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Die Sonne scheint, 29 Grad vielleicht, ein Junitag vom feinsten. Schwimmbäder sind geöffnet, die Parks bestens besucht, auch rund um die Wohnanlagen sind alle Bänke besetzt. Man spürt eine leichte Windbrise, man hört gut gelaunte Musik durch offene Autofenster. Kinder spielen, ein Hund jagt fröhlich eine Katze.

Ein Mann springt aus dem Fenster, siebter Stock.

Beim Anblick des Vorgangs fällt einigen Nachbarn das Eis aus der Hand, sie sind schockiert. Und seine Kollegen erst, und die wenigen Freunde, die er hatte.

Offensichtlich hatte der Mann ziemliche Probleme, in ihm drin war alles grau und grauer, Regenschauer, Wolkenbruch. Und niemand hat’s geahnt. Hinterher befragt, ob ihnen nichts aufgefallen sei, ob er nicht vielleicht ein offenes Ohr oder was anderes benötigt hätte, sagen sie:

„Wenn er meine Hilfe gebraucht hätte, dann hätte er doch gefragt!“

Nur leider ist dem Bedürftigen und Verzweifelten dieser Weg oft versperrt. Eher kann er aus dem Fenster springen als über seinen Schatten (oder über den Schatten, den der Turm aus Leid wirft).

Bei Paulo Coelho hab ich eine Geschichte dazu gefunden, die ungefähr so geht:

Ein Mann sucht seinen Freund auf, einen Beduinen. Er klopft an seinem Zelt an. Lange passiert nichts, denn an einem Zelt anklopfen, das funktioniert nicht so gut wie an einer Holztür. Dann ruft er seinen Namen. Der Freund kommt.

„Ich brauche dringend Deine Hilfe. Ich habe Schulden von 100 Silberstücken. Kannst Du sie mir leihen?“

Der Freund geht hinein, spricht mit seiner Frau, sie suchen alles Silber zusammen, das sie finden können, aber es reicht noch nicht. Also gehen sie los und bitten die Nachbarn, ihnen etwas zu leihen. Nach einer Stunde haben sie die 100 Stücke zusammen und überreichen sie.

Hinterher bemerkt die Frau, dass ihr Ehemann weint.

„Warum bist Du so traurig? Nun, da wir selbst Schulden haben bei unseren Nachbarn, befürchtest Du, wir könnten sie nicht zurückzahlen?“

„Nein, nichts dergleichen. Ich weine, weil ich meinen Freund so liebe und trotzdem keine Ahnung davon hatte, dass er meine Hilfe brauchte. Er musste erst zu mir kommen und mich bitten, damit ich es bemerke!“

Ich will und kann hier nicht den Besser-Menschen raushängen lassen, ich bin garantiert nicht der größte Samariter auf Erden. Und ich denke auch nicht, dass wir immer alles hergeben müssen.

Doch ab und zu mal nachfragen, ob ein Mitmensch Hilfe braucht, das sollte schon drin sein für mich, und für andere von uns vielleicht auch.

 

Photo: Sjoerd Lammers