Wenigstens Gründe zum Klagen gibt’s immer genug:
Ein Mann war auf seiner Reise mit dem Zug unterwegs. Als er es sich im oberen Bett des Schlafabteils gemütlich gemacht hatte und einzuschlafen versuchte, hörte er den Mitreisenden im unteren Bett klagen: „Ich bin ja so durstig! Was bin ich durstig …“
Das Jammern schien kein Ende zu nehmen und an Schlaf war so nicht zu denken. Deshalb kletterte der Mann wütend von seinem Bett runter, stürmte in das Zugrestaurant, holte dort eine Flasche Wasser und eilte wieder in das Abteil.
„Hier, bitte, das sollte deinen Durst stillen!“
Der Jammernde bedankte sich und begann genüsslich zu trinken. Er trank die ganze Flasche leer.
Der Mann war inzwischen wieder in sein Bett geklettert, freute sich auf seinen wohlverdienten Schlaf und knipste die Lampe aus. Als ihm die Augen zufielen, hörte er plötzlich vom unteren Bett:
„Ich war ja so durstig! Was war ich doch durstig …“
Gefunden bei: zeitblueten.com, aus „Eine Minute Unsinn“ von Anthony de Mello
Wenn man gerade zufrieden ist, liegen in der Vergangenheit genug Dinge rum, über die man sich beklagen kann.
Photo: Arjan Wiegel
Wenn man sich beklagen will, findet man immer einen Grund. Ein lustiges Experiment ist es, mal ausdrücklich und ausschließlich über Positives zu berichten. Zum einen für einen selbst, weil man merkt, wie viel davon es doch im eigenen Leben gibt. Zum anderen auch, um mal die Gesichter der anderen zu sehen. Doch Vorsicht: Man macht sich damit nicht unbedingt Freunde. „Dir geht es wohl zu gut“, heißt es da schnell. Oder: „Du meinst wohl, du lebst nur zum Spaß, oder was?“ – die Antwort auf letztere rhetorische Frage ist dann übrigens einfach: „Ja!“. 🙂
Hi Doc,
ja, die Umwelt wird dadurch echt heftigst herausgefordert!
Die Geschichte treibts aus meiner Sicht aber noch mal auf die Spitze, das Jammern über und für das vergangene Leiden und Jammern.
LG
Tim
DocDocDoc, dem kann ich nur zustimmen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man solche Antworten hört, wenn man als positiver Mensch durchs Leben geht. Dann gibts auch welche, die von deiner Energie saugen, die dann wenn du selbst mal „auftanken“ brauchst, sich ganz schnell verstecken und zurückziehen.
Am besten man pflegt es wie der Gentleman: Genießen und schweigen 😉
“Du meinst wohl, du lebst nur zum Spaß, oder was?” 🙂
Auf meine Frage, wieso unser Chef plötzlich anfange, uns so komisch zu kontrollieren, antwortete meine Kollegin :“ Vielleicht denkt er, du machst dir hier ein schönes Leben !“
Als ich antwortete :“ Das mach ich doch auch, deswegen habe ich doch diesen Job“, mußte sie echt lachen.
Sich ein schönes Leben machen heißt bei uns ganz schnell – faul sein, nix tun – und das darf man eben nicht !
Hi Sharka,
das hat mich gerade sehr schmunzeln lassen – eine schöne Beobachtung, danke!
LG
Tim
Ich merke das immer sehr stark bei meinen Kollegen. Die Klagen in einer Tour. Das geht einem richtig auf die Nerven. Viele Menschen bemerken das nicht mal selbst, wieviel und vor allem auch teilweiße über welche sinnlosen Sachen sich leute beklagen (mir kommts so vor), nur das sie mal den Mund aufmachen. Das ist einfach absolut nervig! Ich bemühe mich sehr mit solchen Leute nicht meine Zeit zu verschwenden. Wobei das als Angestellter eher etwas schwierig ist 😉
Klagen hat ja dann auch nicht die primäre Funktion, sich zu Beklagen. Es geht vermutlich eher mehr darum, Gemeinschaft herzustellen. Das funktioniert auch. Das Problem dabei ist aus meiner Sicht, dass man quasi als Nebeneffekt die negativen Dinge im Leben immer und immer wieder bestärkt. Wie Du auch schreibst, „sinnlose Sachen“, als negative Dinge, die nicht angenehm sind, die man aber eigentlich auch locker hinnehmen kann, ohne auch nur ein bisschen zu leiden. Man könnte die gleiche Gemeinschaft doch auch darüber herstellen, dass man sich von den guten Dingen erzählt. Gleicher Effekt, aber mit positivem Nebeneffekt.
@Doc: Was ist Deine Theorie, warum so viele bei der Gemeinschafts-Herstellung auf jammern statt auf jreuen setzen?
Hi Maxi,
kenn ich! Sogar von mir selbst, ab und an. In manchen Unternehmen herrscht eine besonders verbreitete und akzeptierte Jammer-Haltung, scheint mir.
LG
Tim
Ich denke es ist die Angst der Menschen. Sich über etwas zu freuen und positives von sich zu geben erfordert einen gewissen Mut sich zu öffnen und davor haben die Menschen angst. Viel einfacher jedoch, die Arme zu verschränken und zu sagen „Das geht nicht, so ein scheiß“ etc…
LG Maxi
Maxi – das nennt man übrigens “ Opferitis „.
„Hach, hat mich heute wieder die Opferitis gepackt…..“ 🙂
Eine der schlimmsten Krankenheiten überhaupt.
Das Thema Jammern ist hochkomplex.
