Teile diesen Beitrag "Leben mit offenem Herzen und klarem Verstand – Interview m. Dolpo Tulku Rinpoche"
Eine ganz besondere Gelegenheit wurde mir geschenkt: ich durfte Dolpo Tulku Rinpoche interviewen, einen Lama aus Nepal.
Sherap Sangpo war ein gewöhnlicher Hirtenjunge im Dolpo im Nordwesten Nepals. Im Alter von 10 Jahren begegnete er dem Dalai Lama und beschloss, Mönch zu werden. Er ging ins Kloster nach Kathmandu. Dort wurde er als Reinkarnation eines hohen Lamas, des Dolpo Tulku erkannt und für 16 Jahre zur Ausbildung ins Exil nach Südindien gesendet.
Nach seiner Ausbildung kehrte er zurück in seine Heimat, das Dolpo, das an Tibet grenzt, von den Gebirgsketten des Himalaya umgeben ist und zu den abgeschiedensten Gegenden der Welt gehört. Im buddhistisch geprägten Dolpo gibt es weder Elektrizität, noch moderne Kommunikationsmittel. Dafür ist es heute weit tibetischer als das von China beherrschte Tibet selbst.
Über Dolpo Tulku Rinpoche lief 2010 auch ein Film in den Kinos, der mich sehr berührt hat und den es auch auf DVD gibt:
Bilder aus dem Dolpo
Mein Interview mit Dolpo Tulku Rinpoche
Sie haben schon als Kind – gegen den Willen Ihrer Eltern – beschlossen, Mönch zu werden. Eine besondere Bedeutung hatte für Sie auch die Begegnung mit dem Dalai Lama. Was genau geschah bei dieser Begegnung?
Als Kind wollte ich nicht unbedingt Mönch an sich werden, sondern es war mein Wunsch, mein Leben dem Buddhismus zu widmen. Bei uns in der Dolpo-Region war da die Wahl zwischen Mönch werden oder ein Laien-Praktizierender. Mir lag das Mönchstum mehr. Ein Auslöser für diese Wahl war mein Großvater, der mir die Lebensgeschichte des großen tibetischen Yogis Milarepa immer wieder erzählte.
Ich hatte also diesen Wunsch, Mönch zu werden und eines Tages im Jahr 1990 kam die Nachricht ins Dolpo, dass der Dalai Lama in Varanasi die Kalachakra Einweihung geben würde. Von den Geschichten Milarepas hatte ich gelernt, dass es sehr wichtig sei, große Lehrer zu treffen, um den Buddhismus zu verstehen und zu praktizieren. Aber da ich ein Kind war, gab es für mich keine Möglichkeit einfach so dorthin zugehen. Meine Eltern hätten mir das nicht erlaubt. Mein Großvater jedoch machte sich auf den Weg und an diesem Tag ging ich mit den Yaks auf die Weiden, lief aber dann weg und meinem Großvater hinterher. Am Abend stellte ich mich ihm. Anfangs war er sehr verärgert, aber da wir bereits recht weit von zu Hause weg waren, willigte er ein, mich mitzunehmen. Das war natürlich mein Plan gewesen.
Als wir dann in Varanasi ankamen war ich sehr aufgeregt und fragte mich, wie ich den Dalai Lama treffen könnte und wie dieses Treffen verlaufen würde. Als ich ihn da sah, sprach er auf Ütsang, einem tibetischen Dialekt, den ich nicht so gut verstand, da wir einen Dialekt namens Tö benutzen. Die tieferen philosophischen Punkte, über die er sprach, konnte ich auch wegen meines Alters nicht begreifen, aber was er über Mitgefühl sagte und die Bedeutung ein guter Mensch zu sein, das verstand ich mühelos. Und auch wenn ich nicht alles mitbekam, wenn er sprach, so konnte ich seinen Gesichtsausdruck sehen. Während dieser Zeit wurde mir klar, dass es wichtig für mich ist, Mönch zu werden und da habe ich meine Entscheidung getroffen.
Was ist ein Tulku und wird man einer?
Als erstes möchte ich hier einen wichtigen Punkt klar stellen. Häufig wird das tibetische Wort Tulku mit Reinkarnation übersetzt. Das ist meiner Meinung nach nicht ganz richtig. Jedes Wesen reinkarniert sich immer wieder, weil die Ursachen und Umstände für eine Wiedergeburt in Samsara (der zyklischen Existenz) zusammenkommen und es noch nicht Nirvana erreicht hat.
