Teile diesen Beitrag "Die 5 Gründe von Schuldgefühlen – und wie man sich von ihnen befreien kann"
Lieber Leser,
fühlst auch Du Dich manchmal – oder oft – oder immer – schuldig?
Weil Du’s Dir selbst machst‚ und dabei an eine andere oder einen anderen denkst als Deinen Partner?
Weil Du die ganze schiefliegende Welt nicht allein gerade rücken kannst oder schon daran scheiterst, den Müll richtig zu trennen?
Weil Du seit Monaten nicht im Fitness-Studio warst, obwohl Dich das ein Heidengeld kostet?
Weil du Dir ab und an Zeit für Dich selbst nimmst und dafür zu etwas anderem nein sagen musst?
Oder weil Du jemanden schwer verletzt oder Deine Eltern viel zu lange nicht besucht hast, oder weil mit Deinem Hund nur einmal am Tag rausgehst, obwohl er echt mehr Bewegung und frische Luft bräuchte?
Manchmal glaube ich: ich hab’ mich schon öfter schuldig gefühlt, als es ein schwer Krimineller vielleicht tatsächlich tun müsste. Ich trug so schwere Schuld mit mir herum, die keine, eine kleine oder nicht meine war, darunter verkrümmt wie Quasimodo, mit zitternden Beinen und einem Herzen, das schrie und blutete wie ein geschlachtetes Schwein (das kurz davor ein Kilo blutverdünnendes Aspirin gefressen hat).
Die 5 Gründe von Schuldgefühlen
Schuldgefühle sind wichtig, keine Frage. Sie sind tief in uns verwurzelt und sollen uns zeigen, wenn wir etwas falsch gemacht und dadurch jemandem geschadet haben. Dabei gibt es fünf Gründe, aus denen wir uns schuldig fühlen können:
- Schuldgefühle für etwas, das wir getan haben
- Schuldgefühle für etwas, das wir unterlassen haben, aber tun wollten
- Schuldgefühle für etwas, von dem wir nur denken, wir hätten es getan
- Schuldgefühle, weil wir nicht genug getan haben, um jemandem zu helfen
- Schuldgefühle, weil es uns besser geht als einem anderen
Schuldgefühle können berechtigt sein. Erstens jedoch neigen so viele von uns, mich eingeschlossen, unter großen Schuldgefühlen für kleinen Scheiß oder Sachen, die überhaupt nicht in unserer Verantwortung lagen. Und zweitens: selbst wenn wir eine Schuld aufgeladen haben, wäre es dann nicht besser, etwas zu tun – uns zu entschuldigen und es in Zukunft besser zu machen, als uns über Jahrhunderte selbst ans Kreuz zu nageln, an dem wir für immer zur Untätigkeit verdammt sind?
Die erste große Frage lautet also:
Haben wir etwas getan, für das wir uns zu recht schuldig fühlen – haben wir jemandem Schaden zugefügt?
Wenn nein, dann ist es an der Zeit, das Schuldgefühl loszulassen. Dann fallen schon mal ein paar dicke Brocken von unseren Schultern.
Wenn ja, dann müssen wir uns entschuldigen – so gut es eben geht – und es in Zukunft besser machen.
Was aber, wenn unsere Schuld so schwer ist … muss man sie dann nicht mit ins Grab nehmen?
Dazu eine wahre Geschichte.
Ent-Schuld-igung
In Washington, D.C. steht das Vietnam Veterans Memorial. Dort hängen mehr als 90.000 Briefe, Photos und Notizen von Veteranen aus dem Vietnamkrieg und deren Angehörigen. Eines der inzwischen ziemlich vergilbten und zerfledderten Bilder erzählt die Geschichte des amerikanischen Ex-Soldaten Richard Lutrell und einer Familie in Vietnam. Es zeigt einen jungen Vietnamesen mit seiner Tochter. Darunter: ein Brief von Richard, und der geht so:
Dear Sir,
seit 22 Jahren trage ich Dein Photo in meinem Portemonnaie. Ich war nur 18 Jahre alt an dem Tag, als wir uns auf dem Pfad in Chu Lai begneten. Warum Du mir das Leben nicht genommen hast werde ich nie erfahren … vergib mir dafür, dass ich Dir Deins nahm. Ich reagierte nur auf die Weise, in der ich trainiert wurde.
