Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer.
Diese Geschichte wird dem Sokrates zugeschrieben, was aber nicht wirklich bewiesen ist. Es könnte auch jeder andere Denker oder Philosoph gewesen sein – es spielt keine Rolle.
Eines Tages näherte sich ein Bekannter dem großen Denker Sokrates. “Weißt du, was ich gerade über einen deiner Freunde hörte?“, fragte er.
„Warte!“, sagte Sokrates. „Bevor du mir irgendetwas sagst, will ich mit dir einen kleinen Test machen. Ihn nenne ihn die drei Siebe“.
„Drei Siebe?“, fragte der Mann verwundert.
„Ja“, sagte Sokrates, „Lass uns sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:
Das erste Sieb ist die Wahrheit: Bist du dir wirklich sicher, dass das, was du mir erzählen willst, wahr ist?“
„Nein“, sagte der Mann, „ich habe es auch bloß gehört und wollte es dir einfach weitergeben.“ “Okay“, sagte Sokrates. „Du weißt also nicht, ob es wirklich wahr ist. Lass uns sehen, ob es immerhin durch das zweite Sieb hindurchgeht, das der Güte. Ist das, was du mir über meinen Freund sagen willst, etwas Gutes?“
„Nein, im Gegenteil“, sagte zögernd der Mann, „es ist etwas ganz Schlechtes“.
„Du kannst den Test immer noch bestehen, denn es gibt noch ein drittes Sieb, das des Nutzens: Ist das, was du mir über meinen Freund erzählen willst, für mich nützlich?“
„Nein, nicht wirklich“, gab der Mann kleinlaut zu.
„Also“, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr, noch gut, noch nützlich ist, so lass es ruhig begraben sein und belaste dich und mich nicht damit“.
So weit die Geschichte der „drei Siebe“. Bevor Sie sich also mit einem Thema befassen, sollte es zumindest EINE bejahende Antwort auf eine der Fragen geben. Die drei Fragen lauten:
- Ist es wirklich wahr – kann ich es wirklich wissen?
- Ist es etwas Positives – etwas, was mich aufbaut und mir Kraft gibt?
- Ist es nützlich – kann ich etwas daraus lernen?
Der Mensch manipuliert ständig – bewusst oder unbewusst – und wir sind diesen Manipulationen ausgesetzt. Wir haben nur eine Chance uns dagegen zu wehren und uns nicht beeinflussen zu lassen: Wir müssen bewusst sein! (Lesen Sie hierzu auch: Wie leicht wir uns manipulieren lassen – Teil 1 und Teil 2)
Übertragen Sie dieses 3-Fragen-System nicht nur auf Erzählungen Ihrer Mitmenschen, sondern auch auf das, was Sie in Zeitschriften lesen, im Fernsehen sehen und im Radio hören.
Fragen Sie sich immer: Wem nutzt es?
Nutzt es einer politischen Richtung, einer religiösen Idee, einer Gruppe Lobbyisten? Glauben Sie tatsächlich, das alles wahr ist, was die Medien berichten? Die Medien sind im Besitz derer, denen auch die anderen Unternehmen gehören, denn Zeitschriften, Fernseh- und Rundfunkgesellschaften SIND Unternehmen. Sie berichten nur das, was ihnen nützt.
Böse Zungen behaupten sogar, dass ihnen auch die Politiker gehören – aber lassen wir das – denn:
- Wir können es nicht wirklich wissen – siehe Frage 1
- Es ist wirklich nicht gerade positiv – siehe Frage 2
- Es nützt mir nichts, es zu wissen – siehe Frage 3. Es sei denn, Sie möchten in die Politik gehen. Aber selbst dann ist es wohl so, dass Sie die Korruption noch lernen werden. Die Gehirnforschung hat in Versuchen nachgewiesen, dass Macht tatsächlich korrumpiert. Man hat das sowohl in Laborversuchen, als auch im Feldversuch gezeigt.
Nun haben Sie zumindest für Frage 3 eine positive Antwort erhalten. Sie haben gelernt, dass es für den Menschen „normal“ ist, sich korrumpieren zu lassen, wenn er eine Machtposition erlangt. Mit dieser Information könnten Sie nun beginnen denen zu verzeihen, die korrupt sind, denn Sie wären es auch, wenn Sie sich für die politische Macht als beruflichen Weg entschieden hätten.
