Das Leben läuft oft nicht so, wie wir’s uns wünschen. Wir verlieren, werden krank, werden gefeuert oder verlassen, sehen unsere Partner einen anderen oder eine andere küssen, wie sie uns seit Jahren nicht geküsst haben, sehen schlimmstenfalls sogar unsere Kinder verunglücken.
Das allein heißt aber noch nicht, dass das Leben auch unfair ist.
Die Christen sagen: „Man erntet, was man sät“. Wenn auch vielleicht erst im Himmel oder in der Hölle. Oder: „Gottes Wege sind unergründlich, aber am Ende wird er Dir widerfahren lassen, was am Besten für Dich ist.“
Die Buddhisten sagen: „Karma – also Ursache und Wirkung – bestimmt alles“. Wer jetzt als Baby mit drei Augen, aber ohne Arme und Beine in eine Familie voller bösartiger Gewalttäter statt liebevoller Versorger geboren wird – und dem mit drei Augen erst recht zuschauen muss und ohne Arme und Beine erst recht ausgeliefert ist – um nach wenigen Lebensjahren an einen Organhändler verkauft zu werden, der hat ja sicher im letzten Leben eine Menge falsch gemacht und damit sein heutiges Leid verursacht. Das gilt auch für Millionen toten Zivilisten, die in Kriegen elendig verreckten, für alle Feuerwehrmänner, die beim Einsatz sterben, alle Opfer von mit bis zum Anschlag besoffenen Autofahrerunfallbauern und für alle, die unschuldig ihr halbes Leben lang im Knast sitzen.
Die Selbsthilfeindustrie sagt oft, um ihren Scheiß zu verkaufen: „Du hast es in der Hand! Du kannst ALLES erreichen, wenn Du nur weißt wie! Wer sich genug anstrengt dem wird alles gelingen. Oder: alle Krankheiten sind selbst verursacht. Oder: wer sich etwas genug wünscht oder visualisiert, der wird es definitiv bekommen.“
Was ist aber mit denen, die sich nicht in die religiösen, weltanschaulichen oder marketing-befleckten Betten legen können oder wollen, und daher nicht auf etwas Weichem liegen, das die Gläubigen aller Art besser aushalten lässt, was auf den ersten Blick und auch noch auf den tausendsten Blick unfair scheint?
Fair oder unfair – das ist hier die Frage. Oder?
Die meisten Menschen, mich eingeschlossen, verzehren sich nach der Gerechtigkeit. Nach dem guten Ende. Danach, dass die Schurken bestraft und die Helden belohnt werden. Je nachdem, wie wir mit dieser Sehnsucht umgehen, lassen sich mindestens vier Typen unterscheiden:
- Typ 1: Wer das Leben für fair hält und sich darin durch nichts erschüttern lässt, ist vermutlich ganz gut dran. Die Leute aus dieser Gruppe berufen sich auf eine Religion, Weltanschauung, ihr eigenes Gefühl oder irgendwelche Gurus.
- Typ 2: Wer das Leben nicht für fair hält, aber meint ein Recht darauf zu haben, fair vom Schicksal, Zufall oder wem auch immer behandelt zu werden, der ist schlecht dran. Muss er doch wieder und wieder und wieder erleben, wie sich das Leben nicht daran hält. So wie Michel Houellebecq schreibt: „Bei den Verletzungen, die es uns zufügt, wechselt das Leben zwischen Brutalität und Heimtücke.“
- Typ 3: Man hält das Leben für unfair, denkt aber nicht, dass es eigentlich anders sein sollte, sondern findet sich damit ab.
- Typ 4: Man hält das Leben für weder fair noch unfair. Man hält „fair“ und „unfair“ nur für Begriffe, gebildet von einem Ego, das zwischen sich und allem anderen eine Grenze zieht, die es eigentlich nicht gibt. Man würde also die Frage „Ist das Leben fair?“ vielleicht beantworten mit „Das Leben ist.“ – jedoch würde man sich diese Frage selbst nie stellen. Unser Ego, unsere selbst auferlegte Trennung vom Großen Ganzen, unterscheidet erst in Richtig und Falsch, Gut und Böse, Fair und Unfair. Ohne Ego keine Unterscheidungen.
Mir geht’s ziemlich gut, ich habe ein schönes Leben, hab mich oft angestrengt, aber auch oft Glück gehabt. Ich musste nie Hunger leiden, konnte ein Gymnasium und eine Uni besuchen und hatte immer Freunde (nur mit mir selbst war ich lange Zeit nicht befreundet). Genauso hätte ich als das dreiäugige Baby ohne Arme und Beine auf die Welt kommen können, und in eine Welt voller Bösartigkeit und Leid.
Und trotzdem, auch wenn alles viel schlimmer hätte kommen können: ich hadere regelmäßig mit so vielen Dingen, die mir oder anderen passieren oder nicht passieren und unfair erscheinen, wenn ich darüber nachdenke.
Ich denke nicht, dass es für diese nicht eintretenden oder eben doch eintretenden Sachen immer einen Grund gibt – an Gott und Karma kann ich zurzeit nicht glauben. Von einer Erleuchtung, sofern es diese überhaupt gibt, bin ich Lichtjahre entfernt – und bis dahin werde ich wohl an einem Ego hängen und damit auch an Begriffen und Unterscheidungen.
Doch verzweifeln will ich an der fehlenden Fairness auch nicht.
Daher denke ich mir, oder versuche zumindest zu denken, so gut ich kann:
Das Leben ist nicht fair. Aber was soll’s.
„Zu erwarten, dass das Leben Dich fair behandelt, weil Du ein guter Mensch bist, ist wie von einem Stier zu erwarten, dass er Dich nicht angreift, weil Du Vegetarier bist.“
– Dennis Wholey
Das Leben ist nicht fair, aber auch nicht unfair. Das Leben meint’s jedenfalls nicht persönlich.
Irgendwie finde ich das sogar befreiend.
Meine Gedanken dazu sehen ungefähr so aus:
- Das Leben ist nicht fair. Aber auch nicht unfair – ihm ist es einfach egal, was mit uns passiert. Niemand hat uns versprochen, dass es fair ist. Also können wir Fairness auch nicht einklagen und brauchen mangelnde Fairness nicht beklagen.
- Was mir passiert, hab ich nicht voll in der Hand. Aber was ich tue oder wie ich damit umgehe, kann ich meistens trotzdem beeinflussen. Damit bleibt es für mich sinnvoll, zu kämpfen und zu wachsen. Mein Abenteuer mit offenem Ausgang.
- Was anderen passiert, haben sie nicht voll in der Hand. Dadurch kann ich leichter mitfühlen. Und leichter dankbar sein für das, was ich habe – denn ein Anrecht hab’ ich auf nichts von Alldem, weder auf Gesundheit, noch auf sonst etwas.
Zum Schluss denke ich an einen Ausspruch der Gebrüder Grimm: „Das Leben mag unfair sein, aber der Tod ist absolut fair“.
Wir alle enden mit leeren Taschen unter der Erde.
Was sagt ihr – ist das Leben fair?
