Teile diesen Beitrag "Warum der Erfolg anderer so schwierig für uns sein kann"
Zeig mir einen Erfolgreichen und ich zeig Dir einen, der gehasst wird. Und das, obwohl Erfolg doch als höchster Wert unserer Zeit gilt. Wir strampeln uns ab, wollen Helden werden, und wenn wir’s geschafft haben, bekommen wir keine Krone auf den Kopf, sondern einen Strick um den Hals.
Der Ferrari-Fahrer ist ein Arschloch und kompensiert nur seinen kleinen Pillemann. Der Durchtrainierte hat harte Muskeln, ist aber gewiss weich in der Birne. Der Bestseller-Künstler hat sich an den Mainstream verkauft.
Ich kenn das ja von mir. Dieses … Grrrmmaaaahhh! … wenn ein anderer hat, was ich mir auch wünsche. Immerhin hab ich das Gefühl, es wird besser bei mir. Ich kann häufiger gönnen, mein Herz schrumpft seltener zusammen beim Anblick fremden Erfolgs. Dabei hilft mir auch Verständnis – und zwar Verständnis mir selbst gegenüber.
Also, warum sind erfolgreiche Menschen (für uns) so unsymphatisch?
Oder: Warum kann der Anblick fremden Erfolgs so schwer zu ertragen sein?
Hier fünf Gründe.
1. Im Neid feststecken
In der frühen Geschichte des Menschen und anderer Tierarten ging es bei der Auswahl der besten Partner zur Fortpflanzung nicht darum, wer viel hat (wer hatte das schon, und was bedeutet „viel“?), sondern darum, wer mehr hatte als die anderen. Das konnte zwar für Unruhe sorgen, stachelte aber auch auf positive Weise an, sein Bestes zu geben.
Das ist nicht weiter schlimm. Problematisch wird es erst, wenn wir im Neid stecken bleiben, statt aktiv zu werden oder achtsam mit dem Gefühl umzugehen. Dann kann Neid in Wut und Wut in Hass umschlagen. Siehe 2.
2. Die Traurigkeit nicht zugelassen
Neid ist ein komplexes Gefühl mit zwei Hauptkomponenten: erstens Traurigkeit, dass wir nicht haben, was wir uns wünschen. Und zweitens Ärger darüber, dass es ein anderer hat.
Wenn uns die eigene Lage aussichtslos erscheint und wir der Traurigkeit darüber keinen Raum geben wollen, flüchten wir uns in den zweiten Teil und erleben umso heftiger Wut.
(Siehe Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt.)
3. Schlecht reden ist leichter als gut handeln
Missgunst mag inneren Frieden kosten, Überwindung kostet sie jedoch nicht.
Ganz anders, als wenn wir uns aufs eigene Leben konzentrieren und anpacken und wachsen müssen. Kritik ist Komfort – sofern sie nicht uns selbst trifft.
Je mehr wir den anderen dabei abwerten – diesen Idioten, der doch nur Glück hatte oder reiche Eltern – umso leichter können wir ertragen, dass uns (gefühlt) etwas fehlt. Zumindest scheint das so, kurzfristig.
4. Verdrängte eigene Träume
Fremder Erfolg kann uns an unsere eigenen Träume erinnern. Wollten wir damals, vor langer, langer Zeit, nicht viel lieber Tierarzt werden als Metzger? Träumten wir nicht von einem Leben, das ganz anders werden sollte als das unserer Eltern, wohnen aber noch immer imselben Dorf, ach was, im selben Zimmer wie als Kinder? Haben wir doch die Sicherheit gewählt anstelle des Abenteuers?
Es tut weh, wenn wir unserer Unzufriedenheit ins Auge schauen und sehen müssen, dass es anders hätte laufen können … und durchaus ab jetzt noch anders laufen könnte, würden wir uns trauen.
(Siehe 5 Anzeichen, dass Du nicht DEIN Leben lebst.)
5, Verdrängte eigene Anteile
Wenn wir den Erfolgreichen da draußen ablehnen, lehnen wir ja vielleicht auch den Erfolgreichen in uns selbst ab.
Vielleicht, weil wir früher so oft hören mussten „Nimm Dich nicht so wichtig!“ oder „Was glaubst Du, wer Du bist?“ und das irgendwann geglaubt haben und seitdem alles tun, um diesen angeblich bösen Teil von uns im Käfig zu halten. Ein Mittel, dies zu erreichen, ihn immer wieder im Außen abzulehnen. Je härter wir reagieren, umso mehr hat ein Thema in der Regel mit uns selbst zu tun.
(Siehe Wie Deine „inneren Eltern“ Dich gefangen halten – und wie Du Dich befreien kannst.)
Das Gegenmittel: Blick auf uns
Egal, ob wir abgelehnt werden für unser Erfolg oder selbst die sind, die ablehnen: Das Gegenmittel ist immer dasselbe. Den Fokus weg vom anderen und zurück auf uns selbst zu lenken mit den Fragen:
Was habe ich?
Was brauche ich?
Was kann ich tun?
Siehe auch: Wie man aufhören kann, sich ständig mit anderen zu vergleichen und unter 20 Anzeichen, dass Dein Leben ein voller Erfolg ist.
Und mehr dazu auch im Podcast:
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Mir fehlt was in Deinem Post: Es ist auch ein Thema, mit der Ungerechtigkeit umzugehen. Denn Erfolg hängt von vielen Faktoren ab. Leistung, Intelligenz, Talent, whatever… aber wir leben in einer Pyramide. Im Arbeitsumfeld: Auf einen Vorgesetzten kommen nach Faustregeln 10 Untergebene. Wären diese 10 gleich „gut“ in allem, so würde eben trotzdem nur einer von 10 befördert, sollte der Vorgesetzte gehen – oder es wird ein Externer vor die Nases gesetzt, schlimmstenfalls. In Social Media: Die Aufmerksamkeitskapazität der Masse reicht einfach nicht für alle zu Stardasein und Algorithmen bestimmen, was relevant ist. Kurzum: Es hängt womöglich öfter nicht nur an einem selbst, sondern am glücklichen Zufall. Und der ist ungerecht, wenn er unglücklich ist.
Ansonsten stimme ich Deinem Post zu, ich wollte das nur ergänzen. Weil ich oft denke, dass man so in diese Falle tappt, dass man alles bestimmen könne in dieser Welt und in diesem Leben. Und komischerweise dabei das übersieht, was man wirklich bestimmen kann.
Hallo Tim, ein wertvoller Beitrag! Die wenigsten nutzen diese Chance, sich die anderen, beneideten als Vorbilder zu nehmen, und ihnen nachzueifern. Das wäre nämlich der beste Umgang damit!
Ich freue mich stets darüber, wenn andere erfolgreich sind. Wenn sie etwas besser können als ich: klasse. Dann schaue ich mir an, was sie tun, an sich haben usw. und setze es selbst um. Wir können doch nur wachsen, wenn wir dieses Streben haben und im Vergleich die Potentiale erkennen und sehen können!