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Mobbing greift um sich, der Mob wird aggressiver, die Ellenbogen spitz wie Pfeile. Immer mehr von uns müssen sich in ihren Jobs nicht mehr nur mit Zeitdruck herumschlagen und mit  über-fordernden Kunden, sondern auch mit Kollegen, die die Büros und Kantinen zu Irrenhäusern machen, in denen wir mit allem rechnen müssen, nur nicht mit Kollegialität.

Das liegt auch an den Psychopathen.

Andrew Faas, ehemaliger Manager eines kanadischen Einzelhandels-Konzerns, kann davon ein Lied singen. Und zwar kein fröhliches. Nachdem er einen korrupten Kollegen die Maske runterriss, wurden unter anderem seine Email-Postfächer und sein Handy gehackt, wie Business Insider schreibt . Zur Krönung erhielt er eine ganze Weile lang anonyme Morddrohungen. Aus seinem Leid und seinen Erfahrungen heraus schrieb er ein Buch, „The Bully’s Trap“ und schlägt vor, dass jeder, der sich für eine Führungsposition bewirbt, einem psychologischen Test unterziehen sollte.

Die Checkliste in seinem Buch basiert auf dem Hare-Psychophaten-Test des renommierten und ebenfalls kanadischen Kriminal-Psychologen Robert D. Hare.

Nicht alle Punkte müssen auf jeden Psychpathen zutreffen. Typischerweise vereinigt er aber zumindest ein paar davon.

Hier sind sie:

  1. Sadistische Absichten: Das eindeutigste Anzeichen. Psychopathen sind destruktiv. Sie wollen lieber mit Angst motivieren als mit Respekt. Sie wollen nicht helfen oder korrigieren, sondern lassen andere ins Messer laufen oder tun selbst alles dafür, um ihnen zu schaden.
  2. Charisma, Redegewandheit und manipulatives Verhalten: Als Meister der Selbstdarstellung wird jede Gelegenheit für sie zur Bühne. Aufgeführt wird bei diesem Theater vor allem ein Stück: „Ich bin der Tollste“. Und viele Leute fallen herein auf ihren Charme. Auch, weil sie die oberflächliche Konsersation so beherrschen und manipulative Komplimente aus dem Ärmel schütteln, wenn sie sich davon Vorteile versprechen. „Hach, ist der nett!“ Aber nicht hinter seiner Maske. Der Kriminalpsychologe Hare berichtete von Ermittlern, die freudestrahlend aus Verhandlungsräumen kamen – und erst nach ein paar Minuten verstanden, das sie solchen Komplimenten auf den Leim gegangen sind.
  3. Übertrieben hohe Selbsteinschätzung: Der Mittelpunkt der Welt, das Zentrum des Universums. So sehen sie sich. Fehler haben nur die anderen. Die normalen Regeln der Gesellschaft zählen nicht für sie – aus diesem Grund neigen sie auch zur Kriminalität.
  4. Pathologisches Lügen: Das Lügen ist tief verwurzelt in ihrem Leben. Sie tun es bewusst, und sie tun es immer wieder. Dass eine Lüge auffliegt, davor fürchten sie sich nicht. Dann verschleiern sie sie einfach mit einer weiteren Lüge.
  5. Übertriebene Ziele: Welcher Erfolg scheint einem angemessen, scheint einem zuzustehen, der sich für den Größten hält? Natürlich der maximale Erfolg. Die Weltherrschaft. Das Übertriebene zeigt sich daran, dass sie die Ziele meistens nicht erreichen. Denn Psychophaten sind eher schlecht im Planen. Und noch schlechter daran, die Pläne selbst umzusetzen.
  6. Parasitäres Verhalten: Weil sie ja nun mal diese großen Ziele haben aber wenig Lust, selbst etwas dafür zu tun, nutzen sie andere Menschen gern aus. Machen zum Beispiel im Projekt keinen Finger krum, wollen dann aber die Ergebnisse vor der Geschäftsführung präsentieren. Lehnen sich zurück, während sie ihren „Untergebenen“ schikanieren. Oder ducken sich sofort aus der Schusslinie, sobald die Dinge nicht so gut laufen. Denken dabei nur an sich. Der Rest ist ihnen egal spätestens, wenn er nicht mehr nützlich scheint.
  7. Empathie-Losigkeit: Die anderen Leute sind ihnen nicht nur egal, sie können und wollen sich auch kein bisschen in sie hineinversetzen. Wie für einen herzlosen Roboter sind Mitmenschen nur Arbeitsmaterial oder Schachbrettfiguren, die es geschickt einzusetzen gilt.
  8. Leichte Kränkbarkeit: So wenig ihnen ihre Kollegen auch bedeuten mögen, sind sie trotzdem besonders gekränkt, wenn sie kritisiert werden. Wenn der Applaus ausbleibt. Wenn auch nur angedeutet wird, dass sie einen Fehler gemacht haben. Drehen dann am Rad wie ein spielsüchtiger Junge, dem mitten auf dem Weg zum Highscore das Gamepad aus der Hand gerissen wurde.
  9. Auffälliges Verhalten in der Vergangenheit: Diebstahl, Brandstiftung, Schuleschwänzen, frühreife und promiskuitive Sexualität, Drogenmissbrauch, Betrug, Fremdgehen. Bekommt man bei Kollegen natürlich oft nicht mit, aber wenn, dann ist das ein sehr ernstes Zeichen.
  10. Unfähigkeit zur Reue: Reue? Warum denn? Die Folgen ihres Tuns für andere spielen keine Rolle für sie, nicht mal, wenn sie vernichtend sind. Jede Tat können sie relativieren und rationalisieren. Jegliche Verantwortung wird abgestritten oder mit Ausreden niedergebügelt. Hare berichtet von einem Angeklagten, der einen Mann erstochen hatte. Dazu befragt antwortete der Psychopath: „Der war nach ein paar Wochen im Krankenhaus tot und ich muss hier über Jahre im Gefängnis verrotten, das ist doch unfair!“

In einigen Jobs ist die Gefahr besonders groß, dass wir mit Psychopathen in einem Boot sitzen bzw. in einem Büro. Siehe die 10 Berufe mit den meisten Psychopathen.

Wenn Dein Kollege ein Psychopath ist, ist es besonders wichtig, dass Du a) Grenzen setzt, b) Verbündete suchst und c) lernst, sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen, denn mit Dir hat das nichts zu tun, Du bist nicht schuld daran und hast es nicht verdient.

 

P.S.: Die Checkliste lässt sich natürlich genauso anwenden bei Freunden, Familienmitgliedern und dem Partner.

P.P.S.: Es geht hier nicht darum, blind Menschen zu verurteilen. Es geht um Anzeichen aus der Wissenschaft, die uns warnen können – denn nicht mit jedem können wir reden und mit Liebhaben alles richten. Auch, wenn das natürlich schöner wär.

 

Photo: Noval Goya