Teile diesen Beitrag "Diese einfache Hausarbeit macht 27% weniger nervös und 25% inspirierter"
Eine einfache Arbeit im Haushalt beruhigt den Geist und lässt Inspiration und neue heiße Ideen sprudeln wie kochendes Wasser. Das belegt eine neue Studie.
Es ist nicht das Angleichen der Teppichfaserlängen mit einer Nagelschere. Schade eigentlich.
Es ist der Abwasch. Diese glitschige, tägliche Tätigkeit, die Du vielleicht an eine Maschine delegiert hast. Oder an Deine Frau. Falls sie sich die zwei Schritte vom Herd wegbewegen darf.
Für die Studie unterteilten die Forscher um Adam W. Hanley von der Florida State University die Teilnehmer in zwei Gruppen. Beide sollten sechs Minuten lang ein paar Teller abwaschen. Die Mitglieder der einen Gruppe sollten es einfach so machen, wie sie’s immer machen. Die der anderen Gruppe sollten sich beim Abwaschen auf ihre Sinneseindrücke konzentrieren:
Wie fühlt sich das warme Wasser an, der Schaum, Material und Form des Geschirrs? Wie riecht die Seife?
Während der Geist der normal Abwaschenden wie gewohnt wanderte zwischen Sorgen und Rückblicken, waren die auf Achtsamkeit bedachten Teilnehmer viel mehr bei der Sache.
Das Ergebnis:
Sie waren hinterher um 27% weniger nervös als die Kontrollgruppe und fühlten sich um 25% inspirierter.
Ziemlich beeindruckend für nur sechs Minuten.
Der federführende Wissenschaftler dazu:
„Ich interesse mich seit Jahren für Achtsamkeit, als Anwender sowie als Forscher. Dass sich Achtsamkeit positiv auswirkt, gilt schon länger als gesichert. Aber wir konnten zeigen, dass sie sogar bei so alltägliche und oft ungeliebten Handlungen wie der Hausarbeit angewendet Stress abbaut und inspiriert.“
Die Zen-Buddhisten hatten’s ja schon immer mit dem Abwaschen. Und mit der Achtsamkeit.
Ein Klassiker:
Ein Mönch fragt den Zen-Meister: „Meister, Du bist immer so zufrieden, das wäre ich auch gern. Was tust Du dafür?“
Der Meister: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Und wenn ich abschwasche, dann wasche ich ab.“
Der Mönch war verwirrt: „Bitte verspotte mich nicht. Ich liege, gehe, esse, wasche ab. Aber zufrieden bin ich nicht. Was ist also Dein Geheimnis?“
Der Meister wiederholte seine Antwort.
Als er den Unmut in den Gesichtern sah, fuhr er fort: „Du liegts, gehst, isst, wäschst ab, sicher. Aber während Du liegst, denkst Du schon ans Gehen, während Du gehst, denkst Du darüber nach, was Du essen willst, und beim Essen denkst Du ans Abwaschen. So sind Deine Gedanken immer woanders und nicht da, wo Du gerade bist. Doch das eigentliche Leben findet zwischen Vergangenheit und Zukunft statt. Wenn Du Dich auf den jetzigen Augenblick konzentrierst, hast Du die Chance, Glück und Zufriedenheit zu finden.“
Ja, darum geht’s. Wir konzentrieren uns auf das, was wir in diesem Moment tun. Auf das, was wir dabei hören, sehen, spüren. Und kommen dadurch auch an, in diesem Moment, für eine Weile frei von den Gedanken-Gespenstern, die auf der Zeitachse Achterbahn fahren.
Wenn Du mit Deinem Abwasch fertig bist, aber noch mehr Entspannung brauchst, dann komm einfach vorbei, ich lass Dir sehr gern was übrig. Ich kann mich derweil ja weiter um die Teppichfransen kümmern.
P.S.: Achtsamkeit muss sich natürlich nicht auf den Abwasch beschränken. Siehe auch 10 einfache Wege zu mehr Achtsamkeit im Alltag
Photo: Mario Mancuso
Boah ehrlich?? Ich hass Abwaschen! 😀 Bügeln! Das mag ich, das entspannt 😉
Ohje, das hat bei mir nie funktioniert…
In meiner Studentenbude haben sich die Teller immer ne Woche lang gestapelt und gut gerochen hat da gar nichts XD Aber heute entspannt mich der Abwasch wirklich, denn ich hab ne Spülmaschine ^^ Die möcht ich auch nicht mehr hergeben.