So oft habe ich über die Jahre das Bild von Dir und Deiner Tochter angestarrt, und jedes Mal glaubte ich, mein Herz würde vom Schmerz meiner Schuldgefühle zerbersten.
Ich habe inzwischen zwei eigene Töchter und ich weiß, dass Du ein mutiger Soldat warst, der seine Heimat beschützen wollte. Und allen voran weiß respektiere ich, wie wichtig Dir das Leben war. Ich schätze, das ist der Grund, warum ich heute hier sein kann.
Es ist Zeit für mich, mein Leben nun fortzuführen und die Schmerzen und Schuld loszulassen.
Bitte vergib mir, Sir.
Ein damaliger Kamerad des amerikanischen Soldatens fand das Photo und den Brief Jahre später an der Wand in Washington und gab es ihm zurück. Richard entschied sich daraufhin, die Tochter vom Photo zu finden und es ihr zurückzugeben. Er reiste nach Vietnam, fand die inzwischen junge Frau und ihren Bruder und sagte dem Übersetzer:
„Bitte sag ihr, dass ich das Photo aus dem Portemonaie ihres Vaters nahm am Tag, als ich ihn erschoss und tötete. Ich bin hier, um es ihr zurückzugeben.“
Dann bat Richard um Entschuldigung, mit zitternder Stimme. Die junge vietnamesische Frau brach in Tränen aus und fiel Richard mit lautem Schluchzen in die Arme.
Später erklärte ihr Bruder, dass er und seine Schwester glaubten, dass der Geist ihres Vaters weiter in Richard lebte, und dass er an diesem Tag der Begnegnung zu ihnen zurückkehrte.
Sie verziehen dem, der ihren Vater getötet hatte.
Nun zurück zu Dir und mir.
Meine Schuld (ein kurzer Auszug)
Ja, ich habe mich nicht nur scheinbar schuldig gemacht.
Sondern auch tatsächlich.
Ich habe Menschen verletzt, die ich liebe. Mit Worten, mit Taten und mit Untaten.
Außerdem eine Menge von Menschen, die ich nicht liebe, aber das macht’s ja nicht besser. Als Schüler habe ich zum Beispiel einen Jungen gehänselt, der gestottert hat; ein guter Kerl mit mir als schlechtem Klassen-„kameraden“. Dazu reichlich andere: mein Radar für die Schwachstellen meiner Mitmenschen war besonders ausgeprägt – und traf sie präzise wie ein Scharfschütze. Als Jugendlicher war ich oft ein verbaler Amokläufer.
Ich habe außerdem mal mit frischem Führerschein in der Tasche eine Katze überfahren, die nachts mit ihren Katzenfreunden über eine Straße rannte, hinter einer Kurve. Und ich bin in dem Schock nicht wieder zurückgekehrt, um nach ihr zu schauen und die Tierrettung zu rufen oder ihr notfalls den Rest zu geben und unnötiges Leiden zu ersparen.
Ich habe Unmengen an Plastiktüten und –Verpackungen gekauft und Unmengen an Essen wegeschimissen, nachdem es zu lange im Kühlschrank lag.
Das war längst nicht alles. Gib mir ne ganze Klopapierrolle für die Scheiße, die ich gemacht habe.
Längst nicht bei jedem und für alles habe ich um Entschuldigung gebeten, und für manches ist es vielleicht wirklich zu spät. Für alles andere bitte ich aufrichtig um Verzeihung (ich weiß, das geht nicht einfach so bequem per Blog).
… der werfe den ersten Stein
Wenn auch Du Dich schuldig fühlst, bist Du damit alles andere als allein.
Zeig mir einen Menschen, der alles in seinem Leben richtig gemacht hat.
