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Das Leben ist einfach,
aber wir bestehen darauf,
es kompliziert zu machen.

– Konfuzius

Als ich ein Kind war, dachte ich, mein Leben als Jugendlicher würde viel einfacher werden. Endlich rausgehen, wann und wohin und wie lange ich wollte. Ein Mofa oder später ein eigenes Auto besitzen und die Welt frei bereisen können.

Als ich ein Jugendlicher war, dachte ich, mein Leben als junger Erwachsener würde viel einfacher werden. Als Student tun und lassen können, was man will, anstatt zu festen Zeiten in Klassenzimmern hocken zu müssen. Eine eigene Wohnung zu bewohnen, das Leben weitgehend frei von äußeren Anforderungen gestalten zu können. Und nach dem Studium, so dachte ich als Student, da würden die Dinge erst einfach werden. Immer ausreichend Geld, keine Skripten und Vorlesungen und Prüfungen mehr.

Als ich ein Jugendlicher war

Stattdessen wurde mein Leben mit jeder neuen Stufe komplexer und anspruchsvoller. Die Jugend brachte Liebeskummer, Pickel, Scham, Auseinandersetzungen mit den Eltern und zweimal drohte ich in der Schule sitzen zu bleiben. Die Zigaretten und der Alkohol waren teuer und das Geld knapp. Das Auto musste betankt und repariert und reifengewechselt werden und die Freunde und Bekannten, die sich glücklicher verliebten als ich mich, hatten plötzlich weniger Zeit.

Als ich Student war

Und auch als Student wurde es nicht besser. Die meisten Kommilitonen schienen sich viel leichter damit zu tun, neue Bekanntschaften zu knüpfen und ihr Leben in der Freiheit zu genießen. Ich hingegen zog mich immer mehr zurück, gepeinigt von Akne, Untergewicht und Selbstzweifeln. Als diese Zeit vorbei war und ich ein neues Studenten-Leben in einer neuen Stadt begann, wurde vieles schöner, aber nichts einfacher. Der Prüfungs- und Notendruck stieg an der neuen Uni gewaltig an, außerdem war ich nun gezwungen, einen großen Teil meines Unterhalts selbst zu bestreiten – echt anstrengend.

Als ich so richtig erwachsen war

Doch auch nach dem Studium stand das Schlimmste erst noch bevor: das „richtige Erwachsenenleben“ mit festen Arbeitszeiten entpuppte sich für mich als ein Gefängnis. Jeden Morgen musste ich, wie die meisten von uns, aufstehen, mich anziehen und ins Büro fahren. Und bei jedem Freigang am Feierabend warteten nicht etwa Massagen, Bücher und Videospiele auf mich, sondern weitere Verpflichtungen: einkaufen gehen, die Wohnung aufräumen, Überweisungen tätigen, die sozialen Beziehungen aufrecht erhalten, Arzt- und Tierarzt-Besuche und vieles weitere.

Das Gefühl, keinen Ausweg zu haben (und eine Einsicht)

Das Schwierigste jedoch waren für mich nicht die steigenden Anforderungen. Nein, es war das Gefühl, es gäbe keine Alternative und keinen Ausweg aus einem Leben, das von Jahr zu Jahr noch anstrengender und beengender werden würde. Das Gefühl wuchs, indem ich die meisten Menschen um mich herum geplagt schuften sah, um all die Anforderungen erfüllen zu können –  im Job wie im Privaten.

An diesem Punkt wurde mir klar, dass ich mich nicht geschlagen geben will. Dass ich zumindest versuchen muss, ein Leben jenseits des Hamsterrads aufzubauen.

Mir wurde auch klar, dass nicht das Leben selbst so unheimlich anforderungsvoll und komplex ist, sondern dass ich es selbst bin, der denkt, er müsse dieses und jenes tun und erreichen, mich immer auf diese und jene Weise präsentieren, diesen und jenen zufrieden stellen. Immer Vollgas, die besten Noten, den besten Eindruck in der Firma und daheim machen, das meiste Geld verdienen, die teuersten Sachen kaufen und gleichzeitig immer für alle anderen da sein.

Seit dieser Einsicht sind viele Dinge einfacher für mich geworden. Das beginnt bereits am Morgen, wenn ich – meist ohne Wecker – aufwache und mich auf den Tag freue.

Noch immer denke ich oft anspruchsvoll und umständlich, noch immer mache ich mir das Leben hier und dort schwerer, als es sein müsste. Doch seit dem Moment, als mir bewusst wurde, dass eben ich es bin und nicht „das Leben“, der die Verantwortung hat über Einfachheit oder Schwierigkeit, seit diesem Moment fühle ich mich häufiger, als würde ich auf Wolken fliegen, statt pausenlos vor einer Walze aus To-Dos davonlaufen zu müssen, die mich scheinbar platt machen will.

42 Wege zur Einfachheit

Es gibt viele Wege, das Leben wieder einfacher zu machen. Hier sind 42 davon.

  1. Man selbst sein. Eigene Gefühle wahrnehmen, eigene Ziele setzen.
  2. Nicht andere zufrieden machen wollen – sondern sich selbst. Tun, was sich für einen selbst richtig und redlich anfühlt.
  3. Prioritäten setzen. Setzt man sie nicht selbst, setzen sie andere für einen.
  4. Etwas aufbauen. Wirft man sich mit allem, was man hat und voller Leidenschaft in die eigenen Vorhaben, wird vieles andere unwichtiger und leichter. Das Gegenteil ist Arbeit von Gehaltszettel zu Gehaltszettel.
  5. Die einfache Lösung vergessen. Nichts ist härter als die sinnlose, lebenslängliche Suche nach der einfachen Lösung, die einen die Ziele ohne Arbeit erreichen lassen soll.
  6. Nicht mit anderen messen – der einzige Maßstab sollte man selbst sein. Alles andere führt zu Neid und Eifersucht und dazu, dass man aus Selbstschutz Fehler bei den Mitmenschen sucht, was dazu führt, dass man nicht sich selbst, sondern die Welt als feindlich erlebt.
  7. Offen kommunizieren statt zu glauben, man könne die Gedanken der anderen lesen und zu hoffen, sie könnten dasselbe mit unseren Gedanken.
  8. „Danke“, „Ich hab’ Dich lieb“ oder „Ich liebe Dich“ sagen, wenn einem danach ist, verhindert so manche spätere Reue.
  9. Nicht lügen (jeder, der schon mal mit einer Lüge durchs Leben gelaufen ist, weiß sicher, wie anstrengend es ist und wie viel verzwickter es alles macht).
  10. Freundlich sein, aber nicht jedem ein Freund sein. Es ist viel einfacher und lohnenswerter, sich auf die Beziehungen zu den Menschen zu konzentrieren, die einem wirklich am Herzen liegen, als permanent zu networken und auf jeder noch so fremden Hochzeit tanzen zu müssen.
  11. Entschuldigen, wenn eine Entschuldigung angebracht ist.
  12. Entschuldigungen annehmen. Auch sich selbst zuliebe.
  13. Lächeln. Irgendwo habe ich mal gelesen „Lächle, denn Du kannst sie nicht alle töten“. Ist für meinen Geschmack etwas zu krass ausgedrückt, aber deshalb nicht weniger wahr. Vieles lässt sich nicht ändern – vor allem die Mitmenschen.
  14. Sich bewusst sein, dass es keine Wahrheit gibt, die immer zutrifft. Auch deswegen macht es keinen Sinn, bis aufs Blut darum zu kämpfen, jemanden von irgendetwas zu überzeugen.
  15. Von Drama-Queens und -Kings fernhalten. Viele Menschen scheinen das Drama leider zu brauchen und versuchen, so viele Leute wie möglich mit hineinzuziehen. Sich dem nicht zu entziehen kostet  Kraft, die im eigenen Leben viel besser investiert ist.
  16. Positive Menschen um sich scharen, die die Dinge anpacken. Es heißt, das Gewicht und der Kontostand eines Menschen lassen sich sehr gut abschätzen, indem man das Durchschnittsgewicht und Durchschnittsgehalt seiner fünf engsten Weggefährten bemisst.
  17. Hilfe suchen, wenn es allein zu schwer ist. Es gibt so viele Leute, die einem helfen können – sei es aus dem Freundeskreis, der Familie, in Internetforen, in Selbsthilfegruppen oder Therapien.
  18. Wachse, aber sei gnädig mit Dir. Ruhephasen und Fehler gehören einfach dazu und sind wichtig.
  19. Auf die Gesundheit achten. Der Dalai Lama beantworte die Frage, was ihn am meisten überrascht: „Der Mensch, denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen.“ Dreimal wöchentlich eine Stunde Sport und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Untersuchungen beim Arzt sind im Grunde echt kein Ding. (Ich sage Bescheid, wenn ich’s konsequent umsetze ☺)
  20. Täglich wenigstens ein paar Minuten Ruhe gönnen befreit vom Dauerstress, sorgt für Abstand zum Außen und Kontakt zum Innen und hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
  21. Genügend schlafen. Die meisten Menschen brauchen sieben bis neun Stunden Schlaf in der Nacht. Wer sich den nicht gönnt, scharrt freiwillig auf dem Zahnfleisch über den Boden des Alltags (kein Wunder, dass sich der Boden dann rau und steinig anfühlt).
  22. Die Kraft der Gewohnheit nutzen: drei Wochen die Willenskraft für eine neue Gewohnheit anstrengen, ein Leben lang ohne Anstrengung von ihr profitieren.
  23. Früher schlafen gehen, früher aufstehen (wenn Du feste Arbeitszeiten hast). Eine halbe Stunde mehr Zeit am Morgen ent-stresst ungemein, sowohl daheim als auch auf dem Weg zur Arbeit.
  24. Näher an den Arbeitsort ziehen oder auf Home-Office umsteigen. Inzwischen erlauben das letztere viele Arbeitgeber zumindest anteilsweise. Ein Freund von mir hat donnerstags immer seinen Home-Office-Tag. Da arbeitet er offiziell zuhause und spart sich insgesamt 1,5 Stunden Weg zur und von der Arbeitsstätte.
  25. Apropos Arbeit: wenn man das tut, was man kann, erspart man sich eine Menge unnötige Überanstrengung. Würde ich Sänger werden wollen, dann würde ich vermutlich auch noch nach zehntausenden von Übungsstunden bemitleidenswerte Töne von mir geben.
  26. Delegieren, was andere besser können.
  27. Leicht packen, leicht reisen. Wie oft kamst Du schon von einer Reise zurück und musstest Dir eingestehen, dass Du die Hälfte der Dinge, die Du mitgeschleppt hast, überhaupt nicht gebraucht hast?
  28. Zeug verkaufen, das man nicht mehr braucht (oder wegwerfen, wenn’s keiner haben will). Macht nicht nur Schränke und Keller leer, sondern auch Platz im Kopf.
  29. Nicht wollen, was man wollen soll. Viele „unserer“ Wünsche werden uns mit milliardenschwerer Werbung eingeflößt, ohne dass wir sie wirklich von Herzen empfinden.
  30. Wollen, was man braucht, statt brauchen, was man will. Ich geb’s zu: ich hätte gern einen BMW X6. Und einen Infinity Pool. Aber ich brauche beides nicht. Wenn ich, um ihn mir leisten zu können, Dinge tun muss, die mir keine Freude machen, dann verzichte ich lieber und fahre erst mal weiter mit der U-Bahn und bade in der Badewanne.
  31. Ordnung schaffen und halten. Als Schreiberling berufe ich mich gern auf das vielzitierte „kreative Chaos“. In Wirklichkeit mach ich’s mir nur unnötig schwer, weil ich oft zu faul bin, um meine Umgebung so herzurichten, dass ich mich wirklich wohl fühle und produktiv sein kann. Dabei ist es viel leichter, alles gleich nach dem Gebrauch aufzuräumen.
  32. Kochen lernen. Einen Wochenplan machen. Vielleicht schon am Wochenende für die nächste Woche vorkochen und alles wegtuppern. Alles mit einem Mal einkaufen, anstatt fünfmal in den Supermarkt zu müssen. Oder Standard-Einkäufe gleich online bestellen und liefern lassen, da gibt es immer mehr Möglichkeiten (Stichwort „E-Food“).
  33. Wasser trinken. Kein Element ist dem Körper näher als das Wasser, kein Element kann dem Körper besser geben, was er braucht. Kommt außerdem aus dem Wasserhahn (je nach Qualität vielleicht vorher filtern), man muss es nicht die Treppen hinauf schleppen. Am Morgen ist der Körper übrigens besonders dehydriert. Direkt nach dem Aufstehen einen halben Liter Wasser zu trinken macht frisch und klar.
  34. Einen Schritt nach dem anderen gehen. Eine berühmte Zen-Geschichte geht so: „Ein Mönch kam zu Zen-Meister Joshu und sagte, “Ich bin eben erst dem Kloster beigetreten und bin noch neu hier. Bitte unterrichte mich.” Joshu fragte, “Hast Du Deinen Reisbrei gegessen?” Der Mönch antwortete, “Ja, ich habe gegessen.” Daraufhin antwortete Joshu, “Dann solltest Du lieber Deine Schale waschen.” In diesem Moment war der Mönch erleuchtet.“ Multitasking und Multiaufmerksamkeit machen dümmer als Kiffen, das ist wissenschaftlich erwiesen.
  35. Essen, wenn man hungrig ist. Nicht essen, wenn man nicht hungrig sondern traurig, leer oder verzweifelt ist.
  36. Keinen Alkohol trinken, wenn man schlecht drauf ist. Das macht das Gefühl fast immer nur noch schlimmer. Besser funktioniert ein Spaziergang, Bewegung, Meditation oder ein nüchternes Gespräch mit einem Freund.
  37. Rechnungen pünktlich zahlen. Das erspart nicht nur Mahngebühren, sondern auch das nagende unangenehme Gefühl, das man nie ganz verdrängen kann.
  38. Das Auto volltanken, bevor der Tank im roten Bereich ist.
  39. Grundsätze festlegen, über die man im Alltag nicht mehr nachdenken muss: nicht stehlen, nicht betrügen, nicht schlagen, nicht unpünktlich sein, Wettschulden einhalten … was auch immer für Dich richtig und wichtig ist.
  40. Ein paar kleine Tricks lernen, die das Leben vereinfachen. Shortcuts am Computer zum Beispiel: mit Strg+C kopieren und mit Strg+V einfügen statt alles mit der Maus zu machen etwa kann auf die Lebensdauer einiges einsparen.
  41. Wichtiges aufschreiben: ich habe meistens ein kleines Moleskin-Notizbuch bei mir, weil es mich viel zu sehr anstrengt, mir Ideen, Termine oder sonst etwas merken zu müssen.
  42. Akzeptieren, dass alles im Wandel ist.

Was macht ihr euch das Leben einfacher?

 

Photo: Chico Ferreira