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Wenn wir traurig sind, hat das immer einen Grund:

Etwas ist verloren
gegangen.

Der Hamster (ich dachte der wird 100!).
Der Freund (ich dachte, der liebt mich wirklich!).
Die Frau (ich hoffte, erst der Tod würde uns trennen, aber ich dachte, uns bliebe mehr Zeit, nur etwas mehr Zeit).

Oder unsere Jugend und Gesundheit, wenn straffe Kraft krampfenden Adern, Hautlappen und morschen Knochen weicht und jedes Bücken zur Wette wird, die uns einigen Optimismus abverlangt. Oder das Vertrauen in einen Menschen oder in alle Menschen, eine Hoffnung oder Erwartung, der Job, vielleicht auch der große Traum, den wir begraben müssen. Oder das Gefühl, die Kontrolle zu haben, am Hebel zu sitzen und irgendwie übers Leben Bescheid zu wissen.

Dann setzt die Trauer ein, oft nach Zwischenstops der Psyche bei Schock und Leugnung, Zorn und dem Versuch, die eigenen Gefühle zu beherrschen. Die Tränen zeigen an: wir kämpfen nicht mehr gegen die Realität, verhandeln nicht mehr. Wir spüren, wie wichtig uns das Verlorene war und blicken den Folgen des Verlusts in die Augen.

Wie ein Naturgesetz zwingt uns die Trauer, die Bindung zu diesem wertvollen Menschen, Tier, Objekt oder dieser Idee noch einmal ganz intensiv zu erleben, die Tiefe unserer Gefühle auszuloten … um uns dann zu verabschieden und ihm einen neuen Platz in uns geben zu können. Zu heilen, wieder ganz werden, nicht ohne, sondern mit dem, was nicht mehr da ist, und trotzdem bleibt.

Die Kraft, die bisher an die Vergangenheit gebunden war, wird so wieder frei. Ein neues Gleichgewicht in uns möglich. Raum geschaffen für eine Gegenwart und Zukunft.

Traurig sein heißt weder in Tränen ertrinken. Noch vergessen. Es ermöglicht uns, der Bedeutung des Verlorenen bewusst zu sein, aber gereinigt, in Frieden, nicht in einem Schmerz, der uns killt.

Es gibt kein Leben ohne Trauer, aber es gibt immer ein Leben nach der Trauer.

P.S.: Wenn Du gar nicht recht weißt, warum Du so traurig bist, ist die Frage also: „Was habe ich verloren?

P.P.S.: Wenn Du lernen willst, Traurigkeit und andere Gefühle zuzulassen und loszulassen, hilft Dir das myMONK-Buch: Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.

Photo: Vincent Albanese