Teile diesen Beitrag "Jeder ist erleuchtet. Nur Du nicht. (Eine kleine Übung, die Dich wirklich voranbringen kann)"
„Es ist weise, aus jeder Quelle zu lernen – von einem Trunkenbold, einem Tropf und einem alten Pantoffel.“
– Francois Rabelais
Schon tausend Mal hab’ ich sowas gelesen und gehört:
Jeder, der Dir begegnet, ist Dein Meister, dafür da, dass Du von ihm lernst. Du ärgerst Dich über jemanden? Dann ist das Deine Chance, an Dir zu arbeiten. Du wurdest enttäuscht, genervt, beleidigt – Deine Chance!
Wenn sich aber mal wieder jemand vordrängelt, mich schubst, so unachtsam ist wie ein Elefant im Porzellanladen auf LSD, dann denke ich manchmal doch eher so etwas wie:
Das ist kein Meister, das ist ein ****** *******. Der sollte lieber mal von mir lernen … und zwar, wie sich meine Rechte in seiner ****** ****** anfühlt.
Allerdings helfen mir solche Gedanken nicht, vor allem nicht, wenn ich mich an ihnen festbeiße oder sie sich an mir. Eigentlich will ich ja fast niemandem wehtun, und auch auf die Konsequenzen – eine Anzeige, mein schlechtes Gewissen, seine Rechte – verzichte ich gern.
Die folgende kleine Übung bringt uns weg vom Fokus auf den Anderen und wieder zurück zu uns selbst, unserem Gefühl und der Möglichkeit, aus allem zu lernen, was uns zustößt. Sie hilft uns dabei, das zu akzeptieren, was wir nicht ändern können – das Verhalten Anderer, und uns auf das zu konzentrieren, das wir in der Hand haben und das uns wirklich weiter bringt.
Die Übung
Stell Dir vor: alle Menschen sind erleuchtet. Alle, außer Dir. Alles, was sie tun, ist richtig und wichtig. Es gibt keinen Grund, ihr Verhalten anzuzweifeln. So wie der Zen-Meister seinen Schüler nicht grundlos oder aus Egoismus oder Bösartigkeit an den Ohren zieht oder peitscht.
Der Trunkenbold, der Raser, die unfreundliche und absurd langsame Bedienung, die frechen Kinder, der Partner, der mal wieder nicht von seiner Zeitung aufschaut, während Du mit ihm redest …
Warum tun sie das – was versuchen sie, Dich zu lehren?
Wollen sie Dir Gelegenheit geben, gelassener zu werden?
Verständnisvoller?
Mitfühlender?
Disziplinierter?
Demütiger?
Stärker?
Ein kleines Gedankenspiel mit großer Wirkung, diese Übung. Mit ihr kann man lernen, so viel weniger frustriert, verärgert oder hoffnungslos durch den Tag gehen.
Photo: db Photography | Demi-Brooke
Das versuche ich heut gleich….aber warum hat der Elefant, im Porzellanladen LSD intus, hihihi?;)
Oh, das musst Du den Elefanten fragen – ich hab’s ihm nicht gegeben! 🙂
…naja irgendwie hat er schon von dir…;), schließlich hast du ihn erfunden…auf jeden Fall macht es noch deutlicher dass er total neben der Spur und nicht Herr seiner Sinne ist…das hat mich zum lachen gebracht 🙂
Ja das ist wohl die wichtigste Übung für jeden Tag und etwas für den Badezimmerspiegel … Gelassenheit 🙂
Sie wollen mir nichts geben, denke ich. Sie sind ja gar nicht bei sich, geschweige denn bei mir. Sie sind besessen von den Mustern, die sie gerade umtreiben. So sind sie gerade nicht „Meister“ sondern bedauernswerte Sklaven, denen ich auch gelassen begegnen können sollte. Denn sowas passiert mir auch zuweilen 🙂
Hey Richard,
ich glaube auch nicht, dass sie mir was geben wollen – aber das ist für mich auch gar nicht die Frage.
Die Frage ist: was kann ICH daraus lernen … und die Annahme, sie seien eben doch Meister, hilft dabei, diese Übung nicht sofort abzubrechen mit einem verfluchenden Gedanken.
