Teile diesen Beitrag "Du liest nicht gern? Hier 5 Tipps, die das ändern werden."
Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.
– Ludwig Feuerbach
Wenn Du Lesen nicht liebst, dann bist Du nur noch nicht auf ein Buch getroffen, das Dich trifft, mitten ins Herz. Das genau dann kommt, wenn Du es so dringend brauchst wie ein Schwerkranker eine Organspende. Das Du nicht mehr aus der Hand legen kannst, bis zur letzten Seite, weil es Dich fesselt oder erheitert, Dir Trost spendet oder Dich alle Probleme vergessen lässt.
Vielleicht ist das mit Dir und den Büchern so eine Sache wie mit dem Dauersingle, der am Samstagabend zuhause Bier trinkt, allein, und die Liebe verflucht, weil sie ums Verrecken nicht in sein Leben treten will, in seine Wohnung, am Samstagabend, allein. Vielleicht hast Du die Liebe zum Lesen aufgegeben, Buchhandlungen und Bibliotheken gemieden, als seien es Minenfelder der Langeweile, die uns zu Staub machen können, sobald wir uns in diese Wortwüsten trauen.
Wundern würde es mich nicht, wenn Du Lesen bisher nicht lieben gelernt hast. Schließlich mussten wir uns fast alle in der Schule mit Pflichtliteratur rumschlagen. Mit zähen, fiesen Wälzern, fad und trocken, null gewürzt und schwer verdaulich wie der schlimmste Schulkantinenfraß.
Wer da nicht in der Freizeit Bücher in die Hände bekam, die ihn berühten und verführten, irgendwie die Leselotte / den Leselars in einem entjungferten, der hat vielleicht seit zehn oder zwanzig oder dreißig Jahren nichts mehr gelesen außer halbdeutschen Bedienungsanleitungen, unangenehmen Kontoauszügen und nervigen Emails. Oder weiterer Pflichtlektüre im Studium oder Job.
Warum nicht einfach lassen, wie’s ist, Bücher weiter mit der Verachtung strafen, die eigentlich den Lehrplänen gelten sollte?
Weil Lesen nicht nur wichtig und gut ist (siehe 8 Gründe, warum ich jede Woche ein Buch lese),
sondern vor allem,
weil Lesen eine fantastische Zeit bereitet.
Wenn man es richtig macht.
Dann wirst Du mit einem Buch in den Händen die fremdesten Länder, wenn Du magst sogar Galaxien bereisen können; Freunde finden, die teilen, was Du erfahren hast und denkst; Macht und Reichtümer und Sex haben, wenn Du das willst, und zwar mit wem Du willst.
Und das in jedem Alter: wie eine Kindheit ohne Märchen, wie eine Jugend ohne Liebe, wie ein Alter ohne Frieden nennt Carl Peter Fröhling ein Leben ohne Bücher.
Willlst Du die Liebe zum Lesen entfachen, dann hast Du so wohl die besten Karten und das leichteste Spiel:
- Deine Wahl. Vergiss Klassiker und Feuilletons und Bestsellerlisten. Wichtig ist nur, wonach Dir gerade ist – ob Krimi, ob Schnulze, ob Reiseliteratur oder Gedichtband oder Biographie oder Sachbuch zu einem Thema, über das Du lange mehr erfahren möchtest … Du bist frei, greif zu, wo auch immer Du magst. Und wenn Du es nicht mehr magst:
- Keine Qual. Lass das Buch fallen, wenn es Dich nicht packt. Kein Dieb ist schlimmer als ein schlechtes Buch, so ein italienisches Sprichwort. Es geht nur um Dich und Deine kostbare Lebenszeit, die es mit Lesezeit zu verschönern gilt. Nicht um einen weiteren Stapel Aufgaben, den Du abarbeiten musst, als seien Deine Augen nichts als rostige, quietschende Arbeitsgeräte, die sich durch die Seiten pflügen. Und auch nicht darum, durch die Lektüre schlauer-besser-stärker-reicher-motivierter-attraktiver-wissender zu werden.
- Raum und Ruhe. Hast Du einen schönen Platz für Dich und Deine neue Leidenschaft … einen Lieblingssessel oder das Bett mit einer gemütlichen Lampe, die Badewanne, eine Parkbank, mit einem Kaffee oder Tee neben Dir? Hast Du genügend Ruhe (ich zum Beispiel kann kaum lesen, wenn der Fernseher läuft mit lauter Rotz als wäre er ne kranke Nase)? Kannst Du Dich auf Dein Buch konzentrieren, statt gleichzeitig zu telefonieren und mit den großen Zehen auf der Tastatur Mails zu beantworten? Ist die Schrift groß genug für Dich (wenn nein, lohnt sich ein Ebook-Reader)? Wie langsam oder schnell Du liest, spielt keine Rolle. Nur: ob Du’s genießt. Dafür brauche zumindest ich ungestörte Zeit, die muss ich dann eben bei Facebook oder so abziehen.
