Teile diesen Beitrag "Ich bin, wie ich bin – Eine Übung fürs Loslassen und mehr Selbstliebe"
Wie beim Herr der Ringe. Nur ohne Ringe:
Ein Wort, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden: das Wort „anders“.
Wenn es nur anders wäre. Wenn die anderen nur anders wären. Und, noch viel, viel tragischer: Wenn wir selbst nur anders wären, dieser Wunsch, der sich wie eine fette Ratte durch den Seelenfrieden frisst. Eine Ratte mit Zahnspange, die immer wieder hängen bleibt an den Wunden und zieht zieht zieht, dass es uns fast zerreisst.
Was dann hilft?
Eine Dosis Wirklichkeit und Akzeptanz, injiziert über lesende Augen und schmerzende Herzen, denen Tränen erlaubt werden, ausnahmsweise.
Die folgenden Sätze hab ich so ähnlich gefunden in Jorge Bucays „Geschichten zum Nachdenken“. Die Übung besteht nur darin, sie zu lesen, Dir Zeit zu nehmen, sie wirken zu lassen – wie fühlen sie sich an?
Hier sind sie:
Ich bin nicht der, der ich sein möchte.
Ich bin nicht der, der ich sein sollte.
Ich bin nicht, der, den meine Eltern sich wünschen.
Ich bin nicht der, den mein Partner erwartet.
Ich bin nicht der, den mein Chef fordert.
Ich bin nicht der, der ich mal war.
Ich bin der, der ich bin.
Wir sind die, die wir sind. Wir Menschen mit Ecken und Kanten, mit aller Schönheit und allen Makeln, wir Einbeinigen und Blauäugigen, Übervorsichtigen und Untervögelten, Nimmersatten und Magersüchtigen, Schrägfantasierenden und Heimlichmasturbierenden, wir mit den großen und kleinen Steinen im Getriebe und den Herzen voller Blut und Wut und Liebe.
Wir sind nicht die, die wir sein wollen oder sollen. Sondern die, die wir sind.
Mehr dazu im myMONK-Buch „Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst“ und unter 8 Dinge, die Menschen mit viel Selbstliebe anders machen.
Photo: Ricardo Liberato
Hi Tim,
ein sehr schöner Artikel… die Sätze wirken! Besonders wenn ich sie in der weiblichen Form lese tausche 😉
Ich bin die, die ich bin!
Liebe Grüße Birgit B.
Hi Birgit,
schön, mal wieder von Dir zu hören – Danke für Deinen Kommentar!
Ja, das Gender-Ding. Da die meisten Leser/innen Leserinnen sind, hätte ich’s vielleicht wirklich gleich verweiblichen können.
Liebe Grüße und ein gutes Wochenende
Tim
Hi ihr Lieben,
nur so als Zwischenruf (Nachruf würde jetzt sehr merkwürdig klingen..): Bei „der“ denke ich in diesem z.B. gar nicht an etwas männliches, sondern an etwas menschliches.
Ich bin der Mensch, der ich bin. 🙂
Liebe Grüßlis
Jule
Danke!
Das berührt mich.
Hallo Tim!
Genau zur richtigen Zeit die richtigen Worte… Danke dir!
Leider funktionieren die Links zu den „siehe auch“ Artikeln nicht. Ich hätte sie gerne gelesen.
Viele Grüße
Mira
Hi,
erst einmal eine gute Seite die Du da hast.
Das Thema kenne ich nur zu genau bzw. haderte ich sehr lange damit, jemand zu sein, der ich nicht bin bzw. anders als bisher. Doch mittlerweile bin ich anfang 40 und es nervt und blockiert mich. Deshalb dachte ich die letzte Zeit, ob ich nun
meinen Kopf senke, wenn ich in die Stadt gehe, weil ich mich in meinem Körper nicht gut fühle, oder ob ich erhobenen Hauptes gehe, ändert nichts daran, wer, oder wie ich bin; also gehe ich aufrecht und fühle mich durch dieses Verhalten besser, als mit gesenktem Kopf. Der Kopf wird freier und ich nehme die Umgebung viel intensiver wahr, als bisher – die Tiefe des Himmels und andere schöne Perspektiven lassen mich Energie tanken und siehe da, das ein oder andere Menschenwesen bemerkt es, und lächelt mich an.
Grüße
Ein wunderschöner Text.
