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Es folgt ein Gastbeitrag von Nele Kreyßig.

 

Motivation. Oh, wie oft wir über sie nachdenken. Über sie sprechen. Über sie lesen. Sie verzweifelt suchen und oft auch finden. Du. Und ich.

Das Thema „Motivation“ ist und bleibt ein Dauerbrenner. Zeitungsartikel, Bücher und ganze Showbühnen sind voll von Motivation. Denn mittlerweile wissen wir, dass sie so wichtig ist, um uns mit der Energie zu versorgen, die wir für ein glückliches Leben benötigen.

Wir alle wollen motiviert sein.

Wollen uns gut fühlen. So oft es geht. Wollen den Tag voller Motivation beginnen, mit Freude und Elan vom Bett aus in den Tag starten. Wir wollen den Tag motiviert bewegen und erleben und ihn ebenso beenden. Dafür kursieren allerlei Tipps, Tricks und Geheimnisse. Sie gaukeln uns vor, dass wir die Motivation zu uns zu locken könnten, wie ein Pferd, das wir mit einer Mohrrübe am Weidezaun bestechen. Doch, nicht alles, was lang, knackig und orange ist, schmeckt jedem gleich gut. Die Motivation ist etwas sehr individuelles. Nicht jeder mag Möhren.

Seit ich mich zum ersten Mal mit der modernen Motivationspsychologie beschäftigt habe, lässt sie mich nicht mehr los. Aus diesem Grund möchte ich dir heute einen Einblick geben in das, was Motivation tatsächlich ist. Und was sie nicht ist. Und wie du sie für dich gewinnen und nutzen kannst.

Was genau ist denn nun Motivation?

Eigentlich ist es ganz einfach: Motivation bedeutet nichts anderes als Emotion. Sie ist das Gefühl innerer Freude und Energie in uns. Motivation bedeutet Leichtigkeit und Begeisterung an etwas zu haben. Zusätzlich sind wir maximal leistungsfähig, wenn wir motiviert sind. Im Grunde genommen wollen wir nichts anderes, als uns wohl zu fühlen. Im Job, mit Freunden, in unserer Beziehung und in der Familie. So oft es eben geht. Das spannende ist, dass jeder Mensch ganz andere Voraussetzungen für genau dieses Wohlgefühl in sich trägt. Jeder trägt ein individuelles Motivations-Schloss in sich, in das ein ganz bestimmter Schlüssel passt. Er ist dein Schlüssel zur Motivation! Und es gilt genau diesen zu finden. Und das ist glücklicherweise gar nicht so kompliziert. Alles was du dafür kennen musst, sind deine persönlichen Motive. Sie sind dein Schlüssel.

Der Ursprung unserer Motive ist in den drei Grundmotiven Macht, Anschluss und Leistung, den sogenannten „Big Three“ nach David McClelland († 1998) zu finden. Heute ist jedoch eine filigranere Betrachtung der Motive möglich und erkennbar ist, dass über 20 Motive in uns stecken. Diese sind bei jedem von uns unterschiedlich stark ausgeprägt. Ein starkes Motiv versorgt dich mit besonders viel Handlungsenergie in bestimmten Situationen, ein schwaches Motiv mit entsprechend wenig. Das Wissen über die Intensität eines Motivs in dir, ist dein Motivations-Schlüssel.

Und das schöne ist, dass dich dein persönlicher Motivationsschlüssel dein Leben lang begleitet. Denn unsere Motive sind stabil. Sie verändern sich kaum im Laufe unseres Lebens. Das was sich verändert ist, wie wir unsere Motive ausleben. Ja, unser Verhalten verändert sich im Laufe unseres Lebens maßgeblich. Auch unsere Werte ändern sich. Aber der Ursprung unserer Persönlichkeit, unsere individuelle Motivwelt, bleibt stabil. Also wenn du einmal deinen Motivations-Schlüssel entdeckt hast, dann kannst du mächtig stolz sein! Denn nur dieser eine ist der Richtige für dich.

Zu den Mythen…

Oft werde ich von Lesern und Klienten gefragt, wie wir es schaffen können, nachhaltig motiviert zu leben. Und ich bin immer wieder erstaunt über die merkwürdigen Gerüchte und Mythen, die zum Thema Motivation kursieren. Oftmals handelt es sich dabei tatsächlich um Mythen, die das spannende Feld der Motivation in ein unwirkliches, gar falsches, Licht rücken.

Heute möchte ich mit einigen dieser Mythen aufräumen. Warum? Weil ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, dir die Möglichkeit zu geben, deinen Motivations-Schlüssel zu finden! Denn das Schloss hierzu trägst du bereits in dir.

Hier sind meine Top 3 Motivations-Mythen:

1. Mythos: „Motivation ist Tagesform-abhängig und morgens ist sie am stärksten“

Oh wie oft ich das schon gehört habe… „Um dich selbst zu motivieren, erledige die großen und wichtigen Dinge gleich am Morgen!“ Tut mir leid, aber so stimmt das nicht. Denn, wenn du wirklich motiviert bist, etwas zu tun, dann ist es völlig egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit du es angehst. Gerade, weil du ja Lust darauf hast!

