Wenn Du häufig unzufrieden und frustriert bist, kann das auch an Facebook liegen, wie Studien aus den USA und aus Deutschland zeigen.
Alle anderen scheinen ein gigantisches Leben zu haben, glaubt man ihren Posts und Fotos. Sie reisen um die Welt, lieben, lachen, tanzen den ganzen Tag und werden auch noch reich dabei – alles so so positiv, yeaaaaah. Und Du hockst da, tagsüber im öden Büro und abends zuhause vorm öden Fernseher und absolut nichts Tolles passiert. Nichts, was Du von Dir posten könntest; nichts, was massig geliked und kommentiert und bewundert wird. Du vergleichst Dich permanent, wie man das als Mensch eben so macht, verlierst permanent und bist neidisch und unzufrieden, wie man als Mensch eben so empfindet.
Du ziehst Dich dann entweder zurück, konsumierst die fremden Leben im Internet nur noch passiv statt Dein eigenes Leben zu leben, so wie ein Junkie in seiner eigenen Pisse liegend sein Gift konsumiert. Oder Du versuchst, ordentlich auf die Kacke zu hauen und Dein Profil (Dein Leben!) trotz allem echt spannend und happyhappyhappy darzustellen. Womit Du die Neidspirale weiter anschiebst, denn dann werden Deine Bekannten neidisch sein und nachlegen müssen.
Es gibt aber noch einen dritte Möglichkeit: Facebook & Co. achtsam zu nutzen, auf dass es Dir und Deinen Mitmenschen wohl bekommt, Beziehungen vertieft und die Welt ein kleines, kleines Stückchen besser macht.
Hier 10 Wege / Fragen:
- 1. Fotos und Posts der anderen neu einrahmen. Wir sehen nur winzige Ausschnitte. Und diese können auch noch manipuliert sein. Wir wissen nicht, wie’s den grinsenden Leuten auf den Fotos wirklich geht, wie ihr Alltag wirklich aussieht. Ob Beate nicht vielleicht im Urlaub strahlt (für die Kamera, flirte mit der Linse, ja so ist’s gut), aber an den anderen 355 Tagen im Jahr todunglücklich ist. Oder was bei Marvin-Horst hinter den Kulissen abgeht, der sich als Abenteuer inszeniert … ob nicht seine Frau Beate ihren Frust täglich an ihm auslässt und seine einzigen Abenteuer die Flucht vor ihr und das stumme Weinen seinem Versteck sind.
- 2. Warum bin ich mit diesem und jenem „befreundet“? Hast Du die Freundschaftsanfrage aus Pflichtgefühl angenommen? Was machen die Posts dieser Person mit Dir – tun sie Dir gut oder schaden sie Dir? Wenn sie Dir schaden, trenn’ Dich (auf Facebook) von ihnen.
- 3. Warum poste ich das? Bevor Du etwas in die Welt schickst kannst Du anhalten und Dich fragen, was Du Dir davon erwartest. Aufmerksamkeit? Bestätigung? Applaus? Mitgefühl? Anerkennung? Neid? Welche Reaktionen erhoffst Du Dir … und was machst Du, wenn sie anders ausfallen? Bist Du bereit, die Kommentare nicht persönlich zu nehmen?
- 4. Bist Du authentisch? Bist Du Du selbst, wenn Du auf Facebook unterwegs bist? Tippst Du aus Deinem Herzen heraus? Wenn ja, warum … wenn ja, warum nicht?
- 5. Was löst Dein Post aus? Sind es gute oder schlechte Dinge, die Du verbreiten willst? Was könnten sie bei den Empfängern auslösen, Mut oder Unmut, Begeisterung oder Verzweiflung? Könnte sie jemand in den falschen Hals bekommen und sich daran verschlucken? Ist Dir bewusst, dass Deine Worte und Bilder auch in 10 oder 100 Jahren noch gefunden werden können? Siehe auch Mund-Minimalismus: Achtsam sprechen oder einfach mal die Schnauze halten.
- 6. Stream-Meditieren. Social Media eignen sich auch gut für eine Achtsamkeitsmeditation: lies, was immer gerade gepostet wird, richte Dich nach innen und spüre, was das Gelesene mit Dir macht. Amüsiert, interessiert, irritiert oder nervt es Dich? Fühlst Du Dich zum Beispiel vernachlässigt, weil ein Freund sich heute Abend mit jemand anderem trifft? Entspannst oder verspannst Du, wenn Du das liest? Lass zu, was kommt, nimm es wahr („ah, dieser Post beunruhigt mich“) und lass es anschließend wieder los. Konzentriere Dich auf Deine Atmung, fahre mit dem nächsten Post fort und lausche erneut in Dich hinein.