Wie oft verlieren wir uns in den „angeblichen“ Erwartungen der Anderen. Manchmal erfordert es einfach etwas Mut, ich selbst zu sein und zu sehen, was die Anderen damit machen. So manches Mal wurde erstaunt festgestellt, dass das eigene Ich willkommen geheißen wurde.
Liebe Grüße
Melanie
Und was hab ich davon zu sein, wie ich bin? Das mich niemand will.
Hallo Christian,
dazu gibt es ein Geheimnis. Erstmal musst du dich selbst wollen, wie du bist. Dann kommen die anderen.
Ach ja… Ich kann das auch nicht. Ich kann nur gut klugscheißen. 🙂
Ja, der Kopf schaltet sich gleich ein. Es geht aber aus meiner Sicht nur darum, zu schauen wer ich bin. Einmal zu schauen, ohne die Augen derer, von denen ich denke, dass sie mich nicht wollen.
Für mich ist das eine der größten Aufgaben – nicht zu vergessen, dass Erwartungen auch nur Erwartungen sind – wenn überhaupt, denn oft existieren sie nur in unseren Köpfen.
Ich versuche mir, immer wieder klar zu machen, dass es Aufgabe der anderen ist, damit umzugehen, wenn sie Erwartungen an mich haben, und nicht meine.
Leichter gesagt als getan!
Hat hier noch irgendjemand ein paar Tipps oder Ideen mit dem Umgang dazu?
Hi Charlotte,
ein Ansatz kann sein: Deine Gedanken zurückzulenken von den anderen – hin zu Dir. Während Du „bei Dir bist“, berührst Du diese vermeintlichen Erwartungen ja nicht im Geist.
Die Übung oben finde ich dafür gar nicht so ungeeignet. Ansonsten alles, was Dich zu Dir ins vielzitierte Hier und Jetzt bringt, zum Beispiel: wie fühlt sich mein Körper an, mein Nacken, meine Beine, … gibt es da Verspannungen?
Ansonsten finde ich die gedankliche Erinnerung, immer wieder, ebenfalls gut – wie Du schon schreibst: „Die Erwartungen der anderen sind ihr Problem, nicht meins“.
Siehe auch: https://mymonk.de/5-erwartungen/
Liebe Grüße
Tim
Hallo Charlotte, welche Gefühle löst „Ich bin nicht die, die ..“ bei dir aus? Offenbar ist deine Antwort ja eine rationale Antwort, die dem „Sein wollen wie ..“ den Sinn entziehen will. Ablenkung ist dann oft der Plan. Auch in das Hier und Jetzt zu gehen kann einfach nur Verdrängung bedeuten. Obgleich ich damit vermeiden kann, dass mich die Gedanken vereinnahmen und sie zügellos ihre Runden drehen. Doch das Hier und Jetzt ist ein Symptom, ein Zustand, der sich einstellt, wenn die Gedanken abebben.
Meine Antwort gefällt dir vielleicht nicht, da ich meine, dass es nicht mit einer Art Erkenntnis getan ist. Erkenntnisse sind letztlich nur Auslöser von benötigten Absichten. Andererseits stehen die Tipps schon im Artikel und in Kommentaren wird auch bestätigt, dass sie wirken.
Sprich und verinnerliche immer wieder die „Ich bin nicht …“ Sätze. Und spüre dabei nach, was sie mit dir machen. Halte das Unwohlsein und ggf. die Ängste aus und erlaube dir, dass etwas Unangenehmes durch den Körper fliesst. Das sind alte Dinge, die dir im Weg standen bisher. Es kann Arbeit und einen Prozess bedeuten.
Alles Gute, Richard
Zu sein, wer man ist, ist oft schwer. Ich bin schwierig, komisch, kompliziert, sensibel… Sagen die anderen.
Und die Selbstakzeptanz klappt nicht jeden Tag.
Sich anders zu fühlen macht einsam.
Naja…ich bin nicht die, die ich sein möchte. Könnte das aber werden… ist das nicht besser, als der zu bleiben, der man ist? Vielleicht will man mehr Sport machen – nur zu! Vielleicht möchte man anders leben – auch gut! Machen hilft. Einfach was machen in die richtige Richtung. Klar kann man sagen: Ich bin wie ich bin. Wenn man das mag, ok.Für alle anderen, die nicht so sein wollen: Arsch hoch und machen! 🙂 Alles andere bringt euch nicht weiter.