Schmerzen wären etwas Wunderbares, wenn sie nur nicht so weh tun würden.
– Ralf Brebeck
Du wirst kaum jemanden finden, der in seiner Vergangenheit mehr Schmerztabletten gefressen hat als ich. Meistens wegen Kopfschmerzen. Und nicht viele, die mehr Zeit allein in ihrer Wohnung verbracht haben, an Frühlingstagen, an Sommertagen, an Herbsttagen und im Winter, um sich vor Schmerzen zu schützen, um nicht durch Menschen verletzt zu werden. Wie eine Weinbergschnecke, die vor lauter Angst (Mögen mich die anderen Schnecken, lauern da draußen Gefahren?) einfach nicht aus ihrem Haus rausschaut und in ihrem eigenen Schleim erstickt.
Du wirst aber auch nicht viele finden, die sich mit den Schmerzen zu versöhnen suchen, sie lieben lernen wollen. Ist bei mir noch eine ziemlich zarte Liebe, doch stark genug, um sie nicht mehr zu leugnen.
Ja, ich liebe Schmerzen, irgendwie. Vielleicht so, wie manche Kinder ihre Stiefmutter lieben, wenn sie sehen: die tut, was sie kann und gehört ja doch dazu, ohne sie wär’s auch alles nichts. Zumindest will ich das versuchen.
Deswegen möchte ich hier und heute ein gutes Wort für sie einlegen, für Stiefmutter Schmerz.
Nötig ist das, weil wir heute in einer Welt leben, in der sämtliche Schmerzen genauso verdrängt werden sollen wie der Tod. Kopfschmerzen? Pille. Rückenschmerzen? Pille. Traurig? Pille. Angst? Pille. Tod? Nicht bei uns! Klagten doch vor einigen Monaten die Bewohner eines Städtchens gegen die Eröffnung eines Hospizzentrums in ihrer Nachbarschaft. Was nicht hübsch-glücklich auf Hochglanz poliert ist in unseren Körpern, Seelen, Leben, das soll vernichtet werden.
Absolut nachvollziehbar, und dennoch ungesund.
(Natürlich gibt es viele Ausnahmen: chronische oder sehr starke körperliche oder geistige Schmerzen, die mit Schmerzmitteln oder Antidepressiva etc. behandelt werden sollten.)
Hier die Gründe, aus denen ich Schmerz akzeptieren und vielleicht sogar lieben lernen möchte.
1. Schmerz ist Leben
Zuallererst gehört Schmerz zum Leben … welchen Sinn macht es dann, sich vor ihm zu verstecken wie ein Kind, das sich die Hand vor die Augen hält und glaubt, es könne von niemandem gesehen werden, solange es selbst nichts sieht?
Mehr noch:
Ziehen wir alle Zeiten des Schmerzes ab, wie viel Lebenszeit wäre dann noch übrig? Der Schriftsteller William Faulkner sagte: „wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz“. Weil Zeiten des Schmerzes für uns langsamer vergehen als Zeiten des Glücks, verlängert sich das Leben gefühlt durch sie weiter.
Und noch eins:
Schmerz als Vorgeschmack des Todes macht uns klar, wie endlich und wertvoll unsere Lebenszeit ist.
2. Schmerzen sind gesund (oder: 14-Jährige, die von Dächern springen)
Körperliche Schmerzen warnen uns, seelische Schmerzen warnen uns ebenso.
Es gibt ein paar wenige Menschen, die aufgrund eines Gendefekts ohne funktionierende Schmerzrezeptoren auf die Welt kommen. Sie können sich Arme und Beine brechen, den Mund mit kochend heißem Essen verbrennen oder sich lebensbedrohlich schneiden, ohne die Bedrohung zu bemerken. Die Eltern dieser Kinder müssen wahnsinnig aufpassen, das Kind immer wieder von allen Seiten begutachten.
Neurowissenschaftlerin Prof. Mary Heinricher schilderte den Fall eines pakistanischen Jungen, der keine Schmerzen wahrnehmen konnte. Er schnitt sich zum Beispiel mit einem Messer in den Arm und schrie „schaut mal, was ich kann!“. Er starb mit 14 Jahren, als er vom Dach eines Hauses sprang.