Photo: wolfgangfoto
Ich möchte aufhören mir diese Frage zu stellen, sonst gerate ich leicht in eine Opferrolle, in der ich mich nur unwohl fühle. Das Leben ist eben so wie es ist und darüber zu klagen, dass es immer nur mich armen Deppen bzw. meine Lieben um mich herum trifft, macht es definitiv nicht lebenswerter. Also versuche ich den Fokus auf das zu lenken, was gut läuft. Gelingt nicht immer, aber schon immer häufiger. Die Aussage von Dennis Wholey hilft mir vielleicht in Zukunft schneller die Kurve zu kriegen. Vielen Dank dafür!
Danke Dir, Tanja. Gar nicht darüber nachzudenken halte ich auch für einen sehr guten Weg (nur fällt zumindest mir das manchmal schwer). LG Tim
Ich hatte vor kurzem eine OP. Verdacht auf einen bösartigen Tumor. Ich dachte…warum? Dann war er gutartig. Die Reaktionen meines Partners und meiner Familie waren sehr schön. Sie waren für mich da. Doch…es gibt sie. Die selbsternannten ohne Schicksal und mit den besten Ratschlägen. Da erhalte ich also von so einem gute Laune Terroristen einen Link. Selbstheilung. Klar. Der 15 Centimenter Tumor wäre mir nicht passiert. Wenn ich jeden Tag nur positiv durchs Leben ginge? Ich hätte ihn wegdenken können? Ja, ich glaube an Gott. Bin ein Gefühlsmensch. Doch bin ich sehr froh einen Verstand zu haben. Dieser versorgt mich mit Logik und hilft mir wenn das „böse“ zuschlägt. Danke für Deine Gedanken! Sie sind genau richtig und wichtig. Realität.
Liebe Tanja,
ich hoffe, Du hast Dich schon gut von der OP erholt und es geht Dir gut.
Was Du schreibst passt sehr gut zu den Gedanken, die mich zurzeit besonders begleiten. Danke Dir!
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
Danke für Deine Gedanken. Und zu Deiner lieben Frage. Es geht mir schon sehr gut. Schone mich gerade noch.
Ich lese Deine Gedanken mit viel Interesse und bin froh dass es Menschen wie Dich gibt. Menschen, die nachdenken und fühlen. Menschen, die Ihre Gedanken und Gefühle mitteilen. Das ist selten.
Ich habe einen wundervollen Ehemann finden dürfen. Mit ihm kann ich alles teilen und leben. Wir leben jedoch auf einer Insel ohne Freunde. Das finde ich schade.
Liebe Grüße von der Insel 😉
Hallo Tim, ich finde deinen Artikel, wie immer gut und wichtig.
meine eigene Sichtweise ist:
Leben hat immer einen „Besitzer“, ich rede von meinem Leben, von deinem Leben aber nicht von DEM Leben, als sei es etwas Abstraktes außerhalb unserer selbst.
Über einen großen Teil meines Lebens kann und sollte ich selbst entscheiden. Hiermit sind bei der Selbstverantwortung. Über einen anderen Teil meines Lebens kann ich nicht selbst entscheiden, weil es Einflüssen unterliegt (Tumor in meinem Körper oder Chef etc.), die ich möglicherweise beeinflussen, aber letztlich nicht zu 100% steuern kann. Was hieraus resultiert an „Unfairness“ oder auch „Fairness“, dazu kann ich nur eine Haltung entwickeln – und die kann dann unterschiedlich geprägt sein: religiös, philosophisch, „Gurös“ oder wie auch immer.
Insofern volle inhaltliche Übereinstimmung.
Den verbalen Unterschied mache ich einzig und allein aus dem Grund, weil ich als Coach und Trainer oft mit Aussagen der Art „Das Leben meint es nicht gut mit mir“ konfrontiert bin, und das häufig in Situationen, in denen man diese Menschen an ihre Selbstverantwortung erinnern muss.
Danke für den Klasse Artikel.
Hi Charly,
ja, die Selbstverantwortung einerseits ergreifen und andererseits „das Leben“, das es nicht „gut mit einem meint“ entpersonifzieren. Wie Du schon sagst, es gibt nicht das eine Leben, das einem bewusst in die Suppe spuckt oder ein Festmahl zubereitet.
LG
Tim
Vielen Dank für die gute Frage und für Deine guten Gedanken. Ich habe die Frage bei Dir aufgehoben, mitgenommen und meine eigenen Gedanken dazu gegeben. Hier ist das Resultat: http://gaba-ultramind.blogspot.de/2013/11/ist-das-leben-fair.html
Viele liebe Grüße aus dem verschneiten Isartal,
besser und besser,
Gaba
Hi Gaba,
schön mal wieder von Dir zu lesen, ich hoffe Dir geht’s gut!
Ich schau jetzt gleich mal bei Dir vorbei und lese Deine Gedanken dazu.
LG
Tim
Zitat: >>Es ist nicht entscheidend, welche Karten Du im Spiel des Lebens erhältst.
Viel wichtiger ist, wie Du sie spielst!<< So sehe ich das auch, das Beste aus dem machen was einem zur Verfügung steht … und vor allem dankbar zu sein für das was man hat (auch wenn dies wenig erscheinen mag, meistens gibt es jemanden der noch weniger hat, der noch … um beim Beispiel zu bleiben … schlechtere Karten bekommen hat) … "Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, frag nach Salz und Tequila oder mache Limonade daraus." Befinde ich mich in der Opferrolle oder bestimme ich wie ich mein Leben anpacke … darum geht es m. E. letztlich …
Hallo Gaby,
… und vor allem dankbar zu sein für das was man hat …
Ist es nicht besser, dankbar zu sein für das was man nicht hat? Ich empfinde Haben als Belastung. Es dient zur Orientierung in einer ansonsten orientierungslosen Welt. Es macht unfrei. Verhindert das sich öffnen für das was ist.
Denkfehler beim Thema Buddhismus – also bei Deinem Übertrag vor allem. Das Prinzip „Ursache und Wirkung” beschreibt lediglich, dass Du in Deiner realen Existenz die Ursachen selber setzen kannst. Also selbst die Entscheidung treffen kannst, ob Du für gute oder nicht so gute gesetzte Ursachen ein entsprechendes Feedback (Wirkung) bekommen möchtest. Kurz: das Thema „Ursache und Wirkung” ist viel mehr auf Dein jetziges weltliches Dasein (der Buddhist geht davon aus, dass die Buddhaschaft schon in jedem einzelnen existiert) ausgerichtet, als auf irgendeinen christlichen Wiedergeburts-Hokuspokus.
Im Buddhismus gibt es „die Wiedergeburt” schlichtweg nicht. Es gibt lediglich eine energetische Existenz. Du bleibst quasi immer da, änderst allenfalls Deine Erscheinungsform! Das heißt, machst Du in Deiner hiesigen Existenz, wie Du schreibst „etwas falsch” passiert Dir lediglich, dass Du in Deiner Existenz auf dem Karma-Treppchen den nächsten Schritt erst mal nicht weitergehen darfst. Kurz: vertane Chance auf dem Weg zur Erleuchtung selbstgebastelt.
