Teile diesen Beitrag "Wie man Perfektionismus lindern und einfach zufriedener werden kann (Übungen)"
Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer.
„Glücklich sein – das Wichtigste aus der Glücksforschung“ ist eine 5-teilige Reihe. Sobald ein Teil veröffentlicht ist, kommt ihr hier direkt hin: Teil 1 (Bedeutung von Glücksemotionen; Was wirklich glücklich macht) Teil 2 (Achtsamkeit macht glücklich; Vermeidungsmotivation – Zielmotivation) Teil 3 (Gefühlstechnik 1: Positive Gedanken erhalten) Teil 4 (Gefühlstechnik 2: Positive Emotionen erhalten und verstärken) Teil 5 (Gefühlstechnik 3: Das Gute wiederholen; Gefühlstechnik 4: Realistisches Selbstwertgefühl) |
Glückstechnik – Das Gute wiederholen
Ein Hinderungsgrund glücklich zu sein, ist scheinbar unsere mangelnde Fähigkeit uns schöne, beglückende Momente in Erinnerung zu halten. Mit unangenehmen Situationen gelingt uns das Erinnern besser. Unangenehme Situationen schleichen sich in unser Wachbewusstsein und verderben uns die Sicht auf die guten und schönen Dinge im Leben.
Mit der folgenden Technik können Sie Ihr Bewusstsein für das Gute in Ihrem Leben schärfen. Schreiben Sie eine Woche lang alles auf was Ihnen Spaß gemacht hat oder gut und sinnvoll war und Ihnen Befriedigung brachte. Anders formuliert: wir schreiben alles auf, von dem wir uns wünschen, dass es sich wiederholt.
Nun beschließen Sie in der kommenden Woche all diese Dinge noch einmal zu tun. Tun Sie es bewusst und genießen Sie es. Gehen Sie Ihre Liste konsequent durch und versuchen Sie wenn möglich jeden Tag eine positive Begebenheit zu wiederholen. Neue positive Geschehnisse schreiben wir natürlich auf und integrieren Sie sogleich in diesen Ablauf.
Sollte Ihr Blatt leer bleiben, gehen Sie in der Zeit weiter zurück. Müssen Sie viele Wochen zurück gehen, um positive Erlebnisse zu finden, wäre die Frage wichtig, warum Sie keine erfüllenden Dinge mehr tun und ob Sie vielleicht schon lange kein passendes Ziel mehr haben (dabei kann auch ein Coaching helfen). Vielleicht hilft auch mein Artikel zum Thema „Motivationsblockaden erkennen“ weiter:
9 Verhaltensmuster, die Deine Motivation ersticken
Um diese dann aufzulösen kann aber ein individuelles Coaching nötig sein, da die Ursachen sich nicht allgemein für alle Menschen mit einer Übung beheben lassen.
Glückstechnik – Realistisches Selbstwertgefühl
Ein Grund für unser unglücklich sein ist ein überzogenes Selbstbild und die daraus resultierenden überzogenen Anforderungen, die wir auch an andere stellen.
Wir verletzen uns damit ständig selbst, da wir unseren eigenen Anforderungen nicht gerecht werden können und unsere Freunde uns ständig enttäuschen, weil diese natürlich den Anforderungen noch viel weniger gerecht werden können, da sie oftmals gar nicht wissen was wir von ihnen erwarten.
Die folgende Übung kann nur paarweise gemacht werden.
Suchen Sie einige Ihrer nur schwer zu erfüllenden Anforderungen, die Sie an sich selbst stellen. Begnügen Sie sich vorerst mit maximal 3 Vorstellungen, die Sie von sich haben. Das machen beide Teilnehmer der Übung und schreiben diese Anforderungen auf.
Einer beginnt nun damit die erste Anforderung, die er an sich selbst stellt so zu formulieren, dass er sie an den anderen stellt und sie von ihm einfordert. Schließlich fordern wir ja das auch in Wirklichkeit, wenn auch unbewusst, von anderen, was wir selbst von uns erwarten. Sprechen Sie diese Anforderungen laut aus und sagen Sie es mit ernster Miene, denn Ihr Unterbewusstsein meint es tatsächlich so.
Beispiel: „Ich erwarte von dir in Zukunft, dass du immer alles sofort und perfekt erledigst was aktuell ansteht und gemacht werden muss.“ Oder: „Ich erwarte von dir, dass du immer Top aussiehst und super Klamotten trägst wenn wir uns sehen.“ Auch schön: „Ich will, dass du immer gut gelaunt bist, wenn wir verabredet sind.“
Sie werden erkennen, wie schwer es Ihnen fallen wird, diesen Blödsinn von anderen zu fordern. Der Witz ist, dass Sie es von sich selbst fordern und sich damit gehörig unter Druck setzen, was das Glücklichsein empfindlich erschwert.
Werden Sie sich darüber im Klaren, dass Sie sich mit diesen überzogenen Anforderungen ständig selbst verletzen.
Überlegen Sie sich am Ende der Übung gemeinsam realistische und sinnvolle Anforderungen an sich selbst und Ihren Partner. Der Sinn dieser Übung liegt im Erkennen eines realistischen Selbstbildes und der Fähigkeit sich selbst zu schätzen, auch wenn man feststellt, dass man nicht perfekt ist.
Wenn Sie Ihre Anforderungen an sich und andere herunter schrauben auf ein realistisches Niveau, werden Sie um einiges glücklicher werden.
Es ist gut möglich, dass Sie bei dieser Übung viel lachen werden… Genau. Lachen macht glücklich – und genau das wünsche ich Ihnen.
Thomas Pfitzer
Text von und herzlichen Dank an: Thomas Pfitzer Praxis für Leistungscoaching und Mentaltraining Uhlandstr. 8 67069 Ludwigshafen www.gapra.de |
Photo: Jupshaw Upshaw
Ich erinnere mich an ein Tagebuch, das ich mal geführt habe; paar Jahre (oder ein Jahr) später habe ich es wieder gelesen, und ich war entsetzt wie optimistisch, voller Hoffnungen und rosarot, nur mit schönen Erinnerungen ich es geführt hatte. In Wahrheit war es nämlich die schwärzeste Zeit meines Lebens (die mir mittlerweile nichts mehr bedeutet).
Seltsam, wie der Mensch sich sein Leben und seine Erinnerungen selbst (um vor sich zu bestehen?) gestaltet, nicht nur in Hinblick auf die Zukunft. Daran wird auch deutlich wie relativ Wahrheit und Lüge sind und das der heilsame Charakter einer Medizin nicht nur vom Wirkstoff abhängig ist, sondern auch vom Empfänger…..
Liebe Grüße
Schöner Beitrag.
Ein solches Tagebuch habe ich noch nie geführt.
Ich habe aber mal den Versuch gestartet, in allem etwas Positives zu sehen. Ich hatte mir vorgenommen, zwei Wochen lang alles leicht zu nehmen und mich nicht ärgern zu lassen. Anfangs war es wirklich schwer, aber nach ein paar Tagen flutschte es.
Hat zwar nicht unbedingt etwas mit Perfektionslinderung zu tun. Einen positiven Einfluss hatte es aber schon.
Viele Grüße
Oni