- Kleine Schritte zur Gewohnheit. Feste Zeiten helfen dabei, neue Gewohnheiten zu schaffen. Und sobald Lesen zur Gewohnheit geworden ist, wirst Du es kaum mehr missen wollen. Vielleicht magst Du Dir ja immer morgens, oder in der Mittagspause, oder abends vorm Einschlafen ein Buch schnappen? Zehn Minuten täglich reichen für den Anfang völlig aus. Hauptsache 1: diese zehn Minuten machen Dir Freude und tun Dir gut. Hauptsache 2: Du liest wirklich regelmäßig, nicht nur einmal in der Woche.
- Schmökerfreunde. Lesen kann nicht nur Freude, sondern auch Freunde machen. In Bücherclubs, Facebook-Gruppen, bei Buch-Bloggern oder Youtubern und so weiter gibt’s tausend tolle Gelegenheiten, Menschen kennen zu lernen, die ähnlich ticken. Oder Du liest Deinen Kindern oder Enkeln vor.
Wenn Du Deine Liebe zum Lesen neu entfachen willst: Auf welches Thema oder welches Buch genau hast Du Lust, was möchtest Du mal ausprobieren?
Wenn Du es längst leidenschaftlich liebst: Welches Buch empfiehlst Du einem einem Neu-Leser?
Freu mich über Deinen Kommentar!
Photo: Mario Mancuso
Ich lasse mich von den Büchern finden…. 🙂 und das eine, das genau zur richtigen Zeit und zum richtigen Thema kommt, verändert dann auch schon mal mein Leben… mal im Großen, mal im Kleinen… aber immer zum Guten… ohne Bücher wär alles nur halb so schön! 😉
Hi Marion,
klingt gut – aber kennst Du’s nicht auch: Du glaubst, ein Buch hätte Dich gefunden … und nach ein paar Seiten oder ein paarhundert legst Du’s weg weil’s einfach überhaupt nicht gepasst hat?
LG
Tim
Das ist bei mir so eine Sache… nach Deinem Artikel „8 Gründe, warum Du ein Buch pro Woche lesen solltest“ habe ich es tatsächlich zwei Wochen am Stück geschafft jeden Abend ein bissl zu lesen. War mega stolz drauf. Aber dann ist es auch genauso schnell wieder eingeschlafen.
Immer wieder kaufe ich Bücher (die sich inzwischen bei mir stapeln) in der Hoffnung, dass ich mich endlich mehr zum Lesen aufraffen kann – weil ich es möchte und (bei einem für mich) guten Buch auch merke, dass es mir gut tut.
Aktuell bin ich seit gestern bei einem hängen geblieben („Einmal Buddha und zurück“). Bin jetzt gut 100 Seiten weit – in zwei Tagen schon fast rekordverdächtig für mich. Das meiste draußen im Park bei schönem Wetter. Ich wünschte, ich würde das öfter schaffen. 🙂
Hi Christian,
also erstmal: zwei Wochen sind doch schon eine tolle Sache, auf die Du wirklich stolz sein kannst.
Die Frage ist aus meiner Sicht:
Warum ist diese noch junge Gewohnheit dann wieder eingeschlafen?
Zwei Ansätze, die ich aus dem wenigen, was ich von Dir weiß, herauszulesen glaube:
1) ERLAUBST Du Dir auch mal, einen schönen Roman zu probieren? Ich kenn‘ das von mir selbst: ich hatte lange das Gefühl, das Buch müsste mir direkt was bringen, müsste mich und mein Leben irgendwie verbessern, deswegen versuchte ich mich über Jahre, durch die Sachbücher und Ratgeber zu prügeln. Einfach mal lesen, ohne dass es „etwas bringt“?
2) Du schreibst „rekordverdächtig“ – und auch das erinnert mich an mich selbst. Vielleicht machst Du Dir nicht nur bei der Auswahl der Bücher, sondern auch beim Pensum viel zu viel Druck? Beim Lesen sollte es nicht darum gehen, etwas zu schaffen … sondern in erster Linie darum, es zu genießen. Hier ist mein Text zu „1 Buch wöchentlich“ ehrlich gesagt kontraproduktiv für Dich … vergiss ihn am besten wieder – zumindest die Zahl von einem Buch pro Woche.