Dass man bei der vormaligen Existenz bei schlecht gesetzten Ursachen in der nächsten die Quittung bekäme wäre demnach christlich orientierter Bullshit. Im Buddhismus hast Du lediglich Deine Hausaufgaben gut zu machen, bevor Du über Los gehen darfst. 😉
Hi creezy,
vielen Dank für Deine Zeilen!
Das heißt, es gibt nur einen Weg – den nach oben (wenn man nicht auf der Stelle stehen bleibt)?
Und das arme Kind aus obigem Beispiel war in der vorherigen Inkarnation entweder genauso schlecht oder noch schlechter dran?
LG
Tim
Hallo liebe Creezy,
ich habe zunächst interessiert Deine Erklärung zum Buddhismus gelesen. Dann blieb ich bei Deiner Wortwahl „christlich orientierter Bullshit“ hängen.
Egal welcher Idiologie oder besser gesagt welcher menschlicher Phantasie und erklärungsversuch man Sympathie entgegenbringen mag, so ist es schade wenn Menschen für ihre Anschauung kritisiert werden.
Mein Großvater sagte immer dass niemand weiss was nach dem Tod geschieht. Einfache wahre Worte.
🙂
Was mir ein wenig aufstößt ist,das fairniß gleichgestellt wird mit gerechtigkeit.beides ist aber grundverschieden voneinander.unfair wäre es zum beispiel wenn ein gesunder mit jemandem um die wette rennt dessen beine verkrüppelt sind,aber gerecht würde die sache werden wenn nach dem rennen,dem krüppel handycapzeit abgezogen werden würde.ist nicht das beste beispiel,was besseres fällt mir grade nicht ein.ich denke und glaube das leben kann für jemanden hardcore beschissen laufen,und für einen anderen supertoll,am ende wird trotzdem gerechtigkeit sein.im endeffekt ist solange wir leben auch nur alles subjektive egowahrnehmung.es gibt leute die sind super gesund,aber haben ein beschissenes leben,und es gibt menschen die sind ohne arme und beine auf die welt gekommen und sind superbgut drauf und leben ein erfulltes leben( aus ihrer sicht)
Hi Thorsten,
ich glaube, „gerecht“ und „fair“ sind identisch (fair ist die englische Übersetzung von gerecht).
Wäre es nicht genauso „gerecht“, die zwei gegeneinander antreten zu lassen, aber „fair“, wenn den Unterschieden am Ende Rechnung getragen wird?
Mit dem, was wir draus machen (glücklich oder nicht, erfüllt oder nicht), da geb‘ ich Dir natürlich Recht, dass das entscheidend ist.
LG
Tim
Nö, das leben ist nicht fair. Der Schwabe weiß: „Jeder hat sei‘ Päckle zum tragen.“ Jeder startet mit unterschiedlichen Voraussetzungen, mit unterschiedlich viel oder wenig Intelligenz, mit unterschiedlichen Talenten usw. und mit einem Umfeld (zunächst Eltern, später Freunde), in dem er oder sie etwas draus machen kann oder eben auch eher nicht.
Also alles scheiße? Nein, überhaupt nicht. Das Problem ist, sich andauernd zu vergleichen und immer nur das zu sehen, was man nicht hat. Wenn ich immer nur nach oben schaue, werde ich immer kleiner. Wenn ich immer nur nach unten schaue, bin ich ein Arschloch. Und wenn ich immer nur das sehe, was mir fehlt, habe ich nichts schönes mehr. Beispiel: Viele Menschen haben mehr Geld als ich – ich habe dafür mehr Zeit als viele Menschen. Und so ist es ja bei vielem.
Vielleicht wär das eine Idee: Sich immer mal wieder bewusst machen, was alles gut ist. Was man erreicht hat, weil man es wirklich wollte. Und: Mit sich selber gnädig sein. Immer und immer wieder. Und damit in der Lage sein, lockerer an das ranzugehen,was noch nicht gut ist.
Das Leben ist nicht fair. Aber gut ist es trotzdem.
„Einem Jedem geschehe nach seinem Glauben.“
Heißt für Dich? (ich glaube, das kann man unterschiedlich auslegen)
Das „Leben“ kann nicht fair oder unfair sein! Es geht immer um DEINE Beurteilung von Dingen, die zunächst mal als neutral anzusehen sind. Es sind IMMER die zugrundeliegenden Glaubenssätze eines jeden von uns, die uns in eine bestimmte Richtung treiben und dann „er-leben“ wir die Konsequenzen unserer Glaubensätze.
P.S. Mache dir um die „Erleuchtung“ keine Gedanken, sondern erfreue dich an DEINEM ureigensten Weg – du bist noch jung und hast schon so viel begriffen.
Ja Birgit, so ähnlich sehe ich das auch…Ich glaube, dass das Leben einfach ist… Es geschehen einfach Dinge… Je älter ich wurde, desto mehr habe ich begriffen, dass sich darüber aufregen nicht lohnt. Ich versuche meine Energie dafür einzusetzen, wie ich am Besten damit umgehe. um trotz vielleicht vieler Wunden selber fair zu bleiben… Und da setzt für mich das tatsächliche „Problem“ der Fairness oder Ungerechtigkeit ein… Nämlich ich als Mensch bzw. die vielen Menschen, die unsere Gesellschaft sind. Ich muss aufpassen, dass ich unschöne Dinge, die ich erlebe nicht zu meinem „Ratgeber“ mache… Andere Menschen darunter „leiden“ lasse, die dafür nicht die Verantwortung tragen… Und damit bin ich so beschäftigt, dass ich überhaupt keine Zeit und Energie mehr dafür habe, mir Gedanken zu machen, ob das Leben an sich und im Besonderen fair oder ungerecht ist 😉
Liebe Grüße an alle und einen schönen Restsonntag 🙂
Wie oft passiert es, dass man sich vom Leben unfair behandelt fühlt, es aber im Endeffekt zum besseren führt. Fairness oder Gerechtigkeit im Leben sollte man meiner Meinung nach nicht im Augenblick bemessen. Eigentlich kann man doch nur rückblickend bewerten, ob das Leben fair mit einem umgegangen ist oder nicht. Zumindest haben wir hier doch schon die besten Voraussetzungen, allein das ist schon mehr als fair.
»Das Leben« gibt es nicht. Also kann es weder fair noch unfair sein. Wie ein bestimmtes Leben verläuft, ist von ganz vielen Variablen abhängig. Auf einige können wir ein bisschen Einfluss nehmen, auf die meisten nicht. Und wie sich unser eigenes Tun oder Lassen letztlich im Zusammenwirken mit anderen Faktoren auswirkt, können wir im Voraus auch nicht wissen. Der Zufall spielt bei allem wohl die größte Rolle; wie eigentlich alles Leben dem Zufall nützlichr DNA-Mutationen geschuldet ist. Geht’s mir gut, freue ich mich darüber. Und mir geht’s im Moment gut. Geht’s mir schlecht, nehme ich es hin und versuche, an den Schrauben zu drehen, die ich erreichen und drehen kann. Dass dabei was Positives rauskommt, kann ich hoffen, nicht wissen. Die meisten Ratgeberautoren sind Scharlatane, weil sie so tun, als sei das Leben in erster Linie das, was wir selbst draus machen. Das führt dazu, dass sich diejenigen, denen es nicht gut geht, als Versager fühlen müssen. Sind sie aber nicht.