Wie sehr uns Schmerzen doch eigentlich beschützen, vorsichtig werden und handeln lassen – ja Teil des Gesundbleibens sind – wenn es nötig ist. Und wenn wir sie nicht verdrängen oder sofort mit Tabletten niederbügeln.
Das Schmerzkontrollsystem in unseren Gehirnen sorgt im Notfall schon dafür, dass wir auch ohne sofortige blinde Schmerzbeseitigung handlungsfähig bleiben: ist etwas wichtiger als der Schmerz, zum Beispiel, weil wir mit verwundetem Bein vor einem tollwütigen flüchten müssen, nehmen wir den Schmerz nicht mehr oder weniger wahr, bis wir in Sicherheit sind.
3. Schmerz und Herz
Psychische Schmerzen – wie die der Zurückweisung – empfinden wir ganz ähnlich wie körperliche, wie die Hirnforschung zeigt. Beides löst Aktivität in denselben Hirnregionen aus, wie Aufnahmen im MRT zeigen können. An der Uni Michigan wurden dazu 40 Menschen untersucht, die im letzten halben Jahr unter Liebeskummer litten. Die Teilnehmer wurden sowohl zum Liebeskummer befragt und mussten Bilder der dafür verantwortlichen Personen anschauen. Später wurden ihnen körperliche Schmerzen zugefügt. Im MRT zeigten in beiden Fällen dieselben Teile des Gehirns ähnliche Reaktionen: der sekundäre somatosensorische Cortex sowie die dorsale posteriore Insula. Auch wenn wir trauern oder von einer Gruppe ausgeschlossen werden, erleiden wir Schmerzen, die den physischen nah kommen.
Wie könnten wir uns in sie hineinfühlen und achtsam mit ihnen sprechen, würden wir den Schmerz nicht kennen, den nicht nur Messer und Fallhöhen, sondern auch Worte und Taten anrichten können?
Wie könnten wir andere in ihren Schmerzen verstehen, wenn wir selbst nie welche hätten?
Kaum. Hätten wir nicht die Hirnregionen, in denen wir Schmerzen empfinden, so könnten wir auch nicht mitempfinden. Experimente von Neurowissenschaftlern des University College in London mit Liebespaaren zeigten, wie wir den Schmerz mitfühlen, wenn wir davon ausgehen, dass unser geliebter Partner Schmerz empfindet (ihnen wurde mitgeteilt, dass ein Monitor anzeigen würde, wann der räumlich getrennte Partner einen kurzen Elektroschock zugefügt bekam). Die vorm Monitor sitzenden Teilnehmer erlebten den Schmerz viel intensiver als ihren eigenen, während sie selbst am Stromgerät angeschlossen waren.
Wie könnten wir also ohne eigenen Schmerz echtes Mitgefühl aufbringen?
Welche Art Menschen wären wir?
Nicht nur aus einer Wir-haben-uns-alle-lieb-Perspektive, sondern bereits ganz egoistisch: wer sich dem eigenen Schmerz verschließt, kann auch den der anderen schwer verstehen und dulden. Seine sozialen Fähigkeiten sind begrenzt, infolge dessen auch seine Zugehörigkeit. Aus Studien ist bekannt, dass Menschen, die wenig sozial integriert sind, ein deutlich höheres Risiko haben, krank zu werden und früh zu sterben.
4. Goldgrube, oft
Dass der Schmerz auftritt ist so gut wie immer ein Zeichen, dass man genauer hinschauen und vielleicht etwas anders machen sollte. Doch der Schmerz selbst ist nichts Schlechtes: er zeigt uns nur auf, dass der Schuh drückt und wo er drückt.
Was dabei herauskommen kann, sind neben einer Orientierung und Motivation zu handeln auch persönliches Wachstum, eine Lebensaufgabe und sämtliche Arten der Kunst.
Persönliches Wachstum:
Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.
– Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Bist Du nicht oft auch in schmerzhaften Zeiten besonders gewachsen?
Lebensaufgabe:
Deine Wunden werden durch die Heilung zu einem kostbaren Besitz, zu kostbaren Perlen.
– Hildegard von Bingen
Keine Ahnung, ob Schreiben, über die myMONK-Sachen schreiben, so etwas wie meine „Lebensaufgabe“ ist, aber zumindest fällt mir gerade nichts besseres ein. Und ohne die Jahre, in denen’s mir nicht gut ging, würde es myMONK sehr wahrscheinlich nicht geben.
