Teile diesen Beitrag "20+ Fakten, wie wir Deutschen wirklich leben und leiden"
Wir haben immer mehr:
Geld (83.000 € Nettovermögen im Schnitt, wobei zugegebenermaßen jeder Fünfte gar nichts auf der Kante hat oder sogar verschuldet ist)
Wohnfläche (45qm pro Person, dreimal soviel wie 1950)
Dinge (10.000 Gegenstände liegen bei jedem Deutschen zuhause herum, jede zweite Frau hat mehr als 25 Paar Schuhe)
Autos (44 Autos pro 100 Einwohner, Tendenz immer weiter steigend)
Smartphones (45 Millionen in DE 2014, doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor)
Informationen (die weltweite Datenmenge verdoppelt sich alle zwei Jahre , wenn auch echtes Wissen deutlich langsamer wächst)
Online-Freunde (z.B. hat jeder von uns durchschnittlich 342 Facebook-Freunde, Social Media hat seit 2009 Pornografie von Platz 1 im Internet verdrängt – meine Schuld ist das bestimmt nicht)
Lebenserwartung (85 Jahre Männer, 89 Jahre Frauen, 1970 waren es nur 67 bei Männern und 73 bei Frauen)
Es geht also bergauf mit dem Besitz und all dem Zeug, nach dem wir streben.
Dafür zahlen wir einen hohen Preis:
Wir sind angeödet von unseren Jobs (z.B. werden 70% aller Pornos zwischen 9 und 17 Uhr geschaut, das ist ganze Latte an Zeit, die da draufgeht)
Wir hocken angeödet vorm Fernseher (221 Minuten am Tag, immerhin eine halbe Stunde mehr als 2001)
Gleichzeitig steckt uns immer mehr Stress in den Knochen (jeder Fünfte leidet unter Dauerstress, fast jeder Befragte gibt an, dass der Stress im Job in den letzten Jahren stark zugenommen hat, außerdem müssen wir ingesamt mehr arbeiten: 1965 brauchte eine Familie 56 Wochen-Arbeitsstunden, um durchzukommen, 2008 waren es schon 67)
Wir drehen durch, unsere Seelen geben den Geist auf (Depressionen, Belastungsstörungen und Angsterkrankungen nehmen zu, 200% mehr Arbeitsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen als noch vor zehn Jahren)
Wir werden fetter und fetter (62% er Männer und 43% der Frauen sind übergewichtig, jeder Fünfte fettsüchtig (BMI > 30))
Wir werden zu Alkoholikern (1,8 Millionen Abhängige in Deutschland – 36% mehr als 2006. 1,6 weitere Millionen sind hart an der Grenze)
Wir fressen Pillen (Psychopharmaka-Tagesdosen um 150% gewachsen zwischen 2000 und 2011, jedes Jahr werden 15% mehr Antidepressiva verordnet)
Wir leben immer einsamer (inzwischen 37% Singlehaushalte, in Großstädten sogar 42%)
Wir sterben immer einsamer (die meisten von uns möchten daheim sterben, doch den wenigsten ins das vergönnt: 47% sterben im Krankenhaus, 30% in Pflege- und Altersheimen und nur 23% zuhause)
Das alles jedenfalls ist das, was Du erwarten kannst, wenn Du der Masse folgst und das tust, was die meisten tun.
P.S.: Siehe auch Ein fast vergessenes Wort, das Dein Leben so viel leichter machen kann
Photo: Andreas Øverland
Die Anzahl Autos find ich krass…!
Hey Aljoscha,
ja, find ich auch. Ziemlich übel finde ich aber auch das Thema Single-Wohnungen … das wirkt vielleicht auf den ersten Blick nach coolen, selbstständigen Leuten, die alle ihr Ding machen und nicht mehr an starren Lebensmodellen kleben, aber ich fürchte, dass hinter dieser Zahl wirklich eine unfassbar große Menge an Einsamkeit steht.
LG
Tim
vielleicht ist Einsamkeit einfach eine zu durchlebende Qualität –
zur Entwicklung der Spiritualität als notwendiger Zwischenschritt
unbedingt zu empfehlen…
ich würde hier aus den Bewertungen aussteigen-
unsere westl. Zivilisation macht derzeit halt einfach bestimmte Erfahrungen-
die Menschen selbst werden da schon irgendwann wieder aussteigen – passiert ja an den Rändern und Mitten bereits.
