin nicht fertig geworden
herzlichst
kalypso
Lieber Tim,
vielen Dank für diesen Text! Das war gerade der Auslöser für einen Haufen wichtiger Gedanken, zwischen denen ich sonst nicht die Verbindung gesehen hätte.
Liebe Grüße
Marie
Hallo Tim,
danke für den Text und die damit verbundene Übung.
Liebe Grüße
Adelheid
Moin Tim!
Danke für diese Inspiration und tolle Textidee. Es ist so wichtig, sich möglichst viel bewusst zu machen, denn je mehr uns bewusst ist, desto freier können wir uns entscheiden. Das betrifft Dinge, die in uns ablaufen, aber auch Dinge, die im Außen ablaufen.
LG
Marten
„Je häufiger wir das üben, desto größer wird unser Toleranzbereich, desto mehr Kontrolle haben wir über unser Leben. Und desto freier werden wir.“
Ja es scheint so zu sein.
Niemand hat Kontrolle über sein Leben. Aber es scheint so zu sein.
ES SCHEINT SO !! bis es blendet. Dann kommt ein neues Konzept und folglich eine neue Geschichte.
Die Illusion des Lebens ist so mächtig.
Einfach WOW
Merke:
Es erscheint – das Du glaubst – Du hättest die Kontrolle.
Es erscheint – das Du glaubst – Du seist frei.
Es erscheint – das Du glaubst – Du hättest eine Wahl.
Es erscheint – das Du glaubst – … (such dir was aus).. denn du hast ja Wahl – scheinbar!
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Hallo Tim!
Lese hier schon seit längerem mit, und bin immer wieder begeistert, inspiriert, aufgerüttelt, zum Nachdenken angeregt, …
Tolle Texte, danke für alles!
LG
Gabriele
Ja, war langweilig. Und ich habe es überflogen um herauszufinden ob was kommt. Und tatsächlich kam diese absolut entscheidende Erkenntnis.
Einfach da sitzen und nichts sonst.
Mach ich auch sehr oft und komme damit zu Ruhe. Na ja, die Schatten melden sich gelegentlich und wollen bemerkt werden. So ist das Nichtstun auch oft nur Vorbereitung und Herstellung gesunder Bedingungen.
Hierfür muss ich allerdings auch erst das Warten auf den Punkt im Text zu Ende bringen.
Das ICH geht jetzt auch noch hin – und beurteilt sein eigenes Verhalten – indem es feststellt, es sitzt einfach nur da.
Einfach da sitzen und nichts sonst.
Eine in sich perfekte Paradoxie – in der Illusion der ICH Veranschaulichung.
einfach herrlich 🙂
Es scheint so.
Und merke!
Hi Tim, wollte dir mal liebe Grüße da lassen. Dein Blog ist für mich ein großes Vorbild 🙂
Sehr inspirierend. Chapeau!
Alles Liebe, Ela
wie immer sind deine Beiträge einfach nur erfrischend. und wie immer muss ich mich wirklich zusammenreissen, mir die zeit zu nehmen, sie zu lesen, obwohl du eine wunderbare länge wählst.
und wenn ich mir die 2 minuten nehm merke ich, wie sich meine systeme entspannen – so einfach, so schnell.
vielen lieben dank dafür und alles gute