LG
Tim
Hatte ich schon verstanden, wie du das meinst, Tim. Und natürlich hat es was mit mir zu tun, wenn es was anbringen in mir. Nur dieses Bild mag ich nicht teilen. Und Menschen in ihrer Unbewusstheit Meister zu nennen finde ich nicht konstruktiv, obgleich ich sie (und auch mich) ja dafür nicht verurteilen will. Ich denke das Bild ist jedenfalls nicht stimmig für das Unterbewusstsein, wenn nicht sogar irreführend. Mancher nimmt sowas dann schnell als Ausrede entgegen jeglicher Kritik. Es hat was von dem früheren Esoterik Strom.
Stimmt, an das Spiegelbild im Badezimmer hatte ich noch gar nicht gedacht dabei … was mir dabei sofort einfällt ist diese Geschichte: https://mymonk.de/hund-im-spiegel-eine-kurze-geschichte/
Lieber Tim,
grundsätzlich find ich die Idee gut, sich selbst ein wenig zu beobachten – und ich find, du hast das mit dem Artikel sehr schön auf den Punkt gebracht.
Was ich noch gern hinzufügen würde, ist, sich einfach vom Anspruch an sich selbst zu lösen, dass das IMMER funktionieren muss bzw. dass man das immer probieren muss.
Im Grunde ist das „kognitive Umstrukturierung“ und ich find aber auch, man darf sich einfach mal so richtig über jemanden ärgern, dann ists zumindest raus. (Klar, das andere Extrem, in den Gefühlen dann hängen zu bleiben und ewig über längst vergangene Situationen nachgrübeln, tut auch nicht gut.) Also einfach mal im Moment die Gefühle erleben – egal, ob sie positiv oder negativ sind.
Alles Liebe,
Marie
Hey Marie,
ja, auch für mich ein sehr wichtiger Punkt – es ist eine Übung. Wie Liegestütze – die macht man ja auch nicht den ganzen Tag.
Für mich ist es aber auch kein Widerspruch:
– zuerst achtsam wahrnehmen, was das mit einem macht
– dann fragen, ob man daraus etwas für sich mitnehmen kann
LG
Tim
Sehr interessantes Gedankenexperiment.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir unser Leben so weit wie möglich genießen sollten. Das wir von anderen Menschen lernen können ist ein sinnvoller Versuch, ich bin gespannt, wie der sich im Alltag macht 😉
Das Bewusstsein für den Alltag ist uns leider durch immer höheres Tempo abhanden gekommen. Wir haben verlernt auf die kleinen Dinge zu achten und uns über Alltägliches zu freuen.
Vielen Dank, dass Du dieses Gedankenexperiment mit uns teilst!
LG,
Jan
Danke Dir, Jan! 🙂
Hey Tim,
danke für diesen schönen Denkanstoß!
LG, Steffi
Hi Steffi, gern! Danke fürs Lesen!
Ich habe jemanden im beruflichen Umfeld, der immer wieder aufs neue meine Stärke mit mir trainiert. Auch wenn er mich ungerechtfertigt anranzt, wenn ich weiß ich bin im Recht macht es mich nicht mehr fertig – und wenn er 20 mal in der Hierarchie über mir steht und älter ist. Die meisten meiner Kollegen lassen sich davon fertig machen. Einige fangen sogar an zu weinen, obwohl sie wissen das er unrecht hat und einfach nur cholerisch ist. Ich freue mich jedes mal wenn ich stark bleibe und zu dem stehe, was ich tue. Schön ist vor allem (nun ja nicht für alle) das besagte Person, wenn sie merkt sie kann ihrem Gegenüber nichts den Spaß am stänkern verliert und sich auf die Leute konzentriert die noch etwas mehr Training brauchen. Nett eigentlich 😉 Vielleicht sollte ich mich mal bedanken. 🙂
Hi Dienstagsmädchen,
Danke für Deinen kurzen Erfahrungsbericht!
Was, würdest Du sagen, unterscheidet Dich von den Kollegen, die der Chef noch immer so mitnimmt?