Wow! Stark, dass du das mal so anschaulich in Zahlen und Fakten darstellst.
Noch krasser finde ich aber, wie du auch oben andeutest, dass zum Beispiel 10% der Deutschen 60% des Vermögens besitzen. Und ich vermute diese Tendenz steigt auch… und ich befürchte, dass es beim Immobilienbesitz bald ähnlich aussieht.
Liebe Grüße
Norman
Hey Norman,
thx, angeblich sind wir in vielen Dingen den Amerikanern immer so um die 10 Jahre hinterher (im Online-Business scheinen es mir eher 5-7 oder so zu sein). Da geht noch einiges in der Ungleichverteilung …
LG
Tim
Hey ihr beiden,
da kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln angesichts dieser ungerechten und bedenklichen Verteilung des Vermögens!
Aber es geht immer weiter bergab. Bis man auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist 😉
Viele Grüße
H.
Das ist mal richtig schick recherchiert finde ich und macht schön die Schere deutlich in der wir uns befinden.
Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach dem Sinn im Leben in meiner Wahrnehmung im Vergleich zu noch vor 20 Jahren, was ich wiederum sehr positiv finde.
Ansonsten fällt mir ein: Was sagt uns das? Wohin geht die Reise? Ist es den Menschen bewusst?
Was muss passieren damit wir aufwachen?
Heute gibt es viel mehr Blogs und Menschen wie dich, die andere Menschen inspirieren ihr Leben zu hinterfragen.
Das finde ich grossartig. Und junge Menschen, die ihr Ding starten unabhängig davon, was die Gesellschaft von Ihnen erwartet. Ich sehe so viele Beispiele dafür, die mich wirklich ermutigen und die ich toll finde. Auch im Internet.
Also: es gibt den IST Zustand, den du oben schön zusammen fasst, der mich auch traurig macht UND es gibt viele viele Menschen und Projekte, die IHREM Herzen folgen und sich mit aller Kraft einsetzen für eine „bessere“ Welt, wenn es auch sinnlos erscheinen mag. Das ist das Paradox des Lebens.
Ich verwende hier an der Stelle gerne das Boddhisattva Gelübde aus dem Buddhismus:
„UNENDLICH sind die Wesen im Universum, ich gelobe sie ALLE zu retten“. Grossartig. Das macht mir immer wieder Mut. Hoffnungslos UND jetzt erst recht !!!
In diesem Sinne …
einen wundervollen Abend
Hi Dirk,
Danke für Deinen schönen Kommentar.
Ich sehe da auch eine Gegenbewegung. Nicht nur in den Lebensverläufen, sondern auch in den Gesprächen, wenn ich hier in einem Café sitze, scheinen sich immer mehr Leute über wesentlichere Dinge zu unterhalten und zum Beispiel darüber, dass sie in Zukunft lieber auf manches verzichten wollen, als weiterhin einem Job nachzugehen, dem sie nicht viel abgewinnen. Ob man das gleich tut für eine bessere Welt oder erstmal, um sich selbst zu retten, ist eine andere Frage – und vielleicht spielt das auch gar keine große Rolle.
LG
Tim
Hallo Tim,
das sind erschreckende Zahlen. Zum Glück kann ich sagen, dass ich seit geraumer Zeit dabei bin, diesen Wahnsinn nicht mehr mitzumachen. Ein paar Beispiele:
– Auto -> seit über einem Jahr bin ich ohne. Vermisse ich es? Nein!
– 10.000 Dinge könnte hinkommen, vielleicht habe ich sogar noch mehr in vielen, vielen Jahren gehortet. Bin da auch konsequent am ausmisten.
– Facebook „Freunde“ habe ich größtenteils ins digitale Jenseits verbannt
– TV Konsum fast komplett eingestellt. Nachrichten ade …
usw.
Und wie fühle ich mich? Besser! 🙂
Ich habe dadurch Zeit für Dinge gewonnen, die mir wichtiger sind und mir gut tun.
Gruß
Sascha
Hi Sascha,
immerhin hast Du Deinen ganzen Krempel damals vermutlich noch zuhause untergebracht … in Amerika ist einer der Wachstumsmärkte „Storage“ – Fabrikhallen für Privatpersonen, die keinen Platz in Heim und Garage für all den Kram haben. Der durchschnittliche Amerikaner soll 30.000 Dinge besitzen …
Und ich kann das nur bestätigen, eine Reduktion aufs Wesentliche ist heilsam.
