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Text von: Lena Schulte

Montag, das schreckliche Verbrechen am Wochenende! Alle sieben Tage aufs Neue verflucht Herr Müller samstags schon den Sonntag, weil danach wieder Montag ist. Während früher bloß ein bisschen Eingewöhnungszeit am Anfang der neuen Woche nötig war, fällt es ihm inzwischen immer schwerer, sich von den Montagsgefühlen zu erholen. Bis irgendwann gefühlt die ganze Woche ein einziger unangenehmer Montag ist.

Nun zerrt jeder Tag an Herrn Müllers Nervenkostüm. Während es gleichzeitig schallt: „Müller, Sie reißen sich nicht genug den Hintern auf!“

Dabei ist er wirklich fleißig und tut alles, um seinen Arbeitskollegen, Kunden und Vorgesetzten seinen Wert zu beweisen. Doch je mehr er tut, desto mehr verlangt man von ihm. Und desto weniger scheint seine Arbeit auszureichen.

Manchmal geht es uns wie Herrn Müller: Man kann man machen und tun, was man will, in Arbeit versinken und wirklich immer als Letzter das Licht ausmachen. Aber irgendwie bleibt dieses Gefühl kleben, nicht gut genug zu sein. Kaum Würdigung für die Arbeit und die von uns investierte Lebenszeit, bis sich der Lohn nur noch nach einem dürftigen Schmerzensgeld anfühlt. Und manchmal bleibt es eben nicht nur beim Gefühl, manchmal bekommt man heftige Kritik auch gleich dick aufs Brot geschmiert. Vielleicht, bis jegliches Selbstvertrauen zu Bruch gegangen ist und der berufliche Frust schön ins Privatleben überschwappt. Damit auch alle was davon haben!

Einfach kündigen geht nicht immer, oder zumindest nicht sofort. Doch auch wenn sich Dein Arbeitsplatz (momentan) nach einer Hölle anfühlt, kannst Du trotzdem ein paar Dinge für Dich tun.

1. Suche Dir „Im Großen und Ganzen“-Momente, die nur Dir gehören

Viele unbedeutende Dinge können sich gerne mal bis zur massiven Adipositas aufblähen und unser Sichtfeld mit ihrer schmierigen Bedeutungslosigkeit verfetten. Der Terror der adipösen Belanglosigkeit ist dafür gemacht, um uns abzulenken. Er tut alles dafür, dass wir gar nicht erst auf die Idee kommen, ihn infrage zu stellen.

So war es eine riesige Katastrophe für mich, als ich von meinem damaligen Chef eine Stunde lang zur Schnecke gemacht wurde. Wochen danach konnte ich nur daran denken, wie er mich zusammenfaltete und ich … nun ja … vor dem gesamten Team heulte.

Heute kann ich mich nicht einmal so recht daran erinnern, was überhaupt der Grund für diese Eskalation war. Im Großen und Ganzen, auf die gesamte Spanne meines Lebens verteilt, ist dieser Chef, seine Energie und sein Ausraster nämlich völlig belanglos. Er ist bloß ein punktuelles, unangenehmes Ereignis. Etwas, das irgendwann mal stattgefunden hat und jetzt eine Anekdote ist. Wenn es denn überhaupt mal hochkommt.

Wenn der Tag oder die Wochen mich mal wieder schaffen, ich mal wieder klare Sicht auf meine Prioritäten brauche und mein Hirn durchlüften muss, hilft es mir inzwischen ungemein, einfach kurz ins „Große und Ganze“ auszubrechen. Auf einer verlassenen Wiese in der Stille unterm Sternenhimmel stehen – und durchatmen. Mit etwas Demut nach oben schauen und grob abschätzen, wie gut meine Probleme mit der Größe des Universums mithalten können. Welche Bedeutung sie in Relation zu Zeit und Raum wirklich haben. Ein paar Minuten – und schon geht es mir besser.

Was könnte Dein „Im Großen und Ganzen“-Moment sein, der Dir hilft, (wieder) klar zu sehen?

2. Entdecke den Navy Seal in Dir … oder den Inkassounternehmer

Der Stanford Professor Robert I. Sutton rät Menschen, die sich in einer toxischen (Arbeits-) Umgebung befinden: Deute die Situation um. Es ist vielleicht eine etwas befremdliche Vorstellung, aber Navy Seals tun genau das und sehen Situationen, in denen es gerade ums Überleben geht, nicht als Gefahr oder Problem an. Sondern als ein Spiel. Eine Herausforderung, die es zu gewinnen gilt. Somit bleiben sie konzentriert – jedoch senkt sich die mentale Belastung, wenn es „nur“ ein Spiel ist.