Tulku hingegen ist ein Wort, das eine tiefere philosophische Bedeutung im tibetischen Buddhismus besitzt. Eine solche Person ist die Reinkarnation eines sehr erfahrenen Meditations-Meisters, der bewusst zum Wohle aller fühlenden Wesen wieder eine körperliche Form annimmt. Ob diese Wiedergeburt dann öffentlich erkannt wird oder nicht, ist erst mal nicht von Bedeutung. Wichtig ist die bewusste Intention, basierend auf Mitgefühl, sich zu reinkarnieren. Dieser Tulku wird dann in seinem neuen Leben seine Aufgaben und Wünsche aus dem früheren Leben weiterführen.
Im tibetischen Buddhismus haben wir die Tradition der Erkennung eines Tulkus. In dem Falle übernimmt ein Lama, dem die Bevölkerung vertraut, die Aufgabe den Tulku zu finden und ihn dann bekannt zu machen. So kann der Tulku dann gemeinsam mit der Bevölkerung seine Aufgaben wahrnehmen, was allen Seiten zugutekommt.
Es gibt dabei verschiedene Arten der Erkennung eines Tulkus. Zum einen kann der Vorgänger vor seinem Tod sagen, wo er beispielsweise wiedergeboren werden wird, und andere Angaben machen. Manchmal erinnert sich ein Tulku im Kindesalter daran, wer er früher war und wird seinen alten Namen nennen, sein Kloster beschreiben und ähnliches. Kann sich der Tulku selber nicht erinnern, dann übernimmt es ein anderer Lama, beispielsweise durch meditative Versenkung oder Traumdeutung um herauszufinden, wo das Kind geboren wurde, wie seine Eltern heißen und ähnliche Hinweise, aufgrund derer das Kind gefunden werden kann.
Haben Sie je an Ihrer Aufgabe gezweifelt und daran, ob Sie ihr gewachsen sind? Wenn ja, wie gehen Sie mit diesen Zweifeln um?
Zweifel an einer Arbeit und an unseren Fähigkeiten, sie durchzuführen, haben eine gute und eine schlechte Seite.
Die gute Seite ist, dass Bedenken uns dazu zwingen, die Aufgabe genau zu untersuchen und darauf aufmerksam zu werden, was daran schwierig ist. Wir suchen dann nach Wegen, wie wir die Aufgabe erledigen können, überlegen was wir dazu brauchen und so weiter. So kann uns der Zweifel helfen, realistisch mit der Situation umzugehen, die Aufgabe gut zu durchdenken und Lösungen zu finden. Gerechtfertigte Bedenken halten uns auch davon ab, über die Maßen selbstbewusst zu sein. Bei allem, was wir tun, kann es passieren, dass Situationen auftreten, die unser Können und unser Wissen überschreiten. Denken wir jedoch, wir könnten alles, dann kann dies zu einer groben Fehleinschätzung führen und unser Vorhaben verhindern.
Die schlechte Seite ist, dass, wenn wir zu sehr zweifeln, wir unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten verkennen und unser gerechtfertigtes Selbstbewusstsein untergraben. Das kann die Durchführung der Arbeit letztendlich verhindern.
Es gibt mehrere Methoden, seine Zweifel zu überwinden. Als erstes können wir uns ein Beispiel an anderen nehmen, die ähnliche Aufgaben zu bewältigen haben und sehen, wie sie vorgehen. Der zweite Schritt ist, sich mit einer Person in einer ähnlichen Lage auszutauschen. Drittens müssen wir Erfahrungen auf dem Gebiet, um das es sich handelt, sammeln und über die reine Theorie hinausgehen. Viertens sollten wir unsere Aufgabe gut planen und jeden Arbeitsschritt sehr bedacht durchführen.
Gibt es für jeden Menschen eine Berufung – die eine bestimmte Aufgabe, für die er auf der Welt ist? Wenn ja, wie können wir sie finden?