LG!
Tim
Hallo Tim,
ich bin gerade recht verwundert, weil ich der Meinung bin, einen Großteil deiner Zahlen so gar nicht wahrzunehmen. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich nicht dem Durchschnitt entspreche und wir tendenziell Menschen der gleichen Energie anziehen, wer weiß?
Wenn es nicht an dir liegt, dass Facebook die Pornographie verdrängt hat, frage ich mich doch, was genau du für letztere getan hast, damit es nicht passiert? 😛
Lieber Gruß,
Philipp
Hey Philipp,
das ist ein gutes Zeichen, denke ich, dass Du das nicht so wahrnimmst.
Du als junger Nomade hast sicher einen ganz anderen Blick auf die Dinge und ganz andere Kontakte, und definitiv selbst andere Werte als der oben abgebildete Durchschnitt (und bist zudem sehr wahrscheinlich noch mal n ganzes Stück weniger „spießig“ als ich).
Auf die Sache mit den Pornos möchte ich mich nur ungern weiter versteifen …
LG
Tim
Hallo,
es sind nicht 45 Millionen Smartphones, sondern 45 Millionen Smartphonenutzer. Die Mobilebranche geht davon aus, dass es bereits mehr als 100 Millionen Smartphones sind – statistisch hat also jeder Nutzer mehr als zwei Geräte.
LG
Hi Andi,
Danke für die Korrektur. Jetzt fehlt nur noch, dass jeder zwei Autos hat. 🙂
LG
Tim
„Wir Deutschen“ – wer soll das denn bitte sein? – Das hatte ich vor einigen Wochen gepostet:
„Wir“. heißt es so oft, seien so materiell und darum so hektisch, so gehetzt. „Uns“ käme es nur darauf an, das Teuerste zu besitzen und Statussymbole anzuhäufen.
Ich kenne allerdings kaum Menschen persönlich, die so leben. Aber ich kenne viele, die sich abstrampeln, um halbwegs über die Runden zu kommen: für eine zumutbare Wohnung, für chemiearmes Essen, für die Grundbedürfnisse ihrer Familie.
Ich möchte mit diesem Luxus-„Wir“ in Ruhe gelassen werden. Ich denke, es ist von Leuten erfunden, die sich Statussymbole bestens leisten können, die sich aber gerne abheben wollen vom spießigen Durchschnitt. Und die eben wohlhabend genug sind, um Bescheidenheit als Lifestyle in angenehmer Umgebung zu zelebrieren. Es mag schick sein, auf diese Art „die Gesellschaft“ zu kritisieren. Aber warum sollte ich nachplappern, was als Konsens der Andersdenkenden gilt?
Hier in der Mitte (da, wo wir Spießer einfach morgens aufstehen und einen durchschnittlichen Alltag haben) befinden sich sehr viele Menschen, die keineswegs zu doof sind, um nach menschengerechten Werten zu leben.
Hi Andrea,
Danke für Deinen leidenschaftlichen Kommentar.
Ich bin echt kein großer Gesellschaftskritiker, und „die Gesellschaft“ nimmt hier bei myMONK verhältnismäßig wenig Raum ein, denke ich – meistens schreibe ich über mich oder den Einzelnen. Insofern sind diese Zahlen und die Zusammenstellung zumindest hier auf myMONK „neu“.
Das „Wir“ hier habe ich ja aufgemacht – da kann man sich dazugehörig fühlen oder auch nicht. Ich finde es passender als das „IHR“ oder „DIE“. Auch, weil ich mich selbst nicht freisprechen kann von dem Wunsch nach mehr.
Fortsetzung folgt unter Deinem anderen Kommentar …
Aber nun direkt zu diesem Beitrag: ich finde, hier werden Zusammenhänge künstlich geschaffen und Dinge unterstellt. Das ist Gesellschaftskritik im Rundumschlag und wirklich, wirklich nichts Neues. Wer will denn wissen, ob „wir“ unsere 221 Minuten vor dem TV wirklich angeödet verbringen? „Wir“ „fressen“ keine Pillen, das finde ich soooo abwertend gegenüber jenen, die sie objektiv brauchen! „Wir“ gucken Pornos auf Arbeit – also ich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Sex und seine Darstellung manchmal einen Tick interessanter sein können als die Arbeit….. ; „wir“ melden uns öfter krank wegen seelischer Probleme – ja klar, weil viel mehr Menschen sie jetzt erkennen und eingestehen. Und wer die steigende Nutzung von Social Media anprangert, der zeigt dass er den Menschen nicht vertraut. Ich glaube, dass „wir“, also viele von uns, durchaus in der Lage sind, intelligent und nutzbringend mit Social Media umzugehen. Die mit den 1200 Facebook-Freunden sind nicht automatisch die einsamen Nerds. In einem Wort: Zahlen bilden nicht den Zustand unserer Gesellschaft ab. „Wir“ sind viel komplexer, und dieser Tatsache sollte jeder !!!!!! die Ehre geben, der die Menschen ergründen will.