Ein Problem nicht als Bedrohung wahrzunehmen, sondern als eine Herausforderung, dehnt den gedanklichen Wirkungsfreiraum aus. Ähnliches schafft Humor. Raus aus der gedanklichen Starre, mit Konzepten etwas jonglieren und vielleicht sogar auch neue Ideen finden. Wenn wir uns den Humor bewahren, etwas als lustig und leicht betrachten, sehen wir die Situation aus einer anderen Perspektive.

Vielleicht kannst Du Deinen Arbeitsplatz gedanklich auch etwas aufheitern.

Erster Spielzug: problematische Spielcharaktere umdeuten. Von nun ab tobt nicht mehr der cholerische Mitarbeiter, sondern der kleine Jeremy-Prince-Pascal, der anderen Kindern im Sandkasten gerne mal seine Schaufel auf den Kopf knallt. Nimm es nicht zu persönlich, wenn er auf Deine rationalen Argumente nicht besser reagieren kann. Er ist noch ein Kleinkind und muss noch viel lernen.

Zweiter Spielzug: souverän bleiben, auch wenn sie Dich wie Dreck behandeln. Dazu ein Trick, den Inkassounternehmen (und klinische Psychologen) bei außer Kontrolle geratenen Menschen anwenden. Je wütender und wilder das Gegenüber tobt, desto ruhiger bleiben sie. Sie legen immer öfter lange Pausen ein, bevor sie überhaupt antworten und reden umso ruhiger und klarer, je mehr sich das Gegenüber in Rage redet. Das ist zwar nicht leicht, doch wenn wir im Außen ruhig bleiben, während andere die Kontrolle verlieren, behalten wir die Oberhand – und das wirkt auch auf unser Seelenleben.

3. Was liegt in meiner Kontrolle?

Ein Irrenhaus bleibt ein Irrenhaus. Und je länger man dortbleibt, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit an, dass man sich irgendwann fragt, ob man nicht selbst der Irre ist, der alles falsch versteht. So ging es mir zumindest. Irgendwann half kein „Großes und Ganzes“, kein Humor und kein Umdeuten mehr, irgendwann hat mich der Laden einfach nur fertig gemacht und meine Lebensqualität in der Kloake des Funktionierens runtergespült. Ich wusste: Ich muss hier raus. Und das wusste ich, wenn ich ehrlich bin, schon ziemlich früh.

Aber selbstverständlich habe ich erst einmal weitergemacht. Denn ich hatte Angst, meine Miete nicht zahlen zu können, nie wieder Fuß in dieser Branche fassen zu können, ein Versager zu sein, der nicht durchhalten kann und nichts aushält. Besonders gefürchtet hat mich allerdings etwas anderes. Jetzt musste ich wieder meine Talente und Fähigkeiten einsetzen, war wieder auf mich alleingestellt und musste lernen, meine Angst vor der Zukunft auszuhalten.

Die Frage ist doch: Ist es wirklich die Perspektivlosigkeit, die uns zum Bleiben zwingt, wenn wir eigentlich gehen müssten? Oder sind es die Horrorszenarien in unserem Kopf? Oder vielleicht unsere Meinung von uns selbst, die uns klein- und gefangen hält?

Wir müssen nicht von heute auf morgen kündigen und Jeremy-Prince-Pascal zum Abschied eine richtige Schaufel über den Kopf ziehen. Wir können unser Leben nach der Kündigung aktiv planen. Uns von den Dingen verabschieden, die uns finanziell fressen. Unnötigen Besitztum verkaufen, der uns fesselt. Generell mal einen Frühjahrsputz im gedanklichen Schrank der Überzeugungen wagen. Anfangen, ins Handeln zu kommen. Anfangen, jeden Tag einen kleinen Schritt näher auf ein neues Leben zuzugehen. Eins, in dem es uns vielleicht sogar gut gehen darf. Und in dem ein Montag vielleicht einfach nur ein schöner Tag wie jeder andere auch ist.

Photo (oben): Karl Bedingfield, Lizenz: CC BY 2.0