Teile diesen Beitrag "15 beruhigende Gründe, keine Angst mehr vorm Tod zu haben"
Die meiste Zeit über ist der Tod in dieser Gesellschaft gut verräumt. In Altersheimen, die nur auf leisen Sohlen verlassen werden, durch den Hintereingang. In gigantischen Schlachthäusern, abgewiegelt, damit wir bloß nichts davon mitbekommen müssen, dass das, was wir essen, eigentlich mal ein Lebewesen war. In unzähligen Versuchen, uns vom Unvermeidbaren abzulenken mit Nachrichtenkonsum, Pornos, Schmonzetten, Tratsch, Diäten, Einkäufen und Karrieren für nichts und wieder nichts.
Denn wir alle werden sterben. Das können wir nicht ändern. Wie wir damit umgehen aber schon.
Norman Brenner schreibt auf seinem Blog „Vernünftig leben“ darüber, warum wir uns vorm Tod nicht fürchten müssen.
Weder vorm Sterben, noch vorm Totsein. Zumindest nicht unnötig viel. Denn während ein Teil dieser Angst intuitiv ist, als Überlebensinstinkt in uns hineinprogrammiert, speist sich ihr größter Teil aus unseren oft verqueren Gedanken über den Tod.
Hier eine Auswahl der befreienden Gründe, geeignet auch für alle von uns, die nicht religiös sind:
#1 Der Tod kann dich von Schmerzen befreien.
„Der Tod bedeutet die Tilgung jeglichen Schmerzes, und er ist die Grenze, über die unsere Leiden nicht hinausgelangen; er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück, dem wir vor unserer Geburt angehörten.“ (Seneca)
#2 Sterben kann jeder.
Sterben ist relativ einfach. Du musst nichts dafür können, sondern es einfach nur zulassen. Du brauchst keine Einweisung, keine Genehmigung und musst dir nicht einmal ein Ticket kaufen. Und wie viele haben es uns schon vorgemacht? Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht auch hinbekommen würden!
#3 Dein Körper ist schon einmal gestorben.
Die Zellen deines Körpers sterben ständig ab und werden gegen neue ausgetauscht. Im Zyklus von etwa sieben bis zehn Jahren hat sich dein gesamter Körper einmal erneuert.
#4 Du stirbst jetzt in diesem Moment.
Und jetzt. Und jetzt auch. Wir alle sterben mit jeder Sekunde ein Stück mehr. Von Geburt an. Du kannst dich damit trösten, dass du vom Sterben schon einen gewissen Teil abgeleistet hast.
Du hast also gar nicht mehr das volle Paket vor dir! Und warum solltest du nun Angst vor dem Abschluss dieses Prozesses haben? Das wäre ja so, als ob jemand mit Flugangst schon die halbe Strecke von München nach Los Angeles geflogen wäre und nur Angst vor der Ankunft hätte!
#5 Nicht leben ist nicht schlimm.
Erinnerst du dich an die Zeit vor deiner Geburt? Natürlich nicht. Du hast ja nicht gelebt.
„Eine ganze Unendlichkeit ist abgelaufen, als wir noch nicht waren; aber das betrübt uns keineswegs.“ (Arthur Schopenhauer)
#6 Es kann nur einen geben: Dich oder deinen Tod.
Solange du lebst, wird dich der Tod in Ruhe lassen. Und wenn du gestorben bist gibt es dich nicht mehr. Entweder gibt es dich oder deinen Tod. Es gibt keinen einzigen winzigen Moment in dem ihr beide gleichzeitig existieren könnt. Nicht einmal für eine Millisekunde. Es ist als würdet ihr in verschiedenen Welten existieren. Vielleicht ist er ja nur der Übergang?
#7 Der Tod ist natürlich.
