Teile diesen Beitrag "Von Ärger und Zorn befreien in 4 Schritten mit der ADHS-Technik"
Welches Schwein war hatte direkt vor die S-Bahn-Tür gekotzt? Ich stand mit einem Schuh drin, eine Frau hinter mir ist sogar in der Suppe ausgerutscht, ihr Begleiter putzte sie dann hinten am Rock mit einem Taschentuch ab. Es war widerlich, richtig widerlich. Wie gern hätte ich meinen Zorn an dem oder der Verantwortlichen ausgelassen, in diesem Moment, aber er oder sie war längst über alle Berge, die sind ja von München auch gar nicht so weit entfernt.
Sorry für die eklige Szene am frühen Morgen. Wenn Du mir gegenüber jetzt Ärger empfindest: Du weißt ja, wie Du Dich an mir rächen kannst. Einfach mal schön vor die S-Bahn sauen, wenn Du mich ankommen siehst.
So, jetzt aber mal genug mit den Ferkeleien hier!
Kommen wir zum Ernst der Lage, zum Zorn dieser Tage, die unserer Geduld viel abverlangen, wenn wir nicht gerade Lust darauf haben, uns vor der Polizei zu rechtfertigen, weil wir einem Ärgerling eine verpasst haben. Schließlich ist Zorn was ziemlich Archaisches, der menschliche Körper wird von den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin überschwemmt, Blutdruck und Puls steigen, die Muskeln werden stark durchblutet, als ginge es bei uns noch immer um Leben und Tod, wie bei den Steinzeitmenschen, die gegen Dinosaurier, Mammuts oder was weiß ich kämpfen mussten.
Vom Umgang mit Zorn: das ADHS-Prinzip
Es gibt ne lange Latte (keine Ferkeleien mehr, hatte ich doch gesagt! ☺) an Möglichkeiten, besser mit Zorn umzugehen als etwas zu tun, das wir hinterher bereuen. Hier mal ein paar Meter von dieser Latte, die mir besonders gut gefallen, behutsam und in aller Ruhe von mir ausgesägt.
Nehmen wir an, es ist gerade etwas passiert, das Dich in mehr oder weniger blutrünstige Wallung versetzt. Dann kannst Du ja mal die folgenden vier Schritte probieren.
Ich nenne es das ADHS-Prinzip zum Umgang mit Zorn, A wie Atmen, D wie Denken, H wie Handeln, S wie stolz sein. Naja, eigentlich hab ich mir das gerade ausgedacht, und mir ist so, als wäre die Abkürzung eh schon von was anderem besetzt. Aber das soll uns jetzt nicht weiter stören (natürlich weiß ich, wofür ADHS steht und ich weiß auch, dass die Krankheit für die Betroffenen und ihre Eltern sehr schwierig sein kann – aber ich finde diese Formel so einprägsam, dass ich es riskieren möchte, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Selbst Schuld wenn man n Schlips trägt!).
1. Schritt: Atmen
Atmen keilt sich in die Maschine spontaner Reaktionen, hält sie an und gibt Dir Zeit, erst mal genauer wahrzunehmen und hinzuschauen.
Sinnvoll könnte es sein, den Kriegsschauplatz dafür zu verlassen.
Also: Tieeeef einatmen, tieeeef ausatmen.
Zehnmal.
Dabei den Zorn wahrnehmen und zulassen, nicht wegschieben, nicht unterdrücken. Es ist völlig in Ordnung und Dein gutes Recht, wütend zu sein. Und überspringen lässt sich das Fühlen sowieso nicht.
Wie fühlt sich der Zorn an, wo im Körper spürst Du ihn?
Allein ihn wahrzunehmen verringert ihn oft schon drastisch.
2: Schritt: Denken
Zorn hat einen Grund, immer. Nicht immer muss der Grund real sein, oft sogar existiert er nur in unseren Köpfen, doch immer gibt es einen.
Nur wer den Grund kennt, kann angemessen agieren.
Warum bist Du so zornig, was steht dahinter?
Hat jemand Deine Grenzen überschritten? Dich nicht genügend wertgeschätzt?
So wie sich eine große Wut hinter großer Trauer verstecken kann, so kann auch hinter der Wut ein anderes Gefühl stehen, neben Traurigkeit zum Beispiel Einsamkeit, Hilflosigkeit oder Angst.
