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Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Geus.

 

Schlaflose Nacht: wälze mich hin und her; Gedanken drehen sich im Kreis und lassen sich nicht stoppen; Atemübungen helfen nicht; Vorwürfe –  es läuft wieder einmal nicht so, wie es sollte; habe mir etwas vorgenommen und wieder einmal „nichts“ davon hingekriegt.

Unruhiger Tag: Gedanken sortieren; mich konzentrieren; Situation analysieren; Gründe (Entschuldigungen) für das „Versagen“ suchen.

  • Meine alten, wohlvertrauten Gewohnheitsmuster setzen sich wieder einmal gegen die Unsicherheit des Neuen durch.
  • Meine „natürliche“ Faulheit, Trägheit, Bequemlichkeit ist stärker als die Mühe, mich zu bewegen und immer wieder aufzuraffen.
  • Mir fehlt die zusätzliche Energie und Motivation für die Veränderung.
  • Mir fehlt die Zeit, das Neue zu erproben, es einzuüben und in meinen Lebensrhythmus zu integrieren.
  • Meine fehlende Beharrlichkeit, Geduld und zu geringer Durchhaltewille, um mich daran zu gewöhnen, erste Erfolge zu haben, das Neue in „Fleisch und Blut“ zu überführen.
  • Das neue Ziel verliert bei Annäherung zunehmend an Attraktivität und hat zu viele nicht vorhergesehene negative Nebenwirkungen.
  • Meine Angst erfolgreich zu sein. Denn dadurch wecke ich in meinem Umfeld Erwartungen auf weitere Erfolge, das setzt mich unter Druck und ich weiß nicht, ob ich dem gerecht werden kann.
  • Meine zu hohen, nicht realisierbaren Ziele und Ansprüche führen zu selbstprogrammierten Niederlagen und zur Zerstörung der Veränderungsmotivation.
  • Meine negativen, pessimistischen, „Das schaffe ich nie!“-Glaubensätze und Prognosen steuern meine innere Haltung und Verhaltensweisen (Stichwort: „Sich-selbsterfüllende Prophezeiung“).
  • Mein Problem versuche ich dort zu lösen, wo man ich mich auskenne und nicht dort, wo die wirklichen Defizite und Ursachen liegen (Stichwort: „Die Geschichte mit der Laternen …“)
  • Ich wähle eine inadäquate Änderungsmethode: Emotionen (z.B. Liebe) lassen sich eben nicht durch logische Überzeugungsarbeit erreichen.
  • Ich will die Enttäuschung der Zielerreichung nicht erleben, weil jede Wirklichkeit einen Traum zerstört und „im Aufbruch und nicht im Ziel das Glück liegt“ (auch so ein Glaubenssatz).

Und was bringt mir die Aufzählung? Was hat das für Auswirkungen, wenn ich das glaube, was ich „über mich“ denke? Nun mein innerer Ankläger und mein Richter melden sich und machen mich fertig. Der Teufelskreis der Selbstabwertung beginnt sich zu drehen, ich fühle mich schlecht, unfähig, ungeliebt … mein Selbstvertrauen schwindet und wieder kommt eine schlaflose Nacht und ein unruhiger Tag.

„Is this true? Do you believe, what you think?“ fragt Byron Katie konsequent in „The Work“.

Hirnforscher haben herausgefunden, dass Fragen für jeden Menschen viele ganz praktische Folgen haben. Unser Bewusstsein verfügt über eine Möglichkeit, sich selbst – also sein Fühlen, Denken und Verhalten – zu betrachten und zu reflektieren. Aus dieser reflexiven „inneren Beobachter“-Perspektive kann ein Ereignis eine andere Bedeutung bekommen als im Moment des gefühlten Erlebens.

Vermutlich kennst Du deinen „inneren Beobachter“, zumindest lohnt es sich diese Repräsentanz kennenzulernen, aufzubauen und zu entwickeln. Durch die Aufmerksamkeit, die wir einer Frage widmen, wird unser Denken in eine bestimmte Richtung gelenkt. Und dem Denken folgt Aktivität.

Deshalb ist es also sehr ratsam, auf gute Fragen, etwa auf die von Byron Katie zu achten.

Ehrlich gesagt, tut mir das Nachdenken über die Frage: „Glaube ich meinen Gedanken?“ gut, es entspannt und befreit mich. Denn mir gelingt (auch) vieles, ich liebe und werde geliebt.

Wenn ich mit einem „kritisch-wohlwollenden Blick“ mein Tun reflektiere und mein Denken hinterfrage, erlebe ich das vermeintliche Scheitern vielleicht nicht als solches, sondern als Lern- und Selbsterfahrung und entwickle meine Persönlichkeit.

Ich kann dann meine Gedanken mit einem „Lächeln“ hinterfragen und glaube nicht mehr alles, was ich über mich (und andere) denke. Denn Denken und Glauben sind nicht dasselbe.

Und wie ist es bei Dir? Glaubst Du Deinen Gedanken?

 

thomas geus 2Text von und herzlichen Dank an:
Thomas Geus
… ist Diplomkaufmann und Geschäftsführer der mtt consulting network GmbH in München und arbeitet als Führungs- und Prozess-Trainer, Coach und Team-Entwickler. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf den weichen Faktoren der Führung, in der Begleitung von Übergängen und der Entwicklung von kundenspezifischen Trainings-Konzepten. Ausgebildet in Transaktionsanalyse und Coaching.
www.mtt.de

Photo (oben): Héctor García