Teile diesen Beitrag "Ivy-Lee-Methode: Mit dieser Gewohnheit schaffst Du viel mehr Wichtiges"
An einigen Abenden bin ich echt ausgelaugt. Nicht, weil ich die Welt gerettet hätte oder mir ein Iron Man in den Knochen steckt, oder wegen tausend toller Treffen mit Menschen. Sondern weil ich mich aufgerieben habe an kleinen Dingen, an Dingen, die keinem was bringen. Videos geschaut (teilweise mit Nackedeis drin), Links angeklickt, Mails gelesen und geschrieben, an dieser und jener Aufgabe ein bisschen rumgefummelt. Viel gemacht irgendwie, aber nichts geschafft – nur ich.
In meiner Not bin ich auf eine Geschichte gestoßen, die sich so oder so ähnlich zugetragen hat vor 100 Jahren.
Kommt ein Mann zu einem der reichsten Menschen der Welt
1918. Charles M. Schwab, Präsident des Stahlunternehmens Bethlehem Steel Coporation, zählt zu den reichsten Menschen der Welt. Er schaut auf seine Teams und denkt sich: Echt gute Leute hier, aber irgendwie kommt mir das manchmal ziemlich ineffektiv vor, wie wir die Dinge so machen (Chef halt!). Was tun?
Schwab arrangiert ein Treffen mit dem renommierten Produktivitäts-Experten Ivy Lee.
„Herr Lee, haben Sie einen Vorschlag?“ – „Ja, habe ich, Herr Schwab.“ – „Schön, Herr Lee, raus mit der Sprache, ich bin gespannt.“ – „Okay, Herr Schwab. Ich kenne da einen ganz einfachen Trick.“ – „Aha, und was kostet der?“ – „Sie können ihn drei Monate lang ausprobieren und schauen, wie er wirkt. Am Ende überweisen Sie mir als Honorar eine Summe, die Ihnen angemessen scheint.“
Schwab schlägt ein, Deal.
Die Ivy-Lee-Methode
Lee bittet ihn, ein Blatt Papier zu nehmen und die sechs wichtigsten Dinge zu notieren, die er am nächsten Tag tun könnte. Schwab schreibt sechs Aufgaben auf. Nun bittet Lee den reichen Mann, diese Aufgaben nach Wichtigkeit zu sortieren. Er tut es.
Dann sagt Lee:
„Wenn Sie morgen ins Büro kommen, arbeiten Sie so lange am ersten Punkt dieser Liste, bis Sie ihn erledigt haben. Und zwar ohne jede Ablenkung oder andere Aufgaben zwischendurch. Erst dann widmen Sie sich dem zweiten Punkt. Dann Punkt drei, und so weiter. Am Ende des Tages schreiben Sie eine neue Liste für den nächsten Tag, wieder sechs Punkte – und zwar die, die noch offen geblieben sind und sowie neue Aufgaben.“
Das klang verdammt simpel, vielleicht zu simpel. Schwab war skeptisch, aber er probierte es zusammen mit seinem Führungsteam aus. Nach den drei vereinbarten Monaten war er so begeistert über die Ergebnisse, dass er Lee einen Scheck über 25.000 Dollar ausstellte – die heute 400.000 Dollar entsprächen.
Warum die Methode so mächtig ist
Bei dieser Technik geht es gar nicht darum, dass wir alle Punkte abarbeiten und durchstreichen, neue aufschreiben, abarbeiten und durchstreichen … bis wir tot sind. Es geht darum, dass wir uns klar werden, was wirklich wichtig ist. Und dass wir uns für diese wesentlichen Dinge Zeit nehmen – so lange, wie sie eben dauern. Für die unwichtigeren ist dann eben kein Platz mehr an diesem Tag.
Blogger James Clear schreibt darüber, was die Methode für ihn so wertvoll macht:
- Sie ist einfach genug, dass wir sie auch wirklich nutzen: „Zu einfach? Was ist mit Notfällen und dem Unerwarteten!?“ Ja, das Unerwartete wird kommen. Und ja, manchmal müssen wir erst an anderer Stelle ein Feuer löschen. Aber erstens können wir uns immer fragen: Ist das wirklich so brenzlig? Und zweitens können wir selbst nach dem Notfall wieder zu unserer Liste zurückkehren.
- Sie zwingt uns, Entscheidungen zu treffen: Herauszuschälen, was uns wirklich voranbringt (und / oder gut tut – auf die Liste dürfen und sollen schließlich auch solche Sachen). Klare Prioritäten sorgen dafür, dass wir unser Leben und unseren Tag in die Hand nehmen. Sonst tun es andere für uns.