Hi Andrea,
auch hier gilt für mich: das „Wir“ geht erstmal von mir selbst aus – ich bin ja auch kein Wissenschaftler, sondern ein Blogger, da darf man subjektiver zusammenstellen und Zusammenhänge herstellen, und man darf auch vereinfachen, finde ich.
Ich hab nicht vor, jemanden zu kränken, der medikamentöse Unterstützung braucht (wer mein Zeug schon länger liest, weiß das hoffentlich ohnehin) – soweit ich das als Laie wissen kann, macht das in manchen Fällen sehr viel Sinn als unterstützende Therapiemaßnahme.
Allerdings: gerade bei dem unverhältnismäßig stark steigenden Antidepressiva-Konsum könnte man befürchten, dass das bei etlichen Einzelnen eine weitere Spielart ist von „ich brauche eine schnelle Lösung, ohne wirklich etwas ändern zu müssen“. Selbst das kann vorübergehend nötig sein, weil es der Job erfordert, dass man funktioniert, und man den Job braucht, weil es die Familie erfordert.
Aber ich kann mir vorstellen, dass man das viel länger macht als nötig, weil man Angst vor dem hat, was „die Nachbarn denken“ oder dass vielleicht auch unnötige Lebensstandards eingeschränkt werden müssten … und man stattdessen lieber ignoriert, wie es einem selbst geht.
Weißt Du, was ich meine?
(Klar ist das alles plakativer dargestellt als in der Realität, denn zum Beispiel Status-Wünsche werden ja wahrscheinlich auch oft von tiefer sitzenden Dingen hervorgerufen.)
LG
Tim
Hallo Tim,
was du mir antwortest, leuchtet mir alles ein und du willst niemanden kränken, das glaube ich! Nur irgendwie habe ich bei Beiträgen wie diesem (Zahlenwerk plus Fazit: So ist das kein gutes Leben) trotzdem große Schwierigkeiten. Ich habe immer das Gefühl, dass sie …. irgendwie… auf der Stelle treten. Ich erkenne den Nutzen einfach nicht. Ich glaube sogar, dass diese Art der Gesellschaftskritik geeignet ist, sich wunderbar selbst zu betäuben: „Ja, so denke ich auch, ich bin natürlich ein problembewusster Mensch, warum nur erkennen die anderen diese Missstände nicht?“ – und so salbadert man sich durch über das Unglück der Konsumgesellschaft und tut selbst herzlich wenig, weil ja doch alles recht bequem ist, so wie es ist. Nur die anderen, die gucken viel zu viel fern.
Du hat den Beitrag ja selbst aus anderer Quelle, also – es bist nicht du oder deine Haltung, die ich hier kritisiere.
Die Menschen sind so unglaublich verschieden, und sie kommen mit den verrücktesten Lebensumständen klar. Sie können Fülle und Harmonie erleben, auch wenn sie extrem viel oder ein bisschen zu wenig haben. Das wirkliche Problem ist und bleibt für mich, dass die Chancen, sein Leben überhaupt zu gestalten, so ungeheuer ungleich verteilt sind.
Liebe Grüße
Andrea
Natürlich ist nicht alles einfach und Zahlen immer schwierig einzuschätzen, wenn man sie alleine lässt. Trotzdem finde ich, dass sich hier auch ohne die Kommentare von Tim eine nicht gerade beruhigende Entwicklung darstellt.
Depression ist zum Beispiel fast schon eine Volkskrankheit – und kaum jemand spricht darüber. Man geht von 5 bis 6 Millionen depressive Menschen in Deutschland aus. (Quelle: http://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/depressionen/depression-entstehung-und-haeufigkeit)
Niemand wird alleine „verrückt“, das ist immer ein „ich und die anderen“. Das Umfeld, also die Gesellschaft, aber vielleicht noch viel mehr die Familie und die Arbeit, denn damit verbringen die meisten ja die meiste Zeit ihres Lebens.