LG
Tim
Hallo Tim,
Ich denke es ist die Selbstsicherheit. Ich kann meine Fähigkeiten ganz gut einschätzen und ich weiß, wenn ich mein Bestes gebe und er trotzdem meckert, bedeutet es nicht zwangsläufig das ich nicht gut genug bin. Ärgern tut es mich nur, wenn er Recht hat und ich tatsächlich einen Fehler gemacht habe. Aber auch da versuche ich dankbar zu sein von ihm lernen zu können, auch wenn es schwer fällt mit seiner Art.
Außerdem ist es die Gelassenheit. Was auf der Arbeit passiert ist nicht das wichtigste auf der Welt. (Ich habe das auch schon mal anders gesehen) Ich kann irgendwann nach Hause gehen und muss ihn nicht mehr sehen, er muss allerdings den ganzen Tag mit seinen Launen leben. Stell ich mir auch nicht so schön vor. 😉
Die Schatten die wir auf andere werfen, sind unsere eigenen 😉
Wenn der Mensch nur die Schönheit einer Hin-Gabe von außen in sich aufnehmen kann, dann lebt er im Außen.
Wenn der Mensch die angeblichen Schattenseiten eines anderen Menschen wahrnimmt, schiebt er seine eigene Schatten von sich weg.
Alles was uns innerlich beißt, da wir in der Annahme leben, dieses beißen kommt von außen, hat noch nicht verstanden, dass dies die eigenen Schatten seines Selbst ist.
Daher fallen immer mehr Menschen in die Gleichgültigkeit…….nicht nur sich selbst gegenüber……
Das Verhalten eines Gegenüber zeigt uns nicht nur, WER dieser Mensch ist, sondern er zeigt uns auch, WER wir sind, durch unser Verhalten diesen Menschen gegenüber…….
Das SEHE ich genau so. Die Welt um uns herum ist mit uns verbunden, nur durch unser Ego grenzen wir uns von ihr ab bzw. leben dadurch nicht mit Ihr im Einklang. Ich durfte dies durch einen Schamanen erleben und erlebe es weiterhin. Je demütiger ich bin, umso entgegenkommender ist die Welt zu mir.
Das Leben gibt einen Hinweise was wir noch nicht verstanden haben, solange wir einen Schritt weiter kommen. Bis dahin wiederholen sich die Abläufe.
Aktion = Reaktion
Ich weiß, das das, wenn Mann/Frau das nicht selbst erlebt hat seltsam klingt, denn auch ich glaube, oder habe meine Perspektive erst durch eigene Erfahrungen wirklich ändern können.
Mach weiter so Tim!
Sehr schöne Übung, Tim. Mal einen anderen Blick auf die Dinge werfen, mal aus seinen eigenen gedanklichen Verstrickungen heraus kommen, hilft mir öfter, gelassener zu sein in solchen Situationen. Der Gedanke, dass dieser bestimmte Mensch mit seiner Handlung vielleicht einen Hinweis auf mich selbst gibt, also aus einem bestimmten Grund da ist, finde ich gut. Aber manchmal ist das eben nicht der Fall, und derjenige einfach nur unverschämt/rücksichtslos/etc. Und sich darüber mal so ordentlich zu ärgern (und es dann wieder loszulassen), ist gesund, wie ich finde.
Eine andere Möglichkeit, mit so jemandem umzugehen, ist, sich dessen Schuh nicht anzuziehen. Es ist seine Stimmung, sein Verhalten, seine Eigenart, die vordergründig nichts mit mir zu tun hat. Wenn ich denjenigen so belasse wie er ist, ohne mich in seine Stimmung etc. hinein ziehen zu lassen, kommt gar nicht erst Ärger auf. Funktioniert nicht immer, aber immer öfter. 😉
Eine sehr interesante und fördende Übung gerade was einem vorwärst bringt…Danke!
Oh das würde ich gern! Aber ich kann nicht. Dafür gibt es einfach zu viele schlechte Menschen. Oder war der Typ, der kürzlich nachts in meiner Straße zwei Frauen überfallen hat, erleuchtet? Oder die Kinder, die kürzlich einen Hund immer wieder in den Kanal schmissen?
Ich bin durchaus ein optimistischer Mensch mit einem festen Glauben an das Gute im Menschen. Und ich sehe auch, dass Du in den angesprochenen alltäglichen Bereichen recht hast. Aber ein All-Satz (Jeder ist erleuchtet) muss eben auch für alle gelten.
