Teile diesen Beitrag "Nimm’s nicht persönlich: Die Kleinkind-Strategie"
Bei einem Spaziergang lief ich neulich an einem Spielplatz vorbei. Ein kleines, etwas dickliches Mädchen mit Lillifee-Shirt bewarf mich mit Sand. Einfach so. Dann bewarf es mich noch mit einem Schimpfwort. Und grinste ziemlich fies.
Ein großes Problem?
Nein.
Die meisten von uns regen sich nicht allzu sehr auf über etwas, das ein zwei oder drei Jahre altes Kind tut oder zu ihnen sagt.
Warum?
Weil wir wissen, dass das Kind eine sehr eingeschränkte, grobe Sicht auf die Welt hat und außerdem eher wenig empathisch ist. Und weil uns klar ist, dass es nichts bringt, mit ihm zu diskutieren – denn es wird sich deshalb kaum ändern (vor allem nicht, wenn es ein fremdes Kind ist).
Also nehmen wir’s nicht persönlich. Es ist ein kleines Kind, Herrgott, und Kinder sind eben manchmal so. Das hat nichts mit uns zu tun und ist auch nicht weiter wichtig.
Treffen diese Dinge nicht auch auf Menschen zu, die uns und unsere Arbeit überhaupt nicht kennen, aber trotzdem hart kritisieren? Oder auf jene, die rücksichtslos die Ellenbogen rausfahren und nie nach links oder rechts schauen?
Es hat nichts mit uns zu tun.
Wenn Dich das nächste Mal jemand aufregt, versuch nicht, ihn zu ändern … sondern schließe Deine Augen, atme tief durch und stell Dir den anderen einfach als großes Kleinkind vor, wie es im Sandkasten hockt mit Lillifee-Shirt.
So kannst Du lernen, Dich besser abzugrenzen
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Photo: Luis Marina
Ob das nichts mit mir zu tun hat? Kann sein, muss nicht so sein. Kinder reagieren oft unmittelbar auf Signale, die Erwachsene mit ihrem Denk-Filter nicht mehr wahrnehmen. Sie spüren deine Stimmung und spielen gleichsam Spiegel. Je nach Erlebtem auch Verstärker. Auch ein Hund beruhigt sich eher, wenn du ihm liebevoll zusprichst, als wenn du ängstlich und ärgerlich reagierst mit seinem Bellen.
Aber nimm dich lieber selber nicht persönlich. Du reagierst und strahlst aus, was an Mustern und Energien an dir hängt. Das Du in der Tiefe ist tasächlich liebevoll, auch wenn dich anderes übertönen sollte.
Hi Richard,
es gibt doch auch Menschen, die generell -aggro- oder -ignorant- oder -unempathisch- sind, ob kleine oder große. Aus meiner Sicht ist es dann in den meisten Fällen sinnvoll, die Sache so schnell wie möglich abzuschließen, nicht beruhigen und nicht verändern zu wollen – und auch nicht zu sehr nach möglichen Ursachen in sich selbst zu suchen.
(Trotzdem gehe ich insofern mit: wenn wir wollen, kann es sich für uns lohnen, hineinzuspüren und zu schauen wie’s uns damit geht und warum.)
Liebe Grüße, Tim
Kann sein, muss aber nicht. Doch gerade wenn ich nicht gelassen bleiben kann, hat es was mit mir zu tun. Und wenn ich gelassen bleiben kann, kann ich auch in Empathie verweilen und auf eine Veränderung warten, ohne etwas tun zu sollen.
So traurig es ist, aber es ist nicht nur so, dass man die anderen mal als kleines Kind sehen muss, das eine grobe Weltsicht hat und mit sich nicht diskutieren lässt, sondern es ist tasächlich so. Die meisten Erwachsenen, sind sogar noch schlimmer als kleine Kinder.
Deswegen sage ich immer, diskutier gar nicht erst und nimm dich selbst nicht zu ernst. Diskutieren führt zu nichts, die anderen Menschen werden wenn sie ein mal von einer Meinung überzeugt sind, sich für nichts anderes mehr öffnen lassen wollen.
Schon in einem meiner Lieblingsbücher: „Wie man Freunde gewinnt“ meinte Dale Carnegie, dass Diskutieren nichts bringt und oft nur das Gegenteil beweist.
Am besten, man zieht einfach weiter sein Ding durch, und zeigt den Leuten seine Meinung, Werte, Denkweise etc nicht mit Worten, sondern mit seinen Taten.