- 7. Random Posts of Kindness. Random Acts of Kindness sind kleine Dinge, mit denen wir anderen Menschen helfen, auch fremden – einfach so, ohne etwas zurück zu erwarten. Warum nicht Social Media dafür nutzen – für Random Posts of Kindness, wie manche englischsprachigen Blogger das nennen – und in die Runde fragen: Kann ich einem von euch heute etwas Gutes tun?
- 8. Weniger. Wie viel Zeit uns Facebook doch rauben kann, und wie sehr ablenken, herausbringen aus dem Hier und jetzt. Vielleicht magst Du ein paar Minuten abzweigen und lieber für einen kleinen Spaziergang nutzen? Du könntest auch beschließen, den Status nicht mehr auf dem Handy zu checken, sondern nur noch am Tisch. Oder Dir feste Facebook-Zeiten oder Zeiträume (etwa 30 Minuten am Tag) setzen, und Dir ab und an ein Wochenende frei von all dem nehmen.
- 9. Lauf, wenn Du läufst, iss, wenn Du isst, nutze Facebook, wenn Du Facebook nutzt. Schaust Du aufs Handy, wenn Du unterwegs bist … zu Fuß oder sogar beim Autofahren; oder beim Essen; oder während Du mit Freunden, Deinem Partner oder Deinen Kindern sprichst?
- 10. Freude haben. Am Ende geht’s doch darum, sich an dem zu erfreuen, was Facebook ermöglicht. Es ist weder Laufsteg noch Schlachtfeld, sondern eine Chance, uns zu begegnen, auszutauschen und zu umarmen, wie viele Kilometer auch immer zwischen uns liegen mögen.
(Wie) nutzt Du Facebook achtsam?
Photo: kris krüg
Es ist wichtig, die ganzen unnötig belastenden Bullshit-Infos, die man so bekommt, auf möglichst Null zu reduzieren.
Einfache Kriterien dabei sind:
Will ich das wirklich wissen?
Ist es wirklich wichtig für mich?
Ist es morgen auch noch wichtig?
Ist es wahr? Wirklich?
Gibt es mir ein postives Gefühl, bereichert es mich?
1x „Nein“ reicht bereits aus.
Man muss sich nicht unbedingt von seinen Freunden trennen um die ungewollten Informationen abzustellen. Es genügt, wenn man die Einstellungen entsprechend ändert, so dass man von der betreffenden Person keine Postings mehr erhält.
Hey Chris,
danke für diese sehr guten Fragen, die mich an die drei Siebe von Sokrates erinnern (https://mymonk.de/3-fragen-die-wir-uns-immer-stellen-sollten-v-thomas-pfitzer/).
Guter Punkt mit dem Abstellen ungewollter Informationen (damit kenn ich mich kaum aus, weil ich „privat“, also neben myMONK und so, Facebook überhaupt nicht nutze).
LG und einen schönen Feierabend Dir
Tim
Ich finde es großartig, dass du FB nicht verdammst sondern zeigst, dass man es auch bewusst und sinnvoll – und sogar zur Meditation 🙂 – einsetzen kann.
Ich selbst habe im letzten Jahr festgestellt, dass ich FB fast ausschließlich beruflich nutze und dass die Meldungen meiner privaten Freunde dabei untergegangen sind.
Zu Anfang meiner selbständigen Tätigkeit hatte ich nur mein Profil, keine Unternehmensseite. Und so habe ich alle Kontakte, die ich so in echt und online (Konzertagentur, ich vernetzte mich mit vielen Künstlern) machte, mit diesem einen Privatprofil geknüpft.
Ich mag das Netzwerken auf FB. Es hat mir viele Gespräche mit den Künstlern im wahren Leben erleichtert, weil sie mich schon von FB kannten. Aber ich wollte meine privaten Freunde nicht länger mit meinen Unternehmensthemen bombardieren, und ich wollte wieder mitkriegen, was sie so schreiben. (Und nicht zuletzt wollte ich beruflich abschalten können, wenn mir danach war.) Also sortierte ich im Herbst 2013: http://tinyurl.com/fbmitsinn
Heute habe ich statt 600 nur noch 27 FB-Freunde. D. h., die Freunde, die ich auch im wahren Leben habe, die aber teilweise sehr weit entfernt wohnen. Alle anderen Anfragen, die ja auch meistens über meine beruflichen Themen, über die ich blogge, kommen, verweise ich auf meine Unternehmensseite, die auch kontinuiierlich wächst.
