Teile diesen Beitrag "Von Leid befreien mit einer einfachen Erkenntnis"
„Jeder Mensch hat seine eigene Hölle: Meine befindet sich direkt hinter meiner ramponierten Visage“
… schrieb der Dichter Charles Bukowski. Und meint damit natürlich die Hölle, die die eigenen Gedanken erschaffen.
Die ewigen Sorgen, die nie enden wollenden Zweifel und Ängste, die Verzweiflung und die Wände, die in diesen Tagen oder Nächten immer näher zu kommen scheinen.
Die Gedanken werden so groß und so ernst und so nah für uns, füllen uns ganz aus, bis alles von hellgrau zu dunkelgrau zu tiefschwarz wird und kein Funken Licht übrig bleibt.
Was dann helfen kann ist eine Erkenntnis, von der Michael A. Singer in „The Untethered Soul“ schreibt:
Du bist nicht die Stimme in Deinem Kopf – Du bist der, der sie hört.
Dass Du sie hörst, heißt, dass Du nicht die Stimme selbst sein kannst. Du bist etwas anderes. Du bist der, der sie wahrnimmt.
Oder, in Buddhas Worten: Du bist der Himmel, nicht die Wolken. Die Wolken ziehen auf und vorbei, doch der Himmel ist immer derselbe und immer unbeeinträchtigt.
Das mag banal klingen, ist jedoch eine wirklich große Sache.
Denn wenn wir uns das klar machen, befreien wir uns – genau genommen nicht von den Gedanken, sondern inmitten der Gedanken (so nennt es der buddhistische Psychotherapeut Dr. Ennenbach).
Wir identifizieren uns nicht mehr so mit dieser Stimme, mit diesen Gedanken. Wir treten einen großen Schritt zurück, lehnen uns zurück, beobachten das Theater, das da aufgeführt wird, aus der sicheren Distanz.
Das Problem sind schließlich nie die Gedanken an sich, sondern dass wir ihnen glauben oder gegen sie anzukämpfen versuchen, uns in ihnen verstricken, uns mit ihnen verwechseln.
Auch nach der Erkenntnis sind die Gedanken noch da, aber sie verlieren ihre Macht über uns, nach und nach.
Wir können lernen, interessierter am Beobachten der Gedanken zu sein als an den Gedanken selbst.
Wir können anhalten, wenn uns einer von ihnen quält, und uns daran erinnern:
Ich bin nicht dieser Gedanke. Ich bin der, der ihn hört.
Auf diese Weise werden wir weder von ihm verschlungen, noch müssen wir gegen ihn ankämpfen. Wir können offen sein wie der Himmel, den Gedanken geschehen und vorbeiziehen lassen.
P.S.: Obwohl dieses Innehalten nur eine Minute dauert, ist es wohl eine echte Lebensaufgabe; etwas, das wir wieder und wieder üben dürfen. Mehr dazu im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt sowie unter Von Leid befreien mit einer einfachen Frage.
Photo: Thomas Leuthard
„Du bist der Himmel, nicht die Wolken“ – welch Hammer-Zitat, das die Basis der Yoga-Lebensphilosophie so schön erklärt. So leicht, so schwer – ich bin der Erschöpfer meiner Welt. Welch wahnsinnig beängstigende und gleichzeitig beruhigende Aufgabe. Jessi von Let there be OM
Hey Jessi,
Danke für Deinen Kommentar!
Ich selbst, das muss ich zugeben, beginne erst nach und nach, dieses Konzept mit dem Himmel und den Wolken zu begreifen, ich verstehe zwar, was gemeint ist, und manchmal erfasse und fühle ich es auch, aber es ist für mich gar nicht so einfach, diesen Zustand länger zu halten, und ich kann bestenfalls grob abschätzen, welche Tragweite es hätte, würde man sich die meiste Zeit in diesem Modus befinden.
Da heißt’s für mich mal wieder: weiter üben! 🙂
Liebe Grüße
Tim
Danke für deine befreienden Worte. Ich habe sie gehört…nein ich habe sie wahrgenommen…
Dankeschön, liebe TeteGina, und herzlich willkommen hier – ich glaube, Dich sehe ich hier zum ersten Mal! Liebe Grüße Tim
Hey Tim,
danke für den kurzen Artikel, der sehr lange zum Nachdenken anregt.
Liebe Grüße
Dario
Hallo Tim,
danke!
Das ist so eine befreiende Übung, zu der ich mich auch immer wieder erinnern muss (Post its im Notizbuch, in der Wohnung …:-)
Was mir dabei so gut tut: erstens hats mir in einer schweren Phase sehr geholfen, zweitens hab ich dann bemerkt wie die Distanz zu den Gedanken (die manchmal sehr unangenehm waren) es ermöglicht, dass sich sowas wie einen Schleier lüftet.
Weg vom Ego, hin zu sich selbst, zu meinem Wesen, die ich bin.
Das kein Interesse daran hat, sich ständig durch kritische, unangenehme Gedanken stören zu lassen
Wünsche uns allen gutes üben und dranbleiben weiterhin
Johanna
Hey Johanna,
Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. Die Post-it’s sind, wieder mal, eine super Möglichkeit, uns die Dinge in Erinnerung zu rufen.
Liebe Grüße
Tim
[…] verwachsen wir mit unseren Gedanken: „Ich bin, was ich denke.“ Dabei erzeugt unser Gehirn viele der Gedanken automatisch, als […]
Ja, das ist DIE Erkenntnis. Vordergründig kann Dunkelheit sein. Dahinter ist aber immer noch Licht, in dem wir bleiben können. Auch bei dem, der Feind zu sein scheint. Drum bleiben wir doch im Geist bei seinem Licht, auch wenn wir uns hierfür körperlich abwenden müssen. Ansonsten verlieren wir ja auch den Kontakt zu unserem eigenen Licht.
vielen dank für den wundervollen artikel! es hilft mir sehr! tausend dank! eva
Hallo Tim,
ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen der mich genau getroffen hat. Du bist der Himmel und nicht die Wolken.
Diese Aussage werde ich in meinen Alltag mitnehmen, wenn nicht nur Wolken, sondern Gewitter aufziehen.
Und dann werde ich mich bewusst für den Himmel entscheiden.
…und immer wieder versuchen.
Danke
Monika
Diese Erkenntnis ist – nach meiner Meinung – die zentrale Lösung zu fast allen Problemen in der Welt. Wenn ich aufhöre meinen Gedanken alles zu glauben, kann ich freier entscheiden was ICH will. Diese Erkenntnis nimmt allen Kriegsparteien auf der Welt die Waffen aus der Hand, allen Machtmenschen die Grundlage für ihre Schandtaten, allen Verbrechern den Grund für ihre Taten, allen Ehen die Grundlage für Scheidungen.