Teile diesen Beitrag "Selbstmitgefühl ist immer besser als Selbstverurteilung"
Wir werden kritisiert. Vielleicht, weil wir n’ schlechten Job gemacht haben. Ein Versprechen nicht einhalten konnten. Mal nicht stark genug waren, diszipliniert genug, selbstlos genug, leistungsfähig genug (auch bekannt als: ein Mensch sein).
Und was tun wir? Machen uns auch noch selbst fertig, gerade in dieser Situation. Gerade dann, wenn schon von außen Worte, Wut und Enttäuschung auf uns einknüppeln.
Wie unsinnig das doch ist, in diesen Zeiten auch noch selbst so hart zu uns zu sein. Schließlich brauchen wir die Energie, damit wir uns wieder aufrichten können, weitergehen, liebevoll an dem arbeiten, was wir womöglich in Zukunft besser machen wollen. Was wir nicht brauchen, ist eine doppelte Schwerkraft, die’s uns doppelt schwer macht, die nötige Kraft aufzubringen.
Und in guten Zeiten, wenn’s läuft wie geschmiert und die Leute ihre Knüppel eingetauscht haben gegen Blumensträuße und Pralinés? Dann ist es genauso unsinnig, uns selbst zu kritisieren oder für irgendetwas fertig zu machen („Wenn die anderen wüssten, wie ich wirklich bin …“). Denn das hält uns auf, hält uns ab davon, weiter zu machen, Gutes zu tun, etwas zu bewegen. Stattdessen sollten auch dann nett zu uns sein, auf uns achten, uns ermuntern und wertschätzen.
Soll heißen: Selbstmitgefühl ist immer besser als Selbstverurteilung.
Sei gut zu Dir. Mach Dich nicht fertig, mach Dir Mut. Das ist immer, wirklich immer besser.
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Inspiriert von: Seth Godin | Photo: Danielle Henry
Kurzum, gesunde Authentizität wahren. Und die Energie kultivieren, die hierzu benötigt wird. Die Absicht hierzu braucht es natürlich. Und für die Absicht müssen so manches an energiefressender, anerzogener Opferhaltung, sowie an Schuld- und Pflichdenken abstreifen.
Als ich Deinen Kommentar gelesen habe und das Wort „anerzogen“, musste ich daran denken, wie krass es doch ist, dass man über Jahre und Jahrzehnte an manchen Themen arbeiten muss, die einem in den ersten wenigen Lebensjahren eingetrichtert wurden.
Ja Tim, und wie oft ist es eine lebenslange Last. Wie Eckhardt Tolle sagt: die Befreieng beginnt damit, dass du dir der Last gewahr wirst (er nennt die Last den „Schmerzkörper“, und legt damit treffend nahe , dass die Muster auch physikalisch als Energie um dich sind, und du sie vielleicht auch irgendwann „spüren“ kannst).
Hinderlich bei der Gewahrwerdung ist meist unsere Haltung mit Schulddenken, mit der wir uns auch regelmässig selbst übefordern. Mit solcher Haltung würden wir verurteilen, was doch einfach so sein musste, eben wegen den unbewussten Schmerzkörpern.
Die Frage ist doch, wieso wir so über uns denken. Wie oft wird mit unseren Schuldgefühlen gespielt, schon wenn wir Kinder sind. Und wie oft geben wir dieses Muster weiter, wenn wir dann selbst Kinder haben.
Dazu muss ich eine kleine Geschichte erzählen: Mein Sohn hat schon mit drei, vier Jahren druckreif gesprochen, hatte einen großen Wortschatz, benutzte unsere Grammatik einfach so richtig, konnte lange Gedichte bühnenreif vortragen. In der Schule ging es aber nur darum, was er schriftlich ablieferte. Doch er konnte die Sätze in seinem Kopf nicht aufs Papier bringen, hat oft richtige Schreibweisen verworfen, um es dann falsch zu schreiben. Die Note in Deutsch war meist eine Vier, trotz seiner hervorragenden mündlichen Leistungen (wie alle Lehrer bestätigten!). Hätte es einem der Lehrer nicht mal einfallen können, ihm mit einer guten mündlichen Note die Chance auf eine Drei zu geben? Was soll ich so einem Kind denn sagen, wenn alle anderen was anderes vermitteln? Kinder orientieren sich nunmal an dem, was Erwachsene tun.
Vorbild erzieht – auch und gerade bei Themen wie Selbstwert, Selbstliebe, Vergebung für das eigene Ich.
Hey Teslagirl,
da kommt Dein Sohn mit seinen individuellen Stärken wirklich ein Stück weit unter die Räder in diesem System. Das ist in der Tat sehr unschön. Wer weiß, was die Lehrer zu diesem starren Verhalten verleitet …
Ich wünsche ihm sehr, dass er mit anderen Lehrern bessere Erfahrungen machen darf.
Liebe Grüße
Tim
Lieber Tim,
das ist so wichtig und kann gar nicht oft genug gesagt werden. Mir hat es sehr geholfen, mir diese Selbstverurteilung immer mehr bewusst zu machen. Die Frage: „Wie würdest du gerade mit einer Person umgehen, die in der exakt gleichen Situation ist wie du, die aber nicht du ist?“ Erstaunlicherweise gehen wir meist mit anderen deutlich mitfühlender, liebevoller und freundlicher um als mit uns selbst. Durch diese Frage konnte ich anfangen, mir dessen bewusster zu werden und es immer mal wieder ein kleines bisschen anders zu machen – vielleicht überwiegt die Freundlichkeit mit mir selbst irgendwann und ich frage mich, wie das eigentlich war, als ich noch fies zu mir selber war 🙂
Liebe Grüße
Silke
Hi liebe Silke,
erstmal Sorry, dass ich auf Deine Mail noch nicht geantwortet hab, ich war ziemlich Land unter mit Arbeit wegen der Redaktionssache. Melde mich aber bald!
Das ist eine schöne Frage. Sie erinnert mich an eine Art umgedrehte Goldene Regel – Was Du nicht willst, das man anderen tu, das füge auch Dir selbst nicht zu.
Liebe Grüße!
Tim