Man kann also schon sagen: Deutschland, wir haben ein Problem. Mindestens eines.
Hallo Toc6. Ich bin mal deinem Link grfolgt. Zunächst War ich etwas irritiert, weil es auf der Seite überhaupt keine Autoren Namen gibt, kein Impressum, nix, aber Werbung. Ich habe dann mal die My Way Klinik direkt im Artikel aufgerufen.
Dort sind es dann schon „nur“ 3 Millionen Deutsche, die erkannt sind. Interessant fand ich auch die Diagnose Kriterien. Gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit,.. Als Ursachen werden dann auch Soziale Umstände und Schicksalsschläge angegeben, oder auch körperliche Erkrankungen. Ich würde mal annehmen, dass bei 3% der Bevölkerung solche Umstände gerade vorliegen.
Natürlich sind schwere Depressionen nicht zu verharmlosen. Doch wieviel sind das dann noch? Über diese sprechen die Zahlen ja gar nicht.
Letztlich können sich aus meiner Sicht depressive Stimmungen einstellen, wenn ich nicht genug selber für meine Gesundheit sorge und Symptome nicht ernst nehme und allzu schnell in die Apotheke laufe. Ist das das Problem der Deutschen?
Richard, Deine Polemik lässt mich stark vermuten, dass Du zu den Menschen gehörst, die zum Glück mit dem Thema noch keine eigenen Erfahrungen gemacht haben. Ich wünsche Dir, dass es so bleibt. Deine letzte Zeile zeigt, dass Du damit vermutlich recht hilflos wärst. In der Apotheke gibt’s auch nix ohne Rezept, was wirklich helfen würde. Und das ist leider auch gut so.
Doch, habe ich. Und als Kind musste ich jahrelang für meinen Vater Neuralgin holen, bis zu 20 Tabletten am Tag, aus der Apotheke. Hilflos bin ich auch nicht, helfe sogar anderen Menschen mit Energiemethoden beim Ursachen auflösen. Hilflos zeigen sich für mich die westlichen Terapieansätze.
Na ja Tim, ich finde deine Interpretation dieser statistischen Erfassungen auch etwas einseitig und verzerrt. So einige Begriffe erinnern auch direkt an deine persönliche Geschichte: öde, Stress, fett, Pillen fressen, einsam.
Das viele Porno Schauen am Arbeitsplatz würde so doch dem zunehmenden Stress bei der Arbeit widersprechen. Und warum sollte man Pornos nicht tagsüber zu Hause schauen, wenn am Abend die Familie beisammen ist? 1965 haben wenig Frauen gearbeitet und die Männer mehr als heute, sehr oft mit 6-Tage Woche. 1965 war die Arbeit im Haushalt auch anstrengender und aufwendiger als heute. Psychische Erkrankungen waren früher stigmatisiert, blieben unerkannt und unbehandelt. Pillen gegen Unwohlsein waren weniger bekannt. Chat, Skype und Smartphone bringen auch Menschen zusammen. Und wenn ich mich so mit Menschen treffe, bin ich nicht angeödet oder auf der Straße unterwegs. Und schließlich beschäftigen sich heute sehr viel mehr Menschen mit Yoga, Tai Chi, Meditation oder MyMonk.de als früher. Ich meine solche positiven Punkte würden dir auch gut anstehen.
Immerhin ist die Hälfte der Menschen nicht übergewichtig, und dies bei dem aus meiner Sicht teilweise unsinnigen Maßstäben und der drastisch abgenommenen körperlichen Arbeit. Und wer sagt, dass Alleine Leben Einsamkeit bedeutet. Wir zwingen uns weniger in die Partnerschaften, leben so doch freier? Die Menschen sterben nicht mehr so viel zu Hause, weil die Menschen auch die Pflegebelastung nicht mehr so viel hinnehmen, um nach 10 Jahren rund um die Uhr Pflegen ausgebrannt zu sein.
Nur mal so als Hinweis, was ich mit Verzerrung meine.
LG Richard
Hi Richard,
Im Grunde geht es mir um eine einzelne Sache: um einen von mir aus nicht in wissenschaftlicher Genauigkeit zusammengetragenen Hinweis darauf, dass mehr Besitz nicht glücklicher zu machen scheint.
