Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Ich war so kurz vorm Ziel. Ich konnte es schon sehen. Mann, ich konnte es schon riechen. Mit richtig langen Fingernägeln hätte ich es vielleicht sogar berühren können.

Und dann bin ich aufgewacht. Es war nur ein Traum. Wieder mal hatte ich ein schönes Bild von meinem Ziel. Aber mehr auch nicht.

So geht’s uns oft, denke ich, wir träumen von den Millionen auf dem Konto, dem eigenen Business oder vom Aussteigen. Oder von einem Körper, der uns begehrenswert erscheint und schmerzfreie Blicke in den Spiegel erspart. Oder von richtig langen Fingernägeln.

Die meisten der Ziele, die wir uns setzen, hinterlassen jedoch nur eins: Frust.

Weil wir sie nicht erreichen, schon wieder nicht. Trotz aller anfänglichen Anstrengung und Begeisterung.

Und selbst wenn wir sie erreichen, stellen wir hinterher oft fest: „Äh, joah, pffff … ist jetzt doch nicht so toll wie ich dachte, ist eigentlich ziemlich Kacke – jetzt hab ich zwar die langen Fingernägel, aber leider den geliebten Hamster damit aufgespießt.“

Dieses Phänomen ist so alt wie die Menschheit.

Der stoische Philosoph Epiktet (55-135 n.Chr.) hat einen guten Rat dazu auf Lager:

„Bei allem, was Du tun willst, achte auf das, was vorangeht und was nachfolgt. Sonst wirst Du anfangs lustig darangehen, weil Du nicht bedacht hast, was nachkommt; danach aber, wenn sich etliche Schwierigkeiten zeigen, wirst Du mit Schanden davongehen.

Du willst in Olympia siegen? Auch ich, bei den Göttern, denn das bringt Ehre! Aber achte auf das, was vorangeht und was nachfolgt. Du musst geordnet leben, nach Vorschrift essen, Dich den Leckerbissen enthalten, üben, nach fester Regel, zur vorgeschriebenen Stunde, in Hitze und Kälte; kein Wein zur belieben Zeit; kurz, Du musst Dich dem Lehrmeister übergeben. Beim Kampf selbst musst Du Dich mit Sand überschütten lassen. Möglich auch, dass Du Dir die Hand verzerrst, den Knöchel verrenkst und viel Staub schluckst; möglich, dass Du durchgeprügelt und nach all diesem noch besiegt wirst.

Glaubst Du, Du könntest, während Du solche Dinge treibst, ebenso viel essen, ebenso viel trinken, ebensolche Begierden haben und ebenso missvergnügt sein? Wachen muss man sich und zurückziehen, sowie in allem anderen zurückstehen, in der Achtung, im Amt und in jedem Geschäftemachen.

Das überlege Dir gut, und wenn Du dann noch Lust hast, so gehe zum Kampf.“

Wir sollten über diese notwendigen Mühen und möglichen unangenehmen Folgen, bevor wir aufbrechen, über den Schweiß, über das Blut, über die Tränen – die uns bis zum Ziel und danach erwarten. Sonst, so Epiktet geschieht etwas, das mir bestens bekannt ist, und Dir vielleicht auch:

„Sonst wirst Du Dich wie die Kinder betragen, die bald die Rolle eines Ringers spielen, bald die eines Fechters, das eine Mal Trompeten blasen, dann wieder ein Schauspiel aufführen. So auch Du! Bald bist Du ein Athlet, bald ein Fechter, dann ein Redner, dann ein Philosoph, aber nichts von ganzer Seele, sondern wie ein Affe ahmst Du jeden Auftritt, den Du siehst, nach; und bald gefällt Dir dies, bald das. Denn Du bist nicht mit Überlegung an eine Sache gegangen und nicht mit Umsicht.“

Unsere Ziele sind oft nur Fantasien, denn sie klammern das Unangenehme aus, was zum Erreichen nötig ist und welche Folgen es hätte.

Denk an die gefeierte, beneidete Superstar-Sängerin, der sich am Anfang ihrer Karriere von wer weiß wem begrapschen lassen muss („Ich bring Dich groß raus, Baby!“) und hinterher, selbst wenn sie’s nicht nur in die Porno-Industrie, sondern auf die große Bühne schafft, auch einen hohen Preis dafür zahlen muss. Mit all dem Dreck über sie in der Presse, mit den Kameras, die ihr ständig ins Gesicht gehalten werden. Damit, niemandem mehr trauen zu können, weil alle nur was abhaben wollen von ihrem Ruhm und der Kohle. Mit den Drogen, die womöglich einfach nötig sind, um all das auszuhalten, die Einsamkeit hinter der Bühne.

Wenn wir an unser Ziel denken, ist die Frage: Sind wir bereit, den entsprechenden Preis zu zahlen?

In unsere Überlegungen sollten natürlich auch unsere Eigenschaften, Bedürfnisse, Stärken und Schwächen mit einfließen, wenn wir unsere Ziele prüfen:

„Zuerst überlege, wie die Sache beschaffen ist; dann prüfe auch Deine eigene Natur, ob Dir die Last nicht zu schwer ist. Willst Du ein Zehnkämpfer sein oder nur ein Ringer? Betrachte Deine Arme, Deine Schenkel, prüfe Deine Hüften; denn der eine ist von Natur zu diesem, der andere zu etwas anderem bestimmt.“

Dann haben wir eine echte Chance, es zu erreichen und am Ende auch glücklich damit zu sein.

Wenn Du also das nächste Mal ein Ziel setzt:

Achte auf das, was vorangeht und was nachfolgt.

 

Siehe auch: Was soll ich mit meinem Leben anfangen? Der Rat eines Skandalautors und 9 Prinzipien für stoische innere Ruhe.

 

Photo: Henadz Freshphoto.ru