Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Text von: Lena Schulte

Hach, ja, denkt sich klein Lena, während sie verträumt in ihrem Tee rührt. Irgendwann wird er kommen. Mein Traumprinz. Ganz unverhofft und märchenhaft. Lässig wird er in seinem mit Flammenmuster verzierten Autoscooter an mir vorbeifahren. Während ich wie vom Donner gerührt am Rand stehe und vor lauter „Liebe auf den ersten Blick“- Gefühlen fast ohnmächtig auf die Fahrbahn stürze. Und Amor wird uns beide mit einem besonders fetten Pfeil abschießen und natürlich werden wir, eines Tages, wenn Instagram unser Leben bestimmt, uns damit rühmen können, jedes Jahr erneut den goldenen Hashtag in der Kategorie Couplegoals abzuräumen. Wenn wir uns erst einmal gefunden haben, ja, dann gibt es nur noch Happy End mit Endstadium-Garantie. Er wird mich so sehr lieben, dass es schon fast creepy ist – aber nur fast!

Anspruch: Bitte liebe mich, der Rest ist egal

Ich gebe zu: Ich hätte meine Tagträume definitiv früher mal ernsthaft hinterfragen sollen. Und zwar nicht nur darauf, was Autoscooter mit Flammenmustern dort zu suchen haben, sondern eher auf das, was eine Ebene tiefer geht. Dann wäre mir der rote Faden, der sich durch all meine Tagträume zog, vielleicht ein wenig eher aufgefallen: Hauptsache endlich jemanden finden, der mich lieben kann. So sahen meine Beziehungsansprüche leider länger aus, als ich zugeben möchte.

Wie die Ansprüche und Erwartungen, die wir an unsere Beziehungen haben, die Zufriedenheit in unseren Partnerschaften beeinflussen, haben Forscher der Bar-Illan Universität im Jahr 2014 erforscht. In Einzelbefragungen wurden Ehepaare untersucht, die um die dreißig Jahre Beziehungserfahrung aufweisen konnten. Im Gegensatz zu vielen anderen Paaruntersuchungen konnte diese Studie durch das Befragen jeweils beider Ehepartner gut beleuchten, wie gesunde Ansprüche in einer Partnerschaft aussehen – und wie sie sich äußern.

Die Ansprüche, die man so an seinen Partner haben kann, haben die Wissenschaftler in vier verschiedene Anspruchstypen unterteilt (falls Du wissen möchtest, welcher Anspruchstyp Du bist, kannst Du hier den Test machen, um Deinen dominierenden Typen herauszufinden).

Die vier Anspruchstypen

Da gibt es zum einen den „Übermäßigen Anspruchstyp“. Jemand, der auf dieser Skala mit einer hohen Punktzahl glänzt, weist viele Gemeinsamkeiten einer narzisstischen Persönlichkeit auf. Dieser Typ weiß, dass er das Beste verdient hat. Und fordert es auch ein, komme, was wolle. Denn seiner Meinung nach schulden Welt und Partner ihm das. Deswegen fällt es ihm in der Regel nicht nur leichter, eine Beziehung hinter sich zu verlassen, wenn etwas Besseres auftaucht. Er ist auch außerordentlich begabt darin, Fehler beim anderen zu finden, diese zu dramatisieren und im Gegensatz dazu die eigenen Unzulänglichkeiten schnell zu übersehen.

Im Gegensatz dazu steht der „Eingeschränkte Anspruchstyp“, der im Prinzip das komplette Gegenteil vom „Übermäßigen Anspruchstyp“ ist – was gerne mal zu einer scheinbar magischen Anziehung zwischen beiden Typen führen kann. Denn dieser Typ ist wenig bis gar nicht in der Lage, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche adäquat zu kommunizieren – nicht zuletzt auch, weil dieser Typ häufig mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zu kämpfen hat und seine guten Fähigkeiten nicht realistisch einschätzen kann. Verlustängste legen sich wie ein Gaffer Tape über seinen Mund und macht es ihm nahezu unmöglich zu sagen, was er will oder braucht.

Der „Erwartungstyp“ hat ähnlich hohe Ansprüche wie der „Übermäßige Anspruchstyp“. Jedoch muss dabei nicht unbedingt das psychologische Leitmotiv der grenzenlosen Selbstliebe dahinterstecken. Hier geht es eher um ein Idealbild einer Beziehung, das erfüllt werden soll. Jemand, der auf dieser Skala hohe Punkte erzielt, hat oft das Gefühl, ihr Partner bringt ihnen zu wenig Aufmerksamkeit und Verständnis entgegen. Vom Partner wird erwartet, dass er den anderen blind versteht und jederzeit aus den anderen achtet.

Der „Durchsetzungsfähige Typ“ ist ebenfalls der Meinung, dass seine Bedürfnisse in einer Beziehung erfüllt werden sollten – jedoch in einem realistischen Maß. Hier stehen die Interessen der Partnerschaft in einem gesunden Gleichgewicht mit der eigenen Individualität. Man ist in der Lage, für seine Rechte in der Beziehung eintreten und weiß auch, was man dem Partner zu bieten hat. Jedoch gesteht man seinem Partner Gleiches zu und ist bereit, Kompromisse zu finden.

Ein Bett mit Rosen ist kein Allheilmittel

Ob nun zu positiv oder zu negativ – eine übermäßige (unrealistische) Sicht auf das eigene Selbst und die eigenen Bedürfnisse, können eine Beziehung hochgradig belasten.

Mein Autoscooter-Prinz hätte mir jeden erdenklichen Liebesschwur geben können, jede Nacht mein Bett mit tausend Rosen schmücken und mich lieben können, bis er platzt – ich hätte trotzdem immer noch Angst gehabt, ihm nicht zu reichen. Mit einer Einstellung á la „Ich bin nur wirklich was wert, wenn ich jemanden habe, der mir das bestätigt“ hätte ich selbst in der besten Beziehung immer versucht, ihm alles recht zu machen. Und ich hätte mich dabei komplett verloren, da ich es niemals gewagt hätte, wirklich ehrlich über meine Bedürfnisse zu sprechen. Vor allem hätte ich jeden Anspruch, den mein Partner nicht erfüllen kann, als Angriff auf meine Person gewertet.

Während zu hohe oder zu niedrige Ansprüche an den Partner zwangsläufig die eigene Unzufriedenheit befeuern, führen keine Ansprüche (oder das Verdrängen) wiederum dazu, dass der Partner immer unzufriedener wird.

Um diesen Balanceakt zu bewältigen, brauchen wir eine verständliche und faire Kommunikation. Die Forscher erklären, dass, je besser wir zuhören, versuchen den anderen zu verstehen und uns klar ausdrücken, unsere Zufriedenheit mit steigenden Ansprüchen an unsere Partnerschaft sogar steigt. Denn wenn ich beispielsweise offen zeige, dass mir das Verständnis meines Partners wichtig ist, zeige ich ihm damit auch, dass er mir wichtig ist und viel Wert auf seine Zuneigung lege. Dadurch fühlt sich der andere wiederum gebraucht. Eine klassische Win-Win Situation.

Der Gedanke, dass meine Ansprüche nicht verkehrt sind, sondern, richtig kommuniziert, sogar zur Zufriedenheit auf beiden Seiten beiträgt, finde ich irgendwie ziemlich beruhigend. Somit kann der nächste Jahrmarkt für mich auf jeden Fall kommen.

Mehr unter 10 Gründe, warum Menschen in kaputten Beziehungen bleiben und 20 Fragen an Deinen Partner (wenn Du Dich traust).

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