Was mich dafür in ähnlicher Weise entspannt, wie das Abwaschen, das hier beschrieben wird, ist Duschen!
LG Norman
Ja, das stimmt wirklich. Vor allem ist der Quälgeit im Kopf beschäftigt und muss nicht in Endlosschleife denken: Wie schrecklich. Ich hasse Abwaschen. Ich möchte das grad nicht etc.
Hausarbeit um aus dem „Kopf“ herauszukommen und sich auf das zu konzentrieren, was man gerade tut. Das ist mal was anderes. Wer sich allerdings mit Zen-Geschichten beschäftigt, dem sind solche Dinge bekannt.
Im Grunde stimmt das alles schon. Leider sind die meisten von uns von Beruf nicht gerade Mönch.-)
Bei mir steht Abwaschen auch nicht weit oben auf der Liste, vor allem nicht, wenn man für 4 Personen abwaschen muss, mehrmals am Tag, …da wird auch das Wascherlebnis für die Haut stark beeinträchtigt.-)(Danke auch hier an die Spülmaschine.)
Das richtige Zeitmanagement ist schon sehr wichtig, nehme mir persönlich auch immer weniger vor, um Dinge in Ruhe und achtsam machen zu können.
Danke für den Artikel, gehe jetzt in Ruhe staubsaugen.
Wir dürfen uns auch gerne vorstellen, wie mit Abwaschen auch Verschmutzungen in unserer Aura abgewaschen werden. Ob das nun unter der Dusche ist, oder in der Küche. Probiert es einfach mal aus.
Also vielleicht darf man das als Mann gar nicht sagen … aber Abspülen mit der Hand … ist schon eine Art Meditation und entspannend …
Nicht falsch verstehen … ich mag Spülmaschinen und ich mag Abtrocknen mit der Hand gar nicht!
Aber ab und zu mal mit der Hand abspülen … 🙂
Hey Tim, danke für die spannende Zusammenfassung der Studie! 🙂
Bruder David Steindl-Rast (ein Mönch der für interreligiösen Dialog tätig ist) wurde anscheinend mal gefragt, wie man am besten Gott dienen kann. Er meinte: Mach den Abwasch.
Ich hoffe, ich gebe das hier getreu wieder – habe es nur noch vage in Erinnerung.
LG,
Raphael
Ich habe das Abwaschen auch immer gehasst. Bis ich es als Achtsamkeitsübung ausprobiert habe und auch als eigene Reinigung betrachtet habe. Seitdem beruhigt es mich wirklich und erleichtert die Motivation endlich anzufangen, statt das Geschirr eine Woche lang stehen zu lassen. Der Artikel ist wirklich gut und trifft bei mir 100% zu.
Hmmm, ich denke, hier geht es eigentlich garnicht um die Tätigkeit an sich, sondern darum, sich damit zu befassen, was man gerade tut – und nicht in Gedanken Probleme anderer Art wälzt. Gartenarbeit z. B. hat ja auch für viele einen meditativen Charakter, habe ich mir sagen lassen. Das kommt mir persönlich dann auch schon mehr entgegen, da man dabei irgendwei geerdet wird (damit meine ich nicht, dass man nachher voller Erde ist… 😉 )
Ich merke dieses vollständige „Abschalten“ am ehesten beim Yoga, denn da ist im Prinzip keine Zeit, um an anderes zu denken, weil man so auf den Fluss von atem und Bewegung konzentriert ist. VG Claudia
Bei mir funktioniert es beim staubsaugen. ich hab auch immer einrn Block neben dem Bett oder um Esszimmer liegfn wo alle Interessanten Gedankengänge und Ideen gleich reingeschrieben werden.
Danke für die vielen Schmunzler am Morgen, Tim. 🙂 Teppichfasern – auf sowas komm ich auch immer, sprüchetechnisch wohlgemerkt. ^_^
Mein persönliches „Zen-Haushalten“ ist backen. Leider nehme ich mir in letzter Zeit allgemein wieder viel zu wenig bewusste Zeit, strudele mehr vor mich hin. :-/. Was bin ich froh, dass das mittlerweile eher Phasen sind statt Dauerzustand. 🙂
Hab ne schöne Woche! 🙂
Hey Chaoskoeppsche,
merci, merci. Was backst Du denn am liebsten (ich mag irgendwie den Teig immer lieber als das gebackene Endergebnis)?
LG
Tim