Zorn kann ein guter Lehrer sein. Wenn wir ihn lassen, zeigt er uns, was uns wichtig ist und was wir von uns selbst und anderen brauchen.
Und weiter:
Unterstellen wir jemandem (dem Chef, dem Partner, dem In-die-S-Bahn-Kotzenden) oder etwas (dem Wetter, dem Universum) eine Absicht, die wir gar nicht kennen können?
Ist das, was uns so zornig macht, vielleicht ja aus der Sicht des Anderen absolut nachvollziehbar und gar nicht persönlich gemeint?
Ich denke da an die Geschichte von einem Mann im Zug.
Neben einem Mann springen Kinder auf und ab wie die Blöden und schreien und kreischen und der Mann hat Kopfschmerzen und will nur seine Ruhe haben. Er schaut sich um und sieht den Vater der Kinder, wie er rumsitzt anstatt endlich einzugreifen und die Kinder zur Vernunft zu bringen, Herrgottnochmal, also springt der Mann auf, mit fast schon wahnsinnigen Augen und etwas Speichel, der ihm das Kinn runter läuft, vor lauter Wut, und geht auf den Vater zu und sagt: „Sehen Sie denn nicht was ihre Kinder hier veranstalten! Sie sind doch nicht allein hier im Zug!“. Und der Vater, zuvor in Gedanken verloren, schaut den Mann an und sagt: „Ohje, bitte entschuldigen Sie, das tut mir leid. Wissen Sie, wir kommen gerade aus dem Krankenhaus und die Mutter der Kinder ist vor wenigen Stunden gestorben. Ich weiß noch nicht wie ich’s ihnen beibringen soll“.
3. Schritt: Handeln
Wissenschaftler haben längst herausgefunden, dass Herumbrüllen den Zorn nicht abbaut, sondern verstärkt. Auch ein spontaner Hieb mit Worten oder Fäusten auf den Verursacher des Zorns macht die Dinge selten besser.
Die zwei Schritte vor dem Handeln lassen uns besonnen(er) agieren, statt nur reflexhaft zu reagieren.
Beim dritten Schritt kannst Du wählen aus einem farbenfröhlichfriedlichen Strauß an Möglichkeiten. Wir konzentrieren uns hier also nicht mehr auf den Zorn, sondern auf die Lösung:
- Abbauen: Spazieren gehen, Sport machen, Yoga oder Meditation praktizieren
- Aussprechen: mit dem Verursacher sprechen, am besten gewaltfrei. Statt den anderen zu beschimpfen oder ihm Vorwürfe zu machen, sagst Du:
1. Was Du wahrnimmst („„Wenn ich sehe, dass du folgendes tust… handelst, …“),
2. Wie Du Dich dabei fühlst („… dann fühle ich mich …. ,“),
3. Welches nicht erfüllte Bedürfnis Deine Gefühle auslöst („weil mir … wichtig ist.“) und
4. Worum Du bittest („Kannst du bitte … tun?“). was Du wahrnimmst zum Beispiel sagen
Aus „Du räumst wirklich nie die Küche auf, immer ist hier so ein Saustall, Du egoistisches Arschloch!“ wird so zum Beispiel “Wenn ich sehe, dass das Geschirr ungewaschen in der Spüle liegt, der Müllbeutel voll ist und die Marmeladengläschen offen stehen (Wahrnehmung), bin ich wirklich sauer (Gefühl), weil mir Ordnung (Bedürfnis) wichtig ist. Könntest du heute bitte die Küche aufräumen (Bitte)?“ (siehe Interview zur Gewaltfreien Kommunikation). Wenn es Dir lieber ist, kannst Du natürlich auch einen Brief schreiben. - Hilfe suchen: Dein Zorn stellt sich als übertrieben heraus, und Du kannst nichts dagegen tun, immer wieder so zu übertreiben? Oder: Du brauchst jemanden, der an Deiner Seite kämpft? Dann ist es Zeit, Dir Hilfe zu suchen.
- Loslassen: wenn sich an der Situation nichts ändern lässt, lass los, so gut es geht (siehe Die 3 Schritte des Loslassens).
- Neue Umstände schaffen: kannst Du etwas in Deinem Leben verändern, um diesem Ärger in Zukunft vorzubeugen?