Meiner Meinung nach gibt es keine schöpferische Instanz, die jeden Menschen mit dem Ziel erschafft, um speziell Sänger, Geschäftsmann oder Schriftsteller zu werden, so wie man eine Kamera herstellt, damit sie Bilder schießt. Aber meiner Meinung nach hat jeder von uns bestimmte Aufgaben im Leben. Nehmen wir zum Beispiel die Umwelt und den Schutz aller Lebewesen in ihr, wie sie unsere Gesundheit beeinflusst und welche Veränderungen gerade in ihr vorgehen. Dieses Thema geht uns alle an und da tätig zu werden halte ich für eine Berufung. Neben der Umwelt sind zwei weitere wichtige Themen die Gesundheit an sich und Frieden. Sich dieser drei Punkte anzunehmen liegt in der Verantwortung aller.
Wenn wir fragen: „was ist meine Berufung?“, dann müssen wir einfach sehen was für einen Charakter wir haben, welche Möglichkeiten und Mittel uns zur Verfügung stehen und in diesem Rahmen unser Bestes tun. Es ist offensichtlich, dass die Erhaltung der Umwelt, der Erhalt der Gesundheit und der Frieden auf allen Ebenen in der Hand der Menschen liegt und deshalb ganz natürlich zu unserer Aufgabe wird.
Mein Eindruck ist: hierzulande tun wir uns leichter, Geld für Arbeit anzunehmen, hinter der wir nicht stehen, als Geld mit etwas zu verdienen, mit dem wir etwas bewirken wollen – ich denke da an Yogalehrer, Künstler, Autoren. Was raten Sie uns dazu?
Als erstes muss uns klar werden, dass wir alle auf dieser Welt Geld brauchen, um zu überleben. Deshalb müssen wir uns unseren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen. Das wird allgemein gesellschaftlich akzeptiert. Wir nehmen Geld für unser Wissen, unsere Zeit und unsere Fähigkeiten, die wir im Gegenzug dafür bereitstellen. Dafür muss man sich nicht schämen oder sich auf irgendeiner Ebene schlecht fühlen.
Was wir jedoch nicht machen sollten, ist unser Geld mit Tätigkeiten zu verdienen, für die wir unqualifiziert sind. Dann werden wir uns unwohl fühlen und auch anderen gegenüber unzureichend fühlen.
Warum sind die Menschen im Westen so gestresst – mit allen Folgen (Süchte, Burn-out, Übergewicht)? Und wie kann ein erster Schritt in ein Leben mit weniger Stress aussehen und gelingen?
Der wichtigste Punkt, um Stress abzubauen und entgegenzuwirken ist, unsere physischen und psychischen Grenzen genau zu kennen. Wir müssen genau untersuchen, was wir können und was nicht und uns in diesem Rahmen bewegen. Wir haben jedoch häufig zu große Ansprüche und Erwartungen, die der eigentliche Grund für unseren Stress sind. Wir versuchen immer mehr zu machen, immer mehr zu bekommen, immer mehr zu verdienen, immer besser zu sein usw.. Unsere Wünsche kennen keine Grenzen. Wenn wir 1.000 Euro haben, möchten wir 10.000 Euro, haben wir die, dann möchten wir 100.000 Euro. So verfallen wir in Stress. Kennen wir jedoch unsere Grenzen und können zufrieden sein mit dem, was innerhalb ihrer möglich ist, dann werden wir sehr viel Stress von vornherein vermeiden können.
Warum haben Menschen – wie zum Beispiel ich – Angst, anderen Menschen zu begegnen und sich zu öffnen?
Die Angst, anderen zu begegnen, beruht hauptsächlich darauf, dass wir vor dem Treffen alle möglichen Gedanken oder Szenarien im Kopf haben, wie das Treffen verlaufen könnte oder sollte. Anstatt uns der Begegnung offen und ungekünstelt entgegen zu stellen, versuchen wir eine bestimmte Situation hervorzurufen oder uns vor einer zu schützen, die gar nicht existiert. Gedanken wie beispielsweise ‚Wie sehe ich aus?’, ‚Sind meine Klamotten ok?’, ‚Was denkt der andere jetzt von mir?’, ‚Interessiert ihn, was ich zu sagen habe?’ – all das hängt entweder mit Ängsten oder mit großen Erwartungen zusammen. Das macht uns natürlich nervös.
Ich treffe auf sehr viele unterschiedliche Menschen. Wissenschaftler, Vertreter von Religionen, andere haben kein Interesse an Religion usw.. Ich begegne ihnen einfach so wie ich bin, ohne irgendwelche Hoffnungen, sie zu beeindrucken oder Ängste, sie zu langweilen.
