Teile diesen Beitrag "Von Pferden und Coachings – Interview mit Franciska Riehl"
Wie können uns Pferde dabei helfen, Hürden zu überwinden im Parcours des Lebens? Franciska Riehl coacht und berät Menschen in Krisen und solche, die gern vorankommen würden, mithilfe ihrer Pferde.
Hallo Frau Riehl, vielen Dank für Ihr Einverständnis mit dem myMONK-Interview. Möchten Sie sich zunächst kurz vorstellen?
Sehr gerne. Mein Name ist Franziska Riehl und ich freue mich, von Ihnen zu diesem Interview eingeladen worden zu sein. Ich arbeite seit einiger Zeit in der pferdegestützten Weiterbildung und Beratung von Firmen und Privatpersonen. Diese Methode spricht Themen wie Führungskräfte- und Teamentwicklung, Burn-Out Prävention und Behandlung, sowie alle anderen Situationen an, in denen Menschen nicht mehr weiterwissen und/oder sich weiterentwickeln wollen.
Wann saßen Sie das letzte Mal auf einem Pferd?
Das war vorgestern.
Wie sehen Pferde Menschen? Und warum haben Pferde so ein feines Gespür?
Pferde sehen Menschen nicht nur, sie nehmen sie umfassend wahr. Jede Wirkung eines Menschen wird vom Pferd aufgenommen. Pferde nehmen uns also nicht nur äußerlich, sondern gleichzeitig auch „von innen“ wahr. Sie sehen uns im Ganzen.
Ein so feines Gespür haben Pferde weil es sich über Jahrtausende ihrer Evolution notwendigerweise entwickelt hat: Als Herden- und Fluchttiere waren und sind Pferde darauf angewiesen, sich einer Herde und einem Leittier vertrauensvoll anzuschließen. Damit man in der Hierarchie einer Herde seinen Platz findet, und dabei weder bei den Herdenkollegen noch bei der Herdenchefin oder dem Herdenchef unnötig oft aneckt, ist es vonnöten, ein feines Gespür zu entwickeln und auf kleinste Nuancen in Körperhaltung und Ausstrahlung des Gegenübers sofort reagieren zu können.
Dieser natürliche, allumfassende und feinfühlige „Check“ des Gegenübers macht Pferde so wertvoll für die Führungskräfte-, Team- und Persönlichkeitsentwicklung sowie für alle Themen im Bereich der Bewältigung von Stress, Erschöpfung, Angst etc.
Können Pferde lieben? Oder: wie intensiv kann eine Bindung zwischen einem Menschen und einem Pferd werden?
Pferde hegen auf jeden Fall für den einen oder anderen mehr oder weniger Sympathie. In einer Pferdeherde kann man sehr oft auch wirklich enge Freundschaften zwischen Pferden beobachten. Da ist das Leid manchmal schon sehr groß, wenn der eine daheim bleiben muss, während der andere „arbeiten“ geht.
Genauso kann die Beziehung zwischen einem Menschen und einem Pferd sehr intensiv werden. Basis dafür ist vor allem ein sehr großes gegenseitiges Vertrauen und Verstehen.
Warum können Pferde „Menschen authentischer und erfolgreicher machen“, wie man auf Ihrer Website liest?
Ich setze mir ein Ziel, möchte etwas erreichen – ob klein oder groß, im beruflichen oder privaten Umfeld. Habe ich dieses Ziel erreicht, wird das als Erfolg gewertet. Einfach ausgedrückt: Erfolg hat, wer seine Ziele erreicht. Ich persönlich gehe davon aus, dass am leichtesten derjenige seine Ziele erreicht, der in all seinen Ausdrucksmöglichkeiten und seiner inneren Haltung möglichst übereinstimmt und Authentizität ausstrahlt, denn das schafft die meiste Energie: Meint man, was man sagt? Handelt man nach dem, was man meint und sagt? Strahlt man aus, was und wohin man möchte?
Pferde haben, wie bereits beschrieben, die herausragende Fähigkeit nicht nur Pferde, sondern auch uns Menschen innerhalb kürzester Zeit zu „lesen“ und zu spiegeln – und damit auf ihre Art Bescheid zu geben, ob alles, was wir ausstrahlen und an Außen-Wirkung erzielen, letztendlich mit dem übereinstimmt, was wir erreichen wollen.
Oft ist einem gar nicht klar, warum es so schwierig ist, das gesetzte Ziel oder einfach etwas Bestimmtes zu erreichen. Man findet die unbewusste Hürde nicht. Pferde finden diese Hürde sehr schnell, machen sie durch ihr Verhaltens-Feedback sichtbar und holen sie damit ins Bewusstsein. Erst wenn ein Teil der Hürde oder der Blockade sichtbar geworden ist, kann gezielt etwas verändert oder sogar ganz aus dem Weg geräumt werden.
So aktivieren uns Pferde, mit vergleichsweise geringem zeitlichem Aufwand, den ersten Schritt zu machen, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen und bis dato unbewusste Muster langsam zu verändern.
Kann das Training mit Pferden einem Burn-Out vorbeugen?
-Ja, ich denke, das kann es auf jeden Fall. Gehen wir davon aus, dass ein Burn-Out unter anderem durch folgende Zusammenhänge entstehen kann: Es herrscht zunächst ein spürbares Ungleichgewicht in einem oder verschiedenen Lebensbereichen. Das kann zum Beispiel zwischen An- und Entspannung, zwischen Wollen und Müssen, zwischen Zeit für mich und Zeit für alles andere, zwischen Ja- und Nein-Sagen etc. sein. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum man dieses Ungleichgewicht überhaupt hat eintreten lassen. Meiner Meinung kann das Ungleichgewicht vor allem deshalb bestehen bleiben, weil es gestützt und geschützt wird: Und zwar durch meine Lebensmuster. Auch wenn ich mir nicht immer darüber bewusst bin, handle ich doch meist nach ganz bestimmten Abläufen und Mustern. Und nicht alle habe ich mir bewusst und freiwillig ausgesucht. Familie, Lebensumstände, Erfahrungen haben mich geprägt und mir diese – in den Ausnahmesituationen auch oft sehr hilfreichen – Muster mit auf den Weg gegeben.
Leider verschwinden diese Muster aber nicht zusammen mit den dazugehörigen Umständen, sondern bleiben mir unbewusst erhalten – und blockieren mich dann manchmal in den neuen, völlig anderen Lebensumständen. Die äußeren Umstände schnell zu verändern ist also recht schwierig, vor allem wenn ich bereits erschöpft bin. Womit ich mich aber beschäftigen kann, das sind meine eigenen Entscheidungen, meine innere Haltung zu verschiedenen Lebensbereichen und meine Lebensmuster. Durch den Zeitdruck und die vielen „höchste Priorität“- Aufgaben, renne ich im Alltag aber oftmals einfach nur noch mit und versuche dem entstehenden Stress durch noch schnelleres Rennen zu entkommen, solange, bis ich wirklich nicht mehr kann, und habe daher auch selten die Möglichkeit, mich mit oben genannten Themen wirklich und in Ruhe auseinanderzusetzen.
In einer pferdegestützten Beratung und Therapie habe ich dagegen die Möglichkeit, in einem völlig alltagsfremden Kontext einfach mal stehen zu bleiben und durchzuatmen. Im Umgang mit dem Pferd kristallisieren sich dann sehr schnell die Parallelen zum eigenen Alltag heraus, die Blockaden und Lebensmuster werden ins Bewusstsein gerückt. Die gleichen Muster, die ich im Alltag durchlaufe, nehme ich auch mit in die Interaktion mit dem Pferd. Durch die „katalytische“ Wirkung des Pferdes werden die sichtbaren Erkenntnisse trotz ihrer Deutlichkeit als sehr angenehm, konstruktiv und kraftvoll empfunden. In einem nachgeschalteten Reflexionsgespräch habe ich selbst nochmal die Möglichkeit die aus eigenem Erleben gewonnenen Erkenntnisse in den beruflichen und/oder privaten Alltag zu übertragen und somit rechtzeitig und vorbeugend zu agieren oder einem bereits bestehenden Erschöpfungszustand mit neuen, positiven Möglichkeiten entgegen zu treten.
Welche Herausforderungen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Pferde-Coaching-Unternehmen waren für Sie die größten – und wie haben Sie sie gemeistert?
Herausforderungen gab es einige. Zunächst mal gibt es rein praktische Punkte, wie zum Beispiel, geeignete Bedingungen zu finden. In der Arbeit mit Pferden genügt ein normaler Seminar- oder Konferenzraum logischerweise nicht. Zudem sollen die Kunden eine gute Verkehrsanbindung haben, optimal verpflegt werden und bei schlechtem Wetter möglichst nicht im Regen stehen. Sowohl für das Coaching im Gruppen-Kontext als auch für die Beratung in der Einzelsituation habe ich genau die richtigen Örtlichkeiten gefunden, um optimale Umgebungen anbieten zu können. Beide Orte sind wie „vom Himmel gefallen“ aufgetaucht.
Auch im persönlichen Bereich gab es natürlich Herausforderungen. Sich gegen einen Vollzeit-Job im Büro zu entscheiden und stattdessen einen Weg zu gehen, bei dem ich die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse optimal einsetzen kann, ist auf jeden Fall ein Abenteuer!
Ich stelle jedenfalls fest, dass die Herausforderungen nicht ausgehen. Und obwohl es nicht immer leicht ist, ich manchmal gegen innere Widerstände weitergehen musste, ist das Vertrauen, auf dem richtigen Weg zu sein, ein wichtiger Anker.
Wo können die Leser mehr über Sie und Ihre Arbeit erfahren?
Natürlich gerne jederzeit bei mir persönlich per Telefon oder E-Mail oder auch über meine Internetseiten www.hippocampus-coaching.de für den Bereich Führungskräfte- und Teamentwicklung oder über www.hippocampus-beratung.de für Interessierte an Themen, die eher in einer Einzelsituation betrachtet werden.
Herzlichen Dank!
Ich habe in meiner Freizeit auch sehr gern Kontakt zu Pferden. Ich kann bestätigen, dass man viel von diesen Tieren lernen kann. Ebenso bejahe ich, dass der Kontakt sehr eng werden kann. Das setzt natürlich gegenseitiges Vertrauen und Verstehen voraus. Dann kann ein Pferd aber ein richtig guter Freund sein und sehr liebevoll mit seinem menschlichen Partner umgehen.
Ich habe mir vor 13 Jahren ein eigenes Pferd gekauft, aus dem Bauch heraus und zufällig, weil er einfach in mein Leben trat.
Ich hatte schon immer mit Pferden zu tun gehabt, bin regelmäßig geritten. Es war bis dahin aber immer nur ein Hobby gewesen.
Mein Pferd kam aus schlechter Haltung und es war einfach Liebe und Schicksal oder sonstwas.
Ich litt seit über 10 Jahren an Depressionen und hatte keinen wirklichen Lebenssinn, keine Aufgabe, auch keine Nähe oder Halt in der Familie.
Ich wollte mein Leben ändern und sucht eine wirklich große Aufgabe.
Da war dann dieses überaus sensible, magere Pferd, welches keiner haben wollte.
Vom ersten Tag an waren meine Depressionen fort, jahrelang.
Dieses Tier war erfüllend für mich. Durch ihn habe ich viele Freundschaften geschlossen, viel gelernt.
Meine Depressionen kamen in den letzten paar Jahren leider wieder (Arbeitslosigkeit, falsche Beziehungen).
Mein Pferd konnte in den letttent Jahren leider auch nicht mehr geritten werden, da er schwere Arthrose bekam. Aber es war weiterhin meine Aufgabe, ihm noch ein schönes Rentnerleben zu ermöglichen.
Diesen Dienstag musste ich ihn dann leider einschläfern lassen.
Es war uns klar, dass er den Winter nicht mehr erlebt und dies sein letzter Sommer war, er ging immer schlechter.
Jetzt ist er fort und auch mein Halt im Leben.
Ich habe noch eine Reitbeteiligung, aber das Pony braucht mich nicht so, wie es dieses alte Tier tat.
Mein Freund, sehr tierlieb, kann das auch nicht auffangen, ich will mich nicht an einen Menschen klammern.
So sehr an einem Tier zu hängen, ist auch nicht gerade gesund.
Aber so war es nunmal, er brauchte mich, und ich ihn.
Ein neues Pferd kann ich mir nicht mehr leisten. Das Pony, welches ich noch versorge, ist fast wie meines, da ich mit ihm machen darf, was ich will. Aber es ist nicht das gleiche wie das eigene Tier.
Man hat nicht diese enge Bindung, diese Fürsorge wie bei dem eigenen alten Zausel. Das Pony ist charakterlich ganz anders, sehr selbstbewusst und dominant. Der kann auch gut ohne mich klarkommen. Mein Pferd war rangniedrig und ich hatte immer das besondere Bedürfnis, ihm beschützen zu wollen. Auch , da er aus so schlechter Haltung kam.
Ich hatte gehofft, vielleicht auch etwas Erleichterung zu empfinden, wenn mein eigenes Pferd mal nicht mehr ist. Es war immer die Sorge da, ob es ihm gut geht, hoffentlich ist er nicht wiedet krank usw. Ich war am Ende auch körperlich entkräftet, ständig krank und total überlastet.