Hi Dan,
kann ich gut nachvollziehen. Ich hab irgendwann unwillentlich fast komplett die Lust am Diskutieren verloren, ich möchte im Grunde niemanden mehr von irgendwas üerzeugen (weil ich weiß, dass das ohnehin nicht geht). Ein paar inhaltliche Auseinandersetzungen in nettem Ton – so wie hier oft in den Kommentaren – sind da echt noch die einzige Ausnahme.
Liebe Grüße
Tim
Ich habe gerade mal wieder herzlich gelacht… Mir die ein oder andere Person im Sandkasten vorzustellen, dazu in entsprechender Kleidung!!! Alle Achtung!!! Das hat was!!!
Danke für dieses herrliche Kopfkino, ich hoffe, die GEZ erhebt keine Gebühren 😃
Danke Angel. Gute Geschäftsidee mit den GEZ-Kopfkino-Gebühren. Inzwischen kann man ja ganz grobe Gedanken lesen mittels Technik und Computerspiele mit dem Gedanken „Links“ oder „Rechts“ steuern. Wenn die Technik da noch etwas reift, könnte das Realität werden …
Super Tim! Danke dir!
Der Tipp, mir schlechtgelaunte Vorgesetzte in Unterwäsche vorzustellen, hat nicht so geholfen. Aber das Lilifee-Shirt – das macht mir den Tag gleich richtig schön!
Liebe Grüße, Eva
Dankeschön Eva, freut mich! Das Shirt hat den Vorteil gegenüber der Unterwäsche, dass man nicht so viel von dem sieht, was man lieber nicht sehen will … 🙂
Sehe ich anders! Aufregung gehört zu unseren Emotionen dazu und ist wichtig, damit wir authentisch sind und reagieren.
Das Kind/Erwachsene braucht eine angepasste, direkte Rückmeldung und die echt!
Aber klar alles im Rahmen.
Das ist ja mal eine nette Idee. Werd ich bei nächster Gelegenheit testen! 🙂
Wenn mich mein Gegenüber aufregt und er ja oft nicht gemerkt hat, dass er verletzend war oder mich beurteilt, obwohl er mich nicht kennt… dann ist die Kleinkindmethode eine Möglichkeit für mich mich zu beruhigen. Aber ich sehe als meine Pflicht an demjenigen zu sagen, dass er daneben lag, dass er eine Grenze überschritten hat, dass er verletzend war. Ist das nicht wichtig, andere darauf hinzuweisen? Damit sie es mal merken? Oder ändert man sie nicht mehr? Ich denke, wenn man alles nur so hinnimmt, dann werden die Verletzungen erneut kommen. Liege ich da falsch?
Und was lernt das Kind aus der Nicht-Reaktion: Es ist okay, Erwachsene mit Dreck zu bewerfen.
….bewirft mich das Kind mit Sand, bewerfe ich es auch mit etwas Sand retour…Sache erledigt und geklärt… so einfach kann es sein… und so lernt das Kind auch…
… und jetzt kann´s los gehen mit dem Aufschrei…ggg 😀
Und trotzdem werde ich dem Kind ganz klar sagen, dass ich das nicht möchte!! Es ignorieren und keine Grenze setzen, weil es ja noch so klein ist und es eh nichts bringt halte ich für falsch! Ein Stop mit der richtigen Energie und Kraft versteht selbst ein Baby! Nicht rumlamentieren und erklären… sondern ein klares NEIN !
Der Grundgedanke ist klasse!
aber der Inhalt schlecht recherchiert: Kinder werden mit unterschiedlichen Nervenzellen im Gehirn geboren, dazu gehören auch die Spiegelneuronen. Kinder beobachten und „spiegeln“ ihre Bezugspersonen, (unter anderem) dadurch lernen sie Mimik, Gestik, Sprache usw. Jeder Mensch hat also eine genetische Veranlagung zur Empathie(außer bei bestimmte Krankheiten) . Inwiefern sich diese dann entwickelt, hängt davon ab, wie auf die kids reagiert wird und ob und in welcher Form sie gespiegelt werden (und sich dadurch verstanden fühlen). Werden sie ignoriert oder ähnliches werden sie für weitere Kommunikationsversuche de motiviert. Für die Spielplatzsituation bedeutet das also, dass das Kind testet, um eine Reaktion der Umwelt zu erhalten. Es muss erst noch lernen was okay ist und was eher nicht.