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Text von: Christina Fischer

Manchmal weiß ich schon beim Weckerklingeln, dass dies ein Tag für die Tonne wird. Der Kaffee ist alle, die eine Jeans, die ich für genau diesen Tag ausersehen hatte, ist unauffindbar, auf dem Weg zur Arbeit laufen mir nur Idioten über den Weg, die es alle nur auf mich alleine abgesehen haben, das Schreiben fällt mir so schwer, als müsste ich jedes Wort mit dem Vorschlaghammer aus meinem Hirn schlagen (mit der richtigen Jeans wäre das sicher anders!) und meine Katzen haben wieder die Grünpflanzen gefressen und sie anschließend auf den neuen weißen Teppich gekotzt.

Kurzum: Nichts und niemand ist gut genug. Und die Welt hat sich gegen mich verschworen.

„Wir leben nicht um zu glauben, sondern um zu lernen“, sagte der Dalai Lama. Trotzdem sind wir oft geradezu vollgestopft mit oft unbewussten Glaubenssätzen. Weil wir sie nicht sehen, suchen wir die Gründe für all unser Ungemach irgendwo anders. Dann sind die anderen Autofahrer schuld. Oder die Katzen. Oder die Pflanzen – Hauptsache nicht wir.

Eine stoische Therapie gegen nervenaufreibende Glaubenssätze

„Es sind nicht die Dinge, die uns stören, sondern die Meinungen der Menschen über die Dinge“, meinte einst der Stoiker Epiktet. Wer mich schon einmal erlebt hat, wie ich morgens die leere Kaffeedose wüst beschimpfe, der wird sicher auch finden, dass da etwas dran ist. Aber wie können wir das ändern? Der berühmte Psychologe Albert Ellis hat sich dieser Frage ebenfalls verschrieben und fand die Antwort auf den Spuren der Stoiker. Im Laufe seiner Forschungen fand Ellis heraus, dass vieles, was uns belastet, letztendlich auf vier Glaubenssätze zurückzuführen ist. Wenn wir die hinterfragen und es schaffen, ihnen nicht mehr blind auf den Leim zu gehen, können wir uns eine gehörige Portion Ärger, Angst und Unzufriedenheit in unserem Leben ersparen. Da ich befürchte, dass die Katzen in der Grünpflanzen-Angelegenheit einen längeren Atem haben als ich, kann es ja nicht schaden, genauer hinzuschauen. Hier sind die vier negativen Glaubenssätze, die Albert Ellis ausfindig gemacht hat:

1. Wir glauben: „Das sollte mir nicht passieren“

„Wir wissen, dass die Welt nicht fair ist. Trotzdem regen wir uns auf, wenn das Leben zu uns unfair ist. Schon früh glauben wir, dass das Leben zu uns im besonderen fair sein sollte. Dieses Sich-Aufregen löst das Problem zwar nicht, aber Du stellst Deine Reaktion auch nicht infrage, denn sie fühlt sich so natürlich an“, sagte Albert Ellis.

Wie aber sollen wir etwas ändern, von dem wir glauben, es sei ganz natürlich? Ellis hat dafür einen 3-Schritte-Plan ersonnen. Im ersten Schritt gilt es den Glaubenssatz überhaupt zu identifizieren. Glücklicherweise ist unsere (objektiv unerklärliche) Wut auf Dinge und Menschen ein guter Anhaltspunkt dafür. Im zweiten Schritt sollten wir diesen Glaubenssatz infrage stellen. Also beispielsweise:„Ist es rational verständlich, dass ich denke, dass genau meine Katzen sich immer vorbildlich verhalten sollten?“ Lautet die Antwort „nein“, dann kommt Schritt 3: Den Glaubenssatz durch einen nachvollziehbareren austauschen. Vielleicht etwas wie: „Ich würde es bevorzugen, Katzen mit tadellosem Benehmen zu besitzen, aber ich weiß, dass das Leben sich nicht immer nach meinen Wünschen verhält. Ich bin also nicht davon überrascht, dass die Katzen meine Pflanzen essen.“ Was einen nicht überrascht, versetzt einen nicht in Raserei.