Das Wichtigste ist, von vornherein die Situation realistisch einzuschätzen und uns auf sie so gut wie möglich einzustellen. Wenn wir ehrlich sind, direkt und offen mit der Begegnung umgehen, dann gibt es keinen Grund nervös zu sein.
Was können wir tun, um mehr Mitgefühl für uns selbst und andere zu entwickeln?
Die Grundlage für Mitgefühl bildet Verständnis. Deshalb können wir unser Mitgefühl entwickeln, indem wir unser Verständnis entwickeln. Normalerweise ist unser Verständnis für andere verknüpft mit einem Grund wie: dass die betroffene Person zu unserer Familie gehört, ein Verwandter ist oder jemand, in den wir uns verliebt haben. So gibt es dann zwei Gründe für unser Mitgefühl – Verständnis und dass wir uns diesem Menschen eine enge Verbindung verspüren. Diese Art des Mitgefühls kann sich jedoch schnell ändern, wenn das Gefühl der Nähe verloren geht. Mit dem Verlust der Nähe zu der Person verlieren wir auch das Mitgefühl für sie.
Die Art von Mitgefühl, die wir entwickeln müssen, um Frieden auf der Welt und in unserem eigenen Geist zu erhalten, basiert auf einem Verständnis, das alle Wesen einschließt, da sie alle genau wie wir nach Glück und Wohlbefinden streben und Leiden vermeiden möchten. Diese Art des Verständnisses überschreitet unsere persönlich gesetzten Grenzen wie Familie, Liebespartner, gleiche Volksgruppe usw.. Diese Art des unvoreingenommenen Mitgefühls ist sehr wichtig.
Woran erkennt man, dass man für seine spirituellen oder weltlichen Ziele härter arbeiten sollte … und woran, dass man die Zügel eher etwas lockern sollte?
Das Wichtigste ist hier, innerhalb seiner geistigen und körperlichen Kräfte zu wirken. Egal, welches Ziel wir entweder spirituell oder weltlich verfolgen, sollten wir genau darauf achten, wie es uns geht, was wir können und was nicht, und wo wir unsere Kräfte überschreiten. Merken wir, dass wir zu hart arbeiten und unsere Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird, dann sollten wir eine Pause einlegen oder unsere Arbeit allgemein entspannter angehen. Das ist auch etwas, was uns die Ärzte immer wieder raten. Nehmen wir uns keine Auszeiten, können wir vielleicht auch langfristig unsere Ziele nicht erreichen. Das sollten wir im Auge behalten, denn nur mit regelmäßiger Entspannung ist gewährleistet, dass wir letztendlich unsere Vorhaben durchführen können.
Welche drei Lektionen gehören zu den wichtigsten, die Sie in Ihrem Leben gelernt haben?
Die erste wichtige Lektion meines Lebens ist, dass es egal welches Wissen, Bildung oder Qualitäten man besitzen mag, am wichtigsten ist, ein gutes Herz zu haben. Gebildet zu sein, ohne Mitgefühl zu haben, kann dazu führen, dass man sein Wissen dazu einsetzt, anderen zu schaden.
Die zweite Lektion ist, dass wir uns, basierend auf Mitgefühl, Fähigkeiten und Wissen aneignen, das uns ermöglicht anderen zu helfen. Ein gutes Herz alleine kann nicht viel erreichen. Wir müssen auch wissen, wie wir am geschicktesten helfen können.
Die dritte Lektion, die ich gelernt habe ist, dass es wichtig ist ab, und zu seine gewohnte Umgebung zu verlassen und sich in andere Gesellschaften, Länder und Kulturen zu begeben. Dadurch erschließt man sich neue Blickwinkel auf die Welt und kann gleichzeitig alte Gewohnheiten hinter sich lassen. Das hat mich zu einem viel offenerem Menschen gemacht.
Als diese drei Punkte ein gutes Herz, Wissen und Offenheit sind meine drei Lebenslektionen.
Was bedeutet „Loslassen“? Wann ist es an der Zeit, loszulassen? Und wie gelingt es?