Zum Einen erlernen wir es durch Nachahmung von unseren Eltern, einer Nachkriegsgeneration, die echt was zu jammern hatte. In diesem Bereich kämpfen wir häufig mit Glaubenssätzen (Das Leben ist ne Hühnerleiter – kurz und beschissen…
Dann werden wir in der Schule oftmals nicht zu Lösungen motiviert. Der ständige Hinweis „Das ist falsch!“ ergibt über die Zeit nur einen wirklichen Sinn: „ich kann gar nix!“ Das alles führt zur sogenannten Froschperspektive. Wir sehen alles von unten, und von unten ist alles GROSS! Probleme sind groß, alles Schreckliche ist groß und es ist unmöglich, aus der Froschperspektive einen Lösungsweg zu finden.
Also können Frösche nur eins: Quaken… den ganzen Tag, und am liebsten in Chor.
Gerade Menschen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben, suchen sich große Unternehmen (Rudel, Horden) in denen sie Sicherheit finden. (Die Möwen folgen den Kuttern).
Einzelne Menschen, die sich verwirklichen, sind niemals Frösche!
Das einzige, was meiner Meinung nach hilft, ist also das Etablieren der Adlerperspektive. So, wie wenn wir von A nach B wollen, und eine Landkarte zur Hand nehmen. Dann sehen wir die Möglichkeiten genauso groß wie die Probleme und sind in der Lage, einen Weg hindurch zu finden.
Aber das Quaken hat noch weitere Vorteile:
Ich brauche mir keine Gedanken über mein Leben zu machen
Ich werde nicht von meinen Fähigkeiten, sondern nur von der Welt enttäuscht
und… ich muss nichts loslassen… nicht mal das gequake..
Hi Tobias,
Danke für Deine sehr lesenswerten Zeilen!
WIe findest Du in die Adlerperspektive?
LG
Tim
Wusstet ihr, das „Jammern“ sogar mal gut tut?! Gemeint ist aber nicht das, wie hier so oft beschrieben, nämlich anderen damit auf den Nerv zu gehen, sondern für sich:
Einfach mal tiiiiief durchatmen und dann mit einem richtig lautem und bewusstem Seufzer…. (z.b. „haaaaaaaaaaaaaaaaaaaach) die Luft rauslassen…. gerne auch öfter hinteinander. Erinnert euch das an was? Genau! Das ist pure Entspannung für den Körper …und Geist und Seele…
Like! 🙂
Ja, mann! Und das ist doch irgendwie ätzend, oder? Der Mind kriegt einfach nie genug. Neulich hat sich was beruflich wirklich erfreuliches für mich aufgetan, worauf ich längere Zeit hingearbeitet habe. Und einen Tag später habe ich dann wieder damit angefangen über meine Probleme zu grübeln. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich mich trotz jahrelanger Meditationspraxis weiterhin leicht in meinem „Leid“ suhlen kann.
Da hab ich mir in den letzten Tagen gedacht: „Nöööööö.Kein Bock mehr auf den Scheiß!-Probier doch mal was anderes aus.“ Also, habe ich versucht mich immer wieder an meinen beruflichen Erfolg zu erinnern, um mir zu sagen, wie geil es ist, dass sich Wünsche erfüllen, wenn wir uns selbst für wichtig erachten und sie verfolgen. Und als ich dann in der Mittagspause mit’m Fahrstuhl nach oben zu meiner Wohnung gefahren bin und mir mal wieder gesagt hab, wie geil das alles grad ist, hab ich angefangen ’ne Runde zu dancen. haha. Klingt vielleicht crazy. Aber es hat mir noch einmal mehr gezeigt, wie sehr wir selbst unsere Stimmung beeinflußen können und das ist nunmal das Ticket zur Zufriedenheit.
Ganzherzige Grüße
Maria MA
Ich denke, dass solche Geschichten eher dazu gedacht sind, uns auf uns selbst aufmerksam zu machen und nicht auf „die Anderen“. Ich glaube, dass sich jeder selbst an der Nase nehmen kann, wenn es darum geht, über Vergangenes zu jammern. Es sind nicht immer nur die anderen. Man jammert doch jedes Mal über Vergangenes, wenn man nur erzählt, wie schlecht es einem bei der letzten Grippe gegangen ist, dass der vorige Chef einen nur gepiesakt hat, dass das Kind in der Schule nur miese Lehrer hatte und dergleichen mehr. Wer bitte kann sich davon ausnehmen??
Ja. Manchmal wünscht ich mir „Jammer-Lappen“ wäre was zum Boden wischen und nichts, für das man Ohrenstöpsel braucht 😉
Oh ja, eine gorßartige Idee – der Jammer-Lappen zum Aufwischen (vielleicht den Schmutz unnötiger blöder Beschwerden?)!
Genau 🙂
Ich hätte ja auch genügend Gründe zum Jammern und tue es nicht.
Schwerbehinderte, kranke Mutter zu versorgen. Keinen Unterhalt für’s Kind. Schulden, die ich einst machte, weil ich meinem Kind alleine, ohne Unterstützung ein Zuhause aufbauen musste. Ein Psychologe, der mich unentwegt antriggert…………..
Aber ich tue es nicht.
Selbst dann nicht, wenn andere sich beschweren, dass ich meine Energie verschwende…………
Muss halt dann wieder Boden wischen 😉
Wer jammert, möchte wohl Mitgefühl haben. Mancher wird es brauchen und Dankbarkeit zurück geben, wenn er so Energie erhält. Doch gibt es auch „Jammerer“, die einfach jammern, (unbewusst) um Energie zu bekommen, weil das praktischer ist, als sich selber zu helfen. Klar wird mir das auch mal zu viel 😉