Nein.
Wir Menschen machen Fehler.
Alle.
Wir unterscheiden uns jedoch darin, wie wir mit diesen Fehlern umgehen.
Lass sie uns wahrnehmen, so ehrlich zu uns sein wie wir können. Und lass uns wieder gut machen, was gut zu machen ist, und besser machen, was wir besser machen können.
Dafür brauchen wir eine Menge Kraft.
Wir sollten sie nicht verschwenden, um uns ewig in Schuldgefühlen zu wälzen.
Warum fühlst Du Dich schuldig – und wie willst Du in Zukunft damit umgehen?
Photo: Mick Amato
oh , als Klassenkameraden wären wir sicher aneinander geraten. die gehänselten brauchten in meinen augen verteidiger, also mich ;). so habe ich mal meinem eigenem freund eine rübe an die rübe gehauen, naja eigentlich wollte ich seinen schulranzen treffen, das ging daneben…jedenfalls habe ich mich danach doch auch schuldig gefühlt, war ja mein eigener freund
Hey Manuela,
die Hänselnden habe ich auch gehänselt, da hab ich gar keine großen Unterschiede gemacht … immerhin. Mit etwas Glück hätten wir uns vielleicht doch verstanden! 🙂
LG
Tim
Danke Tim für diesen Gedankenanstoß!
Wenn ich so nachdenke, ist es oft die Unterlassung, meist die Unterlassung der Bitte um Vergebung. Es nicht auf die Reihe zu kriegen, zurückzugehen und sich zu kümmern, statt weiterzugehen und so zu tun, als gäbe es gute Gründe, weiterzugehen.
Ich frag mich oft, wie ich dieses Gefühl der Schuld&Scham-für-Unterlassung in positive Energie umwandeln kann und das Zurückkehren als nächste wichtige Aufgabe ohne dieses „flaue, kraftraubende Runterziehgefühl“ hinkriege.
Ich denke, ich werde das wie ein „Erste-Hilfe-Ritual“ versuchen zu formalisieren, damit im ersten Schritt die negative Energie der Schuld behindert am Zurückgehen. Schaun wir mal, ob das geht. Liebe Grüße und vielen Dank, Helmut
Hey Helmut,
Du meinst mit „weitergehen“ weggehen, oder?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob man Gefühle umwandeln kann. Ich weiß nur, dass man sie gehen lassen kann, und dann kommen neue, und dann wieder neue.
Vielleicht hilft Dir das hier ein bisschen: https://mymonk.de/die-3-schritte-des-loslassens-aus-ruheloser-geist-trifft-achtsamkeit/
LG
Tim
Was für ein berührender und ehrlicher Artikel – Danke!
Ja, wir machen wohl alle (immer wieder) mal Sch…, aber immerhin sind wir auf die Erde gekommen um zu lernen.
Es heißt sogar, dass wir uns, bevor wir auf diese Welt kommen, genau aussuchen was wir lernen wollen und mit wem wir es lernen wollen. Und wir bitten die andere Seele dieses Schauspiel so zu spielen, dass es für uns auch wirklich glaubhaft rüberkommt.
Die andere Seele stimmt freiwillig zu, uns den „Schaden“ zuzufügen.
Und so passiert es dann auch. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, auf eine bestimmte Weise, mit vorher festgelegten Beteiligten.
Und wir haben die Möglichkeit zu lernen! zB zu uns selbst zu stehen, zu verzeihen, unsere Grenzen zu setzen,…
Aber ja, auch ich kenn den Schmerz, den man fühlt, wenn man jemand anderen einen Schaden (wie klein oder groß auch immer) zugefügt hat. Das ist dann auch immer eine Lernerfahrung für uns selbst.
Wir sind spirituelle Wesen die eine irdische Erfahrung machen.
Nimm diese „Schuld“ nicht zu schwer, denn die Chancen, dass du es vorab mit der Seele ausgemacht hast, stehen recht hoch.
