Teile diesen Beitrag "Wie man richtig tröstet. Machst Du diese 5 großen Fehler?"
Das Haus abgebrannt, der Job verloren, die Katze überfahren, die Gesundheit ein Scherbenhaufen, die Beziehung tot, der geliebte Mensch nicht mehr aufgewacht, das verschrumpelte Herz will schreien schreien schreien aber da kommt nichts mehr raus.
Es ist schwer, Leid zu ertragen.
Und es ist schwer, richtig zu trösten – aber nicht unmöglich.
Hier zehn Dinge, die Du sagen bzw. vermeiden solltest.
Was Du sagen kannst … wenn Du nicht weißt, was Du sagen sollst
1) Regel Nummer 1: es geht nicht um Worte und nicht um die Lösung eines Problems, es geht darum, da zu sein.
2) Was Du sagst, ist am Ende gar nicht so wichtig, sondern: wie Du‘s sagst, aufrichtig mitfühlend.
3) „Es tut mir sehr leid“ ohne großes Gelaber ist oft das Beste.
4) Präsent sein, geduldig sein, zuhören, aushalten, die Hand streicheln, wissen lassen: Du darfst Dich so fühlen, so weinen, so schreien, so reden, so schweigen.
5) Fragen: „Gibt es etwas, das ich für Dich tun kann?“ Sagen: „Ich rufe Dich morgen wieder an und am Wochenende unternehmen wir etwas zusammen.“ Abnehmen, wo man etwas abnehmen kann.
Was Du nicht sagen solltest
6) Kein „Du bist so stark“, „Du siehst gut aus“ oder „Du musst jetzt stark sein“ … denn das Signal sollte sein, dass sich der Trauernde verletzbar zeigen darf.
7) Kein „Du solltest“ oder „Du wirst bald …“ … denn es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern, das ist etwas sehr Persönliches, nicht vorhersehbar.
8) Kein „Ich weiß wie‘s Dir geht, letztes Jahr ist mein Lieblingspullover kaputt gegangen“, „Was glaubst Du wie‘s dem Nachbarn geht, sein abgebranntes Haus war doppelt so schön wie Deins“ sowie sämtliche andere Vergleiche … denn es geht nicht um Dich oder sontswen, und nichts ist vergleichbar, und keiner kann wirklich wissen, wie es dem Anderen geht.
9) Kein „Die Zeit heilt die Wunden“, „Wir alle haben‘s doch mal schwer“, „Später wirst Du dankbar für sein“, „Macht doch nichts, hast doch noch ein Kind übrig“ und alles andere Kleinreden … denn zumindest jetzt gerade IST es groß.
10) Kein „Er ist jetzt an einem besseren Ort“, „Es war Gottes Wille“, „Tja, Karma“ … denn der Andere glaubt vielleicht nicht an diese Dinge, oder kann es nicht mehr.
Damit jedenfalls versuch ich‘s in diesen Situationen. Mal mehr, mal weniger gut. Aber ich tue, was ich kann, und immerhin ist noch niemand aus dem Fenster gesprungen, als ich ihn trösten wollte.
Photo: Francis Bourgouin
Lieber Tim,
wiedereinmal 10 Sterne für diesen Artikel an Dich!
Schon alleine das Lesen der Punkte 1-5 tut mir jetzt gerade gut 🙂 und tröstet mich.
Danke!
Möchte gerne meine Erfahrung dazu schreiben, hoffe ist okay
Aus eigener leidvoller Erfahrung erlebe/höre ich zur Zeit genau Punkt 6-10 und zwar von meiner eigenen Familie. Wobei ich Punkt 11 als Ergänzung angeben möchte. „Na sowas. Sowas kenne ich gar nicht“…
Es tat sehr weh, gerade nach einem heftigen Erlebnis von der eigenen Family eiskalt im Stich gelassen zu werden. Ehrlich gesagt, schockierte mich deren Verhalten noch mehr, als das was ich trauriges erlebt habe.