Klar kann mancherlei auch positiv sehen, aber an einigen Stellen tue ich mich schwer damit: dass die Leute in ihren Singlewohnungen tanzen vor lauter Freude über die Freiheit tanzen zum Beispiel. Die große Freiheit, die immer so schön vermarktet wird, wird schnell zur wortwörtlichen Sinnlosigkeit, wenn sie nicht gefüllt wird oder gefüllt werden kann.
LG
Tim
Dieses Subjektive und Auszughafte macht für mich auch das Bloggen aus – vor allem, wenn man nicht nur schreibt was sofort und sicher jeder abnickt, die Dinge, die ein bisschen abweichen vom (an sich ja auch richtigen) Sei-dankbar-Carpe-diem-Lebe-deinen-Traum-happiness-is-the-Way-Ansatz.
Ob das an sich grundsätzlich richtig ist, da bin ich mir nicht sicher. Es ist ein guter Wegweiser, denke ich. Richtig ist was für mich gerade ist. Und das kann auch einmal Zorn sein, den gerade ein Blogger bringen kann, wenn er da ist. Er braucht sich auch gar nicht rechtfertigen. Nur ist eben ein Zorn eine Emotion, die auch wieder einem anderen Zustand weicht und eine mehr ausgeglichene Wahrnehmung zulässt.
Ja da ist was dran. Freue und Glück sind eher unabhängig von Besitz. Und Besitz wirkt oft wie eine Droge. Trotzdem müssen wir nicht ständig Extreme bemühen, die ja doch nur Konzepte oder Einzelfälle sind und nicht die Praxis. Ich muss in einer Singlewohnung weder tanzen, noch alleine schlafen, noch die Illusion einer großen Freiheit jagen, und kann mich trotzdem wohler fühlen als in den 2 Zimmern mit einer Verflossenen, wenn das für mich richtig ist.
Muahaha danke für den Lachern mit der ganzen Latte, die draufgeht.
Ansonsten: Bestürzende Zahlen. Und da wir ja liberal und individualistisch sind, ist das nicht unser Problem. Sonder das von jedem einzelnen allein. Es ist manchmal richtiggehend zum Kotzen. Ich mache nicht mit, ich kann nämlich gar nicht. Ich hab’s irgendwie nie richtig versucht, aber ich hab’s ausreichend genug versucht, um in der Abteilung „Wir fressen Pillen“ zu laden.
Minimalismus und Generation Y sind leise Gegenbewegungen, aber eben nicht solidarisch sondern jeder für sich.
Viele Zahlen sind zum einen erschreckend und andererseits verdeutlichen sie mir, wie gut es den Deutschen geht. Was wir für Wahnsinns Möglichkeiten haben in unserem Land. Leider gibt es viel zu wenige, die das erkennen. Und statt sich mal Gedanken zu machen, warum und wofür man lebt stecken die meisten ihr Geld lieber in materielle Güter, Alkohol uvm. Bloß abschalten vom Alltag. Mir ging es lange Zeit ähnlich und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Es ist auch nicht einfach, sich aus diesem System zu befreien.
Danke für den Beitrag!
LG
Hey,
die Kennzahlen am Anfang waren interessant. Ja aber das mit dem „Gefangen im Job“ stimmt. Ich habe Gott sei Dank mein eigenes Unternehmen und kann somit einiger Maßen meine Arbeitswelt selbst gestalten. Obwohl man natürlich als selbstständiger sehr vom Kunden abhängig ist.
Trotzdem liebe ich was ich tue und ich kann nur jeden Raten dies auch zu tun. Man kann mit allem Geld verdienen und/oder einen JOb finden den man mag. Man muss sich nur trauen.
Liebe Grüße aus Wien,
Sebastian
Hi Tim,
der Artikel polarisiert ja ganz schön. Gut finde ich aber, dass du deine Behauptungen mit seriösen Quellen untermauerst. Natürlich sind das Auszüge, aber wenn man sich einem Thema nähert, dann kann man dies nur durch einen bestimmten Blickwinkel. So etwas wie einen objektiven Beitrag gibt es nicht.
Die von dir angesprochenen Preise, die wir für den modernen Lifestyle zahlen, sind ja Fakt. Bei der Zunahme psychischer Erkrankungen wäre aber die Frage interessant, ob die Dunkelziffer geringer war als vor ein paar Jahrzehnten oder ob viele Probleme gar nicht als solche diagnostiziert wurden (Stichwort: „Hab dich nicht so“).