Und sieh dir an, was dir „zugefügt“ wurde – und was du daraus lernen durftest!
Das soll jetzt aber kein Freibrief für schlechte Taten sein!!! (Du weißt ja: was du aussendest, ziehst du an…) 😉
Dankeschön Marina! 🙂
Das ist ein interessanter Ansatz, dass wir uns gegenseitig Erlaubnis erteilt haben im Vorfeld (auch, wenn ich persönl).
Aber dass es im Leben vor allem darum gehen könnte, Erfahrungen zu machen, das kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen.
LG und Danke für Deine Gedanken
Tim
Schuldgefühle werden uns anerzogen, oder eben nicht. Als Kind nehmen wir diesbezüglich ein Glaubenssystem an und meistens leiden wir darunter. Wenn wir uns schuldig fühlen, fügen wir uns selber Schaden zu, setzen uns selber herab. Wir sind in unseren eigenen Augen schlecht und sollten eigentlich im Sinne des Gemeinwohles nicht sein wo wir sind. Damit machen wir uns auch selber krank.
Schuld und Unwertsein wird auch bewusst oder unbewusst erzeugt, um Druck aufzubauen, z.B. von ehrgeizigen oder ängstlichen Eltern. Über die Jahre immer wieder erfahren, entstehen so nicht selten Traumas. So sind oft später die bewusst wahrgenommenen Schuldgefühle noch die kleinere Last. Unbewusst schlummernde Gefühle können sich auch in Form von Depressionen und anderen Krankheiten äußern und oft als Ursache nur sehr schwer ausgemacht werden.
Doch braucht es dieses Glaubenssystem eigentlich, in dem die Schuld einen solchen Platz hat? Wie kommt es eigentlich zustande, dass wir tun was wir tun, um es uns später selber vorzuhalten? Wir handeln entsprechend unseres Bewusstseins. Müssen wir uns später vorhalten, etwas getan zu haben, weil uns eben nicht mehr bewusst war? Aus energetischer Sicht handeln wir entsprechend der energetischen Muster, die bei uns und um uns sind und wir verstärken diese, wenn wir nicht bewusst genug sind. Wieviel davon haben wir bewusst selber geschaffen und wieviel war sonstwie einfach da?
Spirituelle Bücher beantworten diese kritischen Fragen mit „es gibt keine Schuld“. Und in „ein Kurs in Wundern“ werden Menschen als arrogant bezeichnet, wenn sie glauben, sie hätten die Entscheidungsmöglichkeit, alles so zu tun, wie es mit später vorhandenem Bewusstsein hätte sein können.
Aus meiner Sicht ist mein früheres Ich ein anderer, als er mit dem jetzigen Ich ist. Und ich sollte großzügig mit dem anderen sein, wie ich es z.B. bei einem Ķind sein kann, dem man diese erhöhte Bewusstheit auch nicht abverlangt.
Hi Richard,
ich musste bei Deinen Zeilen an ein Buch denken, dass ich vor langer Zeit mal gelesen habe, da gings um Transaktionsanalyse und um „Ich bin okay. Du bist okay“ (<- oder eben auch nicht). Deine Gedanken sind sehr versöhnlich, das gefällt mir. Vermutlich gibt es ohnehin keinen besseren Weg als den der Vergebung - auch sich selbst gegenüber. LG Tim
Bei Eckhart Tolle lernst du auch, dass alles der Schmerzkörper macht, ein Energiewesen um dich, das dich einnehmen kann, wenn du nicht bei dir bist (im Jetzt).
der erwähnte KURS IN WUNDERN geht noch weiter , und das ist hilfreich. Kurz gefasst, ich arbeite mit dem KURS seit Jahren, geht es darum, dass Schuldgefühle eine verdrängtes Schuldgefühl GOTT gegenüber. Und da sagt der KURS klar, es gibt sie nicht. Aber wir können uns und anderen (da wir aus demselben GEIST stammen) das verzeihen, was wir nie begangen haben. Dann können wir andere,tägliche „schuldgefühle“ anders betrachten. Es entschärft sich. Schuld brauchen wir nicht zu empfinden, allerdings müssen wir in unseren beziehungen Offenheit und Ehrlichkeit walten lassen….