2. Wir glauben: „Ich muss perfekt sein“

„Perfektionismus ist ein gefährlicher Geisteszustand in einer unperfekten Welt“, so der amerikanische Dichter Robert Hillyer. Dass die Welt nicht perfekt ist, wissen wir nun. Warum aber wollen wir dann selbst perfekt sein? Nicht ohne Grund ist der Perfektionismus der Dauerbrenner, wenn es in Bewerbungsgesprächen um die Frage „Was sind Ihre Schwächen?“ geht. Wir glauben mit „Hach, ich bin einfach sooo perfektionistisch“ punkten wir beim Arbeitgeber in spe. Dabei geht unser Wunsch nach Perfektion ebenfalls auf das Konto eines Glaubenssatzes, den viele mit sich herumschleppen. Er besagt nach Ellis: „Ich darf bei wichtigen Aufgaben nicht versagen. Falls doch, ist das furchtbar und unerträglich.“ Dabei erwarten wir von anderen Menschen in der Regel nicht, dass sie unfehlbar sind. Irren ist ja bekanntlich menschlich. Und da wir selbst Menschen sind, werden auch wir ab und an irren, scheitern und manches sogar gnadenlos verbocken. Wenn wir uns das bewusst machen, müssen wir uns wegen gelegentlicher Fehlschläge auch nicht direkt selbst zerfleischen, sondern können es einfach nochmal versuchen. Ellis schlägt daher einen realistischeren Glaubenssatz vor: „Ich werde einfach mein bestes geben. Ich kann die Menge an Aufwand, den ich betreibe, kontrollieren, nicht aber die Reaktion der Menschen darauf.“

3. Wir glauben: „Ich sollte mir darüber Sorgen machen“

Hast Du Dich heute schon genug gesorgt? Ganz tief in uns drin steckt nämlich immer noch die Angst vor Gefahren und Feinden, die wir schon seit grauer Vorzeit mit uns herumschleppen. Wir leben heute deutlich sicherer als in der Steinzeit, trotzdem haben wir nicht aufgehört, uns über alles mögliche Sorgen zu machen. Als könnte uns gleich ein Mammut den Kopf abbeißen, nur weil wir diese Gefahr vorher nicht in Betracht gezogen haben. Oft kommt es uns vor, als würde uns bereits das Sorgen-Machen vor Gefahren schützen, weil sie uns nicht mehr überraschen kann. Die Sache läuft jedoch leicht aus dem Ruder. Dann kommen wir aus der Gedankensprirale nicht mehr heraus. Ellis schlägt vor, sich jeden Tag ganz bewusst nur eine halbe Stunde Sorgen-Machen zu „gönnen“ – dann ist Schluss. Dass die Sorgen uns nicht wirklich beschützen können, wissen wir rational gesehen schließlich. Oder Du machst es gleich wie Abraham Lincoln, der empfahl: „Halte Dir jeden Tag dreißig Minuten für Deine Sorgen frei … und mache in dieser Zeit ein Nickerchen.“

4. Wir glauben: „Es ist wegen meiner Vergangenheit“

Was uns in der Vergangenheit widerfahren ist, kann uns prägen und Auswirkungen auf unsere Gegenwart haben, das sah auch Albert Ellis so. Dabei machen wir jedoch einen entscheidenden Fehler: Wir glauben, dass wir diesen Prägungen ausgeliefert sind und nichts an ihnen ändern können. Vielleicht wurdest Du in der Schule gemobbt und denkst bis heute, du wärst schwach. Obwohl Du inzwischen eine eigene Firma hoch- und drei Kinder großgezogen hast, während du ehrenamtlich den Hunger in der Welt bekämpfst. „Wir können nicht ändern, was in der Vergangenheit geschah“, so Ellis weiter. „Wir können jedoch energisch daran arbeiten, wie wir darüber denken.“ Auch hier empfiehlt der Psychologe als Gegenmittel: hinschauen, erkennen und entkräften – am besten schriftlich. Wenn Du beispielsweise glaubst, Du wärst schwach, weil Du Dich früher einmal nicht durchsetzen konntest, dann überlege Dir Gründe, die dagegen sprechen. Was hast Du bereits geleistet, wo warst Du eben doch einmal stark? Wenn Du selbst nicht weiter weißt, gibt es sicher jemand in Deinem Leben, der einige Punkte auf die Liste setzen kann.

Glaubenssätze sind schwer zu knacken, denn wir wissen einfach nicht, dass sie da sind. Ich versuche dann, an die Worte Platons zu denken: „Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“ Und wenn wir als Menschen auch nicht perfekt sind, so sind wir erfahrungsgemäß eben doch zumindest sehr lernfähig – im Gegensatz zu meinen pflanzenfressenden Katzen.

Mehr unter Eine einfache Frage, die von Leid befreit und im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.

Und hast Du schon in den neuen myMONK-Podcast gehört? Hier gibt’s Folge 1 mit 7 Fragen, die mein Leben verändert haben – und Dich vielleicht auch ein kleines bisschen glücklicher machen können:

Alles weitere zum Podcast findest Du hier.

Photo: Walk on beach von  Nelli Syrotynska / Shutterstock