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Text von: Romy Hausmann

Da ist es, das große Ziel, leuchtet in schillerndsten Farben dort vorne am Horizont. Du streckst Deine Hand danach aus, streckst Dich mit allem, was Du hast. Du willst, Du willst, Du willst es. Dieses Ziel – vielleicht sind es die 20 Kilo Übergewicht, die Du loswerden, die Sprache, die Du lernen oder das Fantasy-Epos, das Du veröffentlich willst. Du arbeitest hart und verzichtest auf vieles. Rennst Dir jeden Tag auf dem Laufband die Lunge aus dem Leib. Schreibst nach Feierabend gewissenhaft Wörter in Dein Vokabelheft. Stehst morgens eine Stunde früher auf, um Deine geistigen Ergüsse in die Tasten zu hacken, bevor Du zur Arbeit musst – und das alles nur für Dein großes Ziel.

Nun aber sind Monate vergangen. Du siehst immer noch nicht aus wie eins von Heidis „Meeedchen“. Deine Spanisch-Sprachkünste reichen immer noch nicht für mehr, als hinter jedes deutsche Wort einfach ein „os“ zu hängen (Was für ein Scheißos!). Und für Dein Fantasy-Epos kassierst Du reihenweise Absagen von den Verlagen.

„Wofür?“ fragst Du Dich also. „Wofür hab‘ ich mir die letzten Monate (oder vielleicht sogar Jahre) angetan, wenn das Ziel kein Stückchen erreichbarer geworden ist?“ Wenn Deine Hand immer noch ins Leere greift, in die Weite zwischen Dir und dem leuchtenden Horizont.

Glaub‘ mir, ich kenn‘ das. Ich frage mich seit inzwischen acht Jahren, warum ich mir immer noch hunderte Seiten an Romanmanuskripten aus meinem kleinen, müden Gehirn quetsche. Geschichten, die eh keiner lesen will (wahrscheinlich nicht mal mehr meine eigene Mutter). Und wenn es eine Frage gibt, die mich seitdem begleitet, die von Monat zu Monat, Jahr zu Jahr, getippter Seite um getippter Seite lauter wird in meinem Kopf, dann: Wieso sollte ich weitermachen? Warum nicht einfach aufhören, wenn es doch offensichtlich keinen Sinn hat?

Die Krux mit den Langzeit-Zielen

Von Natur aus sind wir, was unsere Bedürfnisse angeht, auf schnelle Befriedung programmiert: Hunger -> Burger einschieben -> satt. Keine fünf Minuten zwischen Magenknurren und Bäuerchen machen. Nur unterscheidet unser Gehirn dabei nicht zwischen lebensnotwendigen Bedürfnissen (wie Hunger oder Durst) und Wünschen oder Zielen. Und genau das ist es, was die Verfolgung langfristiger Ziele so schwierig macht: Sie bietet einfach keine unmittelbare Belohnung. Vielmehr befinden wir uns in einer Art Wartestellung. Wenn die Befriedigung dann noch erheeeeeblich verzögert wird, nimmt die Motivation ab und die Anstrengung immer mehr zu. Allmählich fällt es Dir immer schwerer, „nein“ zu sagen zu der leckeren Torte und „ja“ zum Laufband. „Nein“ zur coolen neuen Serie auf Netflix und „si“ zum Spanisch-Übungsbuch. „Nein“ zum Ausflug mit den Mädels und „ja“ zum Schreib-Wochenende. Und kriegt die Motivationskurve erst mal einen Knick, geht’s steil bergab. Geben wir vielleicht sogar ganz auf. Drehen dem großen Ziel den Rücken zu und machen uns mit traurig gesenkten Häuptern auf den Weg dorthin, von wo wir irgendwann einmal – mit guten Gründen und einem Traum – gestartet sind.

Doch wir müssen keine Opfer unserer eigenen Motivations-Kurve bleiben. Wir können es schaffen, dranzubleiben am großen Ziel, wenn wir unsere Köpfe umpolen. Weg von der Programmierung auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung. Oder sogar: Lernen, dieses naturgegebene Lust-Prinzip für uns nutzen.

1.    Wieder „wollen“ statt „müssen“

Frag‘ Dich mal, woher es überhaupt kommt, Dein großes Ziel. Wann hast Du es dazu erklärt, wie kam es dazu? War es vielleicht diese eine Woche, in der Du Dich einfach ein bisschen anders ernährt und festgestellt hast, dass die Hose nicht mehr so kneift wie noch vor ein paar Tagen? Hast Du Dich fitter gefühlt?

Warum hattest Du Dich entschieden, Spanisch lernen zu wollen? Saßest Du im Urlaub in einem kleinen Café und dachtest: „Mensch, tolle Sprache. Wie cool wäre es, ich müsste meinen Saft im nächsten Jahr nicht mehr mit Händen und Füßen bestellen?“

Es muss sie ja einmal gegeben haben, die Motivation, die uns überhaupt auf unseren Weg gebracht hat. Einen Grund, aus dem wir unbedingt wollten. Und aus dem vielleicht irgendwann ein verkrampftes „Müssen“ geworden ist. Oder der verdrängt worden ist von Überlegungen, die mit der Ausgangs-Motivation eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.

Ich habe angefangen zu schreiben, einfach, weil es mir Spaß machte. Ich schrieb des Schreibens wegen. Da gab es keine Gedanken daran, ob meine Geschichten zur Veröffentlichung taugten. Ob ich damit J.K. Rowling-mäßig schubkarrenweise Millionen scheffeln könnte. Was ein Verlag davon halten könnte. Ob ich mich möglicherweise blamierte.