Hi Arnd,
heißt das, dass der Kurs im Wundern auch Menschen, die nicht an Gott glauben, unterstellt, dass sie eben doch an Gott glauben?
Ja, dass tut er. Er geht davon aus, dass wir an irgendeiner Stelle unseres Lebens, Gott verlassen haben – und es dann lange verdrängen. Wir müssten praktisch wieder an diese Stelle zurück kehren, uns erinnern: Wieso wir es gemacht haben, und wann wir es gemacht haben! Zumeist passiert das in unserer frühen Kindheit, aus Enttäuschung durch Verlust o.ä.
Unser Glaube lebt aber trotzdem in uns weiter – als Aberglaube, als Mißtrauen!
Ich selbst habe es so erlebt und kann nur jeden raten, dass aufzulösen und alle damit zusammenhängenden Ängste zu hinterfragen!
Dann kommt wirklich das ganz grosse AHA! 😀
Der Kurs in Wundern sagt, dass unser Verstand-Geist nur Illusion ist, in der wir Akteure in einem Schauspiel sind, mit einer illusionären Wirklichkeit. Wir spielen ein Schauspiel, wie Marionetten und die Muster um uns sind unsere Programme. Gleichwohl glauben wir, dass wir alles verantworten und bestimmen können.
Dahinter gibt es einen höheren Geist, an dem wir teilhaben, der uns aber wenig bewusst ist. In diesem Geist sind wir selbst Schöpfer und sind frei zu schöpfen, was wir möchten. Nur die Bestrebung des Universums „funktioniert“ derart, dass schließlich die Trennung aufgehoben und alles ganz wird.
Der Text ist provozierend geschrieben und wirkt auf unser Unterbewusstsein derart, dass wir nach und nach alles als selbstverständlich Gelernte hinterfragen.
LG Richard
Lieber Tim,
da hast Du ein wunderschönes Thema gebloggt!
Ich ärgere (ärgerte) mich einige Zeit über die Deutsche Bahn. Nicht, weil sie verspätet war, sondern wie sie damit umgegangen ist. „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und wünschen eine gute Weiterreise!“
Wie war das mit dem Teller? Wenn ich ihn runter geworfen habe, ist er kaputt. Dann sage ich „Entschuldigung!“ …und der Teller ist immer noch kaputt.. und der Besitzer immer noch sauer….
Die Entschuldigung der Deutschen Bahn hört sich in meinem Ohren an wie „Alter! Du hast Pech gehabt! Such Dir doch ne andere Reisemöglichkeit wenns dir nicht passt! Und jetzt hau ab, wir haben uns schließlich entschuldigt!“
Das war mein Spiegel, in den ich gesehen habe.
Dabei habe ich in Wort gefunden, was ein wenig aus der Mode gekommen ist: Vergebung!
Vergebung kann man nur erbitten, der Friede muss einem gegeben werden.
Ich gehe zur verletzten Person hin und bitte sie um Vergebung. Ich bitte darum, dass sie mir Frieden gibt, obwohl ich sie verletzt habe.
Hey lieber Tobias,
Danke – freut mich, dass Dir mein Senf zum Thema gefallen hat!
Eine sehr interessante Erfahrung, die Du da schilderst. Ist die Bahn ja doch noch für was gut! 😉
Liebe Grüße
Tim
Du schreibst mir wirklich aus dem Herzen. Danke dafür.
Auch ich gebe mir öfters mal die Schuld für die Dinge, die ich getan habe und auch für die Dinge, die ich nicht getan habe.
Als Schüler habe ich nicht selten zugesehen und auch mitgemacht wenn es wiedermal darum ging andere zu demütigen. Allerdings mehr aus dem Grund, dass es mich dann eher nicht treffen kann, wenn man Andere zum Buh-Mann erklärt.