- Vergeben: nicht nur, um die Last von einem Anderen zu nehmen, sondern auch von Dir selbst
- Verschieben: die Situation verlassen, die Rache o.ä. auf einen späteren Zeitpunkt legen, vorher drüber schlafen.
- Vorbild sein: was könntest Du tun, um die Welt mit Deinem Handeln etwas besser zu machen, statt einen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt, noch mehr Gewalt und noch mehr Gegengewalt anzutreiben?
4. Schritt: Stolz sein
Du hast besonnen reagiert, ohne Deine Gefühle und Bedürfnisse zu übergehen. Wenn das mal kein Grund ist, stolz auf Dich zu sein.
Fühlt sich gut an und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Du auch bei der nächsten Gelegenheit bestmöglich für Dich da bist, statt zum Opfer Deines eigenen Zorns zu werden.
Wann werdet ihr besonders zornig – und was hilft euch dann?
Photo: Mitya Ku
Verrückt! Ich hatte eben nach einem Buch zu dem Thema gesucht. Ich (über)reagiere immer sehr emotional, wenn ich mich nicht ernst genommen fühle. Vielleicht hast du ja einen Buchtipp für mich. Es gibt so viele.. Lieben Dank schon einmal für den Text!
Bin eben noch auf deine Blog-Artikel zum Thema „Ärger und Wut“ getoßen. Es lohnt sich also auch immer wieder einfach mal hier zu gucken, ob man nicht etwas für sich findet, wenn einen etwas beschäftigt! Toll! 🙂
Hi Pitz,
thx! 🙂
Suchst Du trotzdem noch nach nem Buch? Dann würde ich mal überlegen, ob ich dazu schon mal irgendwo was besonders Gutes gelesen habe.
LG
Tim
Praktische Selbst-Empathie – Fritsch
Basiert auf gewaltfreier Kommunikation (GfK) und hat gute kurze ubungen/ Reflektionsanleitungen…
Hallo Pitz,
Ich möchte 2 Buchtipps beisteuern:
Einmal das Original zur bereits angesprochenen Gewaltfreie Kommunikation von M.B. Rosenberg: „Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens“ kann ich empfehlen, insb. um sich klar zu machen, dass wir ständig und immer bewerten und beurteilen und uns dies bewusst machen müssen, um unseren Gefühlen nicht mehr ausgeliefert zu sein.
Aber wenn ich höre, dass du deine Reaktionen „entautomatisieren“ willst, wie Neale D. Walsch es nennt, dann kann ich Dir besonders das Buch: „Wenn alles sich verändert, verändere alles – Inneren Frieden finden in schwierigen Zeiten“ von N.D. Walsch empfehlen.
Liebe Grüße, Annette
Wie treffend! Bestimmt braucht ein häufig zorniger Mensch im Grunde Aufmerksamkeit und er holt sich Energie mit seiner übermäßigen Aktivität! Bist du in der Regel in deiner Mitte, sprich in guter energetischer Verfassung, so wird dich auch weniger leicht etwas in Ärger und Zorn treiben. Atem führt natürlich Energie zu und kann dich so beruhigen. Und klar sollten wir auch mit unserem Ärger und unserem Zorn achtsam umgehen.
Sind die Gefühle einmal da, wollen sie auch ausgelebt werden. Man muss es ja nicht zu sehr nach außen tragen. Und immer gibt es Ursachen, die sich in uns als Muster festgekrallt haben. Bist du achtsam genug, kannst du vielleicht die eine oder andere Ursache aus der Vergangenheit erfahren und erkennen, wo es an Liebe gefehlt hat. Geh einfach nochmal durch und beleuchte es mit deiner Gelassenheit und Wertschätzung und heile es mit deiner Liebe, solange es das eben braucht.
Hey Richard,
danke mal wieder für Deine schönen Zeilen. Ich hab’s leider die letzten Tage kaum geschafft, zurückzukommentieren. 🙁
Wer zu Richards Satz:
„Geh einfach nochmal durch und beleuchte es mit deiner Gelassenheit und Wertschätzung und heile es mit deiner Liebe, solange es das eben braucht.“
noch mehr Input braucht, bei den myMONK-Meditationen gibt es eine Übung, die sehr stark in diese Richtung geht: https://mymonk.de/die-mymonk-meditationen-buch-zum-kostenlosen-download/
Hallo Tim,
auch ich war erst reingefallen auf den ‚Namen‘ Deines Artikels. warum wohl? Passte also hervorragend zum Artikel 😉
Nachdem ich durchgeatmet hatte und weiter gelesen hatte, konnte ich über mich selbst lachen (und das rote Tuch ADHS).