Lieber Tim,
vielen Dank für deine Offenheit.
Ich habe schon so einiges erlebt, das mich dem Tode sehr nah gebracht hat.
Ich habe herausgefunden, dass das Leben fair ist Wohl genau wegen dieser „Schicksalsschläge“ habe ich dies verstanden. Ich habe es dem Leben wohl sehr schwer gemacht, bis ich meine Lektion gelernt hatte:
Ich habe herausgefunden, dass meine Gedanken etwas anderes sind als mein Denken oder genauer: meiner Geisteshaltung.
Unsere Gedanken können wir ebenso wie unserer Verhalten manipulieren und zu kontrollieren versuchen. Dies wird uns um so besser gelingen, um so bessere Karten wir bekommen haben und umso besser wir spielen (um das Bild von Gabriele Bauer, Gaba, aufzunehmen).
Wenn ich auf der Coach liege und das Gedankenkarusell dreht sich, weil mein Tumor bösartig war und ich einen Chemococtail geschluckt hatte, dann kann ich mich da rausholen. Ich kann mich entscheiden und der Angst ins Gesicht sehen und sagen: Nein, ich sehe dich, aber im Moment lebe ich und wenn ich spazieren gehe, beruhigen sich auch meine Gedanken. Und während dem Spaziergang verging die Angst und der Schmerz.
Später habe ich erkannt: Ich habe mich nicht mit positiven Gedanken da rausgeholt, sondern mit einer Entscheidung!
Mit dem Erkennen, dass ich eine Wahl habe!!
Unsere Wahl, die wir in jeder Sekunde unseres Lebens immer wieder treffen: Laufe ich weg vor der Angst oder schaue ich sie mir an?
Laufe ich weg, dann habe ich mich für das Spiel entschieden, für das Manipulieren und Kontrollieren. „Ich werde schon einen Weg finden (auf meiner Flucht), wo ich der Angst entkomme oder mich gut verstecken kann.“
Die Flucht ist das gleiche, wie der Kampf/ Angriff/ Verteidigung. Nur andere Strategien (Spielzüge) der gleichen Geisteshaltung: Ich kann der Angst / den Ungerechtigkeiten/ Unfairness des Lebens entkommen.
Mein Gedankenkarusell wird durch diese Geisteshaltung angetrieben: Wie entkomme ich?
Ich bin diesmal nicht mehr geflüchtet, habe nicht gekämpft, weil ich des Kampfes leid war. Ich habe nicht mehr behauptet, das das Leben etwas anderes ist als ich, das es fair oder unfair sein könne.
Ich habe mir die Angst angeschaut. Und dann passiert das Wunder: Schaust du dir alles mit einer friedlichen Geisteshaltung an, beginnt die Heilung und die Angst geht.
Hat bei mir 1 Jahr der Heilung gedauert, nach 30ig Jahren des Kampfes = des mehr oder weniger zufriedenen Lebens, mit seinen Höhen und Tiefen, Unfairness, Hinterhalten oder auch „Kann man eh nix machen“ (glücklichen) Zeiten.
Wichtig für die Heilung ist die Erkenntnis, dass man die Macht hat das Spiel zu beenden! Ich kann eine andere Pespektive/ Grundannahme/ Geisteshaltung einnehmen und mir alles noch mal anschauen, durch den Kopf gehen lassen und dann mal nach diesen Gedanken handeln. Die andere Perspektive: Ich bin nicht getrennt und dem Leben ausgeliefert und kann nur reagieren, ich bin 100% verbunden und gleich! Wenn es aber meine Angst, Krankheit, Leid ist, dann kann ich ja garnicht entkommen oder mich verstecken oder siegen. Wenn ich über alles noch mal nachdenke, unter der Grundannahme, das ich verbunden und gleich bin, dann sieht auch das was die anderen tun oder getan haben ganz anders aus. Die Schuldfrage stellt sich dann garnicht mehr?! Mit dieser neuen Perspektive beginnt die Heilung und wahre Freiheit.
Das Leben ist fair, es hält für mich immer die richtigen Lektionen bereit, bis ich kapiert habe, dass ich auch fair sein muss, um an der Fairness teil zu haben.
Liebe und Gesundheit an Dich und alle deiner Leser, Annette
liebe annette,
es ist schön, dass es dir gelingt, deine gedanken und deine geisteshaltung zumindest teilweise zu kontrollieren. das ist eine gabe, für die du dankbar sein darfst.
aber das gelingt auch nicht immer und nicht jedem. was sich in unserem kopf abspielt, darauf haben wir nur einen beschränkten einfluss. der größte teil unseres denkens spielt sich in dem bereich ab, der unserem bewusstsein nicht zugänglich ist. und das ist auch gut so, sonst könnten wir nicht leben. was aber unser unbewusstes dem bewusstsein »zur weiteren bearbeitung« vorlegt, entzieht sich auch unserem willen. das bild stammt von wolf singer, der meinte, wir könnten schließlich nur über das entscheiden, was uns das unbewusste ins frontalhirn übergibt. das ist aus neurowissenschaftlicher sicht sicher richtig. und ich finde es auch tröstlich. mein körper, zu dem ich auch mein gehirn und damit meine gedanken zähle, reguliert sich weitestgehend selbst. mit meinem bewusstsein wäre ich dazu nicht in der lage, dazu ist das system viel zu kompliziert. und ich darf vertrauen, dass sich im laufe der evolution mechanismen entwickelt haben, die dieser aufgabe bestens gewachsen sind. soweit mir mein körper entscheidungen übergibt, versuche ich, diese so gut wie möglich zu treffen. beruhigt von der gewissheit, dass vor der tatsächliochen ausführung noch einmal das limbische system steht (zuständig für unsere emotionen), das völlig unvernünftige entscheidungen nicht zur ausführung freigibt. und alles dies geschieht, ohne dass ich wirklich was davon merke. oder denke, es wären meine eigenen entscheidungen.
liebe grüße, karsten
Lieber Karsten,
vielen Dank für den Kommentar.
Es steht dir frei die Quelle deiner Gedanken dort zu lassen wo sie verborgen scheint. Aber da Du, ich, jeder bewusst darüber entscheiden könnte, welche Grundannahme man für seine Gedanken wählt, liegt die Wirkung dieser Entscheidung in unserer Verantwortung.
Ich kann/ will nicht all meine Gedanken kontrollieren oder sie mir bewusst machen.
Aber meine Gedanken sind davon abhängig, was ich über das Leben, den Anderen, die Krankheit, etc. denke/ was ich eine Haltung einnehme. Ich entscheide erst: Ist das Leben fair oder nicht und dann entstehen daraus Gedanken und später Handlungen.