Kunst:
Dichter: Sie fressen den Schmerz in sich hinein und kotzen ihn als Literatur wieder hinaus.
– Wolfgang J. Reus
Viele der größten Kunstwerke sind aus Schmerz geboren. Hatte da nicht sogar mal jemand sein Ohr abgeschnitten und ein Bild mit Blut gemalt (nicht zuhause nachmachen, Kinder)?
Eine ziemliche Goldgrube also, findest Du nicht?
Schmerz ist wichtig. Zur Domina würde ich trotzdem nicht gehen … und das ist kurz und schmerzlos erklärt, denn: Für meinen Geschmack gibt’s genug Schmerzen im Leben umsonst.
Wenn ich so weiter mache gibt’s aber sicher n paar Leute, die sich bereit erklären, mich gratis zu verhauen.
AuAuAu
und
Ciao.
Photo: Daniel Lee
Oh Tim, ich liebe deine Texte und deine Auseinandersetzungen mit der Welt
Danke
Guten Morgen Tashi und Dankeschön!! LG und einen tollen Tag Dir, Tim
guten morgen tim, ein schöner artikel, dem ich zustimme! schmerzen sollen kommen und wieder gehen dürfen, dann erfüllen sie ihren gesunden zweck. schlimm wird es, wenn man sich an seinen schmerzen festhalten muss…dann braucht man hilfe von außen.
Guten Morgen Nieda,
Danke Dir fürs Lesen und Deine Gedanken dazu.
Jap, wenn man sich an Schmerzen festhalten muss … oder auch: wenn sie einen von selbst nicht loslassen wollen … spätestens dann ist sicher Hilfe wichtig.
LG
Tim
sehr authentischer text, ungeschönt, nah, ehrlich… danke abermals an dich, tim!
Besten Dank, Aeneo! Freut mich, dass die Zeilen authentisch auf Dich wirken (n größeres Kompliment gibt’s ja kaum, was das Schreiben angeht, denke ich)! 🙂 LG Tim
Guter Text Tim,
lässt mich den Schmerz nochmal anders sehen,
ich sage mir oft solang ich noch Schmerzen
egal ob seelisch oder körperlich empfinde
bin ich noch nicht tot,
liebe Grüße
Vielen Dank Jule, freut mich sehr, dass Dir der Text ein bisschen was gebracht hat!
Hi Tim,
wieder mal ein sehr schöner Beitrag!
Und es ist wirklich so wie du schreibst: „Wie könnten wir andere in ihren Schmerzen verstehen, wenn wir selbst nie welche hätten?“
Erst nachdem ich selber große Schmerzen durchlitten habe, kann ich diese Art von Schmerz bei anderen verstehen, nachvollziehen und mitfühlen.
Der Schmerz bietet oft eine Chance auf Wachstum, doch leider ist das oft nicht so einfach…
LG Birgit
Wieder mal: vielen Dank, liebe Birgit, fürs Lesen und Kommentieren. 🙂 Leicht auszuhalten ist er sehr oft wirklich nicht, der Schmerz – umso wichtiger, dass wir uns anderen Menschen mitteilen und verstanden werden können. LG Tim
Seit 2 Jahren nur Schmerzen die unerträglich sind. Was für eien Sinn soll das haben, ich sehe diesen nicht mehr.Wen man jeden Tag an das Sterben denkst vor lauter Schmerzen, was is das für ein Leben.Mir sagt dieser Schmerz schon lange nichts mehr.
Hi Alex,
tut mir leid zu lesen, dass es Dir so schlecht geht. Wie eingangs im Text erwähnt, sind in diesem keine schweren oder chronischen Schmerzen gemeint.
Weiß nicht, ob oder wie ich Dir helfen kann, aber auf jeden Fall wünsche ich Dir von Herzen, dass es Dir bald besser ergeht.
LG
Tim
es tut mir leid zu lesen, dass Schmerzen dein Leben bestimmen. eine Möglichkeit wäre, sich in einer Familienaufstellung anzuschauen, was für eine Aufgabe der Schmerz bei dir übernommen hat.Wünsch dir alles Gute !
