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Ist nichts Neues, wenn ich Dir sage: Da draußen gibt’s eine Menge Verrückter. Dagegen können wir nicht viel tun. Immerhin können wir uns aber ein bisschen vertraut machen mit den Arten von Störungen. So wie der Höhlenmensch die Verhaltensweisen der großen, gefährlichen Tiere studierte.

Heute auf dem Lehrplan: Psychopathen und Soziopathen. Beide werden oft in einem Atemzug genannt. Doch gibt es wesentliche Unterschiede, die sehr wichtig sein können für alle, die mit ihnen zu tun haben.

Die fünfte Edition des berühmt-berüchtigten Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM-5, listet klassische Psychopathen („primäre Psychopathen“) und Soziopathen („sekundäre Psychopathen“) zusammen unter der Überschrift „Antisoziale Persönlichkeitsstörungen“.

Beide Störungen teilen im Kern einige Dinge:

  • Missachtung von Gesetzen und sozialen Normen
  • Missachtung der Rechte anderer Menschen
  • Schwierigkeit bis Unfähigkeit, Reue und Schuld zu empfinden
  • Tendenz zu gewalttätigem Verhalten

Darüber hinaus unterscheiden sie sich aber stark, wie Scott Bonn, Professor für Soziologie und Kriminologie an der Drew University, schreibt.

Soziopathen – „Knacks“ im Leben

Soziopathen neigen zur Nervosität und sind leicht reizbar. Ihre Stimmung schwankt. Häufige emotionale Ausbrüche, insbesondere Wut. Häufig leben sie wenig gebildet am Rand der Gesellschaft, gelten als „Loser“, was sie noch wütender auf die Welt macht. Über längere Zeit an einem Ort und in einem Job zu bleiben fällt ihnen tendenziell schwer. Engere Beziehungen zu einzelnen Menschen zu knüpfen ist schwer oder gar unmöglich für sie – mit Gruppen können sie sich hingegen leichter identifizieren, obwohl ihnen die Regeln und die Gesellschaft insgesamt unwichtig sind. In den Augen anderer wirken sie oft gestört.

Kriminelle Taten einschließlich Morde üben sie eher spontan, willkürlich und ohne vorherige Planung aus.

Ursache von Soziopathie ist meist ein Trauma in der Kindheit sowie Misshandlungen psychischer oder körperlicher Art. Weil diese Störung also erlernt und nicht angeboren ist, sind die Betroffenen zu einem gewissen Maß an Empathie fähig, aber nur in vereinzelten Situationen und nur vereinzelten Menschen gegenüber.

Psychopathen – „Knacks“ im Gehirn

Psychopathen ist es unmöglich, irgendeine Form emotionaler Bindung herzustellen oder Empathie zu empfinden. Dennoch wirken sie harmlos, zugänglich und charmant. Sie sind höchst manipulativ („Woran an erkennt man, dass ein Psychopath lügt? Seine Lippen bewegen sich“) und können so das Vertrauen anderer schnell gewinnen. Obwohl sie Emotionen kaum spüren können, lernen sie, diese mittels Mimik auszudrücken. So erscheinen sie Mitmenschen als völlig normal. Psychopathen sind anders als die Soziopathen oft sehr gut gebildet und in der Lage, Jobs lange zu halten und Karriere zu machen. Gestört, aber erfolgreich. Einige von ihnen haben die Manipulation so gut gelernt, dass sie lange Beziehungen führen oder eigene Familien haben. Ohne, dass selbst dem engsten Umfeld etwas komisch vorkommt. Ihre wahre Natur bleibt im Schatten verborgen.

Begehen Psychopathen kriminelle Handlungen, planen sie diese sehr detailliert, bedenken alles. Bei der Ausübung sind sie anders als die Soziopathen gelassen, kontrolliert und sorgfältig. Ihre Taten sind so nur schwer aufzuklären. Durch ihr charismatisches, entspanntes Auftreten sind sie zum Beispiel für Wirtschaftskriminalität bestens geeignet.

Psychopathie ist größtenteils angeboren, eine Frage der Gene, während die Soziopathen von ihrer Umwelt gemacht werden. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass ihre Gehirne einen physiologischen Defekt aufweisen – der Teil, der für Emotionen verantwortlich ist, ist bei ihnen unterentwickelt.

Prof. Bonn nach sind Psychopathen die gefährlichste Art antisozialer Persönlichkeitsstörungen. Das liegt an der Weise, wie sie sich emotional von ihren Handlungen entfernen („dissoziieren“), ganz gleich, wie schlimm es ist, was sie tun. Viele der berühmtesten Serienmörder wie Ted Bundy fallen in diese Kategorie, ihre Opfer sind für sie keine Menschen, sondern Spielzeug.

Die Störung kann aber natürlich sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei den wenigsten liegt die krasseste Ausprägung vor.

In unserem Alltag ist die Gefahr, von einem von ihnen zersägt oder zerhackt zu werden, daher statistisch überschaubar. Viel eher machen sie uns als Familienmitglieder oder Kollegen das Leben schwer.

Siehe auch: Die 10 Berufe mit den meisten Psychopathen.

 

P.S.: Ich bin kein Fachmann und mir geht es nicht darum, jemanden zu diskreditieren. In einigen Berufen, etwa bei Chirurgen, können Psychopathen sogar sehr wertvoll sein (ruhige Hand in für andere extrem stressigen Situationen). Ich denke nur, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, wenn wir Menschen mit solchen Störungen in unserem Leben haben.

 

Photo: Timo Kohlenberg