Die Beantwortung der Frage, die Tim gestellt hat, ist die Ursache. Unsere Wirklichkeit ist die Wirkung.
Das habe ich herausgefunden. „Der Mensch sieht was er im Herzen trägt.“ (Goethe)
liebe annette,
mir ist wichtig: auch wer daran scheitert, seine grundannahmen hu ändern, hat nicht versagt. denn was unsere grundannahmen sind, ist nicht nur das ergebnis eines bewussten willensaktes. wir werden mit bestimmten genetischen anlagen geboren und unser gehirn verdrahtet sich nach und nach. dabei bleibt es für änderungen offen (plastizität nennen das die hirnforscher). aber nicht nur unser bewusstsein wirkt darauf ein. es sind so viele faktoren, und eben auch solche, die wir nicht beeinflussen können. albert einstein glaubte wie schopenhauer nicht an den freien willen und fand diesen gedanken tröstlich. so geht es mir auch. ich bin für vieles verantwortlich und kann manches ändern. aber es gibt neben meinem vermeintlich autronomen entscheidung auch noch andere kräfte, die auf mein gehirn und damit mein denken und handeln einwirken.
ich wünsche dir einen wunderbaren wochenbeginn,
karsten
Hallo Karsten,
mein Bild ist: unsere Jahre der Sozialisation, von Geburt an, gestalten unsere Psyche und zwar richtig „hart“ im Gehirn. Drum ist ja die Arbeit an Glaubenssätzen, wie auch Hüther schreibt, nur durch schwere, lange Lernarbeit, wenn überhaupt, zu erreichen: Man muss die etablierten Bahnen im Gehirn physikalisch verändern.
Zu den Dingen, auf die wir keinen Einfluss haben, können wir allerdings eine Haltung entwickeln, die uns den Umgang mit ihnen erleichtern kann. Das hat z.B. Viktor Frankl sehr eindrucksvoll in dem Buch über seinen KZ-Aufenthalt beschrieben.
Ja eben, doch muss es nicht für jeden so sein. Und für mich gilt auch: wer heilt hat Recht. Und die Erfolge des Huna und der östlichen Medizin z.B. sind beachtlich. Ich nenne dies schon auch eine Erkenntnis.
meine anderen Quellen neben Hüther sind Kandell, Schacter, besonders Damasio, sowie Ledoux und Siegel…..
karl-heinz: insbesondere kandell und damasio sind natürlich absolut erste adressen in der neurowissenschaft.
richard: es gibt nicht » die wahrheit« und auch nicht »die richtige erkenntnis«. jeder entscheidet das für sich.
Ja genau, selbst die Erkenntnisse der Wissenschaft sind nicht alle richtig.
richard: deshalb spricht man in den naturwissenschaften auch nicht von wahrheiten, sondern von gut oder weniger gut belegten theorien. belegt, nicht bewiesen. weil es beweise nur in der mathematik gibt, die keine naturwissenschaft ist. die medizin zählt allerdings auch nicht zu den naturwissenschaften, deswegen wird auch ein nobelpreis für medizin und physiologie vergeben. biologie und physiologie sind echte naturwissenschaften. und das ziel jeder echten wissenschaft ist es nach der definition von carl popper, eine theorie zu widerlegen (falsifizieren), um auf diese weise zu neuen erkenntnissen zu kommen. erkenntnissen, die immer nur vorläufige sein können. das unterscheidet wissenschaft vom glauben.
Ich glaube aber nicht, dass es mir zuträglicher wäre, nur das zu glauben, was die Wissenschaft mir glauben macht. Schließlich gibt es namhafte Wissenschaftler, die sich beklagen, die Wissenschaft mache nur das glaubhaft was Mainstream ist, und was gesponsert ist. Ich denke da besonders an Ulrich Warnke, der u.A. Biotechnologie und Biomechanik lehrte und die fehlende Akzeptanz von Modellen der Grenzwissenschaften beklagt.
und ja, was goethe gesagt hat, ist sowas von richtig: wir sehen, was wir im herzen tragen. aber wir sind nicht allein dafür verantwortlich, was in unserem herzen ist.
noch einmal: schönen wochenbeginn,
karsten
ja karl-heinz, so ist es. allerdings ist das mit dem »haltung entwickeln« halt auch nicht so einfach. auch dazu braucht es physikalische veränderung, weil jeder gedanke nichts anderes ist als ein physikalisches neuronen-schaltmuster. und je öfter das muster hergestellt (gedacht) wird, desto fester wird die der entsprechende pfad (neurons which fire together wire together). es bilden sich ja sichtbar neue ionenkanäle an den synapsen. die frühkindlich erworbenen muster sind frelich schon ziemlich fest verdrahtet, aber alles, was neu gelernt wird, braucht wiederholungen. das sagt nicht nur hüther, der ja ein bisschen ein problem-bär ist: seit ewigen zeiten nicht wirklich wissenschaftlich tätig und jetzt auf einem gebiet unterwegs, das nun wirklich nicht zu seinem fachbereich gehört. aber wie auch immer: unser gehirn ist veränderbar, wobei wir auf die veränderungen teilweise selbst einfluss haben – aber halt nur teilweise.
Ja Karsten, da stimme ich zu. Nur was uns bewusst ist können wir beeinflussen und wir nehmen Denkmuster an, ohne wirklich darüber entscheiden zu können. Mit Bewusstwerdung können wir wieder Muster ändern.
Einmal sind es die emotionalen Ladungen, die wir verringern können, wenn wir Gefühle und Situationen annehmen. Zum anderen sind es die Glaubenssätze selbst, die Emotionen hervorrufen und begründen.
Allerdings halte ich nicht sehr viel davon, dies gleichsam als Verdrahtung im Gehirn zu sehen. Dies tun wir nur, weil unsere Wissenschaft derzeit dort endet, wo das physikalisch greifbare endet und die feinstofflichen Modelle ablehnt. Die überlieferten Weisheiten sprechen hier von Mustern in Form von Energieverdichtingen, auf die wir durchaus Zugriff haben, über das Liebschaften System und durch Richten des Bewusstseins.
Die Gehirnbahnen richten sich eher an diesen Mustern und der Verwendung aus, sind aber nicht Ursache und deshalb auch nicht direkt änderbar.
Das Limbische System war natürlich gemeint 😉
ich kann nur über das diskutieren, was die wissenschaftlichen erkenntnisse anbieten. alles andere ist für mich im bereich der spekulation. und wo die wissenschaft endet, endet für mich auch die derzeige erkenntnis.
meine anderen Quellen neben Hüther sind Kandell, Schacter, besonders Damasio, sowie Ledoux und Siegel…..
Fair ist das Leben bestimmt nicht, da wir zu viele Dinge eben nicht in der Hand haben, anders als Jene, die immer behaupten man sei seines eigenen Glückes Schmied. Das stimmt nur bedingt, nämlich für die Dinge, die man selbst beeinflussen kann…
Wichtig ist halt nur, das man lernt dies zu akzeptieren!
