Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Bist Du in Balance? Fühlst Du Dich ausgeglichen? Es gibt da ein sehr schönes Modell, das Riemann-Thomann-Modell. Es kann Dir helfen, immer wieder neu ein Gleichgewicht zu finden.

Nach ihm sind es zwei Achsen, wie bei einem Kreuz:

  1. In der Waagerechten ist links „Nähe“ und rechts „Distanz“
  2. Und in der Senkrechten ist oben „Dauer“ und unten „Wechsel“

Auf diesen beiden Achsen bewegen wir uns ständig, mal mehr auf der einen Seite, mal mehr auf der anderen. Es sind unsere Grundstrebungen und wo wir gerade sind, zeigt sich in unserem Verhalten, beruflich und privat.

Distanzausrichtung

Wenn wir uns stark in der Distanzausrichtung befinden, dann sind uns wichtig:

Abgrenzung, Unverwechselbarkeit, Freiheit, Individualität, Eigenständigkeit, rationales Denken und Handeln („bloß kein Gefühl!“). Wir wollen nicht beeinflusst werden, wir suchen den Abstand und tun so, als würden wir niieeemanden mehr brauchen.

Das lässt uns nach außen sehr kühl und unnahbar wirken.

Und nach innen lassen wir Gefühle eher nicht zu, sondern entfernen uns von ihnen, so gut’s geht, mit dem Argument, dass der Verstand ja viel wichtiger sei.

Beziehungen funktionieren höchstens dann für uns, wenn wir ein hohes Maß an Freiheit und Rückzugsmöglichkeiten haben. Und möglichst nicht auf fremde Hilfe angewiesen sind … was so eine Beziehung nicht gerade leicht und ergiebig macht.

Trotzdem kommt’s mir so vor als würden gar nicht so wenige Menschen, die sich gerade voll im Distanzmodus befinden, trotzdem Beziehungen suchen. Zum einen, weil es in ihnen ja trotzdem noch andere Bedürfnisse gibt, zum anderen aber auch, weil wir heute gern so tun, als könnten wir alles gleichzeitig haben, als würde uns alles zustehen. Dann kommen halbgare Sachen raus und Beziehungen, in denen der eher auf Nähe ausgerichtete Part ziemlich unglücklich ist über den Freiheitsdrang und oder Reinsteckdrang.

Näheausrichtung

Dem gegenüber steht die Näheausrichtung. In ihr brauchen wir genau das Gegenteil von Distanzmenschen: Nähe zu anderen Menschen, Bindung, Zuneigung, Vertrauen, Sympathie, Mitmenschlichkeit, Geborgenheit, Zärtlichkeit und Harmonie.

Wir suchen dann Wärme, Bestätigung und wir geben dafür Teambereitschaft, Akzeptanz und Verständnis, wir haben Lust auf andere und können uns leicht mit ihnen identifizieren. So neigen wir allerdings auch dazu, selbstlos bis zur Selbstaufgabe zu sein und unsere eigenen Bedürfnisse zu vergessen.

Bis auf die Selbstaufgabe klingt das erstmal ganz gut, allerdings kommen auch hier noch ein paar Herausforderungen: zum einen fühlen wir uns dann schnell einsam und sind deshalb abhängig von anderen. Zum anderen kann sich eine Opfermentalität entwickeln, auch, weil wir unsere gesunden Aggressionen verdrängen.

Der etwas übertriebene, und trotzdem so in der Realität vorkommende Prototyp ist vielleicht eine Frau, die jeden mag, und von jedem gemocht wird, und es immer schafft, zwischen Überstunden für Kollegen und dem Pflegen der Mutter – und zwar der Mutter des Nachbarn – noch vier Kuchen zu backen für die Feier, wo sie eigentlich nur zu Gast ist, aber es schmeckt halt nicht jedem alles und keiner soll zu kurz kommen, und am Ende räumt sie noch alles auf, damit sie bloß nicht heimgehen muss, weil sie dort alleine wäre, und das findet sie so traurig und kalt.

Kommen wir zur zweiten Achse, „Dauer“ vs. „Wechsel“.

Dauerausrichtung

In der Dauerausrichtung sind uns Dinge wichtig wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Wille, Verantwortung, Planung, Vorsicht, Kontrolle, Ziele, Gesetze, Kontinuität, Notwendigkeit, Verbindlichkeit, Treue, Grundsätze, Regeln, Analysieren, Stabilität, Pflicht, Dauerhaftigkeit, Konsequenzen.

„Dauermenschen“ sind nicht nur verlässlich, sondern auch gründlich, ordentlich, sie haben Organisationstalent und sind prinzipientreu. Aber auch hier ist es so: Wenn wir zu stark oder zu lange in dieser Dauerausrichtung sind, werden wir unflexibel bis pedantisch. Und das Leben kann uns langweilig werden, sehr langweilig sogar  …. etwa dann, wenn wir alle unsere Puzzle vom Schloss Neuschwanstein oder dem putzigen Stachelschwein vorm Sonnenuntergang schon zum zehnten Mal gemacht haben und uns auch die wie jeden Freitagabend allein zuhause angeschaute Mario Barth DVD nicht mehr ganz so euphorisieren kann, obwohl das natürlich schon jedes Mal super witzig ist mit den Männern und den Frauen, also nee, und seine Freundin, von der er immer erzählt, meine Güte, total crazy.

Wechselausrichtung

In der Wechselausrichtung ist es wieder das Gegenteil: In ihr ist uns alles Neue wichtig und dass sich ständig etwas verändert. Leidenschaften, Reizen, Rausch und Phantasie ziehen uns an. Wir suchen den Genuss, Charme, Kreativität, Temperament, Spontaneität, Risiko, Ideenreichtum, Dramatik und Begehren.

In dieser Ausrichtung sind wir neugierig, kreativ und lernen gern dazu. Der Preis: Wir können auch unzuverlässig, chaotisch, theatralisch, egozentrisch, geschwätzig oder sprunghaft sein.

Der hochemotionale Künstlertyp könnte hier ein deutliches Beispiel sein, der sich immerzu ins nächste Abenteuer wirft, obwohl das vorherige vielleicht noch gar nicht so richtig angefangen hat … und bei dem sich die Gefühlslagen so schnell ändern, dass man als Gegenüber gar nicht weiß, wie einem geschieht.

Grundsätzlich ist das alles zum einen eine Typfrage, zum andere eine Frage der aktuellen Lebensphasen – wo unsere Schwerpunkte liegen.

Dies ist ein dynamisches Modell. Es geht nicht darum, immer genau in der Mitte zu sein, so funktioniert das Leben nicht, wir verändern uns, unsere Bedürfnisse sind mal mehr da und mehr dort.

Nur: Wirklich an einem Extrem oder in seiner Nähe zu sein, das funktioniert in der Regel nur für kurze Zeit, bevor es ungesund wird.

Mit den beiden Achsen können wir leichter erkennen, dass wir gerade oder vielleicht auch schon länger zu einseitig gelebt haben und es Zeit ist, uns wieder mal um die anderen Bedürfnisse zu kümmern.

Also: Wo siehst Du Dich gerade … mehr bei Nähe oder Distanz und mehr bei Dauer oder Wechsel?

Und: Ist es an der Zeit für Dich, wieder ein bisschen in die andere Richtung zu pendeln?

Dieser Text ist ein Auszug aus dem myMONK-Podcast. Die ganze Folge zum Thema kannst Du hier hören:

Photo (oben): Stock Photos von Vitalii Nesterchuk / Shutterstock