Die Natur hat es gut mir dir gemeint, weil du geboren wurdest. Warum sollte sie es nun schlecht mit dir meinen, wenn sie dich sterben lässt? „Macht euch vertraut mit der Natur, erkennt sie als eure Mutter; ruhig sinket ihr dann in die Erde hinab.“(Anselm Feuerbach) Der Tod ist kein Gegenspieler des Lebens, er ist ein Teil von ihm!
#8 Durch den Tod kann neues Leben entstehen.
Du lebst, weil vor dir viele Menschen und andere Lebewesen gestorben sind! Wäre niemals ein Lebewesen auf dieser Erde gestorben, würdest du jetzt nicht Leben können, denn die Erde wäre viel zu klein für so viele Lebewesen.
#9 Du lebst, weil es den Tod gibt.
Nicht nur, weil er Platz für dich geschaffen hat, sondern auch, weil er deine Eltern dazu motiviert hat, dich zu zeugen und aufzuziehen! Denkst du denn, ohne Tod würden Menschen sich noch fortpflanzen wollen? Was ist denn der eigentliche Sinn der Fortpflanzung? Ganz genau: Die Erhaltung der eigenen Art. Dieser Akt wäre also völlig sinnlos ohne den Tod.
#10 Der Tod macht alles gleich.
Der große Gleichmacher. Auch das ist eine gute Eigenschaft des Todes: Er verschont keinen. Jeder wird von ihm besucht. Es ist doch schon ein Trost, zu wissen, dass es allen anderen genauso ergehen wird wie dir.
#11 Der Tod hilft dir, Prioritäten im Leben zu setzen.
Er zeigt uns, worauf es im Leben wirklich ankommt und worauf nicht. Ist es sinnvoll den größten Teil seiner kostbaren Lebenszeit damit zu verbringen, für Geld und materielle Besitztümer zu schuften? Nein? Denke ich auch nicht. Aber woher wissen wir das? Weil uns klar ist, dass wir materielle Dinge nicht mitnehmen können, wenn wir sterben. Sie können also nicht der Endzweck unseres Lebens sein.
#12 Der Tod macht dich unabhängiger.
Wir sind doch alle abhängig. Von der Meinung anderer Leute, von unserem Chef oder von unserem Besitz. Mit Hilfe des Todes kannst du dir darüber bewusst werden, dass all diese Dinge letzten Endes keine Bedeutung haben werden. Wenn du das verstehst, kannst du schon zu Lebzeiten viel leichter mit ihnen umgehen und deine Abhängigkeiten auflösen. „Wer sterben gelernt hat, hört auf, ein Knecht zu sein.“ (Epikur)
#13 Der Tod hilft dir zu verzeihen.
Er führt dir vor Augen, wie kleinlich und stur du in manchen Situationen warst / bist. Wenn der Tod geliebter Menschen herannaht, neigen wir dazu ihnen zu verzeihen. Wir wollen, dass sie in Frieden gehen können. Genauso verzeihen aber auch sterbende meist anderen Menschen, damit sie selbst ruhigen Gewissens gehen können.
#14 Der Tod ist nur eine Umwandlung deiner Energie.
Alles verläuft in Zyklen. Auch der Fluss ist Teil eines solchen Kreislaufes. Er fließt ins Meer, wo das Wasser verdunstet, um dann anderenorts wieder niederzuregnen und einen neuen Fluss zu formen.
Stell dir dein Leben wie diesen Fluss vor. Seine Essenz, das Wasser, endet nicht mit dem Ende des Flusses. Es wird zu etwas größerem und „belebt“ schließlich neue Flüsse.
#15 Auch Leben bedeutet Schmerz.
Auch Leben tut weh. Das hast du garantiert schon einmal mehr oder weniger stark erfahren. Warum ist es nun beim Sterben schlimmer als beim Leben, wenn wir Schmerzen haben? Dort haben wir doch wenigstens die Zuversicht, dass es bald vorbei sein wird!
Tröstlich. Und entspannend.
Den ganzen sehr lesenswerten Text mit weiteren Gründen von Norman findest Du hier: 40 beruhigende Gründe, keine Angst mehr vor dem Tod zu haben.