Na das ist ja gerade der Schlüssel: Du gestaltest dein Leben durch deine Geisteshaltung, durch die Grundannahme, die du deinem Leben zugrunde legst: Entscheidest Du dich für „Das Leben ist ganz bestimmt nicht fair.“ Dann leitet sich daraus ab: Du bist anders als andere. Und jeder wird von sich besser denken, als von dem, was er ablehnt. Also ist man nicht nur anders, sondern auch besser, als „Die da“. Da man vor sich selber (hoffentlich) keine Angst hat, liegt also die Bedrohung der Angst, unfair behandelt zu werden, im Außen, wo auch „Die da“ sind.
Wenn Du diese Schlussfolgerungskette aufmerksam zum Anfang zurück verfolgst, siehst du: Du hast die Bedrohung selbst erzeugt durch deine Geisteshaltung.
Wenn Du beim nächsten Ärger mal eine andere Grundannahme wählst: „Das Leben ist fair“ und dann dir die Situation und das Verhalten der anderen noch einmal anschaust, sieht der Denkprozess anders aus: „Du bist fair, das Leben ist fair, also bist du nicht anders. Es gibt keine Bedrohung, vor der ich Angst haben muss. Wenn der andere etwas gemacht hat, dann gibt es sicherlich eine Erklärung, die es mich verstehen lässt, dass er fair ist und trotzdem dies getan hat. Da ich aber eine Bedrohung sehe, muss da ja eine Angst schlummern. Was für eine Angst ist das? Hat der andere/die Situation diese Angst verursacht oder nur ausgelöst? Wenn er sie nur ausgelöst hat, dann ist da etwas Altes versteckt, dass ich mir jetzt unter der neuen Perspektive, dass das Leben fair ist, mal ansehe. Oh, da war ich vielleicht auch unfair und brauche mich nicht zu wundern, dass dies damals so oder so gelaufen ist. usf.“
Nur die neue Perspektive weist den Weg in eine neue, faire Wirklichkeit und schwups: Bist Du deines Glückes Schmied.
Hi Annette, da gratuliere ich dir, dass du im Verlauf deiner Krankheit so weit hin gefunden hast zu dem was du Geisteshaltung nennst. Tatsächlich machen unsere Gedanken den Unterschied, denke ich, oder vielleicht genauer die Muster, denen unsere Gedanken folgen. Und Muster können wir auflösen, wenn sie uns genug bewusst sind und wir auch unser Bewusstsein neu und gesünder ausrichten können.
Mit gesünder meine ich besonders das Annehmen dessen was ist, d.h. den Kampf sein zu lassen und trotz allem zu Zufriedenheit zu finden.
Für mich ist hier das Glaubenssystem entscheidend. Können wir die aktuelle Lebenssituation nehmen wie einen schlechten Tag, dem auch wieder bessere folgen? So wie einem bescheidenen Tag wieder bessere folgen können, kann das nächste Leben auch wieder ein strahlendes sein.
Und wenn wir auf diese Weise loslassen konnten, wie weit hat uns eine derartige Erfahrung voran gebracht? Und letztlich kommen wir zu einer derartigen Geisteshaltung wohl eher mit einem tiefen Glauben, als wenn wir uns für die Fairness des Lebens entscheiden, doch im Grunde verbittert sind.
Lieber Richard,
Wie du meinen kannst, dass man an Gerechtigkeit /Fairness glauben kann und dennoch verbittert ist, verstehe ich zwar nicht, ..?
Ich bin sonst aber ganz deiner Meinung. Aus der Geisteshaltung ergibt sich ein ganzes Denk- oder Glaubenssystem.
Die Wege wie wir dort hinkommen ist wohl immer unterschiedlich, aber ankommen tuen wir letztlich bei Gott. (Auch wenn ich vorher nicht gläubig war und auch nicht an einen externen Gott glaube. Aber das ich Teil der Schöpfung bin und in Liebe mit allem verbunden bin, dass kann ich jetzt spüren.)
Viele Grüße, Annette
Liebe Annette, danke für deine Worte. Wenn du sagst, du glaubst an Fairness, dann ist das natürlich etwas anders, als ich dich verstanden hatte.
Gerade zum Thema „positiv Denken“ gibt es ja große Missverständnisse. So folgt so mancher den Ratgebern und wiederholt einfach „positiven Gedanken“ gebetsmühlenartig, ohne sie stimmig zu fühlen und ohne die Widerstände anzunehmen, die zu heilen sind. Für einen Kopfmenschen ist das eben Denksache und etwas wie eine logische Schaltung herstellen, weniger sich auch innerlich immer wieder einzustimmen und Energie aufzubauen und den Glauben daran zu finden.
So kann eben je nach Verständnis unter einer Entscheidung auch eine Verdrängung verstanden werden. Du willst es positiv nehmen, doch weiter unten ist Bitterness, die natürlich alles sehr bremsen kann.
Liebe Grüße, Richard
Lieber Richard,
ich mag deine Formulierung: die Widerstände annehmen, die zu heilen sind.
Ja, das muss erst passieren. Das Leben zu verurteilen: „Das Leben ist nicht fair.“ ist einfacher, als das Leben anzunehmen und sich die Widerstände anzusehen, vor denen man bisher durch Verurteilung zu entkommen hoffte.
Am besten kann man dies üben, wenn man versucht demjenigen zu vergeben, der ein beschimpft. Da kommen ganz sicher die Widerstände auf dem Tablet und man kann jetzt mal anders reagieren. Diesmal kann das Annehmen versuchen.
Geholfen hat mir Marshall Rosenberg, der einem klar macht: Es ist entscheidend, was man vom anderen denkt. Je nach dem, was man selber braucht, wird man das Verhalten des Anderen anders interpretieren.
Das bedeutet also: Was ich über den anderen denke, sagt mehr über mich aus, als über den anderen!!!
Wenn ich denke: „Das Leben ist unfair.“ ist das eine Rechtfertigung, auch unfair sein zu können. Wenn ich also aus diesem Denken, Rückschlüsse auf meine Bedürfnisse ziehe, dann sagt dieses Denken über mich selber aus, dass ich Gerechtigkeit und Liebe brauche. Und das ist, was wir alle brauchen.
Wenn wir Liebe und Gerechtigkeit selber geben würden, wären wir fair und würden denken „Das Leben ist fair.“ Wir würden geben, was wir selber brauchen: Gerechtigkeit und Liebe. Wir haben nämlich alles was wir brauchen.
Es gehört aber etwas Mut dazu und eine Entscheidung sein Denken mal komplett auf den Kopf zu stellen. Es gehört aber nur ein bisschen Übung dazu. Wenn man es das erste mal geschafft hat, wahrhaft zu vergeben, ist die Wirkung so wunderbar, dass man künftige Widerstände mit Leichtigkeit annehmen kann.
Hinter der Angst ist gar keine Bedrohung versteckt. Nur die Suche nach Liebe und diese kann man geben und wird sie empfangen. Aber das weißt du ja. 🙂
Viele Grüße, Annette
Danke liebe Annette. Ja so ist es, denke ich auch. Nur das wogegen wir ankämpfen kann uns erschöpfen und verzagen lassen. Lassen wir die Angst durch unsren Körper strömen, wird sie sich auch verlieren und durch Liebe abgelöst werden.