Hallo Tim,
in deinem Text erkenne ich mich wieder. Habe auch eine sehr schmerzhafte Phase durchlitten und war sehr verzweifelt. Heute geht es mir viel besser (auch dank deiner Texte 🙂 ) und ich bin dankbar für den Schmerz, denn dadurch habe ich erkannt, wie zufrieden und dankbar ich für Vieles sein kann. Im Endeffekt hat der Schmerz mein Leben lebenswerter gemacht.
Danke für deine einfühlsamen Texte.
Viele Grüße aus Sachsen 🙂 . Caro
Oh man, wie ich mich wieder finde, in dem Abschnitt mit den Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertagen, die außerhalb meiner Fenster (und manchmal auch hinter meinen geschlossenen Vorhängen) ihren Spaß ohne mich haben müssen. Weil ich mich für das Hin- und Her zwischen den Polen des Lebens manchmal einfach nicht stark genug fühle. Obwohl ich weiß, dass Schmerz im Endeffekt eine großartige Sache ist. Je schlimmer es weh getan hat, desto weiter bin ich gekommen. Und Polarität ist die Grundlage des Lebens. Ohne sie würde kein Herz schlagen, könnten wir nicht ein und wieder ausatmen.
Hallo Tim und danke für diesen treffenden Text und überhaupt danke für „meinen“, „deinen“ Mönch.
Grüße
Manu
Hallo Tim, danke für die offene und authentische Darstellung. Aus meiner Sicht kann ich hier nur wieder nur verweisen auf die Perspektive des Energiekörpers, die in der westlichen Welt ja leider immer noch sehr wenig Beachtung findet.
Und immer gibt es seelisch mentale Muster, die bei Schmerz und Krankheit zu finden sind. Das Vernünftigen und Glaubenssatz verhindern meistens, dass die Selbsthilfe stattfindet.
Hier sind Schmerzen begründet in Unstimmigkeiten auf einer nicht-physischen Ebene. Werden diese nicht gelöst, verstärken sie sich und zeigen sich dann schließlich auf der physischen Ebene als Schmerz. Klar dass dann Medikamente oft nur betäuben aber nicht direkt was lösen, auch wenn sie kurzfristig Entlastung bringen können und so indirekt die Heilung durch dich selbst ermöglichen können.
So durchlaufen viele Menschen oft Jahrzehnte mit Versuchen der Symptom-Heilung, um dann vielleicht doch zu Energiemethoden zu finden.
Hallo Tim,
Ich bin dankbar für den körperlichen Schmerz der letzten Jahre. So habe ich einen Zugang zu meinem seelischen Schmerz bekommen.
Zwar muss mich noch gemahnen diesen zu zu lassen und zu akzeptieren, ihn nicht als Schwäche oder Fehler anzusehen, aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Vielen Dank für Deine Zeilen, Namaste
Gudrun
Mein Blog ist auch aus unsagbarem Liebeskummer entstanden. Das mit dem Literatur kotzen…passt also 🙂
Danke Tim, für deinen tollen Beitrag!
Ja, auch ich hab eine Erkrankung hinter mir, die erfreulicher Weise nicht mit Schmerzen verbunden war (jedoch Tabletten). Trotzdem war es eine schmerzhafte Zeit und ich durfte dadurch vieles neu/anders sehen und lernen. Ja, ich denke auch, was man selber schon erlebt hat, kann man besser nachempfinden, einen anderen Betroffenen z.B. besser verstehen. Schmerzen welcher Art auch immer sind für mich ein lebensnotwendiges „Warnsignal“, irgendwas wird nicht beachtet. Irgendwo im Körper ist was nicht im Fluß, man stagniert vielleicht auch im psychischen – denn „der Körper ist der Übersetzer deiner Seele“. Ich stelle mir dann die Frage, was kann ich tun, um wieder „in Fluß“ zu kommen?? Und da gibts vieles 🙂
Ich wünsche dir eine tolle Zeit
Gertraud
PS: Wenn du jemand zum Verhauen brauchst, kannst dich ja melden ;)!!
Danke für den sehr stimmigen Text.Man muss den Schmerz annehmen, um ihn loslassen zu können. Verstehen lernen, was er uns sagen will. Das sagt sich leicht, wenn man gerade „schmerzfrei“ ist. Doch wer ist das schon 😉
Liebe Grüße,
Karin
Vielen Dank Karin!