- Sie erleichtert uns den Anfang: Der Anfang ist die Hälfte des ganzen. Und zwar die schwerste. Wissen wir jedoch genau, was genau, wird es leichter. So fällt mir zum Beispiel das Schreiben am leichtesten, wenn ich schon am Vorabend festgelegt habe, welches Thema ansteht … tue ich es nicht, brauche ich manchmal Stunden, um loszulegen.
- Sie verteidigt uns gegen sinnloses Multitasking: Fokus, Konzentration. Unsere Kräfte bündeln wie ein Brennglas. Das ist’s, was am Ende den Unterschied macht zwischen geschafft sein und echt was geschafft haben.
Mich persönlich überfordern sechs Aufgaben, ich beschränke mich lieber auf drei. Geht sicher auch mit einer einzigen. Die Methode bleibt ansonsten die gleiche.
Was ist das Wichtigste, das Du heute tun kannst?
(Und: Gibt mir jetzt irgendwer 400.000 Dollar?)
Siehe auch: Der Akrasia-Effekt: Warum wir nicht tun, was wir uns vornehmen sowie Wie 30 Tage kleine Erfolge aufschreiben Dein Gehirn verändert. Mehr dazu auch im myMONK-Buch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.
Photo: Yukiko Matsuoka
Sehr gut! Ich mache es auch so und beschränke mich auf drei Aufgaben täglich. Allerdings bin ich in letzter Zeit nicht ganz so konsequent. Ich sollte mir wieder diese sequentielle Abarbeitung von Punkt 1 über Punkt 2 zu Punkt 3 angewöhnen.
Du hast mich mit diesem Artikel motiviert, es wieder richtig anzugehen.
Das Wichtigste, das ich heute tun kann, ist für mich, echte Familie als Keimzelle einer ´Neuen Gesellschaft zu leben – mit allem Drum und Dran.
Genau so, wie es in diesem Song zusammengefasst ist (ich hoffe, ich kann den Song hier verlinken):
https://www.youtube.com/watch?v=HQpUKxu8m14
Ich finde, das ist das Wichtigste, was, ich heute tun kann – und auch morgen und übermorgen.
Liebe Grüße,
Michaela
ja genau so wie in dem song können wir es auch nachmachen. Jeder in seiner Welt – klasse Beispiel – keiner drängt sich in den Vordergrund – die Sache zählt. Wir sind nicht hilflos. Nie war ein besser Augenblick zum Anfang als JETZT.
Danke für das tolle Beispiel Michaela
Die Methode finde ich grundsätzlich toll; ich mach´s privat so; jedoch beruflich durchkreuzen einem oft Vorgesetzte diese Pläne 😉 da kann man dann leider nicht so lange bei Pkt 1 bleiben wie man gerne täte.
Also Tim ich weiß von Lob kannst du dir nichts kaufen, aber die Tragweite deiner Artikel ist so enorm! Du bereicherst fast täglich meinen Alltag, schenkst mir immer wieder Denkanstöße und sollte ich dich hier in München mal auf der Straße treffen, hoffe ich, lässt du dich auf einen Kaffee mit Kuchen einladen! Viel mehr ist in meinem Studentenportmonee leider gerade nicht drinnen 😉
Liebe Tanja,
Danke für Deine Wertschätzung, auch die hilft mir natürlich!
Ich freue mich, dass Du myMONK so gern magst – und auch über die Einladung. 🙂
Herzlich
Tim
Entscheidend ist dabei, sich wirklich durch nichts und niemand von dieser Aufgabe abhalten zu lassen, um weiter auf seinem Weg zu bleiben. So wird man über kurz oder lang erfolgreich. Liebe Grüße
Scheint einleuchtend, Tim. Besonders wenn es um unsere Rollen geht mit grossem Routine-Anteil. Das erinnert mich auch an gewisse „Wasserfall“-Vorgehensweisen in der SW Entwicklung. Immer erst Anforderungen und Definitionen abschliessen, bevor eine Zeile Kode geschrieben wird. Wurde auch recht lange geradezu dogmatisch eingefordert. Nur ist das zunehmend überholt, bis auf die Grundmauern, die noch stehen.
Genauso, wie die streng hierarchischen Fürungsstrukturen zunehmend flach werden und zunehmend auf sponane Reaktion und Eigenständigkeit gesetzt wird. Das war wohl nicht die Denkweise der Zeit des Herrn Lee.
Die wichtigste Aufgabe auf jeden Fall abzuschliessen, war wohl damals eine Methode, die Projekte übersichtlicher, vorhersehbarer und steuerbarer zu machen. Das sequentielle Denken passt auch besonders zu maskulinem Verständnis.