Mir gefällt sehr, wie Du verschiedene Ansätze immer wieder aus Deiner persönlichen Sicht quasi erklärst und einfacher wiedergibst.
Danke!!!
Dankeschön, AnkesSchwester! 🙂
Lieber Tim,
ein sehr schöner Blogeintrag, vielen Dank dafür! Sehr passend für meine momentane Phase..
Namaste
Wiebke
Hi liebe Wiebke,
gern. Das gute an Phasen ist: sie gehen vorbei. Alle. 🙂
LG
Tim
Meiner Meinung nach ist der psychologische Ansatz der „Ich-Botschaften“ nicht gut. “Wenn ich sehe, dass das Geschirr ungewaschen in der Spüle liegt, der Müllbeutel voll ist und die Marmeladengläschen offen stehen, bin ich wirklich sauer, weil mir Ordnung wichtig ist. Könntest du heute bitte die Küche aufräumen? Die deskalierende Aussage wird kein Mensch ernst nehmen. Sei es der Partner oder der Lehrer, der seine Schüler auffordert, oder den nicht bekannten Familienvater in der S-Bahn. Ich-Botschaften haben keinerlei Druck und Durchsetzungsvermögen. Natürlich lesen wir diese obige Aussage mit einer Ruhe und Entspanntheit, weil das dein Artikel suggeriert. Solche psychologischen Tricks funktionieren meiner Meinung leider immer nur 1-2 Mal. Dann muss ich nämlich wieder einen neuen Artikel lesen, um wieder eine frische Grundlage habe, auf der ich mich neu erfinden kann. Stell dir aber vor, die Küche ist zum 30-Mal unordentlich und wir kommen wieder zu unserem Partner/Schulklasse/fremde Menschen in der S-Bahn. Dann hört der andere einen gereizten Bullen, der unter dem Deckmantel unauthentischer Grammatik versucht, eine Situation unter Kontrolle zu bekommen. Kein Mensch nimmt so eine Aussage ernst. Schon garnicht Teenager, die so etwas sofort Riechen, Partner, die dich besser kennen, als du glaubst, und Familienväter in der Ubahn, die erstens nicht jedesmal ihre Frau verloren haben, sondern tagtäglich mit genervten Fahrgästen sich herumschlagen müssen. Ich bin der Meinung, eine direkte Ansage was Sache ist mit dem Risiko vorerst die Harmonie zu gefährden ist die gesündere. Wäre es nicht mal interessant, wenn wir uns nicht in einem passiven, unterwürfigen Ton neu erfinden, sondern in einem positiv-Aggressiven? Wie wir alle wissen, kommt es immernoch drauf an, WIE wir es sagen und nicht WAS. Falls doch jemand gestorben ist, oder „das Boot leer war (anderer Artikel auf der Website)“, kann man seinen Zorn im Nachhinein richtig einordnen.
Leider sind die Beispiele Partner, Schüler, Arbeitskollegen, fremde Menschen auf der Straße völlig unterschiedliche Kategorien und nicht über einen Kamm zu wischen und jede dieser Art von Menschen, muss man natürlich anders umgehen. Ich will aber nur darauf aufmerksam machen, dass Ich-Botschaften die Tendenz haben, den eigenen Status zu untergraben. Am Ende wird man garnicht mehr ernst genommen und ein weiterer Teufelskreis aus Zorn und Hilflosikeit entsteht daraus. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen.
Wie eine Kolumne in einer Zeitung mal sagte; solche Dinge wie Kinder in der Sbahn (die meistens sowieso nur Nerven, wenn es uns selbst nicht gut geht) sind das „Grundrauschen“ im Alltag. Ein Pegel an Reiz-Potential, den es zu ignorieren gilt. Manchmal ist die Schwierigkeitsstufe auf Hardcore eingestellt, manchmal auf Beginner. Get over it!
Gruß,
Simon
Simon
Gut.