Hallo Tim!
Ich kann nicht behaupten, dass ich den Schmerz liebe. Noch nicht einmal annähernd. ABER ich habe gelernt, wie wertvoll und kostbar er ist. Er hat mich dazu gebracht, Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen, eine Therapie zu machen. Ich lerne gerade, dass es mit dem Schmerz wie mit der Angst ist: Du kannst ihn nur überwinden, wenn Du Dich ihm stellst.
Du hast völlig recht: Wenn ich mein Leben so betrachte, dann sind es die schmerzlichsten Phasen, in denen ich am meisten gewachsen bin. An schlechten Tagen (wie gestern) verdamme ich den Schmerz und möchte mich am liebsten betäuben. Am nächsten Morgen fühle ich mich aber stärker, wenn ich ihn am Tag zuvor zugelassen habe. Man gewinnt wichtige Erkenntnisse aus dem Schmerz, die sonst im Verborgenen blieben.
Das war wieder einmal ein Artikel, der mir aus der Seele gesprochen hat und auch, wenn es abgegriffen und platt klingt: Wir können Glück nur dann wirklich erleben, wenn wir auch fähig sind, Schmerz zu empfinden und mit ihm umgehen lernen.
Vielen Dank, Tim und noch einen schönen Sonntag!
LG,
Judith
Hi Judith,
vielen lieben Dank für Deine Offenheit und unter anderem für diesen wunderbaren Satz:
„Am nächsten Morgen fühle ich mich aber stärker, wenn ich ihn am Tag zuvor zugelassen habe“
LG!
Tim
Zuallererst gehört Schmerz zum Leben..
……..
Unfug!!
Leiden gehört zum Leben und dies individuell.
Schmerz ist kein Bestandteil des Lebens, sondern eine Ursache. Aktion und Reaktion. Eine Abfolge von getroffenen Entscheidungen und Handlungen. Diese ergeben im ungünstigen Fall, einen Schmerzpunkt, als wahrnehmendes Ereignis.
Dann folgt meist das Leiden..
Treffe die richtige Entscheidung zum Schmerzpunkt. EREIGNIS / Erfahrung
Für mich ist Schmerz ein Signal. Es sagt mir, dass etwas unstimmig ist. Und meistens auch, dass es einen Widerstand in mir gibt, der erst den Schmerz bewirkt. Vielleicht ist es ein Gefühl, das sich melden will, das ich aber nicht fühlen will. So führt das Annehmen von Schmerz auch oft dazu, dass ich den Widerstand aufgebe und ich mich wieder heiler und glücklicher fühlen, auf den „Pfad“ zurückfinden kann. Es war dann ein Gespräch mit meiner Seele.
Hi Richard,
was siehst Du die Schmerzen, die körperlich sind wegen einer Erkrankung, die schlecht oder nicht heil-/behandelbar ist … wenn also nichts umgewandelt werden kann, sondern es einfach schmerzt und weiterhin schmerzen wird?
LG
Tim
Ich finde es zunächst problematisch zu denken, eine Krankheit sei nicht heilbar, der Schmerz nicht behandelbar. Auch sind körperliche Schmerzen nicht allein körperlich begründet. Körperliches und seelisches beeinflussen sich immer gegenseitig. Und auf der seelischen Ebene gibt es immer etwas für die Heilung zu tun. All zu leichtfertig wird das Wort „unheilbar“ ausgesprochen, nur weil unsere westliche Medizin an ihre Grenzen stößt.
Ich meine, gerade dann, wenn wir dem Ende nahe sind, oder wenn die Schmerzen offenbar nie nachlassen,können wir viel tun, um zu Frieden mit uns selber und der Welt zu kommen. Wenn wir alles annehmen wie es ist. Ohne Widerstand und Groll wird es immer leichter sein. Natürlich haben auch Medikamente ihren Platz. Im Grunde muss niemand übermäßig körperliche Schmerzen erleiden in unserer Zeit.
