Teile diesen Beitrag "Nicht introvertiert, nicht extravertiert? 12 Zeichen, dass du ambivertiert bist"
Viel zu oft malen wir die Welt schwarz-weiß an. Ziehen Trennlinien mit blutig-scharfen Kanten, wo eigentlich gar keine hingehören. Unterteilen in „das ist männlich“ und „das ist weiblich“. In gut und böse. In schön und hässlich. In Arschlöcher und Heilige.
Dasselbe gilt auch für die Extra- und Introvertierten. Keine Ahnung, wie oft ich mich schon gefragt habe, zu welchem dieser beiden Lager ich wohl gehöre. An den entsprechenden Tests, die ich in der Brigitte oder Gala fand und bei Prosecco und Kerzenlicht zu lösen versuchte, scheiterte ich meistens. Entweder ich konnte sie gar nicht beantworten. Oder das Ergebnis war jedes Mal ein anderes.
Vermutlich lag das nicht an mir. Es lag an den Tests. Am Schwarz-Weißen.
„Es gibt niemanden, der vollkommen introvertiert oder extravertiert ist. Ein solcher Mensch wäre im Irrenhaus“, sagte C.G. Jung, der nicht nur diese zwei Begriffe geprägt hat, sondern auch einen dritten, heute nahezu vergessenen.
Ambivertiert.
Ambivertiert – Der häufigste Persönlichkeitstyp
Adam Grant von der Wharton Uni studierte zuletzt dieses Phänomen und fand heraus: Etwa zwei Drittel aller Menschen können sich weder klar als intro- noch als extravertiert identifizieren. Sie haben beide Tendenzen. Wie sie denken, fühlen und handeln, kann sich sehr stark unterscheiden, abhängig von der jeweiligen Situation.
Extraversion und Introversion meinen im Kern, ob jemand eher nach innen orientiert ist oder nach außen. Seine eigenen Gedanken und Gefühle oder das, was um ihn herum passier. Der Rückzug bzw. die Besinnung auf wenige, tiefe Kontakte, oder das Aufblühen in der großen, gern auch wechselnden Gruppe.
Wie sozial, das heißt nach außen orientiert ein Mensch (aktuell) ist, hängt Forschern zufolge zu einem großen Teil von Dopamin, dem Wohlfühl-Hormon im Gehirn ab. Das Gehirn von Introvertierten braucht weniger Dopamin, um stark stimuliert zu sein. Soziale Situationen überfordern und stressen dann schneller. Extravertierte sind tendenziell eher unterstimuliert und dadurch gelangweilt, also müssen sie die Dopamin-Produktion durch Adrenalin ankurbeln. Zum Beispiel, indem sie auf eine Party gehen.
Im Extrem treten die beiden Pole in der Realität kaum auf. Niemand ist so extravertiert, dass er den ganzen Tag nackt draußen rumrennen und Leute anquatschen will, um wenigstens ein bisschen stimuliert zu sein. Und ich kenne auch keinen Introvertierten, den schon Blickkontakt mit einem anderen so übererregt, dass er Sex höchstens von hinten haben kann.
Vor allem aber sind die Dopamin-Level eben nichts Fixes. Gerade den Ambivertierten, deren Gehirne „mittelviel“ Anreiz bis zur Erregung brauchen, ist deshalb manchmal eher nach Geselligkeit und manchmal nach Alleinsein.
Bist Du ambivertiert?
Hier zwölf Anzeichen, dass Du ambivertiert bist. Sie basieren unter anderem auf der Arbeit von Dr. Travis Bradberry, Autor des Buchs Emotional Intelligence 2.0:
- Im sozialen Leben fühlst Du Dich nicht unwohl, aber zu viel Zeit unter Menschen ermüdet Dich.
- Du stehst gern mal im Mittelpunkt … aber dort stehen bleiben willst Du nicht.
- Du kannst Aufgaben allein oder in einer Gruppe lösen, da hast Du keine starke Präferenz.