Hallo Simon,
nachvollziehbare, ergänzende Gedanken zum rechten Umgang mit, und Einsatz von „überschießendem“ Zorn und Ärger. Ein situativ angemessener Umgang und Einsatz unserer Emotionen (denen der Lust und Unlust) ist abhängig von vielen Faktoren. Das Gesamtpaket der intervenierenden Persönlichkeit selbst – weniger die (isolierte) Ich-Botschaft an sich – beruhend auf dem bisherigen Erfahrungswissen, entscheidet über Erfolg/Misserfolg in der jeweiligen Situation.
Ich-Botschaften per se als „nicht gut“ zu bewerten hilft wenig, weil der gesamte Kontext im laufenden Konflikt zwischen den Beteiligten einem Veränderungprozess unterliegt. Wie was wirkt ist letztlich nicht reduzibel auf wenige einzige Faktoren oder Prinzipien – sicher auch nicht auf eine simplifizierte, „spontan erfundene“ ADHS-Methoe.
Auch das vereinfachte Schema in der Gewaltfreien Kommunikation, kann, wenn es zu „technisch“, zu wenig routiniert praktiziert wird, eher belustigen. Doch jede „Verwirrung“ – welche eskalative Prozesse unterbricht, ist grundsätzlich willkommen. Letztlich geht es doch darum die Ebene in einem ärgerlichen Konflikt zu wechseln. Von der unmittelbaren Konfliktebene auf eine Metaebene.
Die komplexen Prozesse intrapsychischer und interpsychischer Konfliktreduktionen beruhen nichtsdestotrotz auf wenigen einfachen Prinzipien. Das leichte, natürliche Anwenden derselben in der jeweiligen Situation ist das eigentlch Schwere und nur durch Übung zu erlangen. 🙂
Und was die „Ausdauer“ drain angeht, welche Du ebenfalls ansprichst. Die ist letzlich von Erfolg gekrönt. Man muss sich schließlich Sysiphos als fröhlichen Menschen vorstellen. 🙂
LG
Ingo D.
Hi, ich kenne Zorn irgendwie gar nicht… Wütend kann ich schon werden, aber immer nur innerlich. Ich lasse es nie heraus. Mir ist allerdings bewusst, dass dieses Verhalten nicht wirklich besser ist: Ich schade damit mir selbst, denn eine Lösung ist das trotzdem nicht. Ich denke, die gewaltfreie Kommunikation könnte mir trotzdem weiterhelfen… Aber Loslassen scheint mir in meinem heutigen Fall das Beste zu sein, da bei meiner Schwester (die gerade mal wieder Auslöser meiner Wut ist) Hopfen und Malz verloren sind. Aber wie geht da „Loslassen“? Insbesondere wie ist der Unterschied zwischen Loslassen und Ignorieren (was ich jetzt praktiziere, was mir aber nicht gut tut)?
Hallo Cat! Vielleicht hilft dir das. Gehe in den Park und betrachte dir dieBäume. Keiner sieht aus wie der andere.. Obwohl sie aus derselben Erde wachsen..So ist es mit uns. Niemand kann den anderen in seiner Geaamtheit erfassen. Wir können nicht greifen, warum der andere tut, was er halt tut . Ich mache das immer, wenn mich mein Partner belügt. Ich kann mir nicht erklären, warum er das macht und ich könnte so wütend werden. Aber die Vorstellung es nicht wissen zu können ( ich bin ja nicht allmächtig ;-)) tröstet mich darüber hinweg .
Wunderbar auf den Punkt gebracht!
Und herzlichen Dank für die .pdf-Möglichkeit, so kann ich’s gut speichern und immer wieder erzählen – mit Quellenangabe natürlich!
Herzlichen Gruß aus Wien!
Hi, ich denke es geht beim Thema Zorn im Grunde um (Nicht-)Vergebung. Dabei bedeutet vergeben nicht etwa vergessen und auch nicht ignorieren. Es bedeutet für mich wahrnehmen oder erinnern ohne (viel) Schmerz oder Zorn oder andere Emotionen. Und wie weit ich dies schaffe, hängt wohl von meiner Geisteshaltung und von meinem Glaubenssystem ab.
Sich dem mit Denken und Analysieren des Einzelfalles zu nähern wird wohl nicht ausbleiben. Auch werde ich so auch immer einige Argumente finden, die mich etwas beruhigen können. Ob dies dann zu einer ungesunden Verdrängung führt, muss dann jeder für sich beantworten.