Und nur was wir zu unserem Thema machen, wird wirklich ein Thema sein. Und wenn wir viel Denken, wird uns dies auch Raum nehmen und nur neues Denken mit sich bringen.
Liebe Grüße, Richard
Lieber Richard,
ich finde deine Bilder wieder sehr schön und tröstlich. Vielen Dank.
Ich möchte zum Thema „Denken“ noch etwas anmerken. Denken ist nicht grundsätzlich „Raum nehmend“. Der Unterschied macht die Quelle aus dem die Gedanken gespeist sind. Unsere Glaubenssätze bringen nicht nur unsere Emotionen, sondern auch unsere Gedanken hervor.
Wenn wir uns dies bewusst machen, können wir von unseren Gedanken, auf unsere Geisteshaltung/Glaubenssätze schließen (Innensicht).
Wenn wir dies tun, verfolgen wir mit unserem Denken ein anderes Ziel, als wenn wir unsere Gedanken als unabhängige Wahrheit sehen (Außensicht), wo irgendjemand Recht haben kann.
Nur wenn wir durch die Innensicht mit der göttlichen Inspiration verbunden sind, können wir teilhaben an der universellen Wahrheit. Nur so können wir sehen und denken, dass das Leben fair ist. Wir haben unsere Angst und unser Leid, unsere Krankheit selbst durch unser Denken verursacht. Wir waren nicht fair zum Leben und empfangen, was wir gegeben haben.
Wir können ändern, was wir bisher verleugnet haben: Wir können unsere Glaubenssätze überprüfen (Innensicht), anstelle andere für unser Leid verantwortlich zu machen (Außensicht).
Ich möchte mein Denken nutzen, um zwischen den Quellen, Liebe oder Angst, zu unterschieden. Ich möchte mein Denken nutzen, um zwischen Trennung und Verbundenheit zu unterschieden, um bewusst in der Verbindung zu bleiben. Und wenn durch Trennungsdenken doch mal „Angst durch meinen Körper strömt“, dann denke ich an deine Worte.
Liebe Grüße, Annette
Wie wahr, liebe Annette. Mir ging es auch eher um das Denken wenn sicher Verstand verselbständigt und das Denken viel wird. Ich schließe mich hier Osho an. Der Verstand sollte auf das Herz hören. Er ist ein wunderbares Werkzeug, aber ein schlechter Herr und Meister.
Alles Liebe, Richard
Ich persönlich würde sagen -Leben ist was du draus machst !
Schicksalsschläge erfährt jeder von uns, es liegt an jedem selber daran zu wachsen oder sich runter ziehen zu lassen. Alles eine Sache der Einstellung u Sichtweise 🙂
Hi Tobi,
das seh ich ähnlich, allerdings sind die Schicksalsschläge oft nicht gerade „fair“ verteilt, fürchte ich. Und dann kann es auch mal sehr schwer werden, nicht unter ihren Lasten zusammenzubrechen.
LG
Tim
Tim, dein Typ 4 ist ja echt super. Den mag ich: „Das Leben ist!“
Frei ohne Ego! Das ist der Weg: Die Trennung, Unterscheidung, Wertung aufgeben. Ego ade! Braucht eh kein Mensch 🙂
Hmm. Und wer sagt das, Annette? Das ist auch das Ego! Und das Ego fühlt sich gut mit dieser Illusion. Damit unterscheidest du dich dann, bist bei den „Spirituellen“?
Hallo Richard, schön von Dir zu hören. Deine Kommentar verstehe ich nicht. Das Ego wird sich ja nicht mit einem Knall verabschieden. Wenn man aber in die richtige Richtung geht (Trennung aufgeben) löst es sich Stück für Stück auf. Das bedeutet z.B. dass man versucht nicht mehr in innen und außen zu unterscheiden. Jetzt gibt es keine „Schicksalsschläge“ mehr, denen man die Verantwortung zuschieben kann. Schluss mit Ego-Bauchpinseln, wenn man Erfolg gehabt hat.
Ja, wer sagt das: Nicht das Ego, da es sich genug dagegen wehrt.
Aber die Freude und der Friede, die aus einer unermesslichen Quelle zu scheinen stammt, sagt mir, dass es der richtige Weg ist. Wenn wir auf dem Weg zusammengeführt werden, wie wir beide jetzt, dann ist das das, was es ist. Wie Tobi sagt: eine Sache der Einstellung und Sichtweise. lg
Hi Annette, das EGO verabschiedet sich gar nicht, denke ich. „Frei ohne EGO, EGO ade“ ist die Illusion. Und die Illusion stammt von Verstand und EGO. Du kannst nur recht viele Momente bei dir sein, nach innen fühlen. In solchen Momenten ist das EGO still. Doch du wirst immer auf dem Boden stehen, die praktischen Dinge tun und dazu brauchst du Verstand und Selbstbild, auch wenn du zunehmend die Kraft und nach innen spürst oder auch die Kraft dich im Hintergrund begleitet. Das Ego wehrt sich gegen diese Momente. Die Gedanken melden sich ständig zurück. Doch auch die Absichten, weniger dich auf Verstand und Ego zu verlassen stammen auch vom Verstand. So können Verstand und EGO zwar immer weniger werden. Doch den letzten Schritt tut Gott für dich (aus „Ein Kurs in Wundern“).
Gott tut nichts. Denn es wurde bereits alles getan.
Lieber Richard, du hast schon recht: Das Ego wird sich nie verabschieden, aber wir können das Ego verabschieden. Du setzt Verstand und Ego auf eine Stufe. Der Verstand ist nur ein Werkzeug. Du kannst lernen zu erkennen, wenn das Ego sich mal wieder des Verstandes bedient und neu wählen, wer das sagen hat. Die Gedanken verändern sich je nachdem aus welcher Quelle du sie speist. Schön, wenn Gott den letzten Schritt macht, aber es wird sicherlich nie dazu kommen, solange ich mich als getrennt von ihm sehe, solange es noch darum geht, wer hier was ist und wann tut oder nicht tut oder bereits getan hat.
Es hört sich bei dir so an, als würdest du dich mit deinem Ego gleichsetzen und ihm nicht entkommen können. Das Ego wird nur durch das Trennungsdenken erzeugt. Wie es bei „Typ 4“ so schön formuliert ist: „Unser Ego, unsere selbst auferlegte Trennung vom Großen Ganzen,..“. Und Tschüss Ego.
Hängt wohl davon was du mit EGO eigentlich meinst. Für mich ist es der Teil des Verstandes, der sich auf das Selbstbild bezieht. Hat nichts mit Egoismus zu tun. Aber es erfindet gern Illusionen von dir selber, von der Zukunft. Und solange dein Verstand arbeitet, solange hat der Verstand ein Bild von dir selber, gibt es also auch ein Ego. Willst du was planen für den Tag, dann arbeitet der Verstand. Und der Verstand schätzt auch deine Erscheinung dabei ein.