In unserer kurzlebigeren Zeit sind sehr oft die zuerst festgelegten Anforderungen überholt, bevor auch nur die Hälfte der anderen Anforderungen verfügbar ist. Und Abwarten mit Implementierung und damit Erprobung würde so manchen Termin zur Farce machen. Aufgaben für heute, ohne den Blick nach vorne kann auch bedeuten, dass das Ergebnis schon obsolet ist, wenn es fertig ist. Und die Prioritäten haben oft auch nur so lange Bestand, bis eine gewisse Information oder ein gewisses Ereignis eintritt.
Zunehmend agieren wir so im Chaos. Aus dem Moment heraus und auch mit mehreren angefangenen Aufgaben gleichzeitig. Was besser zu feininem Verständnis passt. In der Praxis gibt es wohl heute beides gemischt und zwischen den Extremen.
Trotzdem hilft natürlich gezielte Fokussierung und auch eine Firmenstrategie, die genug Freiheit dafür lässt. Oft müssen wir uns diese Freiheit ertrotzen mit einem Nein, das auch nicht jedem leicht fällt. Mit genug Selbstvertrauen und Authentizität neigen wir wahrscheinlich ohnehin dazu. Ohne das lassen wir uns wohl leichter treiben und aus dem Konzept bringen und wir halten die maskulin orientierte zielorientierte Haltung nicht so leicht durch.
Hallo!
Heute muss man in der Arbeitswelt in vielen Bereichen sicherlich schneller reagieren als vor 100 Jahren. Daher ist es wahrscheinlich weder möglich noch in letzter Konsequenz sinnvoll, sklavisch die Prioliste abzuarbeiten.
Allerdings resultiert nach meiner Erfahrung auch ein Großteil der Probleme daher, dass man sich nicht mehr die Zeit nimmt, die notwendig ist um Prozesse etc. sauber so planen. Alles schnell-schnell, am besten gestern fertig und noch dazu umsonst. Am Ende kostet das dann mehr, als wenn man ein paar Tage länger für eine vernünftige Planung genutzt hätte.
Von daher finde ich die Methode eigentlich doppelt wertvoll. Einerseits um die Prioritäten für sich selbst zu klären. Andererseits aber auch zumindest der Versuch, Dinge sauber und mit dem notwendigen Zeitbedarf abzuarbeiten.
Wenn der Chef mit einem neuen Priothema reinplatzt, darf er auch mal auswählen, was dafür zurückgestellt wird. Dann brummelt er zwar etwas, aber meistens findet sich tatsächlich ein Thema, was auch mal einen Tag länger warten kann. Aber dann herrschen klare Verhältnisse und er bekommt auch eine vernünftige Arbeitsqualität von mir.
Grüße
JayPee
Michaela DANKE für den schönen Song …den hörte ich schon ewig nicht mehr…Danke vielmals:)
Liebe Grüsse
Tatjana
Richard geht es komplizierter;)?Scherz…Um Dich zu verstehen müsste ich einige Dr.Titeln erwerben glaube ich:))).Aber ich finde es lustig wie ich da sitze und alles 3x lese und nicht viel verstehe:)
Ich mag Dich da Du auch oft da bist wie ich:).
Und weil Du auf mein Schreiben reagiert hast.
Aber brauche Dolmetscher um Dich zu verstehen…
Gut dass es andere hier gibt die genau so hoch schreiben…Huuuh;)
Trotzdem Liebe Grüsse an Dich
und alle hier:)
Bin schon gespannt auf die nächsten Themen:)
Aber ich sollte nicht immer schreiben.Bin Dauer Gast schon hier…Ich glaube ich werde mehr lesen nur in Zukunft:)
Alles Liebe
Tatjana
Oh danke, Tatjana.
Welche Ehre, dass du meine Texte auch 3 mal liest. Immerhin ist dies meistens 2 mal öfter, als ich das selber tue. Ich kann auch hin und wieder dolmetschen für dich, wenn die Aussagen trotz meiner Sprache und meinem Kontext dein Interesse finden. An mancher Stelle habe ich tatsächlich das Gefühl, dass Erläuterungen helfen würden. Andererseits aber auch, dass die Kommentare so schon lang genug sind. Trotzdem danke. Und frag einfach was zurück.
Grüße,
Richard
Keine 400.000 $, aber ein großes DANKE! Wird gleich ausprobiert…
Dankeschön liebe Mila – das nehm ich auch! 🙂
Richard …ich mag deine Kommentare auch wenn ich Dolmetscher manchmal bräuchte:-*
LG
Tim verdammt gut geschrieben! Jeder kann sich damit identifizieren. Jeder kennt des, wenn man sich so viel vornimmt an einem Tag zu erledigen. Dann kommt man Heim merkt, dass man doch nichts erledigt hat. Das kann sich wiederholen und wiederholen bis es ein eingebranntes Muster ist.
Ich persönlich wende die RWT-Methode an. Was ist das klare Resultat vom Tag (Lege das Resultat so klar wie nur geht fest). Warum ist dieses Resultat für mich wichtig. (finde einen unwiderstehlichen Grund). Welche Taten werden daraus folgen.