Seien Sie dankbar und glücklich, dass Sie einen anderen Weg gewählt haben. Für die Politiker unter uns: Es ist immer Zeit für Veränderung…
Wenn wir uns die Fragen nach Wahrheit, Güte und Nutzen stellen, werden wir uns vor manipulativen Aussagen, die uns zudem noch die Laune verderben können, schützen. Unsere Gedanken bleiben unbelastet und wir haben mehr Zeit und Energie, um uns auf unsere positiven Ziele zu konzentrieren.
Text von und herzlichen Dank an:
Thomas Pfitzer |
Photo: martinak15
Vielen Dank für diese weisen Worte – man müsste sich dies viel öfter überlegen, bevor man spricht – und sogar auch bevor man denkt / mit sich selber spricht.
Herzliche Grüsse
Ariana
Richtig, Ariana! Schon das Denken in negativen Mustern verursacht eine negative Ausstrahlung und diese zieht die entsprechenden Menschen an… Liebe Grüße Thomas
Ja, irgendwie isses so drin in uns … es ist normal und äußerst weit verbreitet, nicht viel nachzudenken, bevor man spricht.
Sehr guter Artikel!
Frage 1: Kann ich nicht genau sagen, ob alles wahr ist 😉 …. aber:
Frage 2: Jawohl, die Anregungen zum Nachdenken und Aufpassen sind positiv
Frage: ICH ziehe meinen Nutzen und halte Augen, Ohren und Hirn offen 😀
Liebe Grüße Andrea
gelesen, verstanden und sofort richtig umgesetzt 😉 Liebe Grüße Thomas
Vielen Dank für die Erinnerung an diese mir schon bekannte Geschichte und deren Essenz!
Liebe Grüße
Anja
Das erinnert mich an die Regel „THINK before you speak“!
Is what you are about to say:
T – true?
H – helpful?
I – inspiring?
N – necessary?
K – kind?
Wenn nicht wäre es vielleicht besser, zu schweigen.
Hi Matz,
cool, das kannte ich noch gar nicht! Gefällt mir!
LG
Tim
Und immer wenn ich gerade nicht bei mir bin, will das EGO etwas nach außen projizieren, natürlich damit ich mich sofort etwas besser und erhabener fühlen kann. Etwas ausserhalb von mir ist scheinbar dermaßen wichtig und interessant, dass damit das schlechte Gefühl völlig überdeckt werden kann. So können mir die Fragen helfen, mir selber auf die Schliche und zurück zu mir zu kommen. Soweit zur Nachricht des Weisen aus meiner Sicht.
Doch hängt es von der Perspektive ab, ob ich es als „wahr“, „gut“ oder „nützlich“ sehe und lernen kann ich letztlich aus allem. Jedenfalls ist für mich grundsätzlich jede undifferenziert weitergegebene „Wahrheit“ bedenklich und ich lerne über den Überbringer der Aussage.
Er ist wohl oft ein Schwarz-Weiß Denker und hat es irgendwie nötig, stets die gewählte Schublade hochzuhalten. Natürlich kann mentales Trainieren zu empfundener Klarheit, Richtung und zum Bewältigen einer Situation und so zu erhöhter Leistung führen. Auch jeder Ratgeber hat einen Fokus. Und wenn ich nicht gerade unter größerem Leidensdruck bin, dann kann mich auch dies nicht grundsätzlich abbringen von meinem Abwägen der Mittelwege.
Doch leider tappen auch viele Menschen in diese Fallen der angeblich schnellen Lösungen und dem Handeln nach dem Schwarz-Weiß und entweder-oder Prinzip und bezahlen nach einer Weile höhere Preise. Dem Schreiber trage ich dies auch gar nicht nach, da er oft selbst Betroffener ist. Wie anders ließen sich extreme Haltungen mit Lösungsversprechen erklären?
Oh ja, diese Geschichte kenne und mag ich 🙂 Könnte auch von Jesus stammen 😉 If you can’t say something nice, say nothing. Klatsch und Tratsch sind unnötig und arm.