Doch ist es aus meiner Sicht so wie beschrieben. Wir wissen nix. Und wenn du nicht in seinen Schuhen gelaufen bist …
Für mich ist eine Sichtweise von Eckhart Tolle ganz wesentlich. Was uns umtreibt, sind wir nicht im Kern selber. Es ist eine Art Körper um uns, der diese Muster enthält, die auch Dynamik entwickeln und gleichsam als „Wesen“ zu sehen sind. Und wir agieren zum großen Teil unbewusst so wie dieses Wesen es will.
Hi, ja, ADHS ist besetzt von einem bestimmten Phänomen – auch als Krankheit bezeichnet… Ichdachte anfangs auch eher kreativ an: Ja, Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit von den Erwachsenen… War dann allerdings enttäuscht von der Ausformulierung.
ADHS – wird spannenderweise international unterschiedlich behandelt – in Großbritannien werden zum Beispiel zunächst alle Verhaltenstherapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft und erst danach Medikamente eingesetzt – mit dem ERfolg, dass lediglich wenige Kinder (unter 10%9 diese benötigen… Alle anderen kommen ohne klar.
Also doch aufmerksam sein, für die Interessen der Kinder… und ihnen Halt und Struktur geben..?!!!
Als Mutter eines ADHS Kindes darf ich sagen: schön dass ADHS mal in einem positiven Zusammenhang erwähnt wird.
Hi Nad,
Danke für Deinen Kommentar – ich hatte eher befürchtet, dass sich Eltern von Kindern mit ADHS eher angegriffen fühlen und freu mich nun darüber, dass Du da so entspannt bist!
LG
Tim
Huhu Tim, gerade noch habe ich gedacht, mist, hättest Du den Artikel doch ein paar Tage eher gelesen, aber dann lies ich weiter, und beim Abasatz “ Denken“ dachte ich, Nina, Du hast richtig gehandelt. Ich bin eigentlich gar nicht zornig. Ich rege mich kaum auf, okay, außer im Straßenverkehr, da beiß ich schon mal ins Lenkrad, was auch immer weniger wird, lach…Doch, es gibt eine Sache in meinem Leben, die sich hinzog, die mich zornig machte, die mir nicht gut tat, wo es wirklich um meinen Wert ging, und bin vor ein paar Tagen völlig ausgerastet, wo ich dachte, ich habs überwunden, dem wahr wohl nicht so. Aber ich fühle mich besser, nicht weil etwas in meinem Kopf statt gefunden hat, sondern weil es Dinge gab, die ich mit einem Menschen erlebt habe, die nicht okay waren, es wurden Grenzen überschritten. Sein Zorn sah meinen Wert nicht, es gab nie eine Entschuldigung, doch meine Liebe zu mir selbst, hat Luft gelassen, dass wars. Mittlerweile stelle ich mir Fragen bevor ich ausflipp,,warum, weshalb,,wirklich NIna? Sobald der Respekt fehlt weiß man zwar, es ist nicht Deins, aber man fühlt sich einfach nur erleichtert.
Hey Nina,
gut, dass Du Dir in diesem Fall Luft verschafft hast und Dir selbst gegenüber damit Treue bewiesen hast!
Ich hoffe, Dir geht’s ansonsten gut in Amerika, vom zerbissenen Lenkrad mal abgesehen. 🙂
LG
Tim
LOL,,Tim,,,hahaha,,,zerbissenes Lenkrad,,,musste gerade echt lachen,,,,ja, mir geht es gut,,es ist noch nicht kaputt,,wenn,,,dann kauf ich ein neues,,,drück Dich vo weitem und hoffe es geht Dir auch gut :-),,,Winke Winke
Hallo Tim,
also ich habe aufgehört zu rauchen, nach 40 Jahren Sucht. Bin jetzt nach 5 Monaten stolze nicht-mehr-RaucherIn. Wenn ich Schmachtanfälle hatte, dann habe ich mir eine Art ‚Mantra‘ ausgedacht um mich abzuleneken.
Diese ADHS Geschichte kann definitiv nicht nur bei Zornanfälle eingesetzt werden, sondern auf jeden Fall auch bei ‚Schmachtanfälle‘ wenn die Sucht sich meldet: Atmen (=beruhigt), Denken (warum will ich rauchen?), Handeln (ablenken, beschäftigen mit was anderes); Stolz sein (ich habs geschafft!).
Danke nochmal!
Grüsse