LG, Ela
Danke Dir sehr, sehe mich immer wieder bestärkt noch mehr an mir zu arbeiten… Mit Erfolg , es lebt sich so viel freier….
Dankeschön Belinda!
So viele Menschen verbringen ihr Leben damit, dass sie unbedingt die anderen Menschen um sich herum verändern wollen und übersehen dabei, dass das einzige, was sie ändern können, ihr eigener Umgang mit der Situation ist.
Danke Dir sehr für Deine Worte <3
Hi Tabea,
ich danke Dir!
LG
Tim
Jeder kann auch auf sein gegenüber einwirken, wenig durch eigene Passivität und non verbalität, mehr durch ehrlicher Ausdruck seines selbst und seiner Absicht in positiver oder neutraler Wortwahl, weniger durch übertriebene Forderungen und Gewalt und Dinge erzwingen. Positive Gelassenheit und sich dabei nicht verstecken, sondern ausdrücken, was man gerade weil, fühlt oder braucht.wenn das gegenüber bei aller Herrlichkeit nicht darauf eingeht, sich wichtigeren Dingen zuwenden und nicht daran gestoßen.
Jeder kann auch auf sein gegenüber einwirken, wenig durch eigene Passivität und non verbalität, mehr durch ehrlicher Ausdruck seines selbst und seiner Absicht in positiver oder neutraler Wortwahl, weniger durch übertriebene Forderungen und Gewalt und Dinge erzwingen. Positive Gelassenheit und sich dabei nicht verstecken, sondern ausdrücken, was man gerade weil, fühlt oder braucht.wenn das gegenüber bei aller Herrlichkeit nicht darauf eingeht, sich wichtigeren Dingen zuwenden und nicht daran fest beisen
Leider zeigt es gerade wieder – ich sollte irgendwie ein „Arschloch“ werden, ignoranter, ein bissel egoistischer und Verantwortungsbewusstsein in Bezug auf Mitmenschen sollte mich nicht tangieren…aber irgendwie…. naja
da bleibt mir wie immer nur „Gelassenheit“ was mir dann wiederum als „Kälte“ ausgelegt wird ^^
Hi Lanie, du scheinst zwischen Extremen zu schwingen. Authentizität braucht manchmal etwas Mut, besonders bis sie zur Gewohnheit wird. Doch der Weg lohnt sich bestimmt auch für dich.
Da kann ich Richard nur beipflichten. Es bedarf an Übung, bis durch diese dann eine Art Automatismus erreicht wird, welcher Körper und Seele dann letztendlich Gut tut. Ich selbst lebe im extremen hin und her – ärgere mich, wenn andere mich wie einen Putzlappen behandeln und mir fallen zumeist gerade dann keine passende Worte und ich ärgere mich weiter, sogar noch zu Hause – wobei der andere überhaupt gar nicht mehr anwesend ist. Nach einer Zeit, wenn ich den inneren Kampf überwunden habe, kommt es manchmal noch hoch. Dann stelle ich mir vor, nach dem Motto „andere kochen auch nur mit Wasser“, das ich genauso gleichwertig bin wie jeder andere hier auf Planet Earth und ich empfinde eine innere Ruhe und Zufriedenheit. Diesen Zustand, Denken versuche ich mir nun desöfteren vorzustellen und agiere gleichzeitig viel entspannter und die sogenannte Schlagfertigkeit kommt mit der Entspannung automatisch hinzu – dies ist bei mir noch nicht die Regel, aber ich weiß, das dieser Zustand möglich ist, also gebe ich nicht auf und hoffe, das ich da bald sehr viel öfter sein werde.
Guts Nächtle
Danke. Die Übung hat mich auf eine Lösung gebracht. Warum empfinde ich soviel Schmerz und Wut, wenn ich im Supermarkt das KZ Fleisch sehe und die Leute es kaufen. Es soll mich in Zukunft stark machen. Gelassen kann mein Herz zu diesen Emotionen nie werden, weil die Liebe zu Tieren groß ist. Stark für sie einzutreten ist die Lösung. Die Energie für den Kampf.
Sehr gute Übung und sehr hilfreich. Danke! 🙂