Teile diesen Beitrag "Introvertierte bekommen „Kater“ durch zu viel Gesellschaft"
Eine Veranstaltung voll mit Menschen kann schlimmer verkatern als eine Flasche voll mit Wodka.
Wenn man zu den Introvertierten gehört.
Überall Gesichter mit Mündern, aus denen Worte fallen und Staunen, oh, aha, Waaahnsinn. Und Augen, die durch den Raum rollen und auch irgendwas sagen wollen zwischen Scheiße-bin-ich-cool und Bitte-beachte-mich. Und so viel Energie, überall … nur in einem selbst nicht, dort wird sie weniger und weniger und weniger, als würde die Umgebung alles aus einem raussaugen, bis auf Haut und Knochen und das tolle Outfit, das man sich überlegt hatte, und dann steht man da, checkt irgendwie gar nichts mehr, nur, dass einem alles zu viel ist, viel zu viel. Schädel dröhnt, Ohren klingeln, Akkus leer.
Genauso ging es Shawna Courter vom Blog Introvert, Dear. Shawna war zur Hochzeit einer guten Freundin eingeladen mit mehrtätigem Vorprogramm. Als dann, nach einer Überdosis sozialem Austausch, die eigentliche Hochzeitsfeier begann, ging es ihr so:
„Nach wenigen Stunden konnte ich es einfach nicht mehr ertragen. Ich machte mich aus dem Staub wie ein Dieb, schlich herum auf der Suche nach einem Ort, an dem’s still war. Ich kam an einem halbdunklen Raum vorbei und sah meinen Schwager dort sitzen, allein, wie er aus dem Fenster schaute. Ich wusste, dass auch er introvertiert ist und dachte: Okay, das ist die beste Möglichkeit, dem Ganzen für eine Weile zu entkommen. Ich setze mich hin, legte meine Arme um meine Knie. Und hoffte, dass sich mein Schwager nicht allzu gestört fühlte. Dann kamen meine Gedanken ein bisschen zur Ruhe, entfernten sich vom rauen Gelächter da unten, ich atmete tief und spürte die Anspannung weichen. Irgendwann kam mein Mann nach mir schauen und lachte, als er uns zwei da so zurückgezogen hocken sah.
Ich konnte nicht mehr und wollte nicht mehr auf dieser Feier sein, nicht zum Tanzen und nicht zum Karaoke (sorry!). Ich hab noch nicht mal der Braut gratuliert (sorry!!). Ich war einfach fertig, fuhr in mein Hotel, las ein Buch und ging später noch eine Runde spazieren. Vor einigen Jahren hätte ich mich unendlich dafür geschämt und schuldig gefühlt – inzwischen kann ich mir das erlauben. Das Buch und die Zeit allein haben mir so gut getan, dass ich nicht das Gefühl hatte, etwas zu verpassen.“
Woher der soziale Kater kommt
Introvertierte verfügen über eine begrenzte Energie für Geselligkeit. Beziehungsweise: Ihre Energie ist schneller weg. Denn ein introvertiertes Gehirn wird vom sozialen Austausch viel stärker stimuliert als das eines Extravertierten (oder Ambivertierten – jene zwischen Intro- und Extravertierten). Es benötigt weniger Dopamin, um stark angeregt zu sein.
So kommt es rasch zur Überstimulation mit körperlichen und mentalen Symptomen von Schwitzen bis Hyperventilieren, von Kopfschmerzen bis Müdigkeit, vor allem aber kommt die Empfindung, dass das Hirn dicht macht und alles plötzlich wie ein Tunnel zusammenschrumpft. Überforderung. Unmöglich, anderen dann noch zuzuhören, geschweige denn, „angemessen“ zu reagieren.
Wie beim Nervengift Alkohol machen dann die Synapsen einfach schlapp.
Das einzige Mittel, das wirklich hilft
… ist genau das, was Shawna gemacht hat. Dasselbe, was man tun sollte, wenn man bereits zu viel getrunken hat: aufhören. Gehen. Ausruhen.
Auch, wenn andere den Kopf darüber schütteln: „Entspann Dich doch mal n bisschen und genieß die Party, sei doch nicht so!“ Okay, dann sei Du nicht 1,75 Meter groß und kurzsichtig, Mann. So funktioniert das eben nicht. Introversion ist nichts, was sich jemand aussucht, und nichts, das man ändern kann.
Was ein Introvertierter benötigt, ist Akzeptanz. Zuerst mal von und für sich selbst. Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und annehmen und ernst nehmen, bevor der Kater kommt. Und somit immer wieder die Frage: Wie geht’s mir gerade und was brauche ich?
P.S.: Besonders heftig wird der Kater, wenn man zusätzlich noch hochsensibel ist, siehe 23 Anzeichen, dass Du hochsensibel bist. Siehe auch: Diese einfache Übung stärkt Dein Gehirn und macht Dich gelassener.
Photo: Álvaro Canivell
Hallo Tim,
Dass es zwischen Introvertierten und Extrovertierten noch die Ambivertierten gibt, wusste ich gar nicht. Finde es aber interessant, weil ich mich selbst in genau diese Schublade packen würde.
Und dass Introvertiertheit (und Extrovertiertheit genauso) nicht einfach nur eine persönliche Einstellung, sondern tief in der Struktur des Gehirns verankert ist, darf von mir aus ruhig mal etwas bekannter werden. Dein „Okay, dann sei Du nicht 1,75 Meter groß und kurzsichtig“ bringt es super auf den Punkt, denn genau so ist!
Viele Grüße,
Jan
Hey Jan,
Dankeschön mal wieder. Vermutlich kann man auch als Introvertierter etwas gelassener werden in sozialen Situationen, und in einem gewissen Rahmen „mehr aushalten lernen“. Aber dass es sich eben nicht komplett abstreifen lässt (soweit ich weiß), passt halt irgendwie nicht in diese Zeit der gnadenlosen Selbstoptimierung und -verbiegung. Dann wundert es auch nicht, dass man seinem introvertierten Gegenüber unterstellt, es könne das doch einfach mal ändern.
Liebe Grüße, Tim
Hallo Tim,
super Artikel! Ich freu mich immer, wenn darüber geschrieben wird – entweder besteht die Welt überwiegend aus Extros oder diese sind so laut, dass die Intros nicht gehört werden. Ganz toll der Satz „… entspann dich doch mal …“ – sehr treffend, hab ich schon oft gehört und das ist meist ein Zeichen, fehl am Platz zu sein. Es fehlt in der Gesellschaft wirklich an Akzeptanz und Respekt, aber ich hab die Hoffnung, dass es besser wird, wenn darüber mehr geschrieben und gesprochen wird – vorausgesetzt, wir werden gehört :-).
LG Alexa
Hey Alexa,
die meisten Menschen befinden sich zwischen den Polen, damit sind die wenigsten stark introvertiert – und so fühlt man sich schnell in der Unterzahl. Zumal die Introvertierten vielleicht auch eher zuhause bleiben, oder eben still.
Liebe Grüße, Tim
….ich glaube das kommt auch tief verwurzelter Angst dass einem weh getan wird…weiß nicht…bin kein Psychologe…aber ich glaube..Es gibt Menschen die auf der Bühne sogar gerne stehen und zeigen was sie können…aber im privaten total zurückgezogen und lieben eher in ganz kleinen Kreis zu sein…Aber ich weis z.B.dass fremde Energien einem auslaugen können…echt..LG
Ist denn introvertiert hier das richtige Wort?
Ich bin hochsensibel, manchmal nenne ich es sogar hypersensibel, ich nehme einfach alles wahr, meistens kann ich gar nicht auf solche Feiern gehen. Wenn sie Musik zu laut ist oder die Menschen zu laut durcheinander reden, halte ich das keine zwei Minuten aus. Mein Gehirn kann das einfach nicht verarbeiten. Nach so einer Veranstaltung habe ich noch stundenlang dieses dröhnen im Kopf und starke Kopfschmerzen, oft noch am nächsten Tag. Ich geselle mich dann auch immer direkt an ein ruhiges Plätzchen, komme spät und gehe früh. Aber ich kann auch sehr aufgeschlossen sein und hätte auch Lust abzutanzen und Karaoke zu singen, aber mein Kopf und Körper packen das wenn nur sehr kurz und danach muss ich dann auch wirklich direkt gehen. Ich kann sehr in mich gekehrt sein, kann gut alleine sein, aber bin ich deswegen introvertiert, obwohl ich mich für so offen und aufgeschlossen halte? (auf Smalltalk hab ich aber echt keine Lust, ich unterhalte mich nur mit Leuten, wo kein Gefühl mir sagt, dass ich offen und ehrlich sein kann)
Richtig Merle, sehe ich genauso. Wer sich mit HSP, also high sensitive persons, befasst, wird auch darauf stoßen, dass introvertiert eine alte Bezeichnung für HSP ist. Denn ich bin absolut HSP, aber ich bin nicht introvertiert. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, kann natürlich gemeinsam auftreten.
„Man“ sagt, dass sich die, ich nenne es mal: Version ;-), daher ableitet, wie man Energie auftankt. Introvertierte tun dies in der Zurückgezogenheit, brauchen ihre Ruhe dafür, Extrovertierte in Gesellschaft.
Mit dem Alter wird es bei mir immer schlimmer, nur schnell einkaufen und ich bin so erschöpft, dass ich zwei Tage nur noch schlafe.Ich gehe nicht mal mehr zu Familientreffen, oder andere Treffen.
Heute kann ich an mich denken, es kümmert mich nicht mehr, was andere denken.
Gruss Emilia
Toller Artikel Tim!
So krass wie im Beispiel beschrieben ist es bei mir nicht, jedoch habe ich oft im Vorfeld schon wenig Lust auf oben beschrieben Gesellschaftssituationen. Einmal jedoch dort angekommen kann ich es oftmals doch genießen. Ziemlich komisch manchmal.
Lg
Nico
Lieber Tim, dieser Artikel ist insofern überholt, da die Bezeichnung introvertiert früher einmal für HSP genutzt wurde. Du hast ja selbst einige Artikel über HSP gepostet. Wer sich mit HSP, also high sensitive persons, befasst, wird auch darauf stoßen, dass introvertiert eine alte Bezeichnung für HSP ist. Denn ich bin absolut HSP, aber ich bin nicht introvertiert. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, kann natürlich gemeinsam auftreten. HSP haben keine natürlichen Filter, das heißt sie nehmen alles ungefiltert auf, erschöpfen dadurch sehr schnell. Alles ist lauter als für andere, man hört alles gleich laut, z.B. Unterhaltung in der Kneipe geht gar nicht. 15 bis 20% jeder höher entwickelten Spezies haben diese Filter nicht, sind sozusagen HSP. Da die Studien über HSP noch nicht allzu alt sind, drei, vier, fünf Jahre, ist bei vielen Ärzten und Psychologen die Bezeichnung HSP und die Physiologie dahinter noch gar nicht bekannt.
Liebe Rees,
dann ist der Artikel nicht überholt. Denn hier geht es um in/ex/ambivertiert und nicht um HSP, was, wie du selbst feststellst, zwei verschiedene paar Schuhe sind. Mach du dein HSP und andere eben ihr…vertiert.
Gruß,
Yvonne
Danke für den tollen Artikel.
Er macht noch mal wieder deutlich, dass wirklich jeder anders ist und es wichtig ist, auf sich und seine Bedürfnisse zu achten.
Diesen Stress und das „Überflutungsgefühl“ kann man auch mit Klopfakupressur wie z.B. EFT lindern und sich dadurch schneller erholen.
Liebe Grüße
Michaela
Klar ist das Ok, wenn ich mich einfach schneller zurückziehe oder überhaupt weniger von der etwas lauteren Gesellschaft suche. Ich bin hier ja auch (meistens) für mich an erster Stelle. Bestimmt hängt das auch zusammen mit der intensität der Wahrnehmung. Bin ich getunt auf feine Schwingungen, dann sind gröbere Schwingungen einfach anstrengend. Ich selbst suche auch nicht gerade die lauten Töne.
Ganz so trivial ist das wohl aber auch nicht. Der Mensch ist ja doch ein soziales Wesen. Und Austausch, Mitgenommen Werden, Stimmung und Ablenkung brauchen wir auch zuweilen. So manches löst sich in geeigneter Gesellschaft mit offener Haltung auch einfach auf. Können wir das allzu wenig annehmen, gibt es einfach oft Blockaden, die uns in das Innere einsperren. Klar gibt es auch das Gegenteil und Menschen, die gar nicht nach innen gehen und sich ständig nur ablenken. Dann ist eher das Innere weggesperrt, ist vielleicht allzu heikel, das Innere.
Ich finde deshalb beides wichtig. Auch wenn das Gewicht eher einseitig aufgestellt sein sollte. Und immer können und sollten wir etwas tun. Wir können üben, das Innere anzunehmen, hineinzuspüren, die feineren Schwingungen schätzen lernen. Genauso können wir auch üben, uns mit einer Schutzhaut auszustatten, die dann so manches apprallen lässt. Schon gar nicht muss ich mich allem aus Pflichdenken heraus aussetzen. Die Pflege der Schutzhaut braucht wohl ganz besonders eine HSP, genauso wie eine Priorisierung für sich und das Ablegen von Opferhaltung, allzu viel Pflicht und Schulddenken.
Doch, machen wir uns nichts vor. Bei dominierender Introvertierung, genauso wie bei dominierender Extravertierung lauert Arbeit in uns. Wir haben damit wohl auch Lern-, Heil- und Übaufgaben für unser Leben mitbekommen.
LG Richard.
Danke für Deine interessanten Gedanken, Richard. Sie lösten bei mir diese Überlegungen aus:
Ich gehe davon aus, dass Leben lernen heißt :).
Um im Leben lernen und Wachsen zu können, brauchen wir wahrscheinlich ein Wechselspiel aus Inspiration und Integration. Wenn meine Wahrnehmung sehr offen/wach ist, inspiriert mich schon die kleinste Begegnung. Und manche Erlebnisse lösen ein regelrechtes Lernfeuerwerk aus. Und so habe ich ein hohes Bedürfnis nach Integrationsphasen, also Rückzug.
Alles Liebe,
Marina
Hi Marina. Bestimmt brauche ich bei erhöhter Wahrnehmung mehr Ruhephasen. Auch die Integration von Erfahrenem kann dann stärker beanspruchen. Das sehe ich auch so. Wir sind eben nicht in jeder Hinsicht ausgeglichen konditioniert und für alle Situationen gleich gut gewappnet. Ich denke, wir können dies annehmen, wie es gerade ist, und wir dürfen auch als erstes für uns selber sorgen, damit wir uns nicht zu lange unwohl fühlen.
Das Lernen kommt sowieso in unser Leben, egal ob wir das Lernen gut finden oder nicht. Es kommt mit jedem Aspekt, bei dem wir nicht ganz ausgeglichen sind. Hier die Ursachen oder einfach die Konditionierung der Introvertiertheit. Natürlich ergeben sich damit auch Belastungen. Z. B. wenn uns manche Extrovertierte zu nahe gehen oder zu laut sind und wir sie nicht ertragen können
Es wird uns immer wieder begegnen und belasten. Um so mehr, umso weniger wir gelernt haben, uns zu schützen, umso mehr etwas ungefiltert in uns dringen kann, wir uns geistig wenig abschirmen Umso mehr wir denken, etwas sollte anders sein, damit wir „normal“sind. Und natürlich, umso mehr Lasten wir noch in uns tragen, die bei Berührung schmerzen.
Wir sollten auch nicht denken, wir sollten irgendwann ganz susgeglichen sein. Es reicht, beständig auf dem Weg zu sein.
LG Richard
Hallo Richard,
Danke für Deine Antwort. Ja, auf dem Weg sein :)!
Ich gebe Dir in allem recht,was Du schreibst. Wenn mich etwas aufregt, dann hast das mit Lasten in mir zu tun. Ich kann mich aber auch in der von Tim oben beschriebenen Situation befinden, ohne dass mich etwas aufregt, also ohne dass etwas in mir getriggert wird.
Manchmal, wenn mich etwas belastet, dann vielleicht einfach, weil für mich gerade was anderes ansteht, z.B. Ruhe/Erholung. Wenn ich bereits überlastet bin, fehlt mir dann manchmal die Kraft mich abzuschirmen, um die Ruhe zu finden (ungefähr so, wie wenn man es abends vor Müdigkeit nicht mehr vom Sofa ins Bett schafft) – ein kleiner Teufelskreis beginnt… Aus dem man mit einer Portion starkem Willen/Selbstdiszi´plin aussteigen kann.
Lieben Gruß, Marina
Danke für den Artikel.
Bin der Ansicht, dass es vollkommen in Ordnung ist, mal mitten drin zu stehen und / oder sich zurück zu ziehen. Die einen haben die eine Veranlagung, die anderen die andere. Und die nächsten tendieren je nach Situation in die eine oder andere Richtung. Wir sind eben in jeder Hinsicht alle unterschiedlich. Bewegen uns in der gleiechen Gesellschaft und sind doch nicht dieselben. Wir tragen z.B. auch alle Schuhe und haben doch unterschiedliche Füße 😉 Wir akzeptieren dies. Also warum nicht auch die verschiedenen in/ex/ambivertierten Persönlichkeiten.
Kleiner Trick übrigens, wenn einen Flucht vor dem Andrang mal nicht möglich sein sollte:
Atmen. In sich selbst zurück ziehen und beobachten, als sei man eine nicht körperliche Gestalt. Beruhigt ungemein.
Mit ein bisschen Übung kann man das so perfektionieren, dass sogar oberflächliche Kommunikation noch möglich ist. Gönnt euch Ruhe mit euch selbst. Das macht vieles einfacher.
Und denkt immer daran: Ihr seid einzigartig. Die anderen aber auch 🙂
Schönen Start in den Dienstag,
Yvonne
Hallo Tim,
jetzt weiß ich wenigstens warum ich mich nach Partys und Einladungen, ohne einen Tropfen getrunken zu haben, am nächsten Tag das Gefühl habe ich hätte die ganze Nacht durchgemacht. Vielen Dank Tim für die Erläuterung!!
von Herzen, Petra
Hi Tim,
vielen Dank für den Artikel.
Ich weiß seit einiger Zeit dass ich hochsensibel bin, komme damit auch für gewöhnlich sehr gut klar und bin immer wieder stolz auf mich, wenn ich mal richtig die Sau rausgelassen hab (länger als 2 Stunden auf ner großen Party, 3-Gänge-Menü im überfüllten Restaurant, sowas in der Art).
Aber immer mal wieder kommt es vor, dass ich mir unsicher bin mit meinen Grenzen, soweit dass ich felsenfest überzeugt bin, sie seien Einbildung. Und stehe dann vollkommen überfordert und verlassen inmitten tausender Menschen, hasse mich selbst und die Situation .
Texte wie dieser erinnern mich immer wieder daran, dass das alles keine Einbildung ist. Und dass ich nicht allein bin damit. Danke dafür.
LG Nina
Manchmahl kann ich nach viel Trubel gar nicht zur Ruhe kommen es sind Nächte vergangen in denen ich dann gar nicht schlafen konnte, weil ich so vielen gesellschaftlichen Dingen ausgesetzt war. Das lässt sich doch bestimmt auch auf solch einen „Kater“ zurückführen oder? Ich durfte allerdings auch erfahren, dass es anders laufen kann, wenn ich auf mich Acht gebe und mir immer mal wieder Ruhe und Zeit alleine gönne, sozusagen „Pausen“, kann ich auch länger in guten Gesellschaften sein. Das finde ich schön, da ich schon eine gesellige Seite habe und gerne ein par Kontakte knüpfe und Menschen zuhören möchte, was allerdings wie im Artikel genannt auch schwierig ist, wenn man davon schon zu viel hatte. Durch die „Pausen“ und „Sich besinnen“ merke ich auch viel schneller, ob ich überhaupt gerne da sein will wo ich gerade bin und falls es sich um eine Gesellschaft handelt, von der ich so wie ich bin gar nicht akzeptiert werde, kann ich somit auch besser Leine ziehen ohne mich zu fragen ob es mal wieder an mir liegt oder vielleicht einfach an den anderen. Wenn man nämlich bereits überfordert ist merkt man oftmals gar nicht woran es liegt und hält es womöglich für die eigene blöde Einbildung.
Danke Tim!
Toller Artikel – genauso ging es mir in den letzten Tagen zweimal 🙂 – gerade auf unbekanntem Terrain, also wenn ich eine Veranstaltung zum ersten Mal erlebe, komme ich schnell an die Grenzen meiner Energiereserven. Es tut gut darin bestärkt zu werden, sich dann ohne Schuldgefühle zurückzuziehen.
Tatsächlich kann ich gesellschaftliche Veranstaltungen durchaus sehr genießen – in sehr niedriger Dosis! Gerade zurzeit, wo mein Leben durch Berufstätigkeit, Kinder, Haushalt und Einsatz für meine Visionen sehr ausgefüllt ist. Vielleicht eine handvoll „größerer“ Termine im Jahr und im Monat 1-2 Treffen unter Freunden/Familie reichen mir persönlich – doch bei all den Einladungen und Festen (von der Familie, vom Freundeskreis, von Kollegen, von Schule und Kindergarten der Kinder, vom Verein,…) ist es nicht einfach bei der Dosis zu bleiben… Und der feierwürdigen Feste werden es immer noch mehr im Zuge der Globalisierung, dabei haben wir davon für meinen Geschmack eh schon eher zu viele (deswegen boykottiere ich wenigstens Halloween konsequent ;)).
Für die Menschen, die sich langweilen/unterfordert sind/viel Inspiration brauchen, darf es ja ruhig all diese Veranstaltungen und Feiern geben. Ich lerne immer mehr dazu zu stehen, dass ich eben nicht viel davon brauche, auch wenn das viele meiner Mitmenschen irritiert.
Ich war stolz, als ich letztens geschafft habe, eine Verabredungsanfrage mit der ehrlichen Aussage zu beantworten, dass ich an dem Wochenende lieber nur ausruhen, in der Familie unter uns sein und ein paar liegengebliebene Dinge aufarbeiten wolle statt mich zu verabreden.
Lieben Gruß,
Marina
Sehr schöner Artikel und Shawna hat das Gefühl super beschrieben. Introvertierte, traut euch, einfach mal raus aus der Menge und abschalten. Genau das mache ich jetzt auch 😀
[…] Siehe auch: 5 Gründe, die Kunst des Alleinseins zu üben und Introvertierte bekommen „Kater“ durch zu viel Gesellschaft. […]
Meine Güte….da muss ich 56 Jahre alt werden, um festzustellen, dass das kein persönlicher „Fehler“ bei mir ist, wenn ich große Feiern nicht mag und jedes Jahr schon mit Grausen an die Weihnachtsfeier in der Firma denke (obwohl ich meine Kollegen ausnahmslos gerne mag!).
Danke!
Liebe Martina,
genau wie bei mir! Weihnachtsfeier in der Firma ist grausig, obwohl ich mit den Kollegen gut auskomme.
Zum Glück hab ich mir für die Woche Urlaub eingetragen und bin froh das Ganze zu verpassen!
Gruß Sonja
Vielen Dank für diesen Artikel, Tim!
Ich halte es immer nie länger als zwei Tage bei den Eltern meines Mannes aus, weil ständig jemand mit mir reden möchte, Dinge wissen möchte oder auch einfach nur aufmerksam sein möchte. Was eigentlich nur richtig nett gemeint ist, ist mir ganz schnell zuviel, weil ich das Alleinsein und meine Rückzugsmöglichkeiten so sehr brauche. Mein Mann ist davon insgeheim auch manchmal genervt, versteht nicht ganz, warum ich mich nicht zusammenreissen und höflich bleiben kann, sondern unter Ausreden abreise. Ich mache mir schon ziemliche Selbstvorwürfe. Und nun lese ich, dass das für manche Menschen eben ganz normal ist und dass ich aufrichtig so sein „darf“, sogar auf meinen Bauch hören SOLL. Das nimmt mir gerade ungemein Druck. Vielen Dank!
Hallo Tim,
ein super Artikel, ich wusste gar nicht, dass andere auch so empfinden wie ich, man spricht schließlich nicht mit anderen darüber, dass man genug von dem Getöse einer Party hat und nun seine Ruhe haben will….wie Du willst schon gehen?!?
Schnell eine glaubwürdige Ausrede präsentieren zu müssen: Ich glaub mein Bügeleisen ist zu Hause noch an…..
So geht’s mir auch: Gesellschaft zu haben ist mal ganz nett aber nicht zu lange, nicht zu oft und nicht zuviel davon!
Danach brauche ich eine Woche um mich davon zu erholen und weiß seit dem Artikel: ich bin nicht allein damit.
Deine Seite gefällt mir gut, durch einen Zufall hab ich sie entdeckt und bin ganz begeistert.
Liebe Grüße Sonja
Vielen Dank für diesen Artikel, Tim! Erst letzten Samstag habe ich erneut versucht, eine Party zum 50. Geburtstag meiner Schwägerin durchzuhalten. Ich wollte mich nochmal prüfen, ob ich mir das alles nur einbilde, zimperlich bin, arrogant, zickig oder was ich sonst schon an netten Komplimenten bekommen habe. Wollte prüfen, ob ich die Symptome (die du und Shawna so wunderbar beschreiben) willentlich herbeiführe oder willentlich vermeiden kann. Doch es kam natürlich, wie es immer kommt: Schon um 22 Uhr war der Lärm für mich unerträglich, konnte ich das Stimmengewirr nicht mehr entknoten, stand ich mit den Fingern in den Ohren zwischen den Menschen und jedes Wort, das mir zugebrüllt wurde, stach mir ins Hirn. Die viel zu laute Live-Musik kroch mir in den Nacken, ich konnte nicht tanzen, weil mein Hirn sich an keine Schritte mehr erinnern wollte, sondern versuchte, über meine Haarwurzeln zu entkommen. Es wurde auch noch reingefeiert, das hieß, bis Mitternacht ausharren, um gratulieren zu können. Um 23:30 habe ich mich auf der Toilette eingeschlossen und auf das Happy-Birthday-Gesinge gewartet. Dann rasch gratuliert, Jacken geholt, meinen Mann losgeeist und endlich ins stille, stille, stille Auto.
Fazit des Abends: Ich habe 0,0 % Einfluss auf meine Reaktionen – Partys wenn überhaupt nur noch mit dem eigenen Auto, um jederzeit gehen zu können. Keine Höflichkeitshölle mehr! Mein Mann hat zwar Verständnis für mich, doch mit deinem Artikel kann er mir vllt auch meine Schmerzen mal glauben. Und seiner Familie kann ich den Artikel vorlesen oder als Begleitschreiben der nächsten Absage beilegen 😀
In meiner Familie gibt es keine Partys, die sind wie ich 😀
Scheint was in den Genen zu sein … 🙂
Nochmal herzlichen Dank!
[…] Andreas Leben hängt an der Meinung anderer Menschen. Ihr geht’s wie so vielen von uns. Ich kenn das ganz gut. Wie soll man den nahen Menschen und fernen Leuten zum Beispiel erklären, dass man lieber keine Karriere will? Oder auch, dass man sozial einfach nicht so aktiv sein kann und will wie andere? […]
Ja das kenne ich, heute gehe ich an kein Fest mehr, wenn ich nur schnell einkaufen gehe, oder beim Arzt im Wartesaal warten muss, bin ich nachher so erschöpft, dass ich zwei Tage nur noch schlafe.
Auch übernehme ich Krankheiten von andren. Sagt jemand er hätte Kopfweh, dann habe ich diese Schmerzen und der Andere nicht mehr. Ich muss dann immer sagen, ja du hast Kopfschmerzen.
Inzwischen gehe ich kaum mehr unter Menschen.
Emilia
Hallo Tim,
guter Artikel…ich habe schon lange danach gesucht, was mit mir/ in mir passiert…ich habe schon lange gemerkt, dass es mir so geht und es nicht wahrhaben wollen…danke dafür.
Allerdings gibt es eine Kritik von mir: ich bin nicht introviertiert, eher das Gegenteil davon und trotzdem…es gibt nicht immer nur schwarz und weiß…es gibt auch Farben…das vermisse ich immer, wenn ich Artikel wie deine lese. wenn Du so bist, dann fühst Du das und das…aber viel. bin ich anders als SO und fühle das trotzdem…
Kommunikation ist auch eine Zumutung – ein Satz von Niklas Luhmann, der mir oft hilft. Genauso wie oben beschrieben, fühle ich mich auch. Inzwischen schaffe ich es, mich halbwegs ohne schlechtes Gewissen abzusetzen. (Interessanter Hinweis mit dem Dopamin.) Ein gutes Buch ist zudem sehr aufregend!!
Ein ruhiges Weihnachtsfest Allen!
Toller Artikel, danke! Mir gehts leider auch so – leider deshalb, weil es mir nach wie vor schwer fällt, mein Recht auf Ruhe einzufordern. Ich habe immer Angst, dass mein Umfeld mich langweilig, ungesellig, arrogant und unfreundlich findet. Aber es geht nicht anders, denn wenn ich meine Signale ignoriere und mir nicht die benötigte Ruhe gönne, bekomme ich wirklich einen Kater: Kopfschmerzen, Erbrechen, extreme Erschöpfung. Weihnachten ist genau so eine Zeit: dauernd Weihnachtsfeiern, und in den Feiertagen Familienbesuche ohne Ende.
Lieber Tim,
danke für deine wunderbar geschriebenen Artikel. In vielen von ihnen finde ich mich hundertprozentig wieder, so auch in diesem. Ich wünschte, ich hätte das Wissen über Hochsensibilität schon in jungen Jahren gehabt – es hätte mir unendlich viele Selbstzweifel und Selbstvorwürfe erspart und das oft quälende Gefühl, ein Alien zu sein.
Seitdem ich vor etwa drei, vier Jahren zum ersten Mal etwas über HSP gelesen habe, bin ich zunehmend entspannt geworden. Jetzt, mit 60, kann ich endlich dazu stehen, dass ich mehr Zeit für mich und sehr viel mehr Ruhe brauche als viele andere Menschen, dass ich mich nur selten (und dann auch nur kurz) auf lauten Feiern mit vielen Menschen wohlfühle usw. 🙂
LG
Ich habe diesen Artikel erst heute entdeckt und gelesen…. und wie so oft im Leben, manche Zeilen erreichen dich genau zu dem Zeitpunkt wo sie für einen passen. So auch bei diesem Artikel.
Ich war gestern auf einer Feier mit rund 50 Personen eingeladen – es war eine sehr nette Atmosphäre, sehr nette Menschen aber nach rund 5 Stunden war ich fertig…. so fertig dass ich heute mit schweren Kopfschmerzen und total gerädert munter geworden bin. Und ja – es fühlt sich so an als hätte ich gestern durchgezecht, dabei hatte ich keinen Tropfen Alkohol.
Oft schon wollte ich in den Jahren davor, einfach nach einiger Zeit im Menschenmengenbad einfach nur weg und Ruhe haben.
Wie oft habe ich mit mir gehadert weil es kann ja nicht normal sein….. andere chillen ich werde von Stunde zu Stunde unrunder und nervöser.
Ich mag Menschen – ich mag Unterhaltungen aber ich brauche meinen Rückzug zur Ruhe zu nur mir allein – maximal einen einzigen lieben ruhigen Menschen um mich.
Ich dachte nicht, dass es genügend andere Menschen denen es ähnlich ergeht, gibt.
Danke für die Zeilen.
Hi. Ich bin eine hochsensible, introvertierte Empathin. Vorgestern hatte ich ein hässliches Kritikgespräch mit meiner Chefin. Sie, zusammen mit ihrer Stellvertreterin, haben mir gesagt, dass sie es entsetzlich finden mit mir zusammenzuarbeiten, weil ich so eine Stille bin. Man fürchtet sich vor der Urlaubszeit, weil man dann mit mir alleine ist. Man kann mich nur schwer ertragen und wenn ich mich nicht überzeugen lassen würde, dass man Introvertiertheit abtrainieren könnte, wäre es schwer für sie mich weiter zu beschäftigen. Ich will nicht damit anfangen, mich zu hassen, bloß weil ich nicht den Party-Vorstellungen der Kollegen entspreche, aber bei den Vorwürfen, musste ich schon ziemlich schlucken. Egal, wie sehr ich an mir arbeite, ich kann mich nicht verstellen und was ich nicht bin, das bin ich auch nicht. Und ich sehe noch etwas, diese Menschen wollen mich nicht. Deshalb werde ich mir etwas anderes suchen, in der Hoffnung, dort nicht wieder so verletzt zu werden. Ich komme mir vor, wie ein Ungeheuer. Liebe Grüße Anja
Sie fürchten sich vor Dir… Da musste ich ja echt lachen! Wenn Dir jemand das sagt, kannst Du getrost davon ausgehen, dass derjenige ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein hat. Und im Übrigen dann als Führungskraft völlig ungeeignet ist.
Wahrscheinlich bist Du woanders tatsächlich besser aufgehoben. Ich freue mich über stille Mitarbeiter, da kann ich mir diesen „Kaffeemaschinen-Smalltalk“ sparen. Das bedeutet ja nicht, dass ich mich nicht für den anderen interessiere.
Dieses Gefühl wo alles zusammenschrumpft und die Konzentration immer schlechter wird habe ich immer! im Sportunterricht. Deswegen kann ich dieses seit ich klein bin nicht leiden. Ich seh den Ball auf mich zukommen, weiß dass ich jetzt reagieren muss. Ich nehme die Geräusche dumpf war als wäre ich in einer Blase abgeschnitten von der Welt.
Leider weiß ich nicht wie ich etwas ändern könnte. Schließlich ist der Sportunterricht Pflicht.
Ich bin dankbar hier Worte gefunden zu haben, die das beschreiben was ich schon immer gefühlt habe (aber nie ausdrücken konnte.
So habe ich einmal versucht meine Gefühle und Wahrnehmungen in Worte zu fassen:
Momente in denen der Ton verrauscht. Die Konzentration sinkt und man den Impuls bekommt den Raum zu verlassen.
Wenn jemand ein Tipp hat, gerne her damit 🙂