Die Zunahme von Smartphones hat denke ich auch mit der wachsenden Akzeptanz der Geräte zu tun – schließlich gibt es diese kleinen Wunderwerke noch nicht sooo lange und ich beobachte auch, wie die ältere Generation sich allmählich mit der Technik beschäftigt.
In diesem Sinne, danke für die kleine Fakten-Aufstellung.
Beste Grüße,
Benjamin
Ja, ich denke es ist wichtig herauszufinden was man wirklich will und seine Prioritäten entsprechend zu setzen und sich so ein Stück weit unabhängiger vom Status quo zu machen. Sowas geht jedoch nur durch Aufklärung und positive Vorbilder, nicht durch Zwang. Ich bin für die persönliche Freiheit eines jeden, selbst wenn das bedeutet dass die Person die Freiheit hat sich zu Tode zu konsumieren. Freiheit ist wichtiger als Sicherheit.
Hey Tim,
interessante Fakten, man kann aber auch sehen, dass viele Sachen nach denen wir streben gerade das bewirken, was wir nicht wollen. Social Media und Smartphones haben zur Folge, dass man nicht mehr oft im Kontakt mit realen Kontakten steht, wodurch das Singledasein gesteigert wird. Ein Großteil meiner Freunde hat ihre Partner im Internet kennengelernt, was mich zwar für sie freut, auf der anderen Seite zeigt es aber auch, dass es bei den meisten auf die normale Art nicht mehr funktioniert.
Durch die zusätzliche Mobilität dank Autos bewegt man sich weniger, wird fauler, fetter, lustlos und versauert eher vorm Fernseher.
Deswegen bin auch ich dazu übergegangen nur das zu besitzen was ich wirklich brauche und meine Sportgeräte die ich für meine Hobbys brauche. Seit dem ich das so mache, geht es mir viel besser.
Beste Grüße
Dario
Lieber Tim,
wow, was für eine Liste! Ich erlebe in meinem Freundeskreis, ebenso wie bei den Menschen, die ich beruflich begleite, oft auch eine extreme Hilflosigkeit, die viele Fragen mit sich bringt. Zu spüren: Das ist nicht mein Weg, hier will ich nicht weiter mitmachen – und zugleich die Frage: Wie kann ein anderer Weg aussehen? Was trägt? Was ist meins? Was macht mich wirklich glücklich?
Umso schöner und wichtiger, dass immer mehr Menschen (wie du, ich und vermutlich die meisten hier) sich auf den Weg machen und wir im Gespräch miteinander immer öfters feststellen: Hey, eigentlich sind die Themen, die uns bewegen, doch ganz ähnlich! – und wir auf diese Weise von der Einsamkeit wieder in eine Verbundenheit kommen, wenn wir es wagen, uns mit dem zu zeigen, was uns wirklich bewegt.
Alles Liebe und danke dir,
Sabrina
Krasse Liste, danke fürs Posten! Manchmal muss man sich bewusst machen, dass es wirklich ein gesellschaftliches Problem ist und nicht die „Schuld“ von uns selbst ist (obwohl jeder natürich ein kleines bisschen dazu beiträgt). Ein klasse Film zu einigen Dingen deiner Liste ist übrigens „Fight Club“, schau ich mir immer wieder gerne an
Die Kennzahlen am Anfang sind sehr interessant!
Über sich selbst und die eigene Gesellschaft die Wahrheit zu erfahren ist fast immer mit einigem Ungemacht, wenn nicht sogar mit Schmerzen verbunden. Trotzdem interessiert einen im Grunde nichts so sehr, als die eigenen Person. Freilich gibt man das kaum zu.
Es gibt eine Anekdote eines berühmten Werbemannes, der einst Winston Churchill traf, der dafür bekannt war, dass er nur Berichte lesen würde, die nicht länger als eine Seite umfassten. Der Werbemann wettete daraufhin mit dem britischen Premier, dass er einen Bericht von 20 Seiten verfassen würde, den Churchill mit Sicherheit lesen würde. Churchill hielt dagegen.
Eine Woche später wurde dem Premierminister von dem Werbemann ein Bericht zugesandt, der zwanzig Seite umfasste. Tatsächlich las Churchill jede Seite und damit mit großer Aufmerksamkeit.
Was war der Titel dieses Berichts?
„ALLES ÜBER WINSTON CHURSCHILL“.
Schöne Grüße