Habe daraus gelernt. Wenn Menschen so gar nicht mitfühlend sein können, dann sagt dies sehr viel über jene Menschen aus. Ebenso erlebe ich, dass Menschen, die eben nicht in der Lage sind, tröstende Worte zu finden, dermassen selbst mit dem eigenen Leben überfordert sind, dass sie gar nicht die Ressourcen für Zuhören, Mitgefühl haben. Im Gegenteil, sie lassen sogar noch sarkastische Bemerkungen fallen und fühlen gar nicht, was sie damit anrichten. Diese Menschen spüren gar nicht, wie verletzend zum Beispiel ein „hab Dich nicht so“ sein kann.
Eigentlich erschreckend, aber offenbar ist es heute so.
Ich selbst bin seitdem noch feinfühliger geworden, was manchmal nicht unbedingt von Vorteil ist aber ehrlich gesagt: ich lebe lieber feinfühligst, voller Mitgefühl für mich und für andere Menschen. Das ist für mich Lebendigkeit.
Danke
Stimmt, es ist sehr wichtig, dass man nicht das Falsche sagt. In gewisser Weise kommt man sich dann nicht ernst genommen, wenn man die Dinge sagt, die Du unter 6-10 angeführt hast. Und geholfen wird einem damit schon gar nicht.
Ich muss sehr zustimmen. Aus eigener Erfahrung würde ich bei dem Punkt, was man sagen soll noch hinzufügen: Sag einfach ehrlich was du fühlst.
Ein Familienmitglied von mir ist tödlich krank und die hilfreichsten Reaktion waren die ehrlichen. Es waren die Leute die es einfach ausgesprochen haben und denen „Oh Gott, das ist ja scheiße.“ rausgeplatzt ist und die dann gesagt haben „Ich weiß grade gar nicht wie ich dir helfen kann ich weiß ja nicht mal wie ich selbst damit umgehen soll“.
Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein einfach fassungslos dasteht und nicht so genau weiß was man tuen soll. Manchmal hilft es schon enorm gemeinsam ratlos und traurig zu sein anstatt alleine.
Gute Auflistung. Die 1. Regel ist nicht umsonst auf Platz 1. Im Zweifelsfall nichts sagen und einfach nur da sein. Sich nicht aufdrängen und Rückzug respektieren …
Wie wahr! Danke, Tim, du bringst es auf den Punkt.
Danke für den schönen Artikel!
Leider gehöre ich zu den Menschen, die mit sich selbst schon immer derart (über-)/gefordert sind, dass es mir äußerst schwer fällt auch noch die Probleme anderer zu ertragen (zumal ich häufig keine Probleme sehe…) und in schwierigen Situationen auf sie einzugehen (was auch ziemlich blöd ist – man hat nur gute Freunde, wenn man selbst einer ist… ;)) Aber dieses „Kochrezept“ hört sich absolut umsetzbar und sinnvoll an! Merci.
Hi MyMonkey,
das scheint etwas widersprüchlich zu sein, aber manchmal hab ich die Erfahrung gemacht, dass mich um einen anderen zu kümmern auch (oder sogar vor allem) von meiner eigenen Schwere befreit – es verschafft Sinn und gibt damit Kraft. Auf Dauer muss man natürlich auch für sich selbst da sein, aber man kann sich durch dieses „Ertragen“ selbst „erleichtern“, denke ich.
LG Tim
Gut Tag
Ich hab zur Zeit das Problem das meine Freundin (Freundschaftlich) öfters an Depressiven Phasen hat und ich weiß manchmal nicht was ich machen kann, ich hab selber das Problem das ich immer helfen will und wenn sie von ihr Problem spricht werd ich selber traurig oder grade selber in einer Depressiven Phase und es ist schwer für sie da zu sein weil sie seher weit weg von mir weg wohnt also hab wir ein starken Whatsapp Kontakt aber wenn ich es schaffe versuche ich sie auch zu besuchen. Aber zur Zeit klappt es nicht sie zu besuchen und der Whatsapp Kontakt bricht meistens ab oder es gibt kein Kontakt. Können Sie vielleicht mir ein paar Tipps geben oder weiter helfen.
Liebe danke dafür.