„If it’s your job to eat a frog, it’s best to do it first thing in the morning. And If it’s your job to eat two frogs, it’s best to eat the biggest one first.“ (Wenn es Dein Job ist, einen Frosch zu essen, iss ihn am besten am Morgen. Und wenn es Dein Job ist, zwei Frösche zu essen, iss den größeren zuerst) – Mark Twain

Spannend wird es allerdings, wenn du nicht motiviert bist, etwas zu tun (wie z.B. einen Frosch zu essen), also, wenn deine Motive dir nicht genügend Handlungsenergie zur Verfügung stellen, die du für dein Vorhaben benötigst. Dann also, wenn du dich deiner Willenskraft bedienen musst. Und die Willenskraft ist so etwas  wie das Gegenteil von Motivation. Sie versorgt dich nicht von innen heraus mit Energie, so wie Motive es tun. Dich deiner Willenskraft zu bedienen kostet Kraft, das kennst du sicher. Du greifst immer dann ganz automatisch auf deine Willenskraft zurück, wenn du etwas tun musst, wozu du nicht motiviert bist.

Mein Motiv „körperliche Aktivität“ ist z.B. ziemlich schwach ausgeprägt. Es versorgt mich also mit wenig Energie, wenn es um körperliche Bewegung geht. Ich habe lange gebraucht, um für mich zu realisieren, dass ich – im Vergleich zu vielen meiner Freunde – nicht mit dem Glitzer in den Augen ausgestattet bin, das viele von ihnen bekommen, wenn sie ihre Laufschuhe anziehen. Ich muss mich immer richtig anstrengen, um meine Füße in diese Dinger zu stecken und loszulaufen. Dennoch weiß ich, dass ich meinen Körper bewegen muss, um gesund zu bleiben. Genau das ist der Moment, an dem die Willenskraft übernehmen muss. Denn motiviert bin ich nicht aus mir heraus, um Sport zu machen.

Und das interessante an der Willenskraft ist: Sie wird tatsächlich im Laufe des Tages weniger! Im Gegensatz zur Motivation – diese innere Energie versiegt nicht. Stell dir die Willenskraft so vor, als sei sie ein Topf voller Kraftstoff, der dir jeden Morgen frisch befüllt bereit gestellt wird. Dieser Kraftstoff befeuert all deine Taten, auf die du keine große Lust hast. Das erste Mal bedienst du dich des Willenskraft-Topfes, wenn der Wecker klingelt (es sei denn, du gehörst zu der seltenen Spezies, die richtig gerne vom Wecker geweckt wird). Dieser Kraftstoff-Behälter wird über den Tag hinweg immer leerer, da wir uns regelmäßig an ihm bedienen müssen. Und abends ist dann – an besonders anstrengenden Tagen – kaum noch was darin. Erst in der Nacht, da wird er wieder aufgefüllt. Und du startest morgens mit neuer Willenskraft-Energie, für all die Dinge, für die du eben nicht motiviert bist.

Also habe ich mein Date mit den Sportschuhen auf morgens verlegt. Denn da habe ich noch genügend unverbrauchte Willenskraft, die mich darin unterstützt, mich zu bewegen. Und das klappt meist richtig gut!

Also: Es macht durchaus Sinn, die Dinge, auf die du keine Lust hast (also für die du nicht motiviert bist) und die du absehen kannst, am Morgen zu erledigen, denn dann ist dein Willenskraft-Topf noch richtig voll! Abends ist er leerer und es wird anstrengender für dich, die Dinge zu erledigen, auf die du keine Lust hast.

2. Mythos: „Niemand anderes kann dich motivieren, das kannst nur du“

Auch dieser Satz ist ein Mythos. Er stimmt einfach nicht.

Immer dann, wenn dein Umfeld (dein Partner, deine Kollegen, Vorgesetzten, deine Familie…) deine Motive kennen, also wissen, in welchen Situationen du dich gut und motiviert fühlst, dann können sie dich sehr wohl darin unterstützen, genau diese Motivation zu spüren. Und wie geht das?

Ich verrate dir, wie du mich motivieren kannst, dich am Freitagabend auf eine Party zu begleiten. Das Motiv „Kontakt“ ist bei mir sehr stark ausgeprägt (d.h. ich habe unheimlich viel Freude an Situationen, in denen ich Anderen emotional begegnen und nah sein kann). Small Talk strengt mich hingegen oft an und bereitet mir selten Freude (da befinde ich mich schnell im Bereich der Willenskraft, bin also nicht motiviert), aber ich liebe es, wenn ich mit Anderen über Persönliches, über Wachstum, über Ideen, Träume, Ängste und Visionen reden kann.

Außerdem ist mein Motiv „Status“ sehr schwach ausgeprägt, gesellschaftliche Beachtung meiner Person gibt mir wenig Wohlgefühl. Wie motivierst du mich nun, am Freitagabend auf die Eröffnungsparty des neuen Clubs in der Stadt zu gehen? Freitagabend, ich bin von der Woche erschöpft, habe wenig Willenskraft übrig. Und auf den ersten Blick versorgen mich meine Motive nicht mit der nötigen Energie.

