Darf’s noch ein kleines bisschen mehr sein? Ein bisschen mehr Geld auf dem Konto, ein bisschen mehr Karriere im Unternehmen, Quadratmeter in der Wohnung, Status in der Gesellschaft, Logo auf dem Polo, Rechenleistung im Computer, PS im Auto, Besucher auf Deiner Website, Kontakte auf Xing, Silikon sonst wo?
„Hinter der nächsten Ecke wartet das Glück auf Dich! Gib Dich nicht vorher zufrieden!“
Das ist es doch, wozu uns – neben unseren eigenen gierigen Genen – die Unternehmen mit ihren Billiarden an Werbebudgets bewegen wollen. Als Angestellte, die so angestrengt nach oben schielen, dass sie blind werden („Schiel nicht, das bleibt noch stehen!“, hat meine Mutter in meiner Kindheit manchmal gesagt). Als Käufer von Scheiß, der hoffentlich ein Fitzelchen geiler ist als der Scheiß von gestern oder Scheiß der vom Nachbarn Als Sklaven, die sich selbst einsperren in Büros und überfüllte U-Bahnen und zum Platzen volle Läden.
Das Gute ist: MEHR geht immer.
Das Schlechte ist: MEHR hat kein Ende.
Du wirst nie genug haben,
wenn Du immer mehr willst.
Du wirst nie ankommen,
wenn Du Dein Glück immer nach dem nächsten erreichten Ziel wähnst.
Du wirst immer weiter hetzen müssen,
immer weiter, so schnell wie möglich.
Du wirst den Horizont verfolgen. Denn das „Mehr“, das „Weiter“, das „Besser“ das Du suchst, verschiebt sich endlos, gnadenlos. Die Suche nach dem „Mehr“ ist so unstillbar wie ein Baby ohne Mund.
Klar wirst Du auf dem Weg Ziele erreichen. Wenn es gut läuft sogar eins nach dem anderen. Aber irgendwann dann wirst Du vielleicht zusammenbrechen, wie’s heute so vielen von uns ergeht.
Ohne dem Horizont, ohne Deinem eigenen Glück einen einzigen Schritt näher zu sein.
Psychologen bezeichnen die Jagd nach dem Mehr als hedonistisches Hamsterrad. Und sie wissen aus unzähligen Studien: kein Mensch wurde je glücklicher, je zufriedener, je weniger frustriert, nur weil er mehr Kilometer in diesem Hamsterrad geschrubbt hat.
Die Alternative: anhalten, ankommen
Das Rad für einen Moment anhalten. Stehenbleiben. Tief einatmen, tief ausatmen. Deinen Körper wahrnehmen. Wo bist Du angespannt, wo bist Du verspannt? Was fühlst Du? Welche Gedanken kannst Du dabei beobachten, wie sie durch Deinen Kopf ziehen?
Stehenbleiben heißt ankommen. Ankommen im Moment, ankommen wo Du bist.
Dort angekommen kannst Du Dich fragen:
- Was ist mir wirklich wichtig? Die Arbeit oder Zeit mit meiner Familie? Die Arbeit oder meine Gesundheit? Hoher Erfolg im Außen oder tiefer Frieden in mir?
- Auf welche Herausforderung habe ich Lust, was würde mich erfreuen und erfüllen und wirklich stolz machen?
Lass nicht den weiten Horizont Dein Ziel sein, sondern Dein Herz.
Dort liegt Dein wahres Glück.
Mehr Texte unter Ein fast vergessenes Wort, das Dein Leben so viel leichter machen kann und unter Was, wenn ich einfach nur ein mittelmäßiges Leben will?
Und hier ein P.S.: Hast Du schon in den neuen myMONK-Podcast gehört? Hier gibt’s Folge 1 mit 7 Fragen, die mein Leben verändert haben – und Dich vielleicht auch ein kleines bisschen glücklicher machen können:
- Zum Streamen klicke einfach auf Play (oder hier)
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- Lade den Podcast als MP3 herunter, indem Du hier rechts klickst und dann „Speichern unter“ wählst
Alles weitere zum Podcast findest Du hier.
Photo: plaits
Und was ist das jetzt genau, dieses GLÜCK?
(fragt der alte Wortklauber…)
Und warum, wenn ich das lesen vom „…Scheiß kaufen…“ muss ich da immer an den guten alten Danny Kaye denken??:
„Es gibt Leute, die kaufen Dinge
die sie nicht brauchen,
mit Geld
welches sie nicht haben,
um Leute die sie nicht mögen
zu beeindrucken.“
(Danny Kaye)
Achso.
Hi Georg,
der Spruch von Danny Kaye ist einfach unschlagbar.
Was das Glück angeht … da gibt es vermutlich nicht DIESES Glück, sondern mindestens drei Formen (https://mymonk.de/die-3-arten-des-glucks-und-wie-wir-der-falschen-hinterherjagen/). Und mindestens eine dieser Formen muss jeder für sich selbst definieren.
Die Frage ist also: was versteht der alte Wortklauber unter Glück? 😉
LG
Tim
Glück ist Zufriedenheit, angekommen sein, nicht mehr brauchen.