Auf myMONK zum Thema: Ich werde sterben (mein viel zu kurzes Leben) und 10 Fakten über den Tod, die erstaunen und verstören.
Photo: David Schiersner
Die Angst vor dem Tod ist die größte Angst des Menschen überhaupt und auch die Mutter alles Ängste. Wenn es uns gelingt diese Angst völlig loszuwerden, dann verschwinden alle Ängste im Leben überhaupt.
Hi Oliver,
ich erinnere mich an eine Studie aus England, bei der rauskam, dass viele Leute fast genauso viel Angst davor hatten, eine öffentliche Rede zu halten, wie zu sterben. Also Angst vor der Zurückweisung, dem sozialen Tod – auch das ist also eine Art Todesangst.
LG
Tim
Tod ist nicht das Ende, sagt auch Bob Dillon.
Hey Richard,
was ist denn Deine Vorstellung über das, was danach passiert?
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Tim
Das kann der Verstand mit Vorstellungen nicht so leicht erfassen, Tim. Es bleibt ja nur, was wir ohne Denken erfassen.
Hi Tim,
ich habe irgendwo mal ein Zitat zur Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Das ging etwa so. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann ist das wie ein wunderschöner Traum und wenn nicht, dann ist das wie ein traumloser Schlaf und was ist an einem Schlaf ohne Traum schon schlimm?
LG und schönen Wochenstart
Wolfgang
Hey Wolfgang,
Danke. Ja, so klingt es gut, so kann man’s aushalten, die Vorstellung, die man als Lebender mit sich herumträgt.
LG und Dir auch eine gute neue Woche
Tim
Und wenn du dann gezwungen bist, dich mit deinem eigenen Tod auseinander zu setzen, obwohl du dachtest, dafür hast du noch so viel Zeit, dann tut es trotzdem weh!!!
Hallo Anke,
das kann ich mir, sofern das möglich ist, zumindest ansatzweise vorstellen. Dass es weh tut heißt aber nicht unbedingt, dass es zu spät ist, dass man die Auseinandersetzung gar nicht mehr angehen kann. Denke / hoffe ich zumindest.
LG
Tim
Nein zu spät ist es nie… Und es ist auch wichtig! Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass es „theoretisch“ meist leicht bzw leichter ist sich darüber eine Meinung zu bilden. Wenn man dann krank wird & sich plötzlich mit solchen Themen viel konkreter auseinander setzen muss, dann stellt man plötzlich fest: ups, so einfach und gelassen kann ich das doch nicht sehen.
Nicht falsch verstehen, ich fand & finde es sehr gut, dass das Thema aufgegriffen wird… Vor ein paar Monaten hab ich auch noch genau so gedacht! Wollte nur sagen, dass sich vieles, vor allem unsere Einstellung zu solch existenziellen Themen, sehr schnell ändern kann!
Hey,
also diese Sammlung ist wirklich super geworden. Sehr sinsibles Thema irgendwie wenn man nicht oft mit dem Thema „Tod“ beschäftigt hat.
Danke Tim.
Liebe Grüße aus Wien,
Sebastian
Hallo Tim,
schöne Zusammenfassung.
Vor meinem Tod habe ich aber gar keine Angst, sondern viel mehr vor dem geliebter Menschen.
Hey Tim,
wie schön, dass du meine Zusammenstellung als Grundlage für einen Beitrag genutzt hast =) Vielen dank auch für die Erwähnung!
Manchmal denke ich bei sowas: „Genial, da ist nun etwas, das bleibt, wenn ich sterbe (z.B. der Beitrag).“ Aber dann kommt mir der folgende Gedanke. „Was interessiert es mich denn eigentlich? Bin doch dann eh nicht mehr da…“
Kennst du sowas auch?
LG Norman
Ich freue mich irgendwie auf den Tod,weil ich immer noch weiterlebe und nicht wirklich tot bin.