Variante A) „Du Nele, kommst du mit auf diese exklusive Eröffnungsfeier Freitagabend? Wir werden die ersten sein, die in diesem Club abrocken, und vielleicht ist sogar die Presse da! Das ist doch was, oder?“

Variante B) „Du, Nele, kommst du mit auf diese Party Freitagabend? Ich glaube Melanie, die mit der du dich vor zwei Wochen so intensiv unterhalten hast, ist auch da!“

In der Variante A wird mein klitzekleines „Status“-Motiv angesprochen. In mir regt sich nichts, es entsteht keine Freude, keine Motivation, meinen Freitagabend auf dieser Eröffnungsfeier zu verbringen. Etwas anderes geschieht in Variante B. Mein stark ausgeprägtes „Kontakt“-Motiv wird angesprochen und ausgelöst. Die Chance, dass ich die nötige Motivation spüre, um mitzugehen, wächst enorm.

Also: Wenn dein Umfeld deine Motive kennt, dann hat es die Chance dir Rahmenbedingungen zu schaffen, die dich motivieren!

Das gleiche gilt auch für die Selbstmotivation. Immer dann, wenn du weißt, wie stark welche Motive in dir sind, also in welchen Situationen du besonders viel Freude und Motivation fühlst, dann hast du große Macht über deine eigene Motivation. Denn: du weißt, was du brauchst, um dich gut zu fühlen, leistungsfähig und motiviert zu sein.

3. Mythos: „Konkrete Ziele erhöhen die Motivation“

Tja… wer hätte das gedacht? Auch hier versteckt sich ein Irrtum. Denn: Ein Ziel schafft es nur dann dich zu motivieren, wenn es zu deinen Motiven passt. Natürlich kannst du auch Willenskraft-Ziele erreichen (Ziele, die zwar „vernünftig“ sind, für die du jedoch keine Motivation verspürst), dennoch ist das für dich viel anstrengender und wirkliche Motivation wirst du kaum spüren können. Das bedeutet, dass nur Ziele, die sich in dir drinnen gut anfühlen, dir einen Glitzer in die Augen zaubern und Motivation auslösen und nicht nur für den Kopf gut sind (weil „vernünftig“ oder so…).

Du weißt bereits, dass Motivation pure Emotion ist. Und auch über mein schwaches „Aktivitäts“-Motiv habe ich bereits berichtet. Wenn ich auf die Idee käme, mir einen Marathon als Ziel zu setzen, dann könnte ich das Ziel so konkret wie möglich formulieren. Ich könnte mir auch Bilder von mir in Laufkleidung an die Wand hängen, um sie jeden Tag anzusehen. Nichts dergleichen würde mich dennoch motivieren, mein Ziel zu erreichen. Mein schwaches „Aktivitäts“-Motiv versorgt mich aller Voraussicht nach nicht ausreichend mit der Handlungsenergie, die ich benötige, um am 31.5. beim Marathon anzutreten.

Spannend wird es natürlich, wenn ich mir überlege, für welche starken Motive der Marathon für mich attraktiv sein könnte. Nun weißt du bereits, dass ich ein starkes Kontakt-Motiv habe. Was wäre, wenn eine gute Freundin mit mir laufen würde… Wenn wir uns gemeinsam den Marathon als Ziel setzten und uns zusammen auf dieses vorbereiten. Wenn wir uns drei mal in der Woche zum gemeinsamen Laufen verabreden, wo wir endlich mal wieder richtig Zeit füreinander haben? Während ich das hier schreibe, spüre ich richtig, dass mich das sofort viel doller anspricht. Ich bekomme Lust aufs Laufen, auch mit schwachem Aktivitäts-Motiv.

Wenn du dir Ziele setzten magst, wovon ich grundsätzlich sehr viel halte, wenn du gewisse Dinge in deinem Leben erreichen möchtest, dann schau zuerst, was dir daran wirklich Freude, Wohlgefühl, ja, Lust, bereitet. Und verfasse dann dein Ziel. Ziele, die nicht zu deiner Persönlichkeit mit deinen Motiven passen, sind nicht erstrebenswert.

Noch ein kleiner Tipp von mir: Frage dich in der Zielsetzung, was du fühlen möchtest, wenn du dein Ziel erreicht hast. Du möchtest einen neuen Job? Dann frage dich, wie du dich fühlen möchtest, wenn du diesen Job hast. Nützlich? Frei? Selbstbestimmt? Inspiriert? Leicht? Gefordert? Das ist ein Ziel, mit dem du gut arbeiten kannst. Denn nochmal: Motivation ist Emotion und wenn du an eine zu deinen Motiven passende Ziel-Emotion denkst, dann kommt die Motivation dein Ziel zu erreichen, wie von selbst!

 

nele kreyssigAutor: Nele Kreyßig

Nele Kreyßig ist Coach für Motivation und Potenzialerkennung und Autorin im Blog auf better work for life. Dort kannst du dir auch ihr kostenloses eWorkBook „Stärke deine Motivation“ herunterladen, um deine persönlichen Motive kennen zu lernen.

Photo (oben): Andreas Schalk