Echt geil immer neue Methoden zu entdecken auch wenn man selber in dem Thema tief drinnen steckt.
Big Love
Thomas
thomascosic.com
Sehr tolle Methode, die auch mir beim Schreiben hilft! Vielen Dank <3
Oh! MEINE RETTUNG! Vielen vielen herzlichen Dank, lieber Tim, für diesen wunderbaren Beitrag. In Prüfungszeiten (und zeitgleichem Advent) ist alles so derart dicht was zu tun wäre, gemacht werden „sollte“ und unbedingt sein „muss“. Meine Erkältung hält sich seit bald fünf Wochen..ich habe die große Hoffnung, dass es hiermit merklich besser wird und mir wesentlich leichter fällt a) gut für mich zu sorgen, b) meinen Aufgaben gut nachzugehen und dennoch c) den Advent und das Leben mit meinen Lieben zu genießen! 🙂 Danke vielmals!!
Hi Tim,
where are you? Als treue Leserin vermisse ich deine Beiträge schon :-)!
LG
Janet
Hallo,also ich frage mich auch wo ihr seid:)
LG
Tatjana
Ja…seid Ihr im Urlaub? Wäre echt ok, aber man macht sich schon Sorgen… bin halt eine Mutter;)
Hallo Tim, ich hoffe es geht dir gut!
LG Nina
Lieber Tim,
ich bitte auch um ein Lebenszeichen!
Ganz liebe Grüße
Liebe Leute,
bitte entschuldigt mein plötzliches abtauchen, ich hab ein paar Tage Urlaub aber Ende der Woche geht’s weiter mit neuen Texten. Ich wollte nicht dass ihr euch Sorgen macht, das hatte ich nur irgendwie gar nicht auf dem Schirm, weil ich zumindest bei Facebook alles so eingestellt und vorbereitet hatte, dass dort alles so weiterläuft wie immer.
Vielen Dank für euer nachfragen (auch an alle, die gemailt haben!) – das freut mich, dass euch mein vorübergehendes Fortsein aufgefallen ist und ich bin auch ein bisschen gerührt – obwohl ich wirklich niemanden verunsichern wollte
Ich bin jedenfalls sehr bald zurück!
Herzliche Grüße
Tim
Danke für das Lebenszeichen, hoffe wir haben dich nicht genervt :-/.
Genieß deinen Urlaub!!! Du bist anscheinend schon eine richtige Institution für uns alle geworden :-).
LG
Janet
Jetzt ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Hab einen schönen Urlaub lieber Tim 🙂
Wünsche ich auch:)
Liebe Grüsse ,Tatjana
oh ja, Prio-Liste und Projekte abschließen hilft mir gerade sehr.
Das ist wirklich die beste Produktivitätsmethode. Wenn ich mir nicht sicher bin, welche die wirklich wichtigsten Aufgaben sind, hilft mir die Eisenhower-Matrix immer sehr gut weiter. Ein Buch hierzu, das ich wirklich empfehlen kann ist „Die 5 Entscheidungen“: http://www.52ways.de/single-post/2016/12/02/Die-5-Entscheidungen
Viele Grüße
Dennis
Manchmal mag wohl auch nur 1 Aufgabe zuviel wirken… aber ich denke, mit genug Disziplin, lässt es sich sehr gut mit dieser Methode leben… ich werde es versuchen besser durch zu setzen… teilweise mache ich es auch genau so… nur noch einwenig zu ineffizient… weil manchmal einfach die Energie dazu fehlt 🙂
Danke für den tollen Artikel 🙂
Hallo Tim,
sehr guter Beitrag!!!
Probier doch aus, ob Du es schaffst, Unternehmen zu coachen mit dieser Methode – ich bin mir sicher, dass Du noch ein paar andere Ideen hast – und zu bewirken, dass diese Unternehmen es wirklich umsetzen. Dann sollte eine Umsatzsteigerung möglich sein, die es leicht macht, diese Summe als Honorar zu bezahlen – wenn das z. B. nur 10 % der Umsatzsteigerung sind…
Liebe Grüße, Daniela
Ohne Ablenkungstoleranz hätte ich niemals diesen Artikel durchgelesen. Ich denke neben Planung, Zielstrebigkeit & strukturiertem Arbeiten muss es gerade heutzutage Luft für Neues, Anderes und Unvorhergesehene geben.
Natürlich sollte dabei der Fokus auf Kernaufgaben nicht verloren gehen.
Eine der großen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen.
[…] Auch hier gibt es noch weitere Techniken, wie z. B. die Ampeltechnik, die sehr ähnlich ist oder aber auch Ivy-Lee-Methode. […]