Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Text von: Lena Schulte

„Jeder von uns ist sein eigener Teufel und wir machen uns diese Welt zur Hölle“, sagt Oscar Wilde.

Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Ich wollte zwar immer ein zufriedenes Leben, aber wirklich geklappt hat es eher nicht. Bei mir liefen ein paar Programme, ein paar Glaubenssätze im Hintergrund, die es mir sehr, sehr schwer gemacht haben, mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen. Nicht zuletzt auch, weil sie mir nicht wirklich bewusst waren. Hier ein kleines Best-of:d

1. „Es ist wichtig, was die anderen denken“

Klar, irgendwie weiß man: Man soll nicht so viel auf die Meinung anderer geben. Mit Alkohol oder der richtigen Gruppendynamik war es für mich auch gar kein Problem, es mir fürchterlich am Allerwertesten vorbeigehen zu lassen, was andere von mir denken. Nicht ganz so sah es aus, wenn es hieß: Vortrag halten. Oder irgendwie anders im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Dann traten die Alternativformen des Glaubenssatzes in Erscheinung, auch bekannt als: Wieso gucken die mich so an? Die lachen bestimmt über mich! Oh Gott, die denken jetzt, ich bin absolut inkompetent. Habe ich etwas im Gesicht?

Es ist mir bis heute nicht völlig egal, was andere von mir denken, denn ich schon eher von meinen Mitmenschen gemocht werden. Großen Gefallen habe ich deswegen an dem Prinzip gefunden, das ich das „ökonomische Draufscheißen“ getauft habe und dessen Funktionslogik eigentlich nichts Neues ist:

Ich möchte nicht gleichgültig sein. Weder mir gegenüber noch anderen Menschen gegenüber. Ich möchte bloß dem Unwichtigen gegenüber gleichgültig sein. Den Dingen, die ich nicht ändern kann, den Leuten, die mir keine Suppe ans Bett bringen, wenn ich krank bin. Die nur irgendwelche Statisten in meinem Leben sind (und andersherum), in fünf Jahren vollkommen vergessen und keinen nennenswerten Einfluss auf mich ausüben oder sich in anderer Form irgendwie für meinen Weg verdient gemacht haben. Von denen muss ich nicht gemocht werden. Die dürfen von mir denken, was sie wollen. Und meine Aufgabe für etwas mehr inneren Frieden ist es, diese Menschen zu erkennen und mich von ihnen zu lösen.

2. „Ich kann nur ein gutes Leben führen, wenn ich glücklich bin“

Glück … es muss das Glück werden, denn ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener. Außerdem sagen echt alle, dass Glück voll abgeht. Aber erstaunlich viele schweigen darüber, wie ernüchternd es ist, wenn es trotz aller Anstrengungen mit dem Glücklichwerden nicht klappt. Da macht man, da tut man, da lernt man sieben Ratgeber auswendig und am Ende des Tages ist man nur noch frustrierter, weil doch kein Konfetti aus allen Körperöffnungen schießt und alle anderen das (scheinbar) hinbekommen.

Ich wollte auch glücklich werden – und zum Glück hat es nicht geklappt. Zumindest nicht so, wie ich es mir ausgemalt habe, mit dem 360-Grad Grinsen, sieben Tage die Woche.

Es gibt ein Konzept, das, meiner Meinung nach, viel erstrebenswerter ist, als bloß glücklich zu sein: Es nennt sich „emotionale Vielfalt“. Der Gedanke dahinter ist: Je mehr wir dazu in der Lage sind, verschiedenste Gefühle fühlen zu können, umso besser geht es uns – im Gegensatz zu denjenigen, die eine geringere emotionale Vielfalt aufweisen können. Jemand, der immer nur glücklich ist, kann nicht mit einer inneren emotionalen Vielfalt glänzen. Und diese Vielfalt ist es letztendlich, die uns zu Menschen macht – und dem Leben erst seine unverwechselbare Tiefe und Einmaligkeit verleiht.

Wenn wir uns erlauben, ein menschliches Wesen zu sein, dürfen wir auch wütend sein, uns traurig fühlen, Freude, Scham, Dankbarkeit, Aufregung, Ekel, Verachtung, Euphorie empfinden – weil alles nun einmal dazugehört. Und, verdammt, es sind doch nur Gefühle. Die kommen und gehen doch eh so, wie es ihnen passt. Ich glaube nicht, dass es im Leben darum geht, Kontrolle über unsere Gefühle auszuüben. Immer glücklich sein zu wollen, ist nichts anderes als dieser Versuch, die Fähigkeit des Fühlens kontrollieren zu wollen. Vielleicht geht es in einem guten Leben eher darum, unsere Gefühle zu kanalisieren und in ein für uns produktives Handeln zu transformieren.

3. „Ich muss nur hart genug arbeiten“

Und dann wird alles gut. Sechzehn Stunden am Tag sind doppelt so produktiv wie acht, mit dem richtigen Kaffeekonsum ist alles nur eine Frage der Einstellung. Viele Berufsgruppen fühlen sich nur dann lebendig, wenn sie freiwillig unbezahlte Überstunden kloppen. Möglichst zuletzt das Licht ausmachen. Möglichst keine E-Mail warten lassen. Möglichst wichtig sein. Hustle, hustle, hustle…

Harte Arbeit bedeutete für mich früher: Viiieeel Arbeit. Bis zum Umfallen arbeiten, am Ende des Tages fast in der Badewanne absaufen, weil ich vor lauter Müdigkeit einschlafe. Und ja, das hat etwas Befriedigendes. Nur hatte ich das grundsätzlich nie unter einer bestimmten Stundenanzahl.

Vielleicht kann man sich jedoch von der Idee verabschieden (oder sie zumindest infrage stellen), dass sich erfolgreiche Arbeit nicht unbedingt an einer Zahl messen lässt – sondern an dem, was durch sie produktiv zustande gekommen ist. Viel zu oft habe ich bei meiner „harten Arbeit“ nämlich den Punkt verpasst, an dem ich einfach nicht mehr konnte und nur noch Müll produziert habe – und diesen Müll durfte ich dann mit weiteren (und vielen) Stunden ausbügeln.

Es ist natürlich nicht in allen Berufen oder Lebenssituationen möglich, einfach eine Pause zu machen. Wenn morgen Abgabe ist, ist morgen Abgabe. Aber es gibt öfter, als man denkt, Situationen, in denen man vielleicht besser mit einem „Work hard AND smart“-Ethos fährt. Dazu gehört eben auch, den Punkt zu erkennen, an dem Arbeit nichts mehr bringt und eventuell sogar zu negativen Ergebnissen führt, weil unsere Kapazitäten überstrapaziert sind. Dieses Prinzip lässt sich auf viele Lebensbereiche ausdehnen: Sport, Hobbys, unsere Kunst… Eben überall dort, wo wir nur Menschen und keine Maschinen sind.

Ich glaube immer noch nicht, dass sich jemand wirklich gerne das Leben schwer macht. Ich glaube eher, dass uns manchmal Glaubenssätze im Weg stehen, die im Prinzip eine gute Absicht verfolgen, uns aber im Endeffekt mehr sabotieren als helfen. Auch wenn ich den Glaubenssätzen immer mal wieder auf den Leim gehe, hat mir das Umdeuten doch zumindest schon einmal geholfen, meinen Blickwinkel auf ein anderes Leben zu richten. Eins, das durchaus entspannter sein kann…

Photo (oben): Jim Pennucci, Lizenz: CC BY 2.0