Loslassen bedeutet: ein Ziel, eine Absicht oder eine Aufgabe, die man hat, aufgeben. Davor ist es sehr wichtig, diese Entscheidung erst zu fällen, nachdem man sich das gut überlegt hat. Ansonsten lassen wir zwar einerseits los, aber denken trotzdem immer wieder darüber nach und bereuen unsere Entscheidung vielleicht. Wir sollten also genau untersuchen, warum wir etwas aufgeben, welche Gründe dafür und dagegen sprechen. Erst wenn wir wirklich überzeugt sind, das Loslassen sei die beste Lösung, sollten wir die entsprechenden Schritte einleiten. So werden wir später nichts bereuen oder Zweifel an unserer Entscheidung hegen.
Es gibt viele Momente, in denen das Loslassen eine Option ist. Beispielsweise, weil zwei Dinge zeitgleich anstehen. Können wir uns nicht entscheiden, was Vorrang hat, können wir wahrscheinlich keines von beiden richtig planen und bewerkstelligen. Am Ende werden wir auch keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen können. Entscheiden wir uns jedoch für eins, fragen wir uns vielleicht, ob wir nicht die falsche Wahl getroffen haben, ob das andere nicht besser sei usw.. Das lenkt uns von der eigentlichen Sache ab und birgt wiederum die Gefahr in sich, dass wir kein gutes Ergebnis erzielen.
Wenn uns also klar ist, dass eine Entscheidung gefällt werden muss ohne die Möglichkeit, eines nach dem anderen zu tun, dann sollten wir wieder gründlich untersuchen, was wichtiger oder besser ist. Haben wir uns entschieden, müssen wir unser Vorhaben 100%ig durchführen und dem, was wir nicht tun konnten, nicht nachtrauern.
Manchmal müssen wir auch etwas loslassen, weil einfach nicht die richtigen Bedingungen gegeben sind, es durchzuführen. Der erste Schritt ist, egal was nicht klappt, dass wir die Situation anerkennen, akzeptieren und sie aufgeben. Denken wir immer wieder darüber nach, warum das jetzt nicht geklappt, was wir alles vielleicht tun könnten, machen wir uns nur selber unglücklich und untergraben unser Selbstvertrauen. Erst wenn wir wirklich die Gegebenheiten hinnehmen können, können wir im Rückblick schauen, welche Probleme es gab und den Blick in die Zukunft lenken, um zu sehen, wie wir es bei der nächsten Gelegenheit besser machen können.
Dann gibt es Momente, wo wir temporär etwas loslassen müssen, weil wir dadurch in der Zukunft etwas Besseres erreichen können. In diesen Situationen müssen wir eine kurzfristige Enttäuschung hinnehmen und unseren Blick auf die Zukunft halten.
Was sind ihre aktuellen großen Herausforderungen im Dolpo und wie können die Leser Sie dabei unterstützen?
Es gibt viel zu tun im Dolpo und natürlich kann ich mit meiner Stiftung (Dolpo Tulku Charitable Foundation – DTCF) nicht alles in Angriff nehmen. Aber ich versuche mein Bestes. Die Stiftung hat drei Aufgabenbereiche: 1) Umweltschutz, 2) Gesundheitsversorgung und 3) die Verbindung zwischen moderner und traditioneller Bildung. Man kann mehr über die einzelnen Projekte unter www.dolpotulku.org finden oder man kann sich mit dem Dolpo Tulku e.V. in Verbindung setzen oder mit mir direkt während meiner Tour durch Deutschland im November/Dezember. Wir können immer Unterstützung gebrauchen, z.B. während der kostenlosen Winterklinik in Katmandu oder unserer Reiseagentur, die wir zu Gunsten der DTCF betreiben.
Das Projekt, das mir im Moment besonders am Herzen liegt, ist der Bau einer Schule, an der Buddhismus, Himalaya Kultur und ein modernes Curriculum gelehrt werden. In Deutschland plane ich, ein Dharma Zentrum aufzubauen, um Buddhismus, Gesundheit und Dolpo Kultur miteinander zu verbinden.
Generell gibt es viele Vereine, die im Dolpo aktiv sind und tolle Projekte fördern. Da ist es immer nützlich, sich zu engagieren.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Antworten!