Einen Klassenkammeraden, sein Name war Dennis, hat es dabei ziemlich oft ziemlich hart erwischt. Er litt schrecklich, doch ich habe es nicht sehen wollen und habe nichts getan. Ich wollte nicht selber zur Zielscheibe werden…. Das ist keine Ausrede, aber ich hatte als Schüler große Angst.
Viele Jahre später kam es dann mal zu einem Klassentreffen, wo zu meinem Erstaunen auch Dennis erschien. Wir sprachen viel miteinander und nach einer Weile nutzte ich die Gelegenheit….
Ich entschuldigte mich bei ihm….mehrfach…..zwei drei mal hintereinander.
Er war peinlich berührt, doch es tat mir wirklich von Herzen leid.
Ein paar Monate später erfuhr ich dann von Chantal, einer anderen ehemaligen Klassenkammeradin, dass Dennis auf einer Landstraße mit dem Auto tötlich verunglückt sei. Er war damals 26 Jahre alt.
Ich konnte es nicht glauben. Er hatte kein besonders langes Leben und das was er hatte war zu einem großen Teil von Schmerz und Demütigung geprägt und das nicht zu letzt durch mich.
Ich denke manchmal heute noch an ihn und wenn das der Fall ist gibt es mir viel Kraft es besser zu machen.
Wann immer Andere Angst haben versuche ich ihnen zu helfen. Manchmal scheitere ich noch an meiner eigenen Angst, doch der Wunsch ist immer da.
Ich wünsche mir sehr, dass ich dazu eines Tages voll im Stande sein werde.
Was ich sagen will ist: Siehe Fehler als Chance ein besserer Mensch zu werden und nicht als Ballast für deine Schultern.
Ein Fehler kann in Reue, diese in Motivation es besser zu machen und diese wiederum in tugendhaftes Handeln verwandelt werden.
It’s up to you.
Hi Nils, Dennis hatte euch wohl vergeben, da er ja zum Klassentreffen erschien und darüber redete. Vergeben hilft ihm selber am meisten. Er hat gelernt, zu vergeben und es erfahren und dies hat sein Bewusstsein angehoben. Vielleicht War es ja das, was seine Seele sich vorgenommen hatte für dieses Erdenleben und hat sich dann entschieden, es gut sein zu lassen für diesmal. Und ihr, mit dem damaligen Bewusstsein, konntet nicht anders, als mitzuspielen.
Hey Nils,
wow, danke für Deine Offenheit. Für mich klingt es so, als hättest Du sehr wohl Deine Lehren daraus gezogen. Schulen und Schüler können nun mal grausam sein. Auch das ist keine Entschuldigung, aber ich kann nachvollziehen, dass Du aus Angst, selbst das Opfer zu sein, lieber einen anderen dazu gemacht hast … vielleicht war das auch eines meiner Motive damals.
Ich finds toll dass Du Dich bei Dennis so aufrichtig entschuldigt hast. Ich bin sicher, dass ihm das viel bedeutet hat.
LG
Tim
Hallo Tim,
danke für Deine Offenheit. Ich zähle auch zu jenen, die sich wegen allem möglichen Schuldig fühlen – auch schuldig gemacht haben und es fällt schwer, mir das zu verzeihen.
Aktuell fühle ich mich schuldig, weil ich mein Leben nicht in den Griff bekomme, mich nicht weiter entwickle, neidisch auf andere schiele (und das nicht erst seit gestern).
Vieles was Du schreibst kommt mir bekannt vor, gleichzeitig habe ich das Gefühl, diese Themen zwar „in mir“ zu tragen, aber sie nicht richtig erkennen und entsprechend bearbeiten zu können. Schwer zu beschreiben, aber das macht mich ziemlich traurig und hilflos.