- Manche Menschen halten Dich für introvertiert, andere für extravertiert.
- Wenn man Dich fragt, ob Du lieber Party machst oder ein Buch liest, antwortest Du: Kommt drauf an.
- Du kannst Dich in Deinen Gedanken verlieren, aber auch in einem guten Gespräch.
- Small Talk bringt Dich nicht zur Verzweiflung, ödet Dich aber bald an.
- Manchen Menschen, die Du kennen lernst, öffnest Du Dich recht schnell vertrauensvoll, bei anderen schmilzt das Eis sehr, sehr langsam (wenn überhaupt).
- Du kannst überzeugend sein und für Dich und Deine Ideen eintreten, aber auch beobachten und anderen aufmerksam zuhören, Dich in sie hineindenken und -fühlen.
- Du redest gern, willst aber vorher drüber nachgedacht haben.
- Du bist gern mit anderen zusammen – wenn Du sie kennst.
- Wenn Du zu lange Zeit allein bist, fällt Dir die Decke auf den Kopf; zu viel draußen und Dir ist nach einem Rückzug ins Schneckenhaus. Manchmal kippt Deine Stimmung sehr schnell von aufgedreht zu still.
Die Vorteile ambivertierter Menschen: Sie finden sich in beiden Welten zurecht, können sich an beiden erfreuen. Sie sind introvertiert genug, um Informationen in Ruhe zu verarbeiten. Und extravertiert genug, um ihre Erkenntnisse nach außen zu tragen, ohne sich dabei abzunutzen.
Doch so oder so, „ambivertiert“ ist eine Erinnerung daran, dass es mehr gibt als schwarz und weiß. Dass wir uns nicht unnötigerweise allzu eng selbst definieren und in Schubladen quetschen sollten.
Bist Du ambivertiert?
Siehe auch: 23 Anzeichen, dass Du hochsensibel bist und Introvertierte bekommen „Kater“ durch zu viel Gesellschaft.
Photo: Fred Mancosu
Ja! Aber sowas von! 🙂
Zwilling halt. Alles. Jeweils zu seiner Zeit.
Hi Claudia,
mit den Sternzeichen kenn ich mich gar nicht aus. Gibt es denn da zum Beispiel klassisch introvertierte Sternzeichen?
Liebe Grüße, Tim
Hallo Tim,
meine Beobachtung:
Jungfrau zählt SEHR häufig zu den introvertierten.
Aber auch bei denen habe ich Leute erlebt, die mit jedem über alles ganz spontan plappern können.
Krebs ist üblicherweise eher nachdenklich und hält sich im Hintergrund.
Stier hat auch gewisse Tendenzen.
Hallo Bob,
also ich bin vom Sternzeichen Jungfrau und bin absolut und zu 100% Ambivertiert.
Jetzt müssen wir aufpassen, nicht das wir die Sternzeichen Schwarz-Weiß malen 😀
Ich bin mir eh immer nicht so sicher ob das Sternzeichen wirklich so viel Einfluss auf die Person hat…🤔
Liebe Grüße,
Maria
Einer der besten Artikel, die ich je gelesen habe !!
Wow, vielen Dank, Carly!
100% ich, würde ich sagen…toller Text . LG Bettina
Dankeschön Bettina!
Kannte ich bis jetzt gar nicht, aber ich erkenn mich hier in allen Punkten. 🙂
Hey Tina,
schön, dass der Text Dir was gebracht hat!
LG Tim
Ich bin gerade so erleichtert! Jedes mal hat mich die Frage, bist du eher intro- oder extrovertiert, unruhig werden lassen. Ich hatte keine klare Antwort darauf. Jetzt weiß ich es endlich, ich bin definitiv und zu 100 % ambivertiert. Uff … 🙂
Hi Nina,
es gibt natürlich auch hier wieder Leute, die sagen – ich will in gar keine Schublade, ist doch alles Quatsch – aber mir geht’s wie Dir. Ich finde mich in dieser Beschreibung gut wieder … und finde mich damit auch ein Stück mehr.