Weitere Eindrücke vom Dolpo und dem Tulku
Dolpo Tulku Rinpoche live sehen und unterstützen
Du möchtest Dolpo Tulku Rinpoche live sehen? Seine Deutschland-Tour in 2014 führt durch
Mehr zu den Vortragsinhalten, Orten und Zeiten findest Du hier. Du möchtest den Verein unterstützen? Der Verein Dolpo Tulku e.V. wurde 2011 gegründet, um zum einen die Projekte der Dolpo Tulku Charitable Foundation (DTCF) in Nepal zu unterstützen und zum anderen Tulkus buddhistische Lehr-Aktivitäten in Deutschland. Sein Ziel in Deutschland ist es, ein Zentrum aufzubauen, in dem den Deutschen außer Buddhismus auch die Kultur Dolpos nahe gebracht werden soll. Helfen kann man, indem man Mitglied wird, spendet und einfach beim Verein nachfragt, wo aktuell Hilfe gebraucht wird. Auf der Website des Vereins und in diesem Flyer findest Du mehr Infos. |
Bildquelle (sämtliche Bilder): www.dolpotulku.org
„Was wir jedoch nicht machen sollten, ist unser Geld mit Tätigkeiten zu verdienen, für die wir unqualifiziert sind. Dann werden wir uns unwohl fühlen und auch anderen gegenüber unzureichend fühlen.“
Hat er da von Politikern geredet? XD
Ich finde es klasse, dass du dich trotz Nervösität zu ihm getraut hast! Danke für deinen hohen Einsatz uns dieses tolle Interview liefern zu können!
Was Dolpo zur Nervösität vor Begegnungen mit anderen Menschen sagt, kann ich nur bestätigen (eigentlich alles was er sagt klingt einleuchtend). Aber ich nehme gerade die Situation Bewerbungsgespräch zum Vergleich. Hier habe ich folgende Erfahrung gemacht:
Wenn du den Job unbedingt willst, wirst du unruhig. Du malst dir alles mögliche vor und sogar während des Gespräches aus. Du bist nicht bei der Sache und wirkst nicht authentisch.
Wenn du ganz offen und als du selbst da rein gehst, ohne Erwartungen (Loslassen), dann bist du präsent und gelassen. Du hast Spaß daran dein Gegenüber kennen zu lernen und der merkt das.
Wer kriegt den Job?
>> Ein junger Mann geht zu einem Zen-Meister. Er will dessen hohe Kunst erlernen und fragt wie lange es dauern würde, bis er so gut wäre wie der Meister selbst.
Der Meister sagt: „20 Jahre“
Der Schüler ist erschrocken wegen der langen Zeit und sagt: „Aber ich will es wirklich unbedingt! Wie lange dauert es, wenn ich jede Sekunde meines Lebens alles nur daran setze so gut zu werden wie Ihr?“
Der Meister sagt: „40 Jahre“
Liebe Grüße
Norman
Hi Norman,
zu ihm getraut hab ich mich (noch) nicht; aber ich hab mir fest vorgenommen, das während seiner Deutschland-Reise zu tun. Ich möchte ihn wirklich gern in persona sehen, irgendwie gibt er mir – und sicher sehr vielen anderen – das Gefühl, mit ihm verbunden zu sein.
Deine Erfahrung mit dem Bewerbungsgespräch kann ich auch nur unterschreiben. Ich selbst war vor den Gesprächen immer seehr aufgeregt, aber als es dann anfing, war’s mir irgendwie egal, ob ich den Job bekommen würde … hat immer gut funktioniert.
Liebe Grüße und Danke für Deine Treue hier als Leser und Kommentator!
Tim
Na dann richte ihm nen schönen Gruß aus 😉
Auf deine Artikel freu ich mich immer ganz besonders und beim Kommentieren muss ich kaum nachdenken, weil mir zu deinen guten Inhalten immer direkt was einfällt!
Würde mich freuen dich auch mal bei mir als Leser und/ oder Kommentator begrüßen zu dürfen 🙂
LG
Norman
tolles Interview und sehr passend, zumal gestern ein Appell in großer Runde zum Spenden rausging an eine Organisation, die ich nicht unterstützen würde und hier ist die Alternative! Leite es gleich weiter. Was würde ich drum geben, da mitanpacken zu können!! Ich glaub, ich schau auch in München vorbei und falls ich zittrige Knie bekomm, halt ich Ausschau nach MYMONK :o)
Liebe Monika,
vor Dolpo Tulku Rinpoche braucht man keine zittrigen Knien haben. Er ist einer der nahbarsten Menschen, die es gibt. Und falls die Knie stärker sind als der Kopf, schau Dich auch gerne nach mir um – ich bin die Übersetzerin für ihn. Lg Daniela
Liebe Daniela,
ich wollte mich nur mit Tim solidarisieren..ich finde auch, dass er sehr warmherzig und „volksnah“ aussieht. Wenn ich da bin, schau ich gern bei Dir vorbei. Wenn ihr Unterstützung braucht, lasst es mich wissen. Hach, ich werd jetzt einfach Geld und Energie manifestieren, dass „eure“ Projekte unter einem guten Stern stehen. lg Monika
Liebe Monika,
vielen Dank! Tulkus Hauptstützpunkt in Deutschland ist München – da gibt es immer was zu tun 🙂 Bitte komm einfach nach einer Veranstaltung auf mich zu oder email mir daniela@dolpotulku.org. Dann kriegen wir schon ein Treffen hin.