Gott kannst du auch ersetzte durch „das Leben“ und wir alle sind Teil von diesem Leben. Und so manches regelt auch das Leben für uns, so auch das letzte Loslassen von Verstand und damit auch Ego. Das Leben schickt dir Impulse, Eingebungen und die innere Stimme. Doch einen praktischen Schritt hieraus macht der Verstand (zunächst in Bildern) und der achtet auch auf dein Bild von dir selber dabei. Du kannst aber den Verstand und Ego insofern verabschieden, als es stets dem Herzen zu folgen hat, und nicht länger dominiert.
Die Frage, ob das Leben fair sei, können nur Menschen stellen.
Wie fair behandelt fühlen sich Wesen, die gerade zur Welt gekommen, schon wieder sterben müssen?
Einmal vorausgesetzt sie sind in der Lage sich diese Frage zu stellen. Vielleicht tun sie es. Aber wir wissen es nicht, weil wir noch zu dumm sind. Wer weiß …
Millionen von Wesen sterben täglich. Ist das fair? Liegen Systemfehler vor, oder steckt ein höherer Sinn dahinter?
Wir Menschen können, weil uns die Möglichkeit gegeben ist, fragen, ob es fair sei. Doch die „eine Antwort“ darauf wird es nicht geben.
Denn dazu müssten wir, wenn es ein höheres Wesen gibt, den „göttlichen Plan“ kennen.
Dann würden wir wissen, warum so viele Wesen tagtäglich leiden müssen. Was es nicht besser macht.
Und dabei ist es Banane, welche Religion dabei zugrunde liegt. Religionen kann man mit Parteien in der Politik vergleichen.
Jedes Parteimitglied „glaubt“ (und Glauben ist nicht Wissen), das seine Partei die beste ist, weiß, wie es besser wird, verspricht sehr viel, und dich ändert sich nichts.
Und das Ende ist immer das Gleiche.
Im Grunde ist Religion gut, was teilweise daraus gemacht wird, allerdings nicht.
Seit die Menschheit auf der Welt existiert, sind wahrscheinlich Billionen Wesen geboren worden und wieder gestorben.
Oft durch den Menschen selbst. Kriege, Krankheiten, Umweltverschmutzung, Geld- und Machtgier, Fortschritt etc.
Viele Wesen hatten nicht einmal eine Chance dazu ein Leben zu haben. Ist das fair?
Kinder die an Krebs sterben, Ebola, an Hunger, Durst oder im Krieg? Es gibt so viel Schlimmes auf der Welt.
Was Menschen anderen Menschen und Wesen antun, ist unaussprechlich und so abgrundtief böse, dass man keine Hölle mehr braucht, wenn man sich dieser Dinge bewusst ist.
Millionen Wesen sterben, weil die Welt auf der Suche nach immer mehr „Wachstum“ und Gier ausgebeutet und vernichtet wird.
Fair wäre es sicher, wenn das Leben den bestraft, der es nicht respektiert. Und zwar jedes Leben. Denn jedes Wesen und Leben ist gleichberechtigt.
Warum ist es in Ordnung, wenn jemand eine Fliege erschlägt, ein Schwein schlachtet, eine Kuh tötet usw.
Wenn ich das mit einem Menschen mache, bin ich ein Mörder.
Erklärung: Es gibt so viele Fliegen. Da kommt es auf die eine doch nicht an. Es gibt auch zu viele Menschen. Und?
Die Regierungen und Waffenindustrie hält das keinen Moment davon ab, noch mehr Waffen zu produzieren und armen Menschen zu verkaufen, damit sie sich gegenseitig töten. Zum einen kann man die Überbevölkerung senken und noch ein Geschäft damit machen.
Da sind die Fliegen wieder. Zwei mit einer Klappe. Und man steht durch Lug und Betrug gut da, denn es geht um „humanitäre“ Hilfe. Wenn das wirklich der Grund wäre, toll. Ist es leider nicht.
Weil wir Menschen uns für die Krone der Schöpfung halten. Wie würde Atze Schröder sagen: „ja, nee, iss klar.“ Weil wir so intelligent sind, so überlegen.
Weil wir „denken“, „fühlen“, oder philosophische Fragen stellen können. Nach dem Sinn oder der Fairness.
Wenn wir Menschen intelligenter wären, die Sprache von Tieren zu verstehen, ihr „Denken“ und „Fühlen“ zu begreifen, wie fair würde es ein Tier finden, gefoltert und getötet zu werden?
Sicher nicht sehr fair.
Tiere handeln anders als wir. Daher ist ihr Verhalten normal und natürlich. Aber das der Menschen nicht einmal annährend.
Ich denke das Leben wäre fair, wenn die Menschen endlich zur Rechenschaft gezogen würden, die so viel Leid verursachen. Ebenfalls die, die nicht entschieden genug dagegen vorgehen. Leider liegt das „Machtpotenzial“ immer noch bei denen, die oben sitzen. Wirtschaft, Politik, Religion. Und jeder klüger als der andere. Und jeder gieriger als der Vorherige.
Solange der Mensch nicht endlich einen wesentlichen evolutionären Schritt in die richtige Richtung macht, wird Fairness ein Begriff sein, den man streichen sollte.
Was nicht bedeutet das man aufgeben sollte. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Denn es gibt immer wieder kleine Lichtblicke.
Im Vergleich zu dem, was falsch läuft, ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch viele Tropfen werden den Stein kühlen. Auch wenn es dauert.
Auch was die Fairness, Respekt, und Entwicklung, Hilfe und Liebe den anderen Wesen gegenüber angeht.
Leider wird es sicher noch Millionen von Leben kosten, bis wir Menschen uns zu den Wesen entwickeln, die wir bereits sein könnten. Aber gut Ding will Weile haben.
Fairness ist wohl ein Begriff, der nur mit einem Kontext eine Bedeutung hat, mit einem Rahmen. Oft wird der Rahmen für jeden individuell verstanden und Fairness wird dann auch von jedem anders bewertet. In welchem Rahmen ich das Leben sehe und ob in diesem Rahmen für mich eine Gegebenheit fair ist oder nicht? Die Antwort ist für mich: Ich kenne den Rahmen nicht und kann es deshalb nicht bewerten. Der Verstand ist hier längst am Ende mit seinem Latein und es „hilft“ hier nur noch Glauben.
Habe ich etwas als unfair bewertet (z.B. in einem Rahmen eins Miteinanders), dann ist für mich auch die Bewusstheit der Beteiligten von Bedeutung. Denn ohne Bewusstheit im Moment der Handlung konnte keine Verantwortung übernommen werden. So sollten wir endlich unsere Gleichgültigkeit aufgeben und bewusster sein und handeln, und an der Bewusstwerdung anderer mitwirken, und weniger mit Schuldzuweisung und Ablehnung, nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
Hi Tim, ich wollte dir nur einmal sagen, dass ich dich und deine Kommentare, absolut genial, realistisch, wahrheitsgetreu ( unsere Wahrheit ) und sehr aufbauend finde. Du sprichst unsere Sprache und bist sehr direkt. So etwas liebe ich. Vielen Dank für Alles. Ich wünsche dir ein echt tolles und erfülltes Leben.