Worum geht es uns eigentlich? Was wollen wir erreichen und vor allem: für wen?

Uns das ab und zu mal wieder ins Gedächtnis zu rufen, kann die Motivation neu beleben, denn vielleicht wird uns dabei klar, dass Weg und Ziel sich oft gar nicht so sehr unterscheiden.

Du wolltest abnehmen. Du bist doch gerade dabei!

Du wolltest Spanisch lernen! Genau das tust Du doch gerade!

Ich wollte schreiben. Genau das tue ich in diesem Moment, während ich diesen Artikel für Dich tippe.

2.    Kleine Erfolge sehen (und aufschreiben)

Sogar kleinste. Allerkleinste. Mikroskopisch kaum mehr sichtbare. Das Gehirn will belohnt werden, also belohnen wir es – mit einem simplen Trick: Schreiben wir unsere Fortschritte täglich auf (auch die mikroskopischen). Nachgewiesenermaßen wirkt das wie ein sofortiger Belohnungs-Quickie für’s Gehirn, das sich dafür mit einer Extra-Ausschüttung Dopamin revanchiert. Auf Dauer wird das Gehirn dadurch sogar positiv verändert. Das bestätigen die Autoren einer entsprechenden Studie von der Harvard Business School, Theresa Amabile und Steve Kramer: „Mit der Zeit nimmt das Gehirn Fortschritte immer besser wahr, schätzt sie mehr und ist motivierter, dran zu bleiben und langfristig auch sehr große Ziele zu erreichen.“

Kleine Erfolge aufzuschreiben hält uns außerdem vor Augen, wie weit wir schon gekommen sind. Es sind nicht die „Minus 20 Kilo“, über die Du Dich am Ende erst freuen kannst. Jede 500 Gramm weniger sind eine großartige Streckenmarke. Jeder selbstgemachte Smoothie ist eine gute, gesunde, notierenswerte Entscheidung, die Du auf dem Weg zu Deinem Ziel getroffen hast. Jede neue Spanisch-Vokabel hat Deinen Wortschatz jetzt schon erweitert – ob Du’s glaubstos oder nichtos. Und jede Stunde, die ich mit Schreiben verbringe, ist eine Stunde meines Lebens, in der ich tue, was mir im Leben am meisten Spaß macht: schreiben.

Egal, wie klein der tägliche Fortschritt auch erscheinen mag, egal, wieviel Gramm er wiegt, wie viele Wörter oder Zeilen er zählt, ist er ein Schritt auf dem Weg zum Ziel. Und vor allem kannst Du Dir am Ende des Tages auf die Schulter klopfen und voller Stolz sagen: Ich habe heute nicht aufgegeben.

3.    Das Verhältnis zum „Scheitern“ überdenken

Eine Hähnchenkeule mit Pommesbeilage und ordentlich Majo, die den kompletten Diät-Plan über Bord wirft. Versagt, mal wieder typisch für mich, ich schaff’s einfach nicht, habe mal wieder bewiesen, dass ich zu den Schwachen gehöre. Aus Frust gibt’s jetzt gleich noch nen Eisbecher und dann geh‘ ich heulen.

Kennst Du das? Einmal aus der Spur geraten, bleiben wir im Graben liegen und stellen uns tot. Gefühlt rückt das große Ziel am jetzt schon fernen Horizont noch weiter weg, Richtung Weltall, Utopie, und wir scheinen darin nur eine Bestätigung zu erkennen, dass wir uns sowieso etwas vorgenommen hatten, was schlichtweg „zu groß“ für uns war.

Fragen wir uns doch mal, was das eigentlich bedeutet: Versagen. Scheitern. Und werfen wir dazu einen Blick auf Leute, die zu den richtig schlimmen Versagern gehört haben.

Auf Henry Ford, der erst fünfmal pleiteging, bevor er endlich Erfolg hatte.

Basketball-Legende Michael Jordan, der noch in der 10. Klasse an der Aufnahme ins Basketballteam scheiterte.

Walt Disney, der als Redakteur bei einer Zeitung gekündigt wurde, weil es ihm angeblich an originellen Ideen fehle.

Albert Einstein, den sein Lehrer als „geistig langsam und von törichten Träumen getrieben“ beschrieb, und der deswegen als hoffnungsloser Fall von der Schule flog.

Hollywood-Legende Fred Astaire, über den ein Produktionsleiter der MGM-Studios 1933 auf einem Memo vermerkte: „Kann nicht schauspielern! Leicht kahl! Kann ein wenig tanzen!“ (Astaire hängte sich diese Notiz übrigens über den Kamin in seinem Haus in Beverly Hills.)

Oder Thomas Edison, der nach tausend erfolglosen Versuchen, eine marktreife Glühbirne zu entwickeln, sagte: „Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt tausend Wege, wie man keine Glühbirne baut.“

Ich liebe Geschichten wie diese, weil sie zeigen, dass „Versagen“ kein endgültiges Urteil ist, sondern auch nur eine Streckenmarke. Wer nichts wagt, versagt nicht, schon klar. Wer nichts wagt, wird sich das schöne, leuchtend bunte Ziel am Horizont aber auch immer aus der Ferne anschauen müssen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen motivierten Tag und sage auf feinstem Spanisch: Adios!

Mehr unter An alle, die ihre Motivation verloren haben und unter Sprich achtsam: Wie Deine Worte nachhaltig Dein Gehirn verändern.

Photo: Athlete / Shutterstock