Im Moment versuche ich praktisch anzusetzen. Versuche herauszufinden, wo ich mich wirklich schuldig gemacht habe und wo ich mich in das Gefühl nur hineinsteigere. Teilweise bittere Erkenntnis – zumal ich es perfektioniert habe andere zu überzeugen, dass ich doch wohl bei all meinen Verfehlungen ein schlechter Mensch sein MUSS. Für meine Mitmenschen ist das oft schwer zu verstehen. Vielleicht hast Du einen Tipp, wie ich das ablegen kann? Ich habe das Gefühl, mir in meinem Urteil selber nicht trauen zu können.
Viel Erfolg weiterhin mit Deinem Blogg 🙂
Hallo Moe, wegen des Tipps: mir hat ein Hörbuch sehr geholfen: „Mindfuck“, wo die Autorin wirklich sehr gut erklärt, was die Ursachen verschiedener Blockaden sein können und wie man daran arbeiten und frei werden kann. Liebe Grüße und viel Erfolg, Helmut
Hallo Moe, Schuldgefühle wurden uns anerzogen, bzw. haben wir dieses Denken irgendwann übernommen, vielleicht sogar aus falschem Eifer heraus, auf jeden Fall „gut“ sein zu wollen.
In Wirklichkeit können wir aber nur dann wählen und unserem Verhalten wieder eine kleine Wende geben, wenn unser Bewusstsein darauf gerichtet ist, ansonsten wird gewählt für uns nach Mustern um uns und jenen, die in uns die Glaubenssatz ausmachen. Und nicht einmal der Glaubenssätze sind wir uns bewusst. Sie sind so selbstverständlich, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, sie neu anzuschauen.
So schaffen wir es manchmal erst dann aus dieser Zwickmühle, wenn wir allmählich zu einem Glaubenssystem gelangen, mit dem uns die Vergangenheit weniger herunter zieht. Die Muster, die uns eine Haltung aufprägen, die haben wir keinesfalls alle selbst geschaffen und jedenfalls nicht bewusst. Also, geben wir uns doch etwas weniger an Bedeutung, bzgl. dem, was war. Ein super Buchtitel, der mir dazu einfällt ist „Radikale Vergebung“. Den Autor habe ich gerade nicht parat.
LG Richard
Tim,
danke für Dein Wirken und Deine Worte. Ich gehöre zu der Kategorie, die wirklich viel Schuld hat. Bei meiner Suche nach Wiedergutmachung bin ich auf Ho’oponopono gestoßen und weiterhin auf Michael Micklei, der die Website http://www.pacificaseminars.de/ betreibt. Er ist ein echter Schüler von Morrnah Simeona, der Hawaianerin, die das ursprüngliche Ho’oponopono weitergegeben hat. Das, was in der Esoterik-Szene als Ho’oponopono „vermarktet“ wird, soll laut Michael Micklei nicht das echte sein. Vielleicht finden Suchende hiermit die Möglichkeit, sich von Schuldgefühlen zu befreien. Mir selbst helfen die Bücher von Safi Nidiaye, das Buch „Heilung von Schuldgefühlen“ von Chuck Spezzano und „Die dunklen Seiten des menschlichen Wesens“. Die Erkenntnis, wie durch die Wirkungsweise von Schatten (nach C.G. Jung) und Projektionen, Vieles passiert um einfach nur in das Bewusstsein zu gelangen, hilft mir, Verantwortung zu übernehmen und mich dadurch zu ent-schuldigen – und dies führt komischerweise zu einer inneren tiefen Wahrheit, zu der ich vielleicht ohne meine „Sünden“ und Schuldgefühle nie gelangt wäre – und plötzlich bekommt Sünde, Schuld und Schuldgefühle Sinn, als Wegbereiter der inneren Wahrheit.
Ok, das mit der Katze nehm ich Dir richtig übel 😉 Nein, leider kann sowas passieren. davor hab ich echt Bammel. Hab am Welttierschutztag GB (Was jetzt vermutlich keinen interessiert 😀 ) und liebe Tiere, etwas zu überfahren wäre für mich echt schlimm 🙁 Zum Glück noch nie passiert. Nun zum Wichtigen, Du sprichst mir aus der Seele, nicht nur mit diesem Artikel. Also lieben Dank und Grüße aus Wien.