Lg Daniela
Hallo Tim (und liebe Leser),
ein schönes Interview, das vor allem gut zeigt, das es wichtig ist, das Wissen aus „unserer“ Welt mit der Weisheit aus „der anderen“ Welt zu verbinden und daraus etwas Neues zu schaffen (ich denke da an medizinischen Fortschritt z.B. Friedensverhandlungen in der Politik).
Ich bin überzeugt, das das bald gelingt (da Schmerz auch ein sehr guter Lehrer ist und wenn ich mir diese Burn-Out-Gesellschaft und den wachsenden Einfluss von Spiritualität ansehe…)
Viele Grüße
Tobias
(von Friedenskrieger.org)
Hey Tobias,
was stimmt Dich denn so optimistisch, was die Zukunft angeht?
Ich glaube zwar auch oft, dass sich gerade einiges zum Guten wandelt; dann an anderer Stelle fällt es mir hingegen schwer, so positiv zu sein. Schmerz scheint mir zumindest auf Gesellschaftsebene kein besonders lehrreicher Lehrer zu sein, gerade beim wohl schmerzhaftesten auf der Welt, den Kriegen, wiederholt sich doch alles immer wieder … oder?
LG
Tim
ein super Interview – „ein gutes Herz, Wissen und Offenheit sind meine drei Lebenslektionen“ viel besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Der Mann weiß anscheinend wovon er spricht;-).
Lg Karl
Danke Karl, freut mich, dass Dir das Interview gefallen hat!
Hey Tim,
sehr interessant und aufschlussreich. Meine Lust auf Tibet wächst 🙂
Ich glaube, wenn man tiefer schaut, dann erkennt man schon irgendwann, dass alles, was passiert, irgendwie passiert, weil es anders nicht sein kann.
Demnach wäre alles, was geschieht natürlich und diese Vorstellung gefällt mir. Somit versuche ich daran zu glauben. Ob es dann stimmt, das weiß ich nicht, jedoch hilft es mir und das reicht mir völlig.
Die größte Entdeckung unserer Zeit ist meiner Meinung die, dass Gedanken das Leben gestalten. Ich habe das am eigenen Leib erfahren und bin heute sehr dankbar, dass ich mich hab selbst retten können.
Lg
Mad
Hi Mad,
wenn Du in Tibet bist, kannst Du ja mal im angrenzenden Nepal im Dolpo vorbeischauen. 😉
Ich finde den Gedanken, dass passieren sollte, was passiert ist, auch recht entspannend. Aber sieht Du darin keinen Widerspruch dazu, dass Du den Lauf der Dinge mit Deinen Gedanken doch zu gestalten glaubst?
LG
Tim
Ne, eigentlich nicht. Ich kann es zwar hier nicht ganz verständlich auf Verstandesebene erklären, aber ich glaube, alles was passiert ist das Richtige. Unsere Gedanken sind das Potential der Möglichkeiten, wir können uns auf das Gute oder auf das Schlechte konzentrieren, können aber auch die Gedanken beiseite schieben und das Leben einfach mal machen lassen – loslassen und sich treiben lassen.
Denn was sich letztendlich manifestiert, das hängt dann doch meistens von den vielen Wechselwirkungen im Leben ab. Wir selbst haben die Macht uns entscheiden zu können, gegen das Leben anzukämpfen oder es einfach machen zu lassen und dann annehmen, was kommt.
Mein letzter Artikel bzw. meine letzte Geschichte handelt genau von diesem Thema. Also, wenn du Bock hast, Tim, dann schau mal rein 😉
Schöne Grüße,
Mad