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Text von: Romy Hausmann

Verschüttet unterm Alltags-Berg, eine zittrige Hand gräbt sich hinaus. Man reiche ihr eine Tasse Kaffee und eine Tablette. Was zum Aufputschen oder was zum Runterkommen, egal, was wir wirklich brauchen, haben wir längst vergessen. Müssen funktionieren und wollen es auch. Müssen Schlachten schlagen und Geld anhäufen, müssen die Müllmarke noch auf die Tonne kleben, die Kinder zum Fußball fahren und die Steuererklärung machen.

Der Alltag drückt gegen unsere Schädel, wie ein Schraubstock, der anzieht, täglich ein bisschen mehr. Manchmal überkommt uns der Gedanke: Könnte es nicht auch irgendwie anders gehen? Muss dieses Leben so verdammt laut sein? So vollgestopft mit Zeug und Verpflichtungen? Wir wollen raus, die Stopp-Taste drücken, uns besinnen.

Dann buchen wir, wenn wir es uns finanziell erlauben können, einen Wellness-Urlaub, mit 30 Behandlungen im Spa. Lassen uns die Verspannungen aus dem Rücken kneten und possierliche kleine Fische die Hornhaut von unseren geschundenen Füßen abknabbern.

Oder wir lesen Ratgeber darüber, wie man im Alltag Entspannung findet, sich seine eigene, kostengünstige Wellness-Oase schafft. Nehmen uns vor, uns ab sofort mindestens einmal die Woche in ein heißes „Schluss mit Stress“-Schaumbad zu legen oder wenigstens abends eine „Riech-Dich-glücklich“-Duftkerze anzuzünden.

Für eine Zeitlang klappt das vielleicht sogar. Doch dann verspannt sich der Rücken erneut. Rennen wir uns im Alltag wieder die Füße platt. Gehen uns die Zündhölzer aus. Oder die Duftkerze ist abgebrannt und schafft es nicht mehr als neuerlicher Posten auf die Einkaufsliste, weil andere Dinge eben doch wichtiger sind.

Dabei muss es nicht schwer sein, auch im Alltag bei sich zu bleiben, ein entspannteres Leben zu führen, selbst ohne Duftkerze. Buddhistische Mönche können uns dazu eine Inspiration sein. Hier fünf Dinge, die wir von ihnen lernen können:

1. Äußeres Entrümpeln

„Die Ironie will es so, dass wir dann, wenn wir das Objekt unserer Wünsche erlangt haben, immer noch nicht zufrieden sind. Auf diese Weise nimmt die Begierde nie ein Ende und ist eine ständige Quelle der Schwierigkeiten. Das einzige Gegenmittel ist die Genügsamkeit.“ – Dalai Lama.

Siddhartha Gautama, später „Buddha“ genannt, wurde in eine reiche Familie hineingeboren. Er hätte wohl ein schönes, feistes Leben führen können. Stattdessen entsagte er jeglichem Besitz, weil er davon überzeugt war, dass Materialismus letzten Endes nur frustriere. Mehr haben, mehr wollen.

Buddhistische Mönche folgen diesem Beispiel bis heute und halten ihren Besitz auf ein Minimum beschränkt. Oft passen all ihre Habseligkeiten in einen Rucksack.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Minimalismus spart uns Geld, Platz und Zeit. Und die Entscheidung, etwas einmal nicht zu brauchen, kann uns ein Gefühl von Freiheit zurückgeben: Wir müssen nicht mehr so viele Überstunden machen, um die teure Miete für die Fünf-Zimmer-Wohnung zu stemmen, wenn wir uns mit zwei Zimmern begnügen. Wir müssen keinen zweiten Kleiderschrank anschaffen, weil der erste bereits aus den Scharnieren bricht, von den Mengen an Klamotten, die wir sowieso nie tragen.

2. Inneres Entrümpeln

„Durch Meditation über die wahre Natur des Geistes reinigen wir störende Gedanken und Gefühle.“ – Dalai Lama.

Für buddhistische Mönche ist Meditation ein fester (und großer) Bestandteil des Alltags. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf etwas ganz Bestimmtes gerichtet – das kann der eigene Atem sein, ein Wort, das man innerlich wiederholt, oder ein äußeres Objekt wie zum Beispiel eine Kerze. Das Ziel: ganz im Moment sein, statt an Vergangenes oder Zukünftiges zu denken. Sich loslösen von den eigenen Gedanken und der Welt.

Meditation befreit von Stress, da es die Ausschüttung des Stress-Hormons Cortisol verringert, kurbelt außerdem die Kreativität an, kann bei Depressionen helfen und das körperliche Schmerzempfinden um bis zu 40 Prozent lindern. Auch Schlafstörungen, ein typisches Stress-Symptom, unter dem inzwischen laut Gesundheitsreport jeder zehnte Deutsche leidet, können durch Meditation behandelt werden.

Wir müssen ja nicht gleich einen Bodhi-Baum im Garten pflanzen und darunter stundenlang auf die Erleuchtung warten. Laut Studienergebnissen genügen schon zehn Minuten pro Tag.

3. Ein strukturierter Tagesablauf

„Denkt an jedem Morgen, an dem ihr aufwacht: Ich bin glücklich und dankbar, dass ich heute aufgewacht bin. Ich lebe, ich führe ein kostbares Leben, ich möchte es nicht verschwenden.“ – Dalai Lama.

Häufig halten wir uns für Opfer einer allzu fordernden Welt, dabei sind wir es oft selbst, die sich auf den Alltags-Berg noch ‘ne Schippe draufhauen. Noch einen Termin irgendwo reinquetschen, noch einen Gefallen, noch eine spontane Verpflichtung. An anderer Stelle verzetteln wir uns oder sacken in ein plötzliches Energie-Loch, das nur mit dem exzessiven Gucken von Katzen-Videos (die sind ja so süüüüß!) wieder ausgeglichen werden kann und vertrödeln somit Zeit, die wir eigentlich für Sinnvolleres nutzen könnten.

Die Mönche, zum Beispiel im Buddhistischen Kloster Freising bei München, folgen einem einfachen, sehr strukturierten Tagesablauf. Stehen morgens um fünf auf, frühstücken, meditieren, verrichten ihre Arbeiten, essen und studieren, jeden Tag zur selben Zeit. Abends um zehn ist Zapfenstreich.

Klar wäre das für die meisten von uns im Alltag gar nicht umsetzbar. Die Kinder haben keinen Aus-Knopf und der Chef guckt wahrscheinlich ziemlich doof, wenn man ihm erklärt, dass das Meeting um 18 Uhr schwer gegen die neu entdeckte Mönchs-Berufung geht.

Aber vielleicht gelingt es uns, kleinere Strukturen zu schaffen. Eine halbe Stunde früher aufzustehen, damit Zeit für ein richtiges Frühstück bleibt. Öfter mal die Katzenvideos weglassen (auch wenn’s keinen mehr schmerzt als mich) und stattdessen etwas tun, was uns wirklich rausholt aus dem Alltags-Stress: meditieren, einen Spaziergang machen, etwas lesen. Eine halbe Stunde früher ins Bett, statt noch ne Runde Trash-TV. Und vielleicht auch mal ganz mutig sein und einen Termin absagen mit den Worten: „Das wird mir heute einfach zu viel.“

4. Achtsam und ohne Vorurteile zuhören

„Wenn du sprichst, wiederholst Du nur, was Du schon weißt. Aber wenn Du zuhörst, lernst Du unter Umständen etwas Neues.“ – Dalai Lama.

Ich gebe zu: ich rede gerne, teile mich gerne mit, schmeiße Lokalrunden an guten Ratschlägen, die ich mal mehr, mal weniger strikt selbst befolge. Und wenn ich mal zuhöre, dann brauche ich nicht lange, um zu urteilen. Manchmal reicht es meinem kleinen, einfältigen Gehirn bereits, wie jemand redet und ich habe augenblicklich die passende Schublade parat, in die mein Gegenüber meiner Meinung nach reingehört („Kein Wunder, dass ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat. Wer so eine nervige Stimme hat, muss ja auch in anderen Bereichen total nervig sein“).

Schämen muss ich mich tröstlicherweise nicht alleine. Dass unsere Gehirne von Natur aus darauf ausgelegt sind, innerhalb von Millisekunden Urteile über andere Menschen zu fällen, ist belegt. Besser macht’s die ganze Sache aber trotzdem nicht.

Buddhistische Mönche lernen, dass Gespräche in erster Linie dazu dienen, anderen zu helfen. Sie versuchen, zuzuhören ohne das Gesagte gleich zu bewerten. So entsteht gegenseitiger Respekt, Verständnis und die Chance auf ein Gespräch, aus dem man mehr mitnehmen kann als nur seine eigene, eng gefasste Meinung.

5. Veränderungen akzeptieren

„Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln.“ – Dalai Lama.

Der buddhistische Lehrer Shunryu Suzuki sagt: „Wir werden niemals zur Gelassenheit finden, wenn wir die Tatsache nicht akzeptieren, dass alles sich verändert.“

Mehr noch: Die Dinge als gesetzt und unrüttelbar zu betrachten, führe zu unsäglichem Leid. Wenn eine Familie zerbricht, die doch so glücklich war. Wenn eine Ehe, die bis ins Grab versprochen war, von heute auf morgen zu Ende ist. Wenn der Job, den wir bis zur Rente machen wollten, weg ist. Dann geht die Welt unter, dann leiden wir. Die Vergänglichkeit macht uns Angst, kann uns aber auch dazu bringen, achtsamer mit unserem Leben umzugehen. Den Moment, der jetzt perfekt ist, einfach zu genießen. Voll da zu sein, wenn die Wolken Bilder in den Himmel malen und die Vögel dazu zwitschern… Mensch, das ist so schön, da kommt kein Katzenvideo mit…

Mehr unter Ein kleiner Gedanke von Buddha, der Dein Leben heilen kann und im myMONK-Buch fürs Loslassen mit der buddhistischen Praxis der Achtsamkeit.

Photo: Tibetan monk / Shutterstock