Wenn Du einen zweiten Anlauf planst, wäre meine Idee:
– Probiers mal mit einem Roman, erst mal keine Sachbücher
– Nimm Dir nur 1 Seite am Abend vor, 30 Tage lang, und schau, was passiert
LG
Tim
Hi Tim,
erst mal ein Kompliment an dieser Stelle. Ich finde es toll, wie oft es Dir hier gelingt individuell auf die vielen Kommentare einzugehen. 🙂
Darüberhinaus liegst Du komplett richtig – beiden Punkten muss ich voll und ganz zustimmen. Da ist sicher eine Menge dran, wenngleich ich mich überwiegend an Romanen versuche. Die eigene Erwartungshaltung und der daraus resultierende Druck sind große Themen. Ich arbeite dran, aber es ist nichts, was sich von heute auf morgen ändert. Den Tipp mit der einen Seite pro Abend werde ich mal testen. Danke 🙂
Hi Christian,
danke. Früher ist es mir noch recht leicht gefallen, alle Kommentare zu beantworten (was sie auch verdient haben, wenn sich schon jemand die Mühe macht, hier zu schreiben). Inzwischen schaff ich das leider nicht mehr mit dieser Regelmäßigkeit, aber naja, ich tu‘, was ich kann.
Bin gespannt, wie’s mit der einen Seite klappt … also falls Du demnächst mal berichten willst?
LG
Tim
Hallo Tim,
das würde ich dann nicht als „gefunden“ bezeichnen. Solch ein Buch hat mich dann eiskalt „verführt“ – durch seine Aufmachung, seinen interessanten Klappentext oder eine Empfehlung von einem lieben Menschen… Das war dann ein Versuch, mich darauf einzulassen, der nicht dazu führte, dass ich es zu Ende lese… Kommt vor, ist nicht schlimm, denn solche Mogelpackungen gehören doch zum Leben, oder? ( Sowas gibts ja auch unter den Mitmenschen ;))
Liebe Grüße
Marion 🙂
Hi Tim,
ich kenne beide Seiten… ich habe §früher“ unglaublich viel gelesen. Wenn ein buch mich gefesselt hat, konnte ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe dann manchmal mit dem Buch in der Hand am Heerd gestanden und das Essen trotzdem ansetzen lassen 😉 Seitdem ich aber eine Vollzeitstelle habe ist es deutlich weniger geworden… nach 8 Stunden Arbeit am PC mit vielen, vielen Emails und Texten fällt es mir doch deutlich schwere mit Begeisterung zu lesen. Außerdem finde ich auch nicht mehr so „gute“ sprich fesselnde Bücher wie früher. Vielleicht auch weil sich die Ansprüche geändert haben…
LG Birgit
Meine Liebe zum Lesen war zunächst eine Zwangsehe: Meine Eltern, Hippies und Weltverbesserer, waren der radikalen Meinung, das Fernsehen generell zur Verdummung der Menschheit beiträgt, und dadurch wuchs ich in einem Haushalt ohne Fernseher auf. Dadurch konnte ich zwar auf dem Schulhof nicht mitreden, wenn es um GZSZ und ähnliches ging (worunter ich damals auch zeitweise echt gelitten habe), andererseits entdeckte ich dadurch früh die Liebe zum Lesen.
Wann immer ich der Wirklichkeit entfliehen wollte, und das war oft, konnte ich dies nur durch Lesen erreichen. Meine ganze Kindheit und Jugend durch verschlang ich Zeitschriften, Bücher, Comics, alles was ich in die Finger kriegen konnte. Ich find irgendwann auch an, selbst zu schreiben: Kurzgeschichten, Zeitungsartikel, alles nur zum Spaß natürlich.
Im Studium dann las ich alles, was ich in die Finger kriegen konnte: Von der Rückseite der Cornflakes-Packung über „romantische Schinken“ bis hin zu anspruchsvoller Lektüre.
Einige Jahre habe ich Vollzeit gearbeitet, und ähnlich wie Birgit oben gemerkt, dass meine Lust auf das Lesen nachlässt, wenn ich den ganzen Tag E-Mails, Marketingberichte und ähnliches lese. Schade, denn mir fehlt etwas, wenn ich mein „geistiges Futter“ nicht kriege.
