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„Haben Sie oder haben Sie keine Ängste, Tim?“

„Ähmm … naja … also …“

„Nun geben Sie‘s endlich zu!“

„Ja, ich gestehe. Ich habe Ängste. Etliche sogar.“

Hier die Klaviatur, die die Angst auf meinen Nerven spielt, mal sanft wie eine Feder, mal kreischend wie eine Motorsäge:

Angst vor der Dunkelheit

Angst, dass jemand an der Tür klingelt, mitten in der Nacht

Angst, dass es ein übler Mensch ist oder die Polizei mit einer übler Nachricht

Angst, dass jemand in meiner Wohnung ist, da war doch ein Geräusch

Angst vor der Einsamkeit, davor, dass außer mir irgendwann niemand mehr in meiner Wohnung ist, für immer

Angst vor dem Blick, der sagt: es ist vorbei

Angst, vor mehr als ein paar Menschen zu sprechen

Angst, nicht gemocht zu werden, oder ausgelacht

Angst, dass jemand meine Fingernägel sieht, meine guten treuen Fingernägel, die immer wieder zurückkommen, obwohl ich sie beiße

Angst, als Scharlatan zu gelten, wegen dem, was ich hier mache

Angst, nicht gut genug zu sein, als Mensch, und irgendwann vielleicht als Vater

Angst vorm Herzinfarkt vorm Rollstuhl vor Krebs vor Alzheimer

Angst, dass mich ein Fremder in einer Menschenmenge mit einer infizierten Spritze sticht und hinterher einen Zettel in meiner Tasche zu finden, auf dem „Willkommen im Club“ steht

Angst, dass mich ein Fremder auf die U-Bahn-Gleise schubst

Angst vor Spinnen und davor, dass sich alle je von mir eingesaugten zusammentun zu einer einzigen Riesenspinne und sich rächen (vielleicht schubst sie mich dann auf die Gleise)

Angst vor einem zu langen Leben

Angst, mein Leben zu verpassen

Angst, in ein Loch zu fallen, aus dem ich nie wieder herauskomme

Angst, mir könnte dieser Text zum Verhängnis werden

Angst vor dem Angstzustand und vor dem Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen

Angst, tief in mir könnten noch viel schlimmere Ängste lauern

Angst, dass einem Menschen etwas zustößt, den ich liebe

Angst, dass einem Menschen etwas zustößt, den ich liebe

     … wieder und wieder

Die Sache ist: die meisten von uns haben Ängste, große und kleine, harmlose und gemeine; solche, die nur an die Oberfläche, und solche, die an die Nieren gehen. Das macht Dich nicht zu einem Verrückten und mich auch nicht, es heißt nicht, dass mit uns etwas nicht stimmt – und das allein beruhigt mich.

Noch mehr würde‘s mich beruhigen von Dir und Deinen geheimen Ängsten zu lesen. Vielleicht tut‘s ja auch Dir gut, sie zu teilen.

 

Photo:  Craig Sunter