Guten Morgen Tim,
ich muss jetzt endlich auch mal zu Dir etwas sagen…. Tim ich (weibl. 51) bin absolut begeistert von deiner Gabe hier in knackig klaren Worten Impulse zur Lösung vieler problematischer Zustände der Menschen zu veröffentlichen …. – ich wünschte ich wäre in deinem Alter auch schon so weit gewesen 😉 – …. aber egal… hätte wäre sollte … ist Quatsch 😉
…auf jeden Fall ….. Tim dieser Artikel hier ist so was von Klasse! Whow!
Ich selbst habe so wie jeder andere Mensch natürlich körperliche und emotionale Schmerzen erfahren…. von daher weiß ich, was Neues (nicht nur die Geburt eines Kindes) entsteht oder geschieht, wenn man es schafft einen Schmerz durchzustehen (ohne sich abzulenken oder zu betäuben)…. – Wohlgemerkt! ich will damit nicht sagen, dass wir gerade körperliche Schmerzen einfach nur aushalten müssen, das kann wirklich sehr gefährlich werden – …
Der emotionale Schmerz schleudert durch, man weint, man fleht, man bettelt… und irgendwann lässt er nach…. und man bekommt entweder neue Impulse oder weiß einfach was zu tun ist, man bekommt neue Energie etc.
Trotzdem… manche Menschen missverstehen das Aushalten eines Schmerzes… und machen sich aus fehlender Selbstliebe „freiwillig“ zum Märtyrer oder Opfer ( z. B. in manchen Liebesbeziehungen, Arbeitsverhältnissen oder auch Religionen).
Menschen verharren in einer schmerzvollen Beziehung (erfahren dort z. B. Schläge – körperlich oder auch seelisch/emotionale) … sie verharren wie ein hypnotisiertes Kaninchen, ertragen diesen Schmerz, der sie eigentlich nur darauf hinweisen will „HAU AB“… weil sie den Schmerz der Trennungsangst (der, wenn er genau angeschaut und aufgelöst werden würde in die Freiheit führen würde) nicht durchstehen oder ertragen können…. (meistens aufgrund ihrer Prägungen, als sie z. B. als Kind tatsächlich nicht gehen konnten)…
Ich wünschte es gäbe ein psychologisch gutes Schulfach, wo den Heranwachsenden bereits schon in jungen Jahren ein Wissen vermittelt wird, wie man mit all dem anders umgehen kann…. dann würde es vielleicht auch in späteren Jahren weniger BurnOut-Fälle geben oder weniger Hyperaktivität oder weniger Scheidungen usw.
Nun denn, was auch immer ein JEDER sich für seine persönliche Entwicklung aus deinen Texten herausziehen vermag…. deine Postings bei FB treffen oftmals genau den richtigen Zeitpunkt, für ein Thema was mich gerade beschäftigt…. Danke dafür 🙂
Danke Tim für deine Arbeit sie ist sehr sehr wertvoll … und ich wünsche Dir, dass eine Anerkennung nicht nur in verbaler Form zu dir zurück kommt 😉
Barbara
Ich glaube nicht das Schmerz ein Vorgeschmack auf den Tod ist. Ich sehe den Tod eher wie ein frisch gemachtes Bett am Ende eines langen, erfüllten Arbeitstages. Und ob Schmerzen mir den Tod in Erinnerung rufen sehe ich als zweifelhaftes Konzept an. Immerhin, Schmerzen machen klar das wir nicht ewig so weiter machen können wie bisher. Sie reißen uns oft aus dem Alltag. Und das ist ein wunderbares Geschenk. Schmerzmittel sind eine chemische Ablehnung dieses Geschenkes.
Seelische und körperliche Schmerzen werden nicht automatisch als Anlass gesehen die Lebensumstände zu ändern. Sollten sie aber. Ich habe bis knapp vor meinem 50. Lebensjahr Schmerzen aller art erlitten, und sie erduldet. Schmerzen erdulden anstatt eine Änderung herbeizurufen ist nach Martin Seeligmann eine häufige Ursache für Depression. Er nennt dieses Phänomen „erlernte Hilflosigkeit“.
Das Schmerzen ein körperlicher Hinweis auf körperlich und/oder seelische ungesunde Lebensumstände sind sollte bekannter werden. Ein Aufdruck auf Schmerzmittelverpackungen sollte IMHO deutlicher sein als die bekannten Schockbilder auf Zigarettenschachteln.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit