Teile diesen Beitrag "Die 3 wichtigsten Fragen des Lebens (und ihre Antworten)"
Das Leben wirft mehr Fragen auf als tausend blöde Quizshows. Aber welchen Fragen lohnt es sich nachzugehen, und welche davon sind keinen Fünfziger wert?
Was müssen wir wirklich wissen, damit’s uns gut geht und wir das Richtige tun?
Hier eine Geschichte, die von Buddha sein könnte. Tatsächlich ist sie aber von Tolstoi, diesem bärtigen, großen russischen Schriftsteller, der ständig nach dem Sinn des Lebens suchte, und irgendwann sogar eine eigene Religion gründen wollte, die kein Paradies nach dem Tod versprach, sondern das Glück auf der Erde.
Sie geht ungefähr so:
Die drei Fragen
Es war einmal ein König. Er glaubte, ihm würde nie wieder etwas misslingen, wenn er nur immer die Antworten auf drei Fragen wüsste:
- Was ist die wichtigste Zeit?
- Wer ist der wichtigste Mensch?
- Was ist das wichtigste Werk?
So lange er auch suchte, er fand die Antwort nicht.
So ließ er Gelehrte aus dem ganzen Land zu sich kommen. Um die richtige Zeit zu kennen, müsse man vorher seine Jahre, Monate, Wochen, Tage und Stunden genau einteilen, sagten manche. Die wichtigsten Menschen seien Krieger, nein, Ärzte, nein Politiker, hieß es von diesem und jenen. Das wichtigste Werk sei Gottesfurch, ach was, die Wissenschaft, nein die Philosophie!
Doch keine der Antworen befriedigte den König.
Aufbruch zum Einsiedler
Ein Einsiedler im Wald war für seine Weisheit bekannt. Er empfing jedoch nur einfache Leute, und stets nur in seiner Hütte. Also brach der König auf, allein, ohne sein übliches Gefolge und im schlichten Gewand, um nicht erkannt zu werden. Als er ankam, grub der Einsiedler gerade die Beete vor seiner Hütte um. Alt war er, mager und schwach. Der König trat an ihn heran und sagte: „Ich bin bekommen, um Dich um die Antwort auf drei Fragen zu bitten: Welche Zeit ist die richtige, um etwas zu tun, welche Zeit ist am wichtigsten? Mit welchen Menschen sollte ich mich einlassen und mit welchen nicht? Und welches Werk ist das wichtigste und muss daher zuerst getan werden?“
Der Einsiedler hörte den König, schwieg jedoch. Er begann wieder zu arbeiten. Da sagte der König: „Du bist erschöpft, gib mir den Spaten und ruhe Dich etwas aus, ich übernehme.“ Bis es dunkel wurde rackerte sich der König ab. Dann wiederholte er seine Fragen und sagte: „Wenn Du mir nicht antworten kannst, sag es doch, dann will ich nach Hause gehen.“
Unerwarteter Besuch
Plötzlich drang ein Stöhnen zur Hütte. Aus dem Wald kam ein Mann, der sich die Hände vor den Bauch hielt. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor. Vor dem König fiel er zu Boden. Ächzte leise. Der König und der Einsiedler trugen den Verletzten in die Hütte, mussten ein ums andere Mal den Verband wechseln. Als die Blutung nach Stunden endlich gestillt war, bat der Verletzte um Wasser und schlief ein. Auch der König fiel vor Erschöpfung in den Schlaf.
Am nächsten Morgen dauerte es eine Weile, bis der König wusste, wo er war und weshalb. Da blickte ihn der Mann an, den sie – er erinnerte sich – am Abend versorgt hatten. „Verzeih mir“, sagte er zum König. „Verzeihen? Wieso, ich kenne Dich doch gar und muss Dir nichts verzeihen.“ „Doch, ich bin Dein Feind. Du kennst mich nicht, aber ich kenne Dich. Ich war gekommen, um mich an Dir zu rechen. Du hast alle meine Güter genommen. Ich habe Dich töten wollen, aber Du hast mir das Leben gerettet. Von nun an werde ich Dir treu zu Diensten sein, und meine Söhne werden es auch. Verzeih mir!“
Der König, glücklich darüber, wie leicht ihm eine Versöhnung mit einem Feind gelungen war, verzieh ihm nicht nur, sondern versprach auch, ihm seine Güter zurückgeben zu lassen und einen Arzt sowie einen Diener zu schicken.
Die Antworten
Nachdem sich die beiden Männer verabschiedet hatten, suchte der König den Einsiedler. Dieser hockte schon wieder in seinen Beeten. „Zum letzten Mal, weiser Mann, ich bitte Dich, mir zu antworten!“
Der Einsiedler sagte: „Du hast Deine Antworten doch schon bekommen! Hättest Du kein Mitgefühl mit mir gehabt und mir nicht so eifrig beim Umgraben geholfen hättest, sondern wärst Du allein zurückgekehrt, hätte dieser Mann Dich überfallen und Du hättest bereut, dass Du nicht bei mir geblieben bist. Die wichtigste Zeit war die, als Du die Beete umgegraben hast, ich war der wichtigste Mensch und das wichtigste Werk war es, Gutes zu tun.
Er fuhr fort:
„Dann, als jener Mann angelaufen kam, war es die wichtigste, die richtige Zeit, um ihn zu pflegen, sonst wäre er verblutet, ohne dass ihr euch versöhnt hättet. Er war für Dich der wichtigste Mensch und was Du für ihn getan hast, war das wichtigste Werk.“
Das waren die Antworten, nach denen der König gesucht hatte. Er kehrte zurück und führte das Land nach diesen drei Prinzipien – legte viel Wert auf die gegenwärtige Zeit, schenkte dem, der ihn gerade aufsuchte, besondere Aufmerksamkeit, und kümmerte sich um sein glückliches Volk, so gut er konnte.
Heißt also:
Was ist die wichtigste Zeit?
Jetzt ist die wichtigste Zeit.
Nicht die Vergangenheit, in der wir rumwühlen, als gäb’s kein Morgen. Nicht die Zukunft mit ihren Verlockungen und ihren Sorgen.
Wer ist der wichtigste Mensch?
Der, mit dem Du gerade zusammen bist, ist der wichtigste Mensch.
Nicht der Ex, mit dem alles soo, soo schön war. Nicht die sch-sch-scharfe Traumfrau, die uns hoffentlich bald im Seitensprungportal anspringt. Nicht der Straßenrowdi im tiefergelegten Renault Clio, der uns vor drei Stunden geärgert hat (ich hab noch immer den Abdruck der Hupe an der Hand).
Was ist das wichtigste Werk?
Sich um andere zu kümmern ist das wichtigste Werk.
Nicht das Geld zu horten. Nicht noch mehr zu ackern im Job. Na ja, Du weißt schon.
So, das war’s von mir soweit, ich stehe jetzt vor einer anderen wichtigen Frage: Was gibt’s zu essen heute?
Photo: Jérémy Lelièvre
… und was gab es zu Essen? 😉
Die ersten beiden Fragen und Antworten finden sich ja beide irgendwie im Jetzt, einmal im Augenblick und einmal im persönlichen Erleben. Beides empfinde ich als absolut war und wichtig.
Bei Punkt drei bin ich mir unsicher.
Ich merke gerade, wie ich mich ständig überfordere, weil ich es jedem richtig machen und für jeden der fragt, da sein will. Irgendwo gibt es da eine natürliche Grenze, die für mich so aussieht, dass sich um andere Kümmern nur da gelingt, wo ich mich auch genug um mich gekümmert habe. Vor allem, auch mal ohne schlechtes Gewissen sein, wenn man die Bitte von jemand eben nicht erfüllen kann, weil man eine Grenze erreicht hat. Mit der Ergänzung würde ich dem wohl komplett zustimmen.
Viele Grüße
Tanja
Hi Tanja,
ist schon wieder ein paar Tage her, ich weiß gar nicht mehr sicher, was ich da gegessen habe. Wahrscheinlich war ich an dem Tag im Café und hatte Marmeladencroissant und Eier. 🙂
Vielleicht ist für Dich zurzeit wirklich wichtig, häufiger mit „Ich“ auf die dritte Frage zu antworten. Warum solltest Du diese Grenzen und das Um-Dich-Selbst-Kümmern nicht verdient haben?
LG
Tim
Die wichtigste Zeit ist der Moment.
Der wichtigste Mensch bist Du selbst, weil er der einzige Mensch ist, den du ändern kannst.
Das wichtigste Werk ist nicht das Werk, sondern das Du lebst.
Momente ändern Leben.
Ich schätze sowohl Buddha als auch Tolstoi. Meine eigenen drei wichtigsten Fragen im Leben orientieren sich mehr an Kant.
Wer bin ich?
Was soll ich tun?
Woran soll ich glauben?
Auch schön, Danke Oliver!
Wichtig ist die Absicht, in der Liebe zu SEIN und wenig zwischen wichtig oder unwichtig zu werten.
Ich verstehe den autor im punkt 3. Nämlich es meint die höste bewustseinsebene vom höherem selbst zum universelen selbst;von mir zum alles ist eins. wen ich etwas für den anderen tue, tue ich es für mich.wir sind alle gleich und verbunden. bis dahin ist es aber langer weg und viele bleiben bei sich stecken..
Du schreibst tolle sachen !
Dankeschön Reni!
Beim „Ich“ stecken bleiben … ja, kann sein, dass das viele betrifft. Aber auch das Gegenteil, denke ich: das „Ich“ zu verleugnen – und es aus ungesunden Gründen und ohne stabile Basis heraus „überwinden“ zu wollen.
LG
Tim
😀 die allerletzte Frage finde ich genial, Spaß beiseite, diese drei Fragen sind tatsächlich wichtig, es ist doch oft so, dass man dem Vergangenen (der vergangenen Person) hinterher weint und gar nicht die präsente Person bemerkt, bis das dann zu spät ist, und dann weint man dieser Person nach. Ganz schön blöd…
Und jetzt der Moment ist der einzige, an dem ich tatsächlich etwas verändern kann und auch mich um die wichtigen Dinge kümmern kann.
Den Personen jetzt und hier die volle Aufmerksamkeit zu schenken, Smartphone und iPad einfach mal beiseite lassen, so einfach und scheinbar in unserer heutigen Zeit fast unmöglich…
Hi Ildiko,
vielleicht ist das Smartphone beiseite zu legen auch deshalb so schwer, weil wir glauben, uns immer (jetzt) um etwas kümmern zu müssen, egal um was.
LG
Tim
Heute gibts veganen Salat und Süßkartoffeln zu essen 😉
Danke Tim für den tollen Artikel!
Hast du „The Power of Now“ von Tolle schon gelesen?
Best wishes,
Chris von chrisgsellmann.at
Hallo,
interessant. Aber sind das wirklich die 3 wichtigsten Fragen des Lebens? Welchen Lebens? Was weiß ich über das Leben? Und sind die wichtigen Fragen nicht auch zeit- bzw. lebensphasenabhängig? Und wer gibt mir das Recht zu sagen, was die wichtigsten Fragen des Lebens sind?
Ich glaube, jeder kann nur die wichtigsten Fragen für sein Leben definieren, ob alleine oder mit Unterstützung und unabhängig wie viele Fragen es sein werden. Und vielleicht hängen Sie von der Lebensphase ab? Als Kind waren das definitiv nicht meine wichtigsten Fragen, nicht die meines Lebens und nicht die des Lebens (wenn ich das mal mutig behaupten kann). Und als ich krank war, waren sie es auch nicht.
So Allgemeinplätze wie diesen Text find ich schwierig, weil wenn ich vielleicht in einer (Sinn)Krise stecke, mich Frage, was ist wichtig und was nicht, hilft obiges unter Umständen nicht weiter, sondern verschlimmert alles, setzt mich unter Druck, denn wenn ich gerade der Auffassung bin, mich nicht um andere zu kümmern (oder genügend und wie viel ist das und überhaupt, was ist kümmern genau), könnte ich den Rückschluss ziehen, nicht richtig zu leben. Nur gibt es ein allgemeines „richtig leben“? Und lebt jemand falsch?
Die Fragen sind gewiss nicht falsch und in meinen Augen auch eine gute Anregung drüber nachzudenken. Nur so einfach, glaube ich, ist es nicht. Naja, vielleicht so kompliziert, wie ich es gerade denke, auch wieder nicht :-).
Viele Grüße
Da stimme ich zu,cyavea. Der Kopf stellt Fragen, die den Kopf dazu bringen könnten, etwas aus dem starren Denken herauszutreten und das Bewusstsein etwas zu erweitern. Doch der Kopf sieht nicht viel, schon gar nicht von dem was morgen sein wird. Das kann für viele zu seiner aktuellen Situation passen und ein Abholer sein. Doch welche Fragen gestalten den nächsten Schritt? Irgendwann erkennen wir ja doch, dass niemand unwichtig ist und dass wir dabei bleiben, uns nur an der Liebe auszurichten.
LG Richard