Ich bin heute glücklich, weil ich 196 Leben gerettet habe. Um genau zu sein: 176 Kröten und 20 Frösche, die ich über die Landstrasse zu ihrem Laichgewässer gebracht habe. Als Verkehrshelfer sozusagen 🙂
Schon seit Jahren will ich aktiver im Tierschutz sein, nicht nur Geldgeber – aber die liebe Zeit, die Arbeit, die Familie, irgendwas ist doch immer.
Da lief ich nun heute bei Sturm und kaltem Nieselregen, sah aus wie der letzte Schlumpf – aber ich fühle mich wunderbar!
Übrigens Tim, ich bin alles andere als Frühaufsteher, aber ich habe mich schon von 9 auf 7 Uhr vorgearbeitet. Dein Blog gibt echt viel Inspiration, nicht nur zum kurz Abnicken, sondern fürs Praktizieren.
Euch allen einen genialen Tag!
Claudia
Hi Claudia,
sehr schön, dann hast Du ja heute ein tolles Erlebnis gehabt, nach dem Du Dich schon lange sehnst!
Und sehr schön natürlich auch, dass Dir myMONK.de so viel gibt!
LG
Tim
Auf der Jagd nach dem „Mehr“ verpassen wir das JETZT und damit die schönsten Momente unseres Lebens…
Oh ja, so isses. Wobei man auch ernsthaft schöne Momente haben kann, wenn man sich erinnert oder träumt.
Du wirst nie glücklich sein, es sei denn, du BIST es einfach, egal was ist.
LG Richard
Hi Richard,
wie immer: schön von Dir zu lesen! Eine gute neue Woche wünsch ich Dir!
LG Tim
Bei der ganzen Jagd nach dem nächsten Ziel vergessen wir auch die kleinen Erfolge, die wir dahin erreicht haben. Wenn wir lernen, die zu schätzen und sich stückweise zu freuen, kommen wir dem „Der Weg ist das Ziel“ schon mal viel näher. Man muss dabei nur die Standards vergessen, die uns von außen aufgezwängt werden, die uns weismachen wollen, noch nicht genug zu haben.
LG
Sybille
Hi Sybille,
besonders gefährlich finde ich, wie schnell wie die Standards von Außen zu eigenen Standards machen. Und dann wird es wirklich nicht leicht, sich da wieder rauszuschälen.
Sich dankbar und freudig den kleinen Erfolgen gegenüber zu zeigen ist bestimmt ein Ansatz dafür.
LG
Tim
Erinnert mich auch irgendwie an „Ich bin nicht gut genug so wie ich bin.“
Was wenn wir uns, den Moment, das, was wir haben, einfach annehmen könnten so wie es ist, so wie wir sind ohne dieses ständige wollen von besser, größer, mehr! In Momenten von Gezerre und Habenwollen erinnere ich mich an die Natur, die Zyklen, wie alles fließt ohne Neid und dem Noch mehr an Wachstum.
Lg
Monika
Das “Ich bin nicht gut genug so wie ich bin.” ist vermutlich die Basis von „Ich habe nicht genug“ und die Basis von viel Unglück, das man empfindet und auch anderen antut.
Eine schöne Idee, dann an die Natur zu denken! Danke!
auf den punkt gebracht 🙂
Danke, Namenlose(r)! 🙂
Wow! Grenzgenialer Artikel, so sehr auf den Punkt gebracht!
Lass nicht den weiten Horizont Dein Ziel sein, sondern Dein Herz.
Dort liegt Dein wahres Glück.
Wow, wie schön! Danke!
Hallo Tim,
„Lass nicht den weiten Horizont Dein Ziel sein, sondern Dein Herz.“
Dein Satz hängt jetzt GROß an meiner Pinnwand
…und ich werde ihn mir jetzt noch als Lesezeichen basteln :)))))
Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht dir Sabine 🙂
Wow, cool, danke Sabine!
Genau. Wie sagt man so schön: ein Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter…
Lebt euer Leben und vergeudet es nicht durch die Jagd nach immer mehr von den Dingen, die in Wahrheit keiner von uns braucht!
Ankommen im Moment, das ist Vertrauen haben in das Nicht-Erklärbare und es unerklärt lassen wie es ist. Der Körper sendet Signale der Lust. Das Herz sendet Signale der Intuition. Das Wesen schaut zu, wie sich damit ein Tun gestaltet. Nur der Kopf hat keinen Platz dabei. Na ja, er darf Schritte gestalten, die zu den Signalen passen, wenn er dann wieder still ist. 🙂
So wahr! Ich nenne das Anhalten und Ankommen den Ich-Moment: ein Moment der Achtsamkeit, um mich selbst wahrzunehmen, zu fühlen wie es meinem Körper geht, was meine Gedanken zu sagen haben und wodrauf mich meine Gefühle hinweisen möchten. Danke für den Artikel!
Danke immer wieder gut von dir zu lesen stehen zu bleiben in mich zu hören .Jeden Tag begleiten mich deine Texte sind eine Hilfe und Stütze im täglichen Leben ☺
Das Hamsterrad sieht von innen auch aus wie eine Erfolgsleiter.
😎💺🎧