Liebe Grüße Tim
Also ist „ambiviert“ nicht schon wieder eine Schublade? 😀
Ich denke ich bin eine Mischung aus ambiviert und extravertiert (eine weitere Grauzone? *lach*)… Aber interessant ist der Artikel auf jeden Fall! Wie immer =)
Hi Kim,
Dankeschön!
Ja, es ist auch eine Schublade – aber eine seeeeehr viel größere und eine, in der sich sehr viel mehr Menschen wiederfinden als im reinen Extra-/Introvertiertsein.
Liebe Grüße
Tim
Ambivertiert, doch am Ende des Tages doch mehr introvertiert 🙂
LG, Jenny
ja, das passt auf mich. bis auf den letzten punkt. entweder ich kann wirklich ewig allein sein oder ich war noch nie sooo lang allein, dass mir die decke auf den kopf fällt. also ich wusste mir bislang immer genug anzufangen. ev auch deshalb, weil ich zumindest meine tierchens hab?
ansonsten kann ich mich da überall finden!
Klingt irgendwie nach „normal“, oder? 😀
Schön…nun hat meine persönliche Beschreibung also einen Namen ;-). Als ehemalige Personalentwicklerin hab ich viel mit Typologien auf der Basis von Jung gearbeitet. Nach Testung war ich selbst extravertiert, hatte aber starke Ausschläge in beide Richtungen. Daher meinte ich stets, ich sei sowohl als auch :-).
Okay, endlich weiß ich, was ich bin.. Ambivertiert.. Super..
Hier ist von Vorteilen die Rede.
Was ist mit den Schwierigkeiten, die das mit sich bringt?
Man kann sich zwar auf beides einstellen, aber! Man muss auch sehr genau darauf achten, was man gerade braucht.
Während stärker extravertierte Menschen selten Ruhe für sich brauchen, muss man ganz genau aufpassen, sich nicht im Trubel zu verlieren.
Genauso muss ich aber auch immer wieder schauen, dass ich über meinen Sofakuschelmodus springe und rausgehe. Denn auch das gibt mir dann wieder Energie und Lebensfreude.
Lieben Gruß
[…] Gehirn wird vom sozialen Austausch viel stärker stimuliert als das eines Extravertierten (oder Ambivertierten – jene zwischen Intro- und Extravertierten). Es benötigt weniger Dopamin, um stark angeregt zu […]
Hallo Tim,
toller Artikel, einer meiner Favoriten bisher. Ambivertiert mit hoher Tendenz zu Introvertiert trifft es wohl bei mir am besten. Bei Punkt 5 würde ich immer das Buch wählen ;o).
Überhaupt eine tolle Seite, mach weiter so !
Viele Grüße
Ja, das kenn‘ ich alles. Allerdings kann ich die Ausgeglichenheit nicht ganz bestätigen. Ich fühle mich teilweise eher wie Jekyl&Hyde, springe von einem Extrem ins andere… und öfters dann in das Extrem, das ich gerade überhaupt nicht gebrauchen kann…
geht’s da nur mir so oder gibt’s noch jemanden mit ähnlichen Erfahrungen?
Grüße
Ich fühle mich da auch hundertprozentig angesprochen. Aber wenn man es genauer wissen will, kann man ja mal einen Myers-Brigg Test machen, der ist zwar auch nicht ganz unumstritten, kann eine Person aber durch die 16 (!) Persönlichkeitstypen deutlich besser charakterisieren. Mein Ergebnis stimmt wirklich zu 98 % mit meiner persönlichen Einschätzung überein..
Toller Artikel. Ich denke es gibt nur tagesformabhängige Tendenzen zu allen dreien, oder mehr Persönlichkeitstypen.
Btw: Hat sich da nicht ein Rechtschreibfehler eingeschlichen: Heißt das nicht extrovertiert? Anstelle von extravertiert?
Es heisst extrOvertiert!!!!