Ich schreibe auf der Unternehmensseite genau so, wie ich auch im Privatprofil schreibe. Also ich poste persönliche Meldungen, ich bin es selbst, die da schreibt, kein anonymer Unternehmer oder Angestellter. Ich möchte meine Leser kennenlernen und mit ihnen interagieren. Das geht genau so gut auf Unternehmensseiten.
Meine nächste (Langzeit-)Baustelle ist nun Twitter …
Hi Sandra,
Deinen Post zum Freunde-Aufräumen hab ich damals schon bei Dir gelesen. Klingt nach einer sehr guten Entscheidung.
Was planst Du denn für Deinen Twitter-Account? Automatisieren? Ent-automatisieren? Entfolgen? Ganz schließen??
LG!
Tim
Tja Tim, wenn ich das wüsste … Ich habe eine Hassliebe zu Twitter, seit ich es benutze. Z. Zt. bin ich beim Downgraden. In Sachen HootSuite – tolle Anwendung! – sogar im wahrsten Sinne des Wortes; ich habe auf den kostenlosen Modus downgegradet, mit dem ich z. B. die Kalenderfunktion nicht mehr habe, wodurch das Massen-Vorprogrammieren wieder schwerer fällt. Ich will weg vom Automatisieren. (Jemand erzählte mir letztens, dass es sogar schon Anwendungen gibt, die die Tweets „lesen“ und vorsortieren, damit man auch wirklich nur die interessanten bekommt …) Ich hatte meinen Account kurz ganz abgeschaltet, dann aber doch wieder an, weil ich z. B. Clicktotweet für meine Blogartikel doch ganz praktisch finde. Dann hab ich alle fast 2.000 Leute, denen ich – weil man das so muss – mal blind gefolgt war, „entfolgt“ und erstmal die wieder hinzugefügt, hinter deren Pseudonym ich auch wenigstens den Vornamen und die ungefähre Beschäftigung des Menschen kannte. Stück für Stück, nach Minikonversationen z. B., kommen nun wieder weitere Namen hinzu. Damit nimmt natürlich auch grad die Followerzahl ab, aber das ist Gesundschrumpfen. Jedenfalls habe ich inzwischen wieder nette Kommentare in meinem HootSuite – und einige, die sich erleichtert äußerten, dass ich mein Werbegebrüll stark eingeschränkt habe 🙂
Hey Tim,
Ich bin auf deine Seite vor zirka 2 Wochen gestoßen.
Sie bereichert mein Leben seitdem immer mehr, von Tag zu Tag. Deine Blog’s sind einfach klasse. Jeden Tag freue ich mich schon darauf was heute wohl für ein Thema (hoffe ich kann es so nennen) kommt und dann reflektiere ich es mit meiner eigenen Ansicht und Denkweise. Heute, das Thema „Facebook“ du hast es auf den Punkt gebracht. Ich stimme dir in jedem deiner Situationen überein und werde ab heute anders mit Facebook umgehen.
Dafür von Herzen Dank!
Schöne Pfingsten und ein sonniges Wochenende. 🙂
Hey lieber Felix,
dankeschön, das fruet mich sehr 🙂 – und vor allem: herzlich willkommen hier!
Dann mach Dir mal auch ein schönes Wochenende.
LG
Tim
Eigentlich schade, daß es noch so viele Menschen gibt, die mit solchen iegentlich „logischen“ Hinweisen darauf gebracht werden müssen ;-)In der von Dir vorgeschlagenen Weise habe ich FB von Anfang an genutzt und die Müllüberschütter nach kurzer Zeit scharf verwarnt, mich rauszunehmen. Nur eine hat mich rausgeschmissen, alle anderen haben ihr Postingverhalten überdacht.
Sehr guter Beitrag zu FB, es gelingt mir zunehmend es so zu nutzen und finde es auch sehr interessant so. Als Liedermacher und vielseitig interessierter Mensch ist es eine gute Plattform sich zu vernetzen. Meine Erfahrung ist so wie du in den digitalen Wald hineinpostes so postet es auch hinaus…..soll heissen es passiert sehr selten das lästige Post auf meinen Account erscheinen obwohl jeder meiner digitalen Freunde dort posten darf. Es liegt wohl auch daran das FB mir zur Sinnsuche dient, z.B. wäre ich ohne FB nicht auf MyMonk gestossen und es ist Teil meines Lebens da viele Freunde und Bekannte doch weit weg wohnen…..Umso schöner etwas von Ihnen zu lesen, sie ab und an zu Konzerten einzuladen, sich über die großen Themen wie Liebe, Tod und Teufel eben das pralle Leben an sich auszustauschen….In langweiligen Sitzungen meines „normalen“ Jobs ist es manchmal willkomene Ablenkung. Schlussendlich kann ich also danke zu deinem Beitrag sagen, angereichert durch meine Erfahrung mit FB die überwiegend gut ist und das liegt wohl auch an meinen Freunden hier sowie in der realen Welt….besten Gruß, Ansgar
Hi Tim,
erstmal ein grpßes DANKESCHÖN für Deine Artikel-sie sprechen mir aus der Seele bzw. inspirieren sie, indem Du die Dinge auf den Punkt bringst- und dies so offen, ehrlich und nie mit dem Touch“ Ich weiß, wie’s geht“- einfach schön!Und du läßt uns durchatmen, nimmst Druck!
Aber jetzt war ich doch verblüfft:zu deinem vorletzten Artikel “ warum wir keine Lebensaufgabe brauchen “ ist mir soooooo viel durch den Kopf gegangen!
U.a. eben die Rolle der sozialen Medien, der Gesellschaft- wir sind ja inzwischen geradezu überflutet- und das eben täglich durch z.B. Facebook- wer wie was macht – und eben natürlich supertoll macht 😉 und dadurch noch zusätzlich in uns Fragezeichen setzt, was wir denn tun und ob das “ das Richtige “ ..und einen Schritt weiter sind wir dann gleich bei “ das Beste “ tun…. Ich persönlich betrachte gerade die postings von leuten, die mir schon nahezu getrieben vorkommen, um die welt zu jetten und von überall ein “ Cheers from… “ zu posten, inzwischen schon ziemlich distanziert.. manchmal schmunzle ich auch innerlich und denke mir, naja, eben, wie du so schön schreibst, wer weiß, ob das glückliche paar nicht 1 Stunde später wegen irgendetwas ziemlichen Urlaubsstress hatte miteinander ;-)… aber auch ich war eine gar nicht so kurze facebookzeit oft irgendwie irritiert, verunsichert- eben gefangen in diesem “ daily Happy-Rad“ auf Facebook….
ich glaube, dass sich soundso durch den Zeitgeist, die Selbstverwirklichungs-Idee, die leider immer mehr zur MANIE wird, sprich zur Egomanie, durch die Unzahl an Möglichkeiten von Lebensenwürfen, Aktivitäten, Engagments….uns wirklich schwerer tun, das “ Unsrige“ zu finden, bei einem zu bleiben und uns von anderem nicht irritieren zu lassen…..Ein Aha-Erlebnis hatte ich diesbezüglich, als mein inzwischen erwachsener Sohn noch klein war: Ich liebe Kinder, die Kinderwelt, unsere kleinen, großen Philosophen..ja und ich bin vielleicht selbst ein wenig kindisch. kann ich jedenfalls sein……..
am Anfang war ich fast selbst wie ein Kind fasziniert von den vielen schönen Spielsachen etc… bekam natürlich auch vieles geschenkt. Und da liegt das Stichwort: zu viel! In der ebenso gigantischen Überflutung von Büchern zum Thema BEST!-mögliche Kindererziehung bin ich auch auf die Montessori-und Waldorfpädagogik gestoßen- und: auch wenn ich aus Prinzip und entsprechenden Erfahrung dazu kein Anhänger von Ideologien bin- bin da ein Eklektiker, denn für mich stimmen Ideologien zu 100% nie- u.a. hat mich dort etwas sehr beeindruckt: Gib einem Kind lieber nicht mehrere Spielsachen zugleich- du wirst sehen, Maria Montessori hat das sehr schön beschrieben: Manchmal reicht ein kleiner Faden oder ein paar Hölzchen- das Kind kann und wird sich sehr lange damit beschäftigen und: es taucht richtig ein! Zu viele Spielsachen, und sind sie noch so toll, verwirren- und am Ende spielt es mit allem nur kurze Zeit, ist „verwirrt“ und regelrecht überfordert. Ich denke, so geht’s uns Erwachsenen auch- und dieses Bild hat sich mir tief eingeprägt und führt mich immer wieder mal zum Wesentlichen zurück!
In diesem Sinne sollten wir , wie du so treffend schreibst, wohl auch mit Facebook z.B. umgehen-aussortieren, ausblenden, hinterfragen.
Das ist jetzt ein Roman geworden… hoffe, es stört niemanden!
Freue mich schon auf deinen nächsten Artikel!