Aus diversen Gründen habe ich vor kurzer Zeit meine Arbeitsstunden reduziert, und genieße es, endlich wieder Zeit zum Lesen zu haben.
Es gibt fast nichts schöneres als im Frühling mit einer Wolldecke auf die Dachterrasse zu gehen, das Handy auf lautlos zu stellen und einfach ein paar Stunden abzutauchen.
Ich versinke dann in dieser Parallelwelt, dieser Geschichte, und es kostet mich, wenn ich erstmal richtig eingetaucht bin in ein Buch, alle Willenskraft, die ich aufbringen kann, um nicht meine Arbeit, meinen Partner, meine Hobbies, meine Nahrungsaufnahme und meine Körperpflege zu vernachlässigen.
Und wenn ich einen fesselnden Roman durchgelesen habe, dann fühlt es sich jedesmal ein bisschen so an, wie aus dem Urlaub zurückzukommen: Voller neuer Sinneseindrücke, Erlebnisse, Ideen, Gedanken, und ein bisschen Wehmut, dass es schon vorbei ist.
Eine meiner Marotten ist, stets mehrere Bücher gleichzeitig zu lesen: Ein Sachbuch, einen Roman, ein Selbsthilfebuch. Nicht aus Vernunft, sondern weil mir sonst langweilig wird.
Der Tag könnte 500 Stunden haben und ich würde trotzdem nicht genügend Zeit haben um alle Bücher zu lesen, die ich gerne lesen würde. Das nervt manchmal. Aber man muss halt Prioritäten setzen im Leben, richtig?
Ich musste beim Lesen von Montanas Bericht wirklich schmunzeln. Er hätte fast von mir sein können.
Auch wenn es bei uns einen Fernseher gab, war doch das Programm zu einseitig und langweilig.
Ich habe meine Kindheit in den 70er Jahren erlebt – mit drei Programmen die meiner Fantasie in keiner Weise gerecht wurden. Den Abenteuern von Winnetou, Momo, Bastian Balthasar Bux, den fünf Freunden, Tom Sawyer und unzähligen anderen Kindheitshelden konnte dieses Programm nicht annähernd das Wasser reichen. So habe ich viel gelesen, oft nächtelang mit meinen Helden gelitten, geliebt und fantastische Welten entdeckt.
Ich konnte es damals nicht und mir fällt es auch heute noch schwer zu verstehen, dass es Menschen gibt die gar nicht lesen wollen, denen das scheinbar zu anstrengend ist. Allerdings musste ich auch lernen, dass es Zeiten im Leben geben kann, in denen das Lesen zwangsweise etwas weniger wurde – aber es hat mir dann immer gefehlt. Es scheint bei mir eine angeborene Sucht zu sein 😉
Meine Leseleidenschaft hat irgendwann dazu geführt, dass ich mit dem Schreiben begonnen habe. In meinen Büchern habe ich genau die Geschichten erzählt, die ich selber gern gelesen hätte, aber in der Form oder Art nirgends gefunden habe.
Ich persönlich glaube auch, dass man nur das richtige Buch finden muss, dann kann jeder zur Leseratte werden.
In der Masse der Neuerscheinungen ist es aber oft schwer das Richtige zu finden. Empfehlungen von Menschen die ähnliches mögen, helfen mir oft bei der Auswahl. Bestsellerlisten sind für mich immer seltener ein Auswahlkriterium. Dagegen habe ich auf dem Indie-Markt und unter weniger bekannten Autoren einiges gefunden, das mich sehr gefesselt hat!
Irgendwie auch passend zum Thema: Daniel Pennac
http://www.biblioforum.de/zehn_rechte_des_lesers.php
Mal ausnahmsweise ein Artikel, der mich nur wenig anspricht, denn ich lese so gerne und so viel, dass ich mich nicht noch mehr motivieren muss 😉
Ich habe mal vor ein paar Monaten für Karmakonsum einen Gastartikel geschrieben, der recht gut passt: 10 Gründe, warum Du mehr Bücher lesen solltest
Viele Grüße
Christof
Würde gern ein Buch lesen. Aber mich strengt Lesen sehr an. Schaffe es mit Genuss (!) kaum über 1-2 Seiten, dann werd ich müde und gestresst. Von Entspannung keine Spur. War immer schon so (bin 30 Jahre jetzt)
Ich lese nicht gerne, weil ich die fiktiven Figuren nicht mag. Iich verstehe nicht, warum ich Zeit für Menschen vergeuden soll, die es gar nicht gibt. Das sind